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Full text of "System der Raumlehre: Nach den Prinzipien der Grassmann'schen ..."

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SYSTEM 

DER 

RAUMLEHRE. 

» 

NACH DEN PRINZIPIEN 

DEB 

GRASSMANN'SCHEN AUSDEHNÜNGSLEHRE 

UND ALS EINLEITUNG IN DIESELBE 

DARGESTELLT 

VON 

VICTOR _^HLEGEL , 

OBERLEHRER AM Ö*YMNASIUM ZU WAREN. 



ZWEITER THEIL: 

DIB ELEMENTE DER MODERNEN GEOMETRIE UND ALGEBRA. 




LEIPZIG, 

DRÜCK UND VERLAG VON B. G. TEÜBNER. 

1875. 



DIE ELEMENTE 



DER 



MODERNEN GEOMETRIE 

UND ALGEBRA. 



NACH DEN PRINZIPIEN 



DER 



GRASSMANN'SCHEN AÜSDEHNÜNGSLEHRE, 



UND 



MIT BERÜCKSICHTIGUNG VERWANDTER METHODEN 



DARGESTELLT 

VON 



VICTOR SCHLEGEL, 

OBERLEHRER AM GYMNASIUM ZU WAREN. 




•'- LEIPZIG, 

DRÜCK UND VERLAG VON B. G. TEÜBNEB. 

1875. 






M cuth l^s^ 717. 



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Vorrede. 



Der vorliegende zweite Theil des „Systems der Baum- 
lehre" sollte dem ursprünglichen Plane gemäss die Elemente 
der Stereometrie nach denselben Grundsätzen und in der- 
selben Darstellungsweise behandeln, wie der erste diejenigen 
der Geometrie. — Dieser Theil würde demnach für die Wür- 
digung der Grassmann'schen Werke dem ersten gegenüber 
wenig neue Gesichtspunkte geboten haben. Da es aber vor 
allem darauf ankam, und sich in der seit dem Erscheinen 
des 1. Theils verflossenen Zeit als uothwendig herausstellte, 
von dem Umfange des Gebietes, welchem die Vortheile der 
Grassmann'schen Methoden zu Gute kommen, und von den 
Fortschritten, welche diese Methoden auch gegenüber den 
neusten Leistungen in der Geometrie repräsentiren, eine Vor- 
stellung zu geben, so empfahl es sich für diesen Zweck mehr, 
jene Methoden im Zusammenhange mit den Resultaten der 
modernen Geometrie und Algebra darzustellen, und hierdurch 
gleichzeitig den Wünschen desjenigen Theiles des mathe- 
matischen Publicums nachzukommen, welches sich für jenen 
Zusammenhang mehr interessirt, als für denjenigen mit den 
Elementen des Euclid. 

Während nämlich in früheren Jahren nur die durch jene 
Methoden gewonnenen neuen Resultate in der Theorie der 
höheren Curven und Flächen allgemeinere Aufmerksamkeit 
erregt hatten , ist es neuerdings den warmen und nachdrück- 
lichen Empfehlungen von Hankel und Clebsch gelungen, 
auch für Grassmann's Hauptwerk, die „Ausdehnungslehre^^, 
ein sich mehr und mehr steigerndes Interesse zu erwecken*). 



*) Einen besonders beachtenswerthen Ausdruck giebt diesem In- 
teresse die im 7. Bd. der Math. Annalen, S. 12 befindliche Stelle, welche 
das Verhältniss der Forschungen von Grassmann und Möbius zu den 
Leistungen der Zeitgenossen berührt 



— VI — 

Es lag aber auch ausserdem in der Natur der Sache^ dass 
das durch die ganze neuere Mathematik sich hindurchziehende 
Streben nach Vereinfachung der Methoden von selbst, wenn 
auch auf Umwegen; mit der Zeit auf die Anschauungen 
Grassmanns hinführen musste. Und so besteht denn auch 
in der That zwischen den Methoden der modernen Geometrie 
und Algebra und denjenigen der Ausdehnungslehre äusserlich 
eine gewisse Aehnlichkeit*). — Diese Wahrnehmung aber 
war es, welche zu dem Wunsche führte — und der erste, 
welcher diesen Wunsch aussprach , war noch Clebsch selbst — : 
dass das Verhältnisse in welchem die Grassmann'sche Aus- 
dehnungslehre zu den neueren Methoden der analytischen 
Geometrie und der modernen Algebra stehe , eine ausführliche 
Darlegung erfahren möge. 

Indem ich nun diese Aufgabe durch die vorliegende Ar- 
beit zu losen suchte, stellte sich heraus, dass jene letzteren 
Methoden , vom Standpunkte der Ausdehnungslehre behandelt, 
eine doppelte Verbesserung erfahren. 

Erstens leiden die Methoden der neueren analytischen 
Geometrie und noch mehr die der modernen Algebra an dem 
Uebelstande einer willkürlich aufgestellten Symbolik, 
welche namentlich in der letzteren Wissenschaft dadurch 
Verwirrung angerichtet hat, dass verschiedene Autoren zur 
Bezeichnung desselben Gegenstandes verschiedene Ausdrücke 
anwendeten. Jedem, sei er Studirender oder Lehrer, wird 
hierdurch das Eindringen in den Gegenstand wesentlich er- 
schwert. Wer z. B. der Reihe nach die einführenden Arbeiten 
von Fiedler, Salmon und Clebsch studirt, wird genöthigt, in 
jedem Buche eine neue Symbolik und neue Operationen zu 
lernen. Es ist aber auch, abgesehen vom |)ädagogischen 
Interesse, für das Gedeihen der noch jungen Wissenschaft 
von hohem Werthe, dass dieselbe möglichst früh das Gewand 
einer angemessenen Bezeichnungsweise anlege. Welchen nach- 



*) Dass aber diese Aehnlichkeit, oder, wenn man will, Verwandt- 
schaft, keineswegs ein ZufaU ist, sondern dass eine naturgemässe 
Aasbüdung der in der Ausdehnungslehre liegenden Keime auch die 
Lehren der modernen Algebra, und zwar in einem Gewände von noch 
ungekannter Einfachheit liefert, das wird, wie ich hoffe, aus der Dar- 
stellung des vorliegenden Buches ersichtlich sein. 



— VII — 

theiligen EinfLuss der Mangel einer solchen auf manche Zweige 
der Mathematik ausgeübt hat^ davon giebt die Geschichte 
dieser Wissenschaft die auffallendsten Beispiele. Trotzdem 
scheint es fast^ als habe die Fülle von Thatsachen^ mit wel- 
cher uns die neuere Mathematik überschüttet hat^ das Interesse 
an einer zweckmässigen Form allmälig zurücktreten lassen. — 
An die Stelle jener willkürlichen Symbolik tritt nun im vor- 
liegenden Buche eine aus den Prinzipien der Ausdehnungs- 
lehre mit Nothwendigkeit sich ergebende, deren Anwendung 
ihren Nutzen sofort darin äussert, dass (ebenso wie im ersten 
Theile) aus den Formeln die entsprechenden geometrischen 
Beziehungen ohne Mühe abgelesen werden können. 

Dieser Vortheil hängt zusammen mit der Beseitigung 
eines zweiten üebelstandes, an welchem die Anwendui^en der 
Analysis und der modernen Algebra auf die Geometrie leiden. 
Dieser beruht in der Verwendung der Coordinaten, 
welche nicht nur den geometrischen Gebilden fremd sind, 
sondern auch eine oft unerträgliche Weitläuftigkeit der For- 
meln im Gefolge haben und deren geometrischen Sinn völlig 
verdunkeln. Esv ist aber bekanntlich gerade eine Eigen- 
thümlichkeit der Grassmann'schen Methoden, dass die geo- 
metrisch zu deutenden Formeln keine Coordinaten enthalten, 
sondern nur Punkte , Geraden und Curven , deren Beziehungen 
durch die Formeln unmittelbar ausgedrückt werden. 

Was den behandelten Stoff betrifft^ so wurde im Ganzen 
das Gebiet der Ebene und in ihr dasjenige der Curven 2. Gra- 
des (wie im 1 . Theile) nicht überschritten. Eine Ausnahme 
war nur nöthig in der Theorie der Determinanten und der 
damit zusammenhängenden Uebersicht über die Eigenschaften 
der Functionen. Hier musste die Untersuchung, um mit den 
bisherigen Darstellungen Schritt zu halten, allgemein (mit 
n Variablen) geführt werden. — Es ist ferner in einer Reihe 
von Anmerkungen vergleichenden und erläuternden Inhalts 
das Verhältniss der Ausdehnungslehre zur modernen Geometrie 
und Algebra ausführlicher erörtert, und eine Anzahl von neuen 
Gesichtspunkten, unter denen sich verschiedene Gegenstände 
zeigen, begründet worden. Wenn aus dem Mangel solcher 
Vergleichungen dem ersten Theil dieses Werkes in den „Jahrb. 



— VIII 



üb. d. Fortschr. d. Math/^ ein Vorwurf gemacht worden ist, 
so scheint mir derselbe gegenstandlos, da dieser Theil doch 
nur die Lehren der elementaren Geometrie umfasste, welche 
bisher bei allen Leistungen auf dem Gebiete der modernen 
Geometrie und Algebra in dem Grade leer ausgegangen ist, 
dass zwischen der Geometrie der Schule und derjenigen der 
TJniversität eine Kluft besteht, welche allseitig anerkannt und 
bedauert, doch bisher nicht ausgefüllt wurde. Wenn aber an 
derselben Stelle gesagt wird, der von solchen Vergleichen 
abgelöste Vortrag des Grassmann'schen Ideenganges muthe 
dem Leser zu, Grassmann's Methoden als die absolut vor- 
trefflichen zu betrachten, so sehe ich nicht ein, wie der rein 
objective, von allen Seitenblicken freie Vortrag alter Lehren 
in neuem Gewände dem unbefangenen Leser etwas anderes 
zumuthet, als zu prüfen, ob das Gewand zu den Lehren auch 
passe. Zu Vergleichungen bot eben der behandelte Stoff gar 
keine Veranlassung. Und schliesslich : wird nicht eine solche 
Vergleichung stets zu Gunsten der von einem Verfasser vor- 
getragenen Anschauung ausfallen? Welchen Zweck hätte es 
wohl, eine Lehre aufzustellen und zu begründen, von der 
man selbst im Voraus überzeugt wäre, dass sie durch andre 
schon bestehende übertroffen würde? Mit dem Anspruch, 
irgend einen Fortschritt, sei es nach Inhalt oder nach Form, 
zu repräsentiren, tritt schliesslich jede wissenschaftliche Publi- 
cation auf. Ob aber die Grassmann'sche Ausdehnungslehre 
nur noch dazu da ist, nach einer Vergleichung mit anderen 
Methoden ; allenfalls mit dem Bedauern , dass sie nicht früher 
ihre Wirkung geäussert habe, ad acta gelegt zu werden, oder 
ob sie auch gegenwärtig noch weiterer Ausbildung werth, und 
fähig sei, nutzbringend in den Entwickelungsgang der Wissen- 
schaft einzugreifen, das ist eine Frage, die sich nicht in drei 
Zeilen beantworten lässt, auch nicht auf Grund meiner nur 
einführenden Schriften, sondern erst nach gründlichem Stu- 
dium der Grassmann'schen Original werke, welches anzuregen 
der hauptsächliche Zweck der ersteren ist. — Das Eine nur 
dürfte aus den bisherigen Anwendungen der Ausdehnungs- 
lehre auf die Gebiete des Baumes hervorgehen: dass sie den 
kürzesten und bequemsten Zugang zu den Resultaten der 
älteren wie der neueren Geometrie und Algebra eröffiiet, ein 



— IX — 

Umstand; welcher für alle diejenigen, welche in diese Gebiete 
erst eindringen wollen, beachtenswerth sein dürfte. 

Wenn das vorliegende Buch seinen Lesern eine Ueber- 
zeugung von diesen Vortheilen verschaffen, und sie zu weite- 
rer Hebung der in der „Ausdehnungslehre" ruhenden Schätze 
anregen sollte, dann würde ich den Zweck desselben für er- 
reicht halten. In diesem Sinne empfehle ich es der wohl- 
wollenden Prüfung des mathematischen Publicums, mit dem 
Wunsche, dass die unvermeidlichen Un Vollkommenheiten in 
der Darstellung, deren Berichtigung ich jederzeit mit Dank 
entgegennehmen werde, nicht dem Gegenstande selbst zur 
Last gelegt werden mögen. 

Waren, im September 1875. 

V. SchlegeL 



Inhalt. 



Einleitung. 

Seite 

1. üeberaicht 1 

1. Die unbestimmt (unendlich) entfernten Punkte 

und Geraden. 

2. Ableitung des unendlich fernen Punktes — 3. Seine Identität 
mit der Strecke. — 4. Die unendlich ferne Gerade als Parallelogramm 1 

2. Das involutorische System der gleichweit 

entfernten Punkte. 

6. Der Abstand zweier Geraden. — 6. Der Abstand zweier Punkte 
auf der Kreislinie und auf der Geraden. — 7. Der Fall des gleichen 
Abstandes zwischen den Elementen eines Stralenbüschels und einer 
Punktreihe 5 

3. Die Curve als Function eines variablen Punktes. 

8. Die Cnrve 1. Grades (gerade Linie). — 9. Die Curve 2. Gra- 
des. — 10. Curven beliebigen Grades 13 

4. Die Multiplication der Eaumgrössen. 

11. Allgemeine Form des Productes. — 12. Symmetrische Mul- 
tiplicationen. — 13. Circuläre Multiplicationen. — 14. Lineale Mul- 
tiplicationen. — 15. Die vier speciellen Multiplications - Gattungen 
der Raumlehre - 17 

Erste Abtheilung. 

Die Kegelschnitte als Resultate einer zusammen- 
gesetzten Bewegung. 

16. Uebersicht 27 

1. Bewegungsgesetz ri + r2=r. — Die Ellipse. 

17. Axen. Mittelpunkt. Brennpunkte. — 18. Tangente. — 19. Die 
Tangenten aus einem Punkte. — 20. Hilfssätze. Anwendung der 
inneren Multiplication. Directrix. Parameter. — 21. Specielle Sätze. 
Polargleichung. Excentricität. — 22. Das umschriebene Parallelo- 
gramm. Conjugirte Durchmesser 29 

2. Bewegungsgesetz r^ — r^=^r, — Die Hyperbel. 

23. Axen. Unendlich ferne Punkte. — 24. Mittelpunkt. Brenn- 
punkte. — 25. Tangente und Asymptote. — 26. Die Tangenten aus 
einem Punkte. Asymptotenwinkel. — 27. Anwendung der inneiren 
Multiplication. Directrix. Parameter. — 28. Specielle Sätze. Polar- 
gleichung. Excentricität. — 29. Das umschriebene Parallelogramm. 
Conjugirte Durchmesser 41 

3. Bewegungsgesetz r, + r2 == oo. — Die Parabel. 

30. Axe. Unendlich ferner Punkt. Mittelpunkt. Brennpunkt. — 
31. Tangente. — 32. Die Tangenten aus einem Punkte. Directrix. 
Parameter. — 33. Specielle Sätze. Polargleichung 53 



XI 



Zweite Abtheilung. 
Die Projectivität von Punkten und Linien. 

Seite 

34. Uebersicht 59 

1. Halbirungspunkte und HalbirungslinieD. 

35. Sätze über die Transversalen und die Halbirungslinien der 
Winkel eines Dreiecks 60 

2. Harmonische Punktreihen und Stralenbüschel. 

36. Sätze über harmonische Punktreihen und Stralenbüschel . 62 

3. Involutorische Punktreihen und Stralenbüschel. 

37. Centrum und Brennpunkte der Involution. — 38. Sätze über 
involutorische Punktreiben und Stralenbüschel 65 

4. Involutorische Punkt- und Geraden-Vereine. 

39. Definition und Sätze von involutorischen Punkt- und Ge- 
raden-Vereinen. — 40. Sätze vom Sechseck und Sechsseit ... 69 

5. Projectivische Punktreihen und Stralenbüschel. 

41. Darstellung der Verwandtschafts-Beziehungen durch den Be- 
griff des Quotienten im Gebiete der Geraden. — 42. Desgl. im Ge- 
biete der Ebene. — 43. Specielle Verwandtschaften: Affinität, 
Aehnlichkeit , Inhaltsgleichheit, Congruenz. — 44. Begriff der pro- 
jecti vischen Punktreihen und Stralenbüschel. Gleichungen der 
Projectivität. — 45. Verschiedene projectivische Punktreihen und 
Stralenbüschel. Perspectivität 75 

6. Projectivische Punkt- und Geraden-Vereine. 

46. Begriff der projecti vischen Punkt- und Geraden -Vereine. 
Gleichungen der Projectivität. — 47. Involution als epecieUer Fall 
der Projectivität. AequianharmoDische Gebilde . 85 

7. Das PascaTsche Sechsseit und das Brianchon'sche 

Sechseck. 

48. Definition des Pascarschen Sechsseits und des Brianchon'- 
Bchcn Sechsecks. Der Brianchon'sche Punkt und die Pascarsche 
Linie. Sätze. — 49. Weitere Sätze. Die Hesse'schen Geraden und 
die Steiner'schen Punkte. — 60. Die 15 Schnittpunkte der Seiten 
des Brianchon'schen Sechsecks. Die 60 Sechsecke der Seitenlinien 
des Brianchon'schen Sechsecks. — 51. Die Hesse'schen Geraden 
und Steiuer'schen Punkte der 60 Sechsecke und Sechsseite. Die 
Hesse'schen Punkte und Steiner'schen Geraden 90 

Dritte Abtheilung. 
Die Lehre von den zusammengesetzten Grössen. 

52. Uebersicht 104 

I. Der Krei8. 

l.Die aus zwei Kreisen ableitbare Reihe von Kreisen. 

53. Der Kreis und sein Mittelpunkt. Punkt und Gerade als 
specieller Fall des Kreises. Potenzlinie. Sätze vom Doppelabstand 
und der Tangente. — 54. Das System der durch 2 Punkte gehen- 
den Kreise. Orthogonalkreis. Imaginäre Schnittpunkte. Gentral- 
punkte. — 55. Harmonische Pole und Polaren des Systems. — 

56. Aehnlichkeitspunkte. Homologe Punkte und Secapten t . . 105 



— XII — 
2. Der aus drei Kreisen ableitbare Verein von Kreisen. 

Seite 

57. Das System der Kreise. Potenzpunkfc. Ortho^onalkreis. 
Aehnlichkeitspunkte und Aehnlichkeitsaxen. — 58. Specielle Sätze 
über Kreise, welche sich berühren. Aehnlichkeitspolaren. A polio- 
nisches Problem 117 

II. Determinanten. 

1. Definition und allgemeine Eigenschaften der 

Determinante. 

59. Betriff und Eigenschaften der Determinante. — 60. Sätze 
über die Determinante 121 

2. Beziehungen zwische^n mehreren Determinanten. 

61. Das Multiplicationstheorem. Erster (neuer) Beweis. — 62. 
Zweiter Beweis. Transformation einer Determinante. — 63. Ortho- 
gonale Substitution. — 64. Dritter Beweis des Multiplications- 
theorems. Symmetrische und congruente Determinanten. Alter- 
nirende Function 126 

3. Unterdeterminanten. 

65. Begriff der ünterdeterminante. Adjungirtes System. Reci- 
proke Determinante. — 66. Eigenschaften der Reciprokal- Deter- 
minante 135 

4. Anwendungen auf die Theorie der Gleichungen. 

67. Auflösimg eines Systems von n linearen Gleichungen mit 

n Unbekannten. Erste Methode. Zweite Methode 138 

68. Bestimmung der Besultante eines Systems von n homogenen 
linearen Gleichungen mit n Unbekannten .140 

69. Elimination einer Unbekannten aus 2 beliebigen Gleichungen 
mit 2 Unbekannten, a) Sylvester's Methode. Elimination cc) mit- 
telst äusserer, ß) mittelst innerer Multiplication. — 70. Sätze über 
die Resultante. — 71. b) Modification der Bezout-Cayley' sehen 
Methode "... 140 

72. Die Functionaldeterminante eines Systems von p beliebigen 
Gleichungen mit p Variablen. Ihre Darstellung als Potenzwerth 
eines Quotienten. — 73. Sätze über die Functionaldeterminante . 145 

74. Die H^se'sche Determinomte einer homogenen Function 
n. Grades von p Variablen. Ihre Bezeichnung als Function. — 
75. Sätze über die Hesse'sche Determinante. — 76. Die Hesse'sche 
Determinante von p homogenen Functionen n. Grades von p Va- 
riablen 150 

III. Die räumliclien Functionen. 

1. Allgemeine Eigenschaften und Beziehungen. 

77. Verallgemeinerung der die Hesse'sche Determinante dar- 
stellenden Formen . . . , 156 

78. Üebersicht der in der aufgestellten allgemeinen Form ent- 
haltenen speciellen Bildungen. Covarianten, Lineare Coordinaten- 
Transformation. — 79. Invarianten. — 80. Concomitanten. Trans- 
formation durch reciproke Substitution. — 81. Geometrische Be- 
deutung der Variablen § einer Function. — 82. Contravarianten. 158 

83. Bildimg der abgeleiteten Functionen, Erste Methode. All- 
gemeine Regeln. — 84. Zweite Methode. Ueberschiebungen. — 
85. Dritte Methode. Theile der Ueberschiebung. — 86. Vierte Me- 
thode. Reduction von Ueberschiebungen complicirter Formen auf 
solche niederer Formen .' . 166 



— XIII — 

"^ Seite 

87. Eeduction einer Fomi auf Stammformen. Fall der durch 
Coordinaten ausgedrückten Function. — 88. Fall der binären Form. 

— 89. Fall der temären Form 172 

2. Betrachtung der einzelnen räumlichen Functionen. 

A. Gebiet der Geraden. Functionen 2. Stufe. (Binare Formen.) 

a) Die Fi/mction 2. Grades. (Quadratische Form.) 

a) Eine Function. 

90. Allgemeine nnd canonische Formen der Function. Harmo- 
nisches Centrum 1. Ordnung. — 91. Covarianten. Die Hesse'sche 
Determinante. — " 92. Reduction auf die Stammformen .... 179 

ß) Zwei Functionen. 

93. Covarianten: 1) Die Hesse'sche Determinante. 2)DieFunction8- 
detcrminante. — 94. Reduction auf die Stammformen. — 95. Die 
Hesse'sche Determinante der Functionsdeterminante 184 

y) Drei Functionen. 

96. Die gemeinsame Co Variante der drei Functionen. — 97. Re- 
duction auf die Stammformen 188 

d) Vier und mehr Functionen. 

98. Das Formensystem von n binären quadratischen Formen . 191 

b) Die Function 3. Grades. (Cubische Form.) 
a) Eine Function. 

99. Allgemeine und canonische Formen der Function. Har- 
monisches Centrum 1. und 2. Ordnung. — 100. Covarianten. Üeber- 
sicht. Die Hesse'sche Determinante. — 101. Weitere Covarianten. 

— 102. Reduction auf die Stammformen 192 

j3) Zwei Functionen. 

103. üebersicht der Covarianten. — 104. Reduction auf die 
Stammformen 202 

c) Die Function 4. Grades, (Biquadratische Form.) 

105. Allgemeine und canonische Formen der Function. Har- 
monisches Centrum 1. und 3. Ordnung. — 106. Covarianien. üeber- 
sicht. Die Hesse'sche Determinante. — 107. Weitere Covarianten. 

— 108. Reduction auf die Stammformen. — 109. Zwei abhängige 
Formen. — 110. Discriminanten. — 111. Formensystem der Functio- 
nen 5. und 6. Grades 204 

d) Beziehungen zwischen den Covarianten einer oder mehrerer 

Functionen n. Grades. 

112. Allgemeine Methode. Beispiele 217 

B. Gebiet der Ebene. Funotionen 3. Stufe. (Temäre Formen.) 

Die Function 2, Grades. (Quadratische Form.) 

a) Eine Function. 

113. Allgemeine Form und geometrische Bedeutung der Function. 

— 114. Canonische Formen. — 116. Sätze über Pol und Polare. — 
116. Fortsetzung. — 117. Covarianten, Die Hesse'sche Determinante. 

— 118. Die Discriminante.. — 119. Die unendlich fernen Gebilde 
der Doppelgeraden und des Doppelpunktes. — 120. Reciproke 
Sätze von den Seiten und Höhen eines Dreiecks. — 121. Contra- 
varianten. Reciprokalcurve. — 122. Reduction auf die Stammformen 220 



— XtV — 

dettd 
ß) Zwei Functionen. 

123. Covarianten. — 124. Gontravarianten 240 

y) Drei Functionen. 

125. Covarianten, 1) Die gemeinsame Invariante. Schnittpunkte 
und gemeinsame Tangenten zweier Kegelschnitte. Kegelschnitt- 
büschel und Kegelschnittreihe 242 

126. Die Ftmction y =^ Xa-]- (nß. Die Hesse'sche Determinante 
von y, Berührung zweier Kegelschnitte. Die Contravariante von y. 
— 127. Specielle Fälle der Function y, a) Concentrische Kegel- 
schnitte. Asymptoten. — li8. b) Confocale Kegelschnitte. Brenn- 
punkte 244 

129. 2) Die gemeinsame Covariante. — 130. Contra Varianten . 249 

Die Massbeziehumgen in der Ebene. 

131. Der Neigungswinkel zweier Geraden, einer Geraden und 
einer Ebene, zweier Ebenen. — 132. Der Abstand zweier Punkte, 
eines Punktes und eines grössten Kugelkreises, zweier grösster 
Kugelkreise auf der Kugelfläche. — 133. Der Abstand zweier Punkte, 
eines Punktes und einer Geraden, zweier Geraden in der Ebene. 250 



Anmerkungen allgemeinen und vergleichenden 

Inhalts. 

1. Ueber den unendlich fernen Punkt 3 

2. Ueber den analytischen Ursprung der metrischen Relationen . 10 

3. Ueber die Bezeichnungen ax^ und aJJ 17. 171 

4. Ueber die Multiplicatiou der Baumgrössen 27 

5. Ueber conjugirte Durchmesser 41 

6. 'Einfügung der in diesem Buche behandelten Gegenstände in 

das „System der Baumlehre** 59 

7.' Ueber die Verallgemeinerung des Begriffes „Quotient** ... 76 

8. Ueber die geometrische Bedeutung der imaginären Wurzeln 
einer Gleichung 83 

9. Vergleichung der verschiedenen Methoden zur Untersuchung 
projectivischer Beziehungen 102 

10. Ueber imafsfinäre Schnittpunkte von Kreisen 111 

11. Ueber die Bedeutung des Systems der ursprünglichen Einheiten 

für die Determinantentheorie • 126 

12. Ueber die Methoden zur Auflösung eines^ Systems linearer 
Gleichungen 138 

13. Ueber die Beduction eines Systems von Functionen mehrerer 
numerischer Variablen auf eine Function einer extensiven Va- 
riablen 149 

14. Ueber das Verhältniss der Ausdehnungslehre zur Methode der 
modernen Algebra 172 

15. Ueber einen Fundamentalsatz der modernen Algebra . . . 177 

16. Ueber „unendlich ferne imaginäre Schnittpunkte** 233 

17. Ueber die Bedeutung unendhch ferner Gebilde für die Theorie 

der Beciprocität 235 



Verzeichniss der erklärten Ausdrücke 258 

Berichtigungen und Zusätze zum ersten Theil dieses Werkes . . xv 



Berichtigungen und Zusätze 
zum ersten Theile dieses Werkes. 



S. 12, Z. 2 mues der Nenner des Bruches n statt 2 heissen. 

S. 16, Z. 25 hinter „folgt" ist hinzuzufügen: ,,da das Product zweier 
identischen Punkte stets einen Linientheil von der Grösse Null liefert." 

S. 38, vor Nr. 70 ist einzuschalten: „Anm. Bei der Betrachtung 
einer Strecke {A — B) konnten wir von der Bewegung (Schiebung eines 
Punktes), durch welche die Strecke entstanden war, absehen, weil die 
zwischen den Punktdifferenzen geltenden Formel^ gleichzeitig Be- 
ziehungen zwischen Strecken, und zwischen Schiebungen ausdrückten, 
so zwar, dass wir in den Sätzen nur den Ausdruck „Strecke'* durch 
„Schiebung** zu ersetzen brauchen. — Dagegen drängt bei Betrachtung 
des Winkels die Definition zu einer Unterscheidung zwischen „Winkel" 
und „Drehung", so zwar, dass die Potenz t" die Drehimg, dagegen der 
Exponent n den Winkel repräsentirt. Da nun die Verbindungen der 
Exponenten um eine Bechnungsstufe tiefer stehen, als diejenigen der 
Potenzen, so wird jeder Satz, der eine doppelte FormuliruDg (zwischen 
den Potenzen oder den Exponenten) zulässt, auch einen doppelten 
Wortausdruck gestatten, jenachdem man den Begriff der Drehung, 
oder den des Winkels anwendet." 

S. 38, Z. 22; S. 39, Z. 3; S. 40, Nr. 73, Z. 4; S. 43, Z. 1; S. 44, Nr. 80, 
Z. 2 ; S.46, Z. 4 u. 8 ; S.48, Nr.87 ist statt „Winkel" zu setzen: „Drehung". 

S. 39, Z. 2 von unten ist statt „Drehungen" und „einer Umdrehung" 
resp. zu lesen: „Winkel" und „einem geschlossenen". 

S. 43, Z. 2 ist statt „das Product" zu lesen: „die Summe", und auf 
derselben Seite in Nr. 76 statt „der Quotient" : „die Differenz". 

S. 44, Z. 2 ist statt „Drehung" zu setzen: „Sinne", und Z. 4 hinzu- 
zufügen: „die zugehörigen Winkel dagegen wie positive und negative 
Zahlen". 

S. 44 ist statt der letzten 6 Zeilen zu setzen: „Anm. Die getheilte 
Darstellung: einer JDrehtmg als Quotient zweier Geraden, und eines 
Winkels als Vielfaches des als Einheit genommenen rechten Winkels, 
der im Exponenten von i erscheint, hat zur Folge (wie schon oben 
angedeutet), dass entweder die Vereinigung von Drehungen durch die 
zweite, oder die von Winkeln durch die erste Bechnungsstufe aus- 



— XVI — 

geführt werden kann, jenachdem die eine oder die andere Betrachtungs- 
weise gewählt wird. In der vorstehenden Darstellung laufen" . . . 

S. 45^ Z. 6 ist \F wegzulassen, S. 49, Z. 4 y. unten, S. 50, Z. 20 u. 21 
ist a^ und t" resp. durch m und n zu ersetzen. ^ 

S. 47, Z. 3 ist statt „(6 : aj)** zu setzen : „der beiden Geraden^^ 

S. 94, in der Figur ist die Strecke BA statt durch h zu bezeichnen 
durch &i. 

S. 106 kann aus der in Z. 6 stehenden Formel unmittelbar der Satz 
abgelesen werden: Jedes einem Kegelschnitte eingeschriebene Sechseck 
ist ein FascaVsches. Desgl. die Umkehrung und die reciproken Sätze. 

S. 108 ist der vor Nr. 149 stehende Satz zu streichen. 

S. 135. Das den Schluss der Nr. 169 bildende, mit den Worten: 
„Vertauscht man*' etc. eingeleitete Verfahren ist dadurch zu ersetzen, 
dass man ebenso wie in Nr. 168 statt der Punktdiüerenzen die Sinus 
der Winkel einführt. Den Grund s. in der Anm. auf S. 60 des vor- 
liegenden Buches. 



'.V.V^' 



r- 



• V? 



■'•>Ä 



Einleitung. 



Während im ,,System der Raumlehre" sich im Allgemei-1. 
nen das Gesetz zeigte, dass jedes neue Gebilde ein vorher 
betrachtetes als speciellen Fall in sich schloss^ so traten an 
zwei Stellen Paare von Gebilden mit scheinbar gleichberech- 
tigter Existenz auf. — Erstens erschienen Punkt und Strecke 
(Nr. 26) als gleichberechtigte Gebilde 1. Grades, beide dar- 
gestellt durch die Form a = Äjei + a2^2* — Zweitens er- 
schienen Linieneinheit (Nr. 32) und Flächeneinheit (Nr. 152) 
als gleichberechtigte Grössen 2. Stufe, beide dargestellt durch 

Es ist zunächst das zwischen diesen Grössenpaaren be- 
stehende Verhältniss der Unterordnung nachzuweisen. Sodann 
ist noch eine dritte, in der „Raumlehre" gebliebene Lücke 
auszufüllen, nämlich der Fortschritt darzulegen, welcher von 
der Darstellung der Curven durch gleich Null gesetzte plani- 
metrische Producte (Nr. 146) zu deqenigen durch gleich Null 
gesetzte Funktionen (Nr. 164) stattfindet. Endlich ist der 
systematische Zusammenhang der verschiedenen in der Raum- 
lehre gebräuchlichen Multiplicationen darzulegen (Nr. 166). 









- \i 



/_>J 



1. Die unbestimmt (unendlich) entfernten Funkte und 

Geraden. 

Die Grösse a ^^ a^e^ -|- a^e^ bedeutete einen Punkt mit 2. 

dem Coefficienten {a^ -f- a^, sobald «j + «j ^ war; dagegen 
das «1 -fache der Strecke (e^ — e^y sobald a, + «j =»0 war 
(„Raumlehre" Nr. 26). — Im letzteren Falle kann jedoch die 
Grosse a ebensowohl als Punkt mit dem Coefficienten be- 
trachtet werden, und es fragt sich nur noch, welche Bedeu- 
tung eine solche Punktgrösse hat. 

Sohlegel, Elemente. 1 



".1 



Sei zur Vereinfachung 

a, = — «2=1, 
und A der einfache Punkt , sodass allgemein 

(«1 + «2) ^ = «; 

dann erhält man: 

0.-4 = (6, — «2)7 
und da 

0.^ = = + ^ — ^ 

ist, so folgt: 

oder: 

(«1 - -4) = (^2 — A), 

oder: 

gl — -^ = 1 
e^ — A 

Hiernach müssten die Entfernungen des Punktes A von 
den Punkten e^ und 62 gleich gross und gleich gerichtet sein. 
Dieser Umstand kann niemals genau eintreten. Entfernt sich 
aber A von den beiden Punkten e, und e^ ins Unendliche; 

so nähert sich auch das Verhältniss ^* ~" . der Einheit als 

e^ — A 

Grenze. Denn schreibt man die letzte Gleichung: 



e^ — A 
oder: 



= 1, 



^1 — ^2 



^ + 1 = 1, 

SO sieht man, dass der Unterschied der beiden Seiten sich 
mit wachsendem {e^ — A) der Null nähert. 

Dasselbe findet auch statt , wenn der Punkt A fest bleibt, 
dagegen e^ an den ebenfalls festen Punkt e^ heranrückt. 

Im ersten Falle, wo c, — e^ eine endliche Strecke ist, 
die wir durch b bezeichnen und als Masseinheit betrachten 
können, ist es nicht möglich, die Strecke «j — -^ durch e zu 
messen. Der nicht existirende, aber in unbestimmter Ent- 
fernung denkbare Punkt A heisst daher der unbestimmt {un- 
endlich) entfernte Punkt der Geraden^ und es ist für ihn 

et— A 00 , 
c, — eji « 

wo 00 die ebenfalls nicht existirende, aber in unbestimmter 



I 
I 
I 



~ 3 — 
mg denkbare Grenze für das Wachsthum einer Zahl 

zweiten Falle verschwindet die Masseinhelt selbst; 
st 68 ebensowenig, wie vorher, möglich, die Strecke 
durch £ zu messen. Der Punkte ist daher, obwohl 
^er EntfemuDg existirend , wiederum nicht bestimm- 
lem jeder Punkt der Geraden der Gleichung genügt: 



e Strecke e^ — A bedeutet. 

1 kann hiernach jede Strecke einer Geraden als un-3. 

entfernten Punkt betrachten , und zwar diejenige 

welche gleich der Masseinheit ist, als unendlich 

'onkt mit dem Coefficienten 1^ jede andere Strecke 

unendlich fernen Punkt mit irgend einem anderen 
nten. — Umgekehrt lässt sich der unendlich entfernte 
tets durch eine Strecke vertreten, nachdem erwiesen 
1 beide Ausdrücke nur verschiedene Formen für den- 
egriff sind (nämlich den Begriff einer mit dem Coeffi- 

versehenen Grosse 1. Grades). 

onacb haben zwei Linientheüe (Grössen 2. Grades) in 
De stets eine Grösse 1. Grades (einen Punkt) gemein- 
3 giebt nämlich stets zwei gleiche Grössen 1. Grades, 
en die eine in dem ersten, die andere in dem zweiten 
.eil liegt. Sind diese gleichen Grössen endliche Punkte, 
en sie, um gleich zu sein, zusammenfallen („Räum- 
er. 27. Anm.); d. h. die (sich schneidenden) Linien- 
aben einen endlichen Punkt gemeinsam. Sind die 
Grössen unendlich entfernte Punkte, d.h. Strecken, 
m sie, um gleich zu sein, in parallelen Linien liegen; 
t (parallelen) Linientheüe haben einen unendlich ent- 
Punkt (eine Strecke) gemeinsam. 

erkuiig. Die beiden gleichbedeutenden Ausdrucke „Strecke" 
ndlicb femer Pnnkt" haben jeder seinen besonderen VorEng, 
:Bte entepricbt nueerer Asscbauimg , nOtJügt uns aber zn einer 

1 Anadrucksform für manche, von GrQeaen l.Gradea allgemein 
Sätze. — Der zweite ermöglicht ea, Grüseeu vom 1. Grade 
erachied ala Funkte zu bezeichnen, entzieht aich aber jeder 
ag. — Daher findet dei zweite seine Erklärung durch den 
od ist DDT als ein, freilich oft nnentbehrlioher, Stellvertreter 



— 4 - 

desselben anzusehen. — Der hier entwickelte Zusammenhang zwischen 
Strecke und Punkt findet sich ähnlich schon bei Grassmann, Ausd.- 
Lehre. IL 228. 

Ebenso, wie die Strecke als specieller Fall des Punktes, 
erscheint nun auch die Schiebung als ein specieller Fall der 
Drehung. Denn wie die Drehung einer Geraden um einen 
endlichen Punkt eine neue Gerade erzeugte, welche mit der 
vorigen diesen endlichen Punkt gemeinsam hatte, so liefert 
die Drehung der Geraden um ihren unendlich fernen Punkt 
eine neue Gerade, welche diesen unendlich fernen Punkt mit 
ihr gemeinsam hat, also ihr parallel ist. Es kann daher die 
Schiebung der Geraden als Drehung um ihren unendlich fer- 
nen Punkt bezeichnet werden, und die Grösse dieser Drehung 
wird dargestellt durch die Grösse der Schiebung. 

4. Eine ganz analoge Untersuchung lässt sich nun über 
„Linientheil" und „Parallelogramm" anstellen. 

Die Grösse a = a^^j -j- ^2^29 worin e^ und ßj zwei gleich 
lange und gleich gerichtete Linientheile sind, stellt (nach 
„Raumlehre" Nr. 129) einen Linientheil oder ein Parallelo- 
gramm dar, je nachdem a^ + «j ungleich oder gleich Null, 
Das Parallelogramm kann hiernach als Linientheil mit dem 
Coefficienten Null betrachtet werden. Es führt dann die 
wörtliche Wiederholung der oben angestellten Rechnungen 
zu dem Resultat, dass ein Linientheil mit dem Coefficienten 
Null ein unendlich entfernter Linientheil ist. Bezieht sich diese 
Entfernung auf einen anderen Linientheil, so hat der unend- 
lich entfernte gleiche Richtung mit diesem; bezieht sie sich 
dagegen auf einen Punkt, so ist die Richtung des unendlich 
entfernten Linientheils unbestimmt, und man kann ihn als 
irgend eine der Tangenten des aus dem gegebenen Punkte 
mit unendlich grossem Radius beschriebenen Kreises sich 
vorstellen. 

Jedes Parallelogramm kann demnach als unendlich ent- 
fernter Linientheil mit gleichem Coefficienten betrachtet wer- 
den, und umgekehrt. 

Demnach haben zwei Flächentheile (d. h. Ebenenstücke 
oder Grössen 3. Grades) im Raum stets eine Grösse 2, Grades 
(einen Linientheil) gemeinsam. Es giebt nämlich stets 2 
gleiche Grössen 2. Grades, von denen die eine in dem ersten, 



— o — 

die andre in dem zweiten Flächenstücke liegt. Sind diese 
gleichen Grössen endlich entfernte Linientheile, so müssen 
sie^ um gleich zu sein^ in derselben Geraden liegen (^^Raum- 
lehre'^ Nr. 30); d. h. die (sich schneidenden) Flächentheile 
haben eine Gerade gemeinsam. Sind die gleichen Grössen 
unendlich entfernte Linientheile^ d. h. Parallelogramme ^ so 
müssen sie^ um gleich zu sein^ in parallelen Ebenen liegen 
(„Raumlehre" Nr. 140); d. h. die (parallelen) Ebenen haben 
eine unendlich ferne Gerade gemeinsam. — Endlich kann 
noch die Schiebung einer Ebene als Drehung um ihre unend- 
lich ferne Gerade betrachtet werden. 

2. Das involutorische System der gleichweit entfernten 

Funkte. 

Wenn, wie wir soeben gefunden haben, die Schiebung 5. 
ein specieller Fall der Drehung ist, so kann man auch die 
gerade Linie als einen speciellen Fall der Kreislinie betrach- 
ten, nämlich als eine Kreislinie, deren Mittelpunkt in unend- 
liche Ferne gerückt ist. Dies folgt daraus, dass der End- 
punkt einer sich schiebenden Strecke eine Gerade, derjenige 
einer sich drehenden Strecke eine Kreislinie beschreibt. 

In diesem Falle ist nun auch eine Strecke auf einer Ge- 
raden der specielle Fall eines Kreisbogens, und es muss der 
Ausdruck der Strecke durch ihre Endpunkte in dem Ausdruck 
des Kreisbogens enthalten sein. Dieser Zusammenhang ist 
zunächst darzulegen. 

Es seien e^ und 62 zwei auf einander senkrechte Radien 
eines Kreises, und (6^62) = 1. 

Femer seien x und y zwei andre beliebige, vom Mittel- 
punkte des Kreises ausgehende Strecken, und 

Wenn dann -O* der Winkel zwischen x und y ist, so hat 
man („Raumlehre" Nr. 154) folgende Beziehungen: 

{xy) = (Ai/[*2 — ^12^*1) (^1^2)5 

(a;|i/)= A,^, +^2f*2; 

(Aj^2 — hl^i) = V^i^ + V • W?^\-l^ • sin ^\ 
(^1^1 + ^2^*2) = /V+~V . /^^T+T? . cos '^; 



■.T-^ 



mithin: 



0) 



f sin 0* == 



6 — 



^li"2 — h(^i 



\ 



COS d' 






Da nun der Richtungsunterschied der Strecken x und y 
gleich 0* ist, wobei -9" nicht nur den Winkel sondern auch 
den zugehörigen Bogen der Kreislinie bedeuten kann, so ist, 
wenn man den Winkel, dessen Sinus m ist, mit arc. sin. m 
(arcus sinus m) bezeichnet, und die entsprechende Bezeich- 
nung arc. COS. n anwendet, dieser Bichtungsunterschied aus- 
gedrückt durch 



/&• = arc. sin. 



= arc. COS. 



Xifii + Xifii 



Vh^ + ^2* • Vl^f + f*2* 

Betrachten wir nun die Strecke y als constant, x als 
variabel, so repräsentirt die Gleichung 

(2) Aifi2 - ^2^*1=0 

eine Strecke, welche mit y zusammenfällt, da sin -ö- == ist. 
Und die Gleichung 

(3) Aj^i + ^2^2 = 

stellt eine Strecke vor, welche auf y senkrecht steht, da 
COS -9* = ist. 

Löst man endlich eine der Gleichungen für sin ^ und 

cos %' nach -y- auf, so hat dieselbe, als gemischt quadratische 

Gleichung, zwei Wurzeln, 
und stellt daher zwei 
Strecken dar, welche von 
y um den Winkel -d* ab- 
weichen. Der Winkel die- 
ser beiden Strecken wird 
also durch y halbirt, folg- 
lich auch ihr Nebenwinkel 
durch die auf y senkrechte Strecke. Daher sind die beiden, 
durch eine der Gleichungen (1) dargestellten Strecken har- 
monisch mit den durch (2) und (3) dargestellten. 




Und lässt man in einer der Gleichungen 1) den Winkel 
& sich ändern, so stellt diese Gleichung alle mit 2} und 3) 
harmonischen Linienpaare dar, d. h. das ganze System von 
involutorischen Paaren, dessen Doppelstralen (2) und (3) sind. 

Bis jetzt war nur die Richtung einer Strecke bestimmt, 
nicht aber ihre absolute Lange (gemessen durch e, oder e^). 
Das letztere geschieht, indem noch zwischen Aj und X^ eine 
Gleichung aufgestellt wird. Man bat dann zur Bestimmung 
von A, und Xj erstens diese Gleichung, und zweitens den 
aus den Gleichungen (1) resp. (2) oder (3) gezogenen Werth 



£s sei zunächst 6 

V + V=li ^' + /^,'=1. 
Dann hegen die Endpunkte aller Strecken auf der Peripherie 
des gegebenen Kreises, und & ist nicht nur (als Winkel be- 
trachtet) der Bichtungsuuterschied der Strecken x und y, son- 
dern auch (als Bogen betrachtet) die Entfernung ihrer End- 
punkte auf der Kreislinie. 

Wenn nun der Mittelpunkt des Kreises . auf der Strecke 
(2) in unendhche Ferne rückt, während der andere Endpunkt 
dieser Strecke fest bleibt, so geht die Kreislinie über in eine 
Gerade, die auf (2) in deren Endpunkte senkrecht steht. 
SämmÜiche, bisher durch den Mittelpunkt des Kreises gehende 
Geraden stehen jetzt auf dieser Geraden in verschiedenen 
Punkten senkrecht, und alle zwischen diesen Geraden be- 
stehenden Gleichungen gelten auch (nach „Rauml." Nr. 132) 
zwischen ihren Fusspunkten auf der aus dem Kreise ent- 



m e, (2) 



1) 

Fig. S. 



standenen Geraden. Die Gerade (3) rückt, von (2) aus ge- 
rechnet, in unendliche Feme, dasselbe thut also auch ihr 
Fusspunkt. 

Wählen wir nun für alle Fusspunkte dieselbe Bezeichnung, 



— 8 — 

wie für die durch sie gehenden Geraden, so bezeichnen jetzt 
die Gleichungen 

zwei Punkte x und y, welche aus zwei anderen Punkten e^ 

und ^2 vermittelst der Zahlen A^A2fiift2 ^hgeleitet sind. Dem- 
nach erscheint die Ableitung eines Punktes aus zwei Punkten 
auf einer Geraden als specieller Fall der Ableitung einer 
Strecke aus zwei zu einander senkrechten Strecken. 

Die Gleichung (2) stellt jetzt einen Punkt vor, der mit 
y zusammenfallt; die Gleichung (3) lautet, wenn man von 
vornherein e^ und ^2 so annimmt, dass der Winkel dieser 
Strecken durch (2) halbirt wird, dass also ftj = (I2 ist: 

^1 + ^2 = 0- 

Sie stellt daher eine Strecke oder den unendlich entfernten 
Punkt der Geraden vor, wie schon vorhin gefunden. Beide 
Punkte, (2) und (3), sind die Doppelpunkte der Involution, 
deren Paare durch eine der Gleichungen (1) bestimmt werden. 
Um diese letzteren Gleichungen, welche für die Invo- 
lution von Linien galten, so zu transformiren, dass sie fQr 
diejenige von Punkten gelten, erinnern wir uns („Rauml.^^ 
Nr. 168), dass das anharmonische Verhältniss zwischen vier 
Geraden a, 6, c, d, mit den resp. numerischen Werthen a, ß, 
y, tf, durch die Gleichung bestimmt wurde: 

a . ß . ein (ba) a , S . sin (da) 

ß ,y . sin {bc) '~~ y . S . Bin (dc)^ 

während die entsprechende Gleichung zwischen den Durch- 
schnittspunkten dieser Geraden -4, B, C, D lautete: 

(BC) ^* (DC) 

Man hat also, um von der einen Relation den Uebergang 
zur andern zu machen, nur jedesmal das Product der nume- 
rischen Werthe zweier Strecken und des Sinus ihres Zwischen- 
winkels mit dem äusseren Product ihrer Fusspunkte zu ver- 
tauschen. Ersetzt man hiernach in der ersten der Gleichungen 
(1) das Product j/\'^ + L^^ . ^^a,^ -|- ^^'^ . sin d^ durch (xy), 
so lautet diese Gleichung nun 

(xy) = A, ^2 — ^2^1 5 
dieselbe giebt die Entfernung der beiden Punkte x und y an, 



— 9 - 




Fig. 3. 



ebenso, wie oben der allgemeinere Ausdruck, für 9' den Rich- 
tungsonterschied der beiden Geraden x und y bezeichnete. 
Hierdurch ist nun die Entfernung zweier Punkte auf einer 
Geraden als specieller Fall des Richtungsunterschiedes zweier 
Geraden in einer Ebene nachgewiesen. 

Denkt man sich, noch einmal zur Kreislinie zurück- 7. 
kehrend, verschiedene Linienpaare, aa^ &&,..., welche alle 
zu den Doppellinien 
(mund^) der Involu- 
tion harmonisch sind, 
so ist m die Mittel- 
richtung für jedes die- 
ser Paare. Wenn dann 
die Winkel der succes- 
siven Stralen m, a, 6, c 
. . . alle gleich %• sind, 
unddasVerhältnissdes 

Winkels (mp) zu d' eine ganze Zahl fc'ist, so ist jedes Stralen- 
paar, dessen Winkel Jcd' ist, ein Doppelpaar der Involution 
für die übrigen Stralen. Der Winkel Jc^ oder (mjp) (der rechte 
Winkel) ist nun die Masseinheit für die Richtungsunterschiede 
zweier beliebiger Geraden, und der ihm entsprechende Bogen 
(der Quadrant) die Masseinheit für die Entfernung zweier be- 
liebiger Punkte auf der Kreislinie. 

Geht nun die Kreislinie in eine Gerade über, so ist M 
der Mittelpunkt für alle Paare ÄÄ^ BB^ . . . , die Entfernungen 
der successiven Punkte M, A, B, G , , . sind einander gleich, 
und M und der in unendliche Feme gerückte Punkt P sind 
die Doppelpunkte der Involution für alle jene Paare. Aber 
auch jeder andere Punkt des Systems 

C B A M Ai Bj C^ 

I I I I I I I i I 

bildet mit P zusammen ein Paar von Doppelpunkten, sodass 
in diesem Falle eine Masseinheit für die Entfernung zweier 
Punkte nicht gegeben ist, sondern willkürlich angenommen 
werden kann. 

Es lässt sich hiemach überall auf einer Geraden die 
Gleichheit zweier (anstossender) Strecken als harmonische 
Beziehung ihrer Endpunkte auf ein Grundgebilde (den unend- 



- 10 — 

lieh entfernten Punkt) betrachten, wodurch überhaupt die 
Geometrie des Masses auf einer Geraden der Geometrie der 
Lage untergeordnet wird. Dieser Umstand hängt genau mit 
dem Resultat des vorigen Abschnittes zusammen , wonach die 
Strecke als specieller Fall des Punktes erschien. — Auch der 
in die gegenwärtige Untersuchung eintretende unendlich 
entfernte Punkt lässt sich leicht auf eine Strecke zurück- 
führen. Wenn nämlich Ä, -4^, M, P harmonische Punkte sind, 
so ist G,Rauml." Nr. 169) 

(P — ^) = A(P — ^i); {Ä — M) = X{M—A^) 
oder: 

P{1 — X) = A — XÄ^] M{\ +X) = Ä + XÄi. 

Wird nun A = 1 , d. h. rückt P in unendliche Ferne, 

so ist 

d. h. der unendlich ferne Punkt P ist gleichbedeutend mit 
der Strecke A — A. , 

Anmerkung. Der Inhalt dieses Abschnittes fallt im Wesentlichen 
zusammen mit der Theorie des analytischen Ursprungs der metrischen 
Relationen, wie sie (nach Cayley) in den „Elem. d. neueren Geom.'^ 
von Fiedler S. 217 ff. gegeben ist. Doch sind einige Eunstausdrücke 
weggelassen, die, auf die Gerade bezogen^ noch keine Bedeutung 
haben. Der Uebergang von der vorliegenden Darstellung zu derjenigen 
mittelst der modernen Algebra erfolgt durch die Substitutionen: 

f*i=" ftyi + fty2; f 2 = yi^i + 72^2 . 

Hierdurch gehen zunächst die Werthe von x und y über in: 
Setzt man femer: 

ft' + yi*-aii; fe* + y2'««22; 
ftft + yiy2 = «i2> 

so ist zunächst 

Setzt mau endHch noch 

so nehmen die in den Formeln (1) enthaltenen Ausdrücke folgende Ge- 
stalt an: 



- 11 - 

fi' + Ci*— «i.yi' + 2i«„yiy, + oay,' = «y» 
i.f 1 + »«(**= "iiiCiyi + ",i (iiVt + *iy.) + "nXtVt = «« ■ y 

=- (*, e»)' ■ (i^iyi — x^yt)' = {xy)* . 
In diesen Formeln bedeutet, wie auch aus der Rechnung erhellt, x.y 
das algebraische , dagegen (xy) du äueaere Product der Gröasen x nnd y. 
8eM man diese Werthe in den Formeln (1), (SJ, (3) ein, bo lauten 
dieselben: 

!►= ta^y) . 

' .s* °^y ■ 

(8) C^y)-0: 

(3) oa!.y = 0. 

Man lann nun direct zeigen, dass (2) nnd (3) die Doppelelemente 
der Involution für alle in einer der Gleichungen (1) enthaltenen Faara 
sind. Zunächst sind für die beiden, durch 

a!a!' = 0; px» — 
ansgedriickten Paare die Doppelelemente der Involutian gegeben durch 
die Gleichung 

(<tx . I,) (ßx . t.) - (ax . »,) (ßx . »,) = 

(«„ft. - "„Pii) «i" + («i,ß» - «„iJ.i) X,Xt + (or„(5„ - o«p„) a%' = 0. 
Ist nun ßx* ein vollständiges Qaadrat, so bezeichnet es ein Paar zn- 
sammenfatlender Elemente; und setzt mau fOr diesen Fall 

Pii — yt*; ?»=- — j/iSj! ßn — yi'i 
also 

pa!» = {a!,y, — fl^y,)»-=0, 
so geht die letzte Gleichung über in 

{- «HVift— ''iiy.')a'i'+(''iiyi'-''My(*)«ia:i+(«iij'i'+"nyiyt)%'=-o 
(a!iyi — yi%) [«««1^1 + «i, («iy.+ yiit.) + «i.a:,yil = 0. 

Diese zerfbllt also in die Gleichungen (3) und (3); mithin bezeichnen 
dieselben die Doppeletemente der Involution für die Paare a3^ ^ 
und P:b* = 0. Legt man statt dieser Paare die folgenden zn Gründe: 

(« + 1P)3!' = 0; ßa? = Q, 
so bleibt, wie leicht zu sehen, die Gleichung der Doppelelemente nn- 
geändert; mithin sind, wennl sich ändert, auch alle durch (a-|-lß}iB*>^0 
ansgedrQckten Paare mit den Doppelelementen harmonisch. Ersetzt 
man schliesslich die Variable A durch # so, dase 



^» 



\ 



— 12 



ay^ sin ^9" txy^ (^i2/2 — ^22/i)^ <^os 2^ ^ 

so geht die Gleichung (a'{- Xß) x^ = nach Auswahl in eine der For- 
men (1) über. 
Ist specieU 

so sind die Strecken Si und £2 parallel, die Kreislinie geht in eine Ge- 
rade über, und man kann setzen: 

woraus folgt: 

ax^=^{qXi—px2Y] ccy^^'iqyt—pyt)*; 
ax.y=-:qxi — pxz)iqyi — pyz'^; (xy)==0. 

• 

Wenn nun die Fusspunkte aller Strecken auf der Geraden mit den- 
selben Buchstaben, wie die Strecken bezeichnet werden^ so kann man 
unter dieser neuen Voraussetzung (£| s^) = 1 setzen , und &• für sin d". 
Man erhält also: 

^^ Xjyj — X iyi 

{qx^—pXi) {qyy--py2) 

Wenn wir nun die Formel a; = iCi f 1 + ^2 ^2 ^^ folgender Gestalt 
schreiben: 

x = Xy^ {Si — «2) + (oJi + x^) ez, 

oder da Xi + o?« = i ist, 

X = Xi («1 — f 2) + f 2 , 

so sieht man, dass, wenn wir x^^^i setzen, dann Xy die Entfernung 
der Punkte x und ^2 bedeutet, gemessen durch die Strecken-Einheit 

(«1 — «2)- 

Da der Funkt ax ,y = jetzt in unendliche Ferne gerückt ist, so 

muss sein 

Xi'. X2= p : q=^ OO'f 

man kann also setzen: 

^=1; g; = 0; x^=l', 2/2 = !- 
Dann folgt: 

^ = a?! — 2/1 

wodurch der gewöhnliche Ausdruck der Entfernung zweier Punkte 
(durch ihre Coordinaten) hergestellt ist. 

Da endlich {x—y)=- {Xi — 2/1) («i - «2); (^ — 2/)y = (^1 — Vi) («1 ^2) 
ist, so folgt: 

(a;y)=.(aj, — 2/1)=.«-, 

übereinstimmend n^it der Entwickelung des Textes. 

Die grössere Einfachheit der letzteren erklärt sich daraus, dass die 
dort befolgte Methode von selbst auf die canonische Form Xi* 4~ ^2^ 
führt, welche in der Anmerkung erst durch Transformation in die all- 
gemeine ax^ verwandelt wurde. 



irre als Funktion eines Toriablen Punktes. 

Raumlehre" (143 ff.) ist eine Curte durch ein 8. 
gesetztes planimetriseliea Product ausgedruckt 
38 ist (146, 148—150) gezeigt worden, wie die- 
L eine ZaMengleichung zwischen den (auf ein 
em bezüglichen) Coordinaten des beweglichen 
mdelt werden kann. 

e, von welcher diese Zahlengleichung aussagte, 
h Null sei, wurde später (164) eine Funktion 
in genannt, und da diese Funktion vermittelst 
ilen aus den algebraischen Prodncten der Goor- 
eitet wurde (welche Producte hierbei als Ein- 
1 Grades erschienen), so wurden dem entepre- 
'ven als zusammengesetzte Grössen betrachtet. 
1 wurde einerseits der Fortschritt gemacht, dass 
eiche vorher nur als Bewegungeresultat eines 
onkten und Geraden abhängigen Punktes er- 
ihr in die Reihe der selbständigen geometrischen 
t, und als allgemeineres Gebilde der geraden 
rdnet wurde. — Andrerseits aber wurde ein 
durch gemacht, dass die algebraische Gleichung, 
neue Verhältniss der Ourve ausdrückte, mit den 
ehaftet wurde, wodurch dieser neue Ausdruck 
V,bhängigkeit von einem ihr ganz fremden Ele- 
oordinatensystem , gerieth. Dahingegen hatte 
sehe Product nur die zur Construction der Curve 
Elemente nebst dem sie beschreibenden variablen 
ten. 

r Rückschritt fand dadurch statt, dass der eine 
t des Productes durch mehrere variable Co- 
1er Gleichung ersetzt wurde, 
tmnach zunächst unsere Aufgabe, jenen Fort- 
Ihren unter Vermeidung dieser Rückschritte, 
ein aus den drei Einheiten e,Cjej abgeleiteter 

funkt erstens auf der Geraden a liegt, so wird 
kt durch die Gleichung 



"1 



— 14 — 

(1) ax = 

oder: 

(2) x^ae^ + a?2ae2 + oa^cce^ = 0. 

Nun ist 

x^ = {x\ e^) ; a?2 = (a? I «2) 5 ^3 = (^ I ^3) » 
daher: 

ax = a^i (a^l^i) + cte2 (^[^2) + «^3 (^l^s) = 0. 
Wenn ferner 

(3) a = ai|6i + «2^2 + «3^3 

ist, so hat man 

(4) 61« = «!; e^cc^cc^] e^a = a^'^ 
folglich : 

(5) ax = «i(ic|^i) + «2(^1^2) H" ^3(^1^3) = 0. 

Man kann nun auf der rechten Seite dieser Gleichung 
den gemeinsamen Factor x heraussetzen, vorausgesetzt, dass 
man die Stellen, wo er herausgenommen ist, bezeichnet. 
Wenn diese Bezeichnung durch Einsetzung des Buchstabens l 
(Lücke) geschieht, so hat man 

ax = [«1(^1^1) + «2(^1^2) + «3(^1^3)3 ^ ; 

also 

(6) a = a,(i|6i) + «2(^1^2) + «3Gk3). 

Dieser Werth für a ist mit dem durch (3) gegebenen 
identisch; denn die l sagen nur aus, dass, wenn a mit x multi- 
plicirt wird, an Stelle jedes l ein x zu treten hat.*) 

Setzt man in der Gleichung x^aey'\' x^cce^-^- x^ae^=^0 
die oben gefundenen Werthe für ßj«, e^ccy ß,«, so erhält man 
die gewöhnliche Gleichung der Geraden in homogenen Co-^ 
ordinaten : 

(7) x^ Uy + x^a^ + ^TgÄa = 0. 

9. • Diese Betrachtungen mögen nun zweitens erweitert wer- 
den auf den Fall, dass x auf einer Curve 2. Grades liege. 

*) Man kann auch, was für viele Untersuchungen bequemer ist, die 
Lücke, statt durch Z, durch irgend eine extensive Variable, namentlich 
durch X selbst bezeichnen; im letzteren Falle zeigt Formel (6), dass 
dann a und ax (allgemein a und ao;*») dasselbe bedeuten. Von dieser 
Bezeichnung wird später Gebrauch gemacht werden. — S. auch Mathem. 
Ann. Bd. 7. S. 543 unten. 



— 15 - 

eichuDg einer solchen, durch die 5 Elemente 
3, bestimmten Curre ist („Raumlehre" 147): 

(xAbCäEx)^0, 
man nach obigem Grundsätze die beiden Factoren 
it, und durch l ersetzt: 

ie immer das algebraische Product der Grössen x 

itet. 

Luen wir die ElammergtSsse mit a, sodass 

a = (lAhCdEl) , 
Gleichung 

ttx^ = 0, 
inkt X auf der Curve liege. Ersetzt mau x durch 
Üi, so fo^ weiter: 

«»i'c,* -f- ax^e.^ -\- ax^e^ 
x^x^e^e^ -\- 20X2X36263 -\- aaxja^ie^ßi = 0. 
lun analog der obigen Betrachtung: 

« = «,, Ie,''' + ajjjCj* + «gjlcs' 
2«nl(e.e,) + 2«„|(e,e3) + 2«3,|(e,e,), 

= a.ei'; a^j -= a . e^^ ; «33 = 0.63*; 

= a.(e,ej); «23 = « ■ (ejCa); «ji = «■ {«36,). 

iiese Werthe und diejenigen für a;,, x^, x^ in der 

ung ein, so folgt: 

5 = «„ (a:|e,)^ + o:„(a:]ej)' + «ss (3^163)* 

)i^le,) + 2a2Me,){x\e,) + 2a3,ix\e3){x\e,) = 0. 

nidlich hier den Factor x^ auf der rechten Seite 

bleibt: 

.-«„(i|e,)' + «,i(i|«>)' + "..(!|«i)' 
) (f\e,) + 2«„ {l\e,) (!| e,) + 2«„ (i|,,) (i|e,) _ 0. 
ruck stimmt mit dem oben fSr a gegebenen toII- 
irein, da (nach „Raumlehre" Mr. 143) 

|(e,ej)=|Cp.|e, 

lan in der Hauptgleichung nur die Werthe für 
bc. ein, so lautet sie: 



^% 



— 16 — 

(7) ^11^1 "T ^22^2 1 ^33^3 

und dies ist die gewöhnliche Gleichung der Curven 2. Grades 
in homogenen Coordinaten. 

Es ergiebt sich nun aus diesen Betrachtungen, da«8 « 
jetzt ebenso eine Curve 2. Grades repräsentirt, wie vorhin 
eine Gerade. Und ebenso, wie ein Punkt aus drei Punkten 
(Grössen 1. Grades und 1. Stufe), und eine Strecke aus drei 
Strecken (Grössen 1. Grades und 2. Stufe) abgeleitet werden 
konnte, so kann, wie die Ausdrücke für a zeigen, eine Curve 
2. Grades aus 6 anderen Grössen 2. Grades und 2. Stufe, d. h. 
aus 6 anderen Curven 2. Grades abgeleitet werden. Im vor- 
liegenden Falle insbesondere sind diese 6 Curven die Linien- 
paare des Dreiecks (^16263): 

(^i ^2) f (^1 ^2) 5 fe %) f (fi2 ^3) 5 (^3 ^1) > \H ^1) 5 
(^1 ^2) ; (^2 ^3) 5 \^2 ^3) ; (^3 ^1 ) 5 (^3 ^1 ) > (^1 ^2) 5 
weil nämlich 

I ^1 **** ^2^8 5 I ^2 ^"^ ^3^1 5 I ^3 '^^ ^1 ^2 
ist. 

Die Gleichung 

ax^ = 

genügt nun vollständig den im Anfang dieser Betrachtung 
gestellten Anforderungen. Sie enthält einerseits die Curve a 
als selbständige Grösse, unabhängig von den erzeugenden 
Elementen A, h, C etc.; und diese Grösse a stellt sich durch 
ihre Einfachheit der Geraden a an die Seite. Sie enthält 
andrerseits ausser der Curve nur den sie beschreibenden Punkt 
rr als einzige Variable, und es kann von ihr ebenso leicht 
wie von dem planimetrischen Producte zu jeder Coordinaten- 
gleichung übergegangen werden, nämUch vermittelst der 
Gleichungen : 

X == X^ 6^ -f- X262 ~f~ «^3 ^3 j 

10. Die Betrachtungen der vorigen Nr. lassen sich nun sofort 
auf Curven beliebigen Grades ausdehnen. Da (nach „ßauml." 
Nr. 151) jede algebraische Curve n. Grades sich durch ein 
planimetrisches Product ausdrücken lässt, welches den Factor 
X nmaX enthält, so wird, wenn man x!^ heraussetzt, und das 



i I 



— 17 — 

übrigbleibende, n Lücken enthaltende Product mit cc bezeich- 
net, die Gleichung der Curve die Form annehmen: 

ax^ = 0. 

Man findet dann weiter, dass allgemein 

cc (e^^ ^2*^3 / ^^^ ^111 • • • (jo)222 • • • • (9)333 • • • • (r) 

ist, wo z. B. iti . . . . (jo) bedeutet, dass der Index 1 pmal zu 
setzen ist, und wo 

p -}- q -{- r =^n. 

Diese Substitutionen, verbunden mita?=Ä'| ^1+^2 ^2 +^3 ^3? 
verwandeln die Gleichung ax^ = in die allgemeine homp- . 
gene Gleichung n. Grades zwischen x^y x^f x^. 

Es ist endlich klar, dass dieselben Betrachtungen gelten, 
wenn x statt aus drei, aus einer anderen Anzahl von Punkten 
abgeleitet ist. Die Zahl dieser Punkte (Einheiten) ist jedes- 
mal festzustellen, bevor man sich der Form ax^ bedient. 

Anmerkung. Die im Yorsteheuden angewendete Bezeichnung 
einer homogenen Funktion n, Grades durch ax^ findet sich zuerst in 
einem Aufsatze von H. Grassmann in den „Göttinger Nachrichten" (1872 
Nr. 28). Diese Bezeichnung ist ausser] ich von der durch Aronhold 
eingeführten „symbolischen Bezeichnung" a^ kaum verschieden. Um 
so grösser ist der in dem inneren Wesen der beiden Ausdrücke He- 
gende Unterschied. Der letztere Ausdruck ist eben nur eines jener 
zahbeiehen Symbole, welche die moderne Algebra erfindet, um die 
jeweiligen Bedürfnisse nach einer abgekürzten Bezeichnung zu befrie- 
digen , welche aber immer nur besonderen Zwecken dienen können , da 
ihre Formen, dem Bedürfnisse des Augenblickes angepasst, jeder tie- 
feren Begründung, und somit jedes inneren Zusammenhanges imter- 
einander entbehren. •— Dahingegen ist der erste Ausdruck (ax^), wie 
vorstehend gezeigt, ein aus den Prinzipien der Ausdehnungslehre 
heraus gebildeter, und seine Form ist nicht eine willkürliche, sondern 
eine nothwendige. 

4. Die Multiplication der IBaumgrössen. 

Nachdem mit der in der vorigen Untersuchung auftreten- 11.. 
den algebraischen Multiplication der Raumgrössen die Reihe 
der in der Raumlehre auftretenden Multiplicationen erschöpft 
ist, kommt es darauf an, auch für diese verschiedenen Ope- 
rationen den systematischen Zusammenhang festzustellen. 
Wenn die Untersuchung sich an dieser Stelle nur auf drei 
Einheiten bezieht, so mag von vornherein bemerkt werden, 

Schlegel, Elemente. 2 



k ♦ 



- 18 — 

» 

dass in ihrem Gange durch Einführung einer beliebigen An- 
zahl von Einheiten keine Aenderung- verursacht wird. 

Wenn zwei Grössen a und h aus den Einheiten e^e^e^ 
durch die Gleichungen abgeleitet sind: 

« = «1^1 + «2^2 + «3^3; 

worin die Grössen a und ß reelle Zahlen sind, so verstehen 
wir im Allgemeinen unter dem Producte {aV) den Ausdruck 

(a6) = «1^1(^16,) + a^ßiiß^e^) + «1/^3(^1^3) 

+ «2/*i(«2^i) + «2/52(^2^2) + «2/^3(^2^3) 

+ «3/51(^3^1) + «3/^2(^3^2)+ a3/'3(^3^3)- 
Besondere Arten von Multiplication werden nun durch 

Aufstellung besonderer Bedingungsgleichungen zwischen den 

Producten der Einheiten entstehen. 

Die allgemeine Form einer solchen Bedingungsgleichung 

ist 

(1) «11(^1^1) + «12(^1^2) + «13(^1^3) 

+ «2lfe^l) + «22(^2^2) + «23(^2^3) 

+ «sife^i) 4- «32(^3^2) + «33(^3^3) = 0*). 

Diese Form lässt sich nun durch Aufstellung gewisser, 
von ihr zu erfdUender Forderungen specialisiren. 

1. 

12. a) Damit die Bedingungsgleichung (1) sowohl für positive 
als flu: negative Werthe der Einheiten gelte, muss sie un- 
geändert bleiben, wenn man einer der Einheiten (0. JB. e^) 
überall das entgegengesetzte Zeichen giebt. Gleichzeitig mit (1) 
muss also gelten: 

(2) «11(^1^1) — «12(^1^2) — «13(^1^3) 
— «21(^2^1) + «22 (^2 ^2) + «23(^2^3) 

— «31 (^3^1) + «32(^3^2) + «33(^3^3) = 0- 

(1) + (2) giebt: 

(3) a, 1 {e^ e, ) + «22 (^2 ^2) + «33 (^3 ^3) + «23 (^2 ^3) 
• + «32 (^3^2) = . 

*) üeber die genügende Allgemeinheit dieser linearen Gleichung 
vgl. den in der Anmerkung zu diesem Abschnitt citirten Aufsatz. 



- 19 -- 
I — (2) giebt: 

[4) «iiCeiCj) + ct2i(ejei) + «,3(^163) + «3,(6361) — 0. 
Ersetzt man in (3) und (4) e^ durch — e^ , so folgt : 

[5) a„(e,ei) + K^^ie^e^) + «33(^^3) - «23(^1%) 

- «3^(636,) = 0. 

[6) - a,j(e,ei) — Ö2,(Cje,) + «,3(6163) + «3,(636,) = 0. 
I + (5) giebt: 

[1) «11 (6,61) + a,,(ejej) + «33(6363) = 0. 

t - (6) giebt: 

[8) «iä(e|e,) + aa(ei6i) = 0. 

Aus (8) erhält man durch circuläre Vertauschung der 
lices 1, 2, 3 zwei weitere Gleichungen derselben Form, die 
in sonst auch durch die Bechnungeu (3) — (5) und (4) -j- (6) 
den würde. 

Ersetzt mau in (7) und (8) e^ durch — e^, so bleiben diese 
eicbungen uu geändert. 

Soll demnach eine Multiplicatiou der in a) aufgestellten 
rderung geniigen, so müssen ihre Bedingungsgleichungen 
; Form der Gleichungen (7) und (8) haben. 

b) Damit alle Einheiten von gleicher Bedeutung seien, 
ISS eine jede Bedingungsgleichong uu geändert bleiben, 
nn man darin eviei beliebige Einheiten (2. B. e, und e.^) mit 
■ander vertauscht. 

Gleichzeitig mit (7) und (8) müssen also folgende Glei- 
iingen gelten, die man durch Yertauschuug von e, und Cj 
i jenen erhält: 

(9) «„(e,e,) ■+ ..„(.,«,),+ «„(6,%) - 0. 
;iO) «„(«,«.)+>„ C£,e,)-0. 

- (9) giebt: 

;il) (a„ — ßjj) {e,e, ~ e^e^) = 0, 

iraus durch circuläre Vereetznng der Indices zwei weitere, 
1 VertauscLungen von gj mit e^, und Ton a, mit Cj ent- 
rechende Gleichungen folgen. 

(7) + (9) giebt; 

(«11 + «la) («1«! + «2«!) + 2ci„(e,«3) — 0, 



— 20 — 

woraus man durch dasselbe Verfahren wie bei (11) noch ab- 
leitet: 

(«22 + «33) (^2^2 + ^3^3) + 2«!! (CiC,) = 0. 
(«33 + «11) (^3^3 + ^1^1) + 2^22(^2^2) = 0. 

Die letzteren drei Gleichungen geben addirt, mit Be- 
rücksichtigung von (7): 

(12) (a,i + «22 + «33) (^1^1 + «2^2 + ^3^3) = 0- 
(8) + (10) giebt: 

(13) («12 + «21) (^1^2 + ^2^1) = 0. 
(8) — (10) giebt: 

(14) («j^ _ a^j) (^e^e^ — e^e^) = 0. 

Aus (13) und (14) folgen je zwei weitere Gleichungen 
ebenso, wie aus (11). 

Soll demnach eine Multiplication den in a) und b) auf- 
gestellten Forderungen genügen., so müssen ihre Bedingungs- 
gleichungen die Form der Gleichungen (11), (12), (13), (14) 
haben. 

Da jede dieser vier Gleichungen durch zwei verschiedene 
Annahmen (nämlich durch Null-Setzung des einen oder des 
anderen Factors) befriedigt werden kann, so giebt es im 
Ganzen 2^ = 16 Gruppen von Annahmen, durch welche alle 
vier Gleichungen befriedigt werden. Es giebt demnach 16 
verschiedene Multiplicationsgattungen , welche den in a) und 
b) gestellten Forderungen genügen. Und da diejenigen Be- 
dingungsgleichungen, durch welche der erste (kein e ent- 
haltende) Factor einer Gleichung gleich Null gesetzt wird, 
zur Gharacterisirung:der Multiplication nichts beitragen, so 
kann man sagen, dass die Bedingungsgleichungen jener 16 
Multiplicationsgattungen gefunden werden, wenn man von 
den vier Gleichungen: 

(^i^i) — (^2^2) = 0. 

(«1^1) + («2^2) + (^3^3) = 0. 

(^l«2) + («2«l) = 0. 
(«1^2) — («2«l) = 

auf alle Arten entweder keine, oder eine, oder zwei, oder 
drei, oder vier herausnimmt. Es giebt demnach 



1 Muttiplication mit Bediagungsgleichungen. 
4 



1 » »4 » 

Mau kann alle diese Multiplicationen mit dem Namen 
symmetrische M. bezeichnen. 



Da die aus den Einheiten abgeleiteten Grössen mit den 13. 
Einheiten selbst von einerlei Beschaffenheit sind (und zwar 
sowohl in der Raum- wie in der Zahlenlehre), so kann man 
zur weiteren Characterisiruug einer Multiplication die For- 
derung stellen, dass die ztvischen den Einheits- Produden be- 
stehenden Sedingwngsgkichungen auch zwischen den aus ihnen 
abgeleiteten Grössen gelten. 

Beschränken wir diese Forderung vorläufig auf 2 Ein- 
heiten. Dann sollen die vier Gleichungen: 

(2) CjCj + e^^i ^ [^ Cj^j + Cj^i = «3^1 + t^ißj] 

(3) e,e| = «2^2 {.= ^3^3] 

(4) e,e, + 656^ + 6363 = 

noch gelten,' wenn man statt e, und e^ resp. setzt: 

Es ist 

1) ab = ba; oder: 

a^i^iCeiej) + a:ii/2(e,e,) + a;jj/|(e^e,) + x^y^ie^e^) 
= x,y^{e^e^) + x^y^ie^e^i -\- x.,yi(e^e;) ^r x^y^ie^e^). 
Da nach (1) e^e-^^ e^ei, so ist diese Gleichung identisch. 

2) a6 + io = 0; oder: 

2», 1/1(^1^1) + a^jj/jCejC^) + (a;,j/j + x^y^) (c,ej + ßjei) =. 0, 
oder, da nach (2) (e^e^) -f (e^e,) = ist: 

Da die Gleichung (2) anch bei beliebiger Vertauschung der 
Einheiten besteht, so ist auch 



~ 22 — 

^13/1(^3^3) + ^2^2(^2 ^2) == ; 
oder durch Subtraction dieser Gleichung von der vorigen: 

d. h. 

Es ist also die Gleichung (3) eine Folge von (2). 

3) aa = 63^3; oder: 

^3^3 ^^^ *^i (^1^1) I "^2 (^2^2) I ^1 '^2(^1 ^2 I" ^2^1) 5 
oder, da nach (3) (e^e^) = (e^e^ = (^363) ist: 

= {e^e^) (o^i^ + Xc^^ — 1) + ^ia?2(^i ^2 + ^2^1) • 
Setzen wir hierin — e^ statt e^y so folgt: 

■ = (^1^1) (^1^ + ^2^ — 1) — ^1^2 (^1^2 + ^2^1); 
und durch Subtraction dieser Gleichung von der vorigen: 

*^\ «^2 C^l ^2 I ^2 ^J/ ^^^ ^ » 

d. h. 

(61^2) + («2 61) = 0. 

Es ist also aucL die Gleichung (2) eine Folge von (3). Mit- 
hin können beide Gleichungen nur zusammen bestehen, und 
sind gleichbedeutend. 

4) aa •\- hh ■\- CjC, := 0; oder: 

+ (a'ia'j + ViVi) (et «2 + ^261) + («363) = 0. 
Nun ist nach (4) 

(e, e,) + (Cj Cj) + (C3 63) = . 

Diese Gleichimg Ton der Torigen subtrahirt giebt: 

(*i* + yi^ — 1) (e, e,) + (»j^ + yj« _ i) (g^g^) 

+ (^i«2 + ^1^2) («1^2 + «2^1) = 0. 

Nun wird (4) nicht geändert, wenn man — Cj statt -|- Cj setzt; 
also erhält man auch aus der letzten Gleichung die gleich- 
zeitig mit ihr geltende: 

(«1* + ^1^ — 1) (eie,) + (3^2^ + ^2* — 1) (6262) 
— {XiXj + yjyj) («162 + e^e,) = 0. 

Durch Subtraction der letzten beiden Gleichungen folgt: 

(5) (Xi Xi 4- «/i ^2) (ei 62 + ßj Ci) = • 



_ 23 ~ 
Durch Addition: 

(',' + !/,' - 1) («,«,) + («," + y,' - 1) feo,) - 0. ■ 

Setzt man hierin e^ statt e, und subtrahirt, so folgt: 

(ö) {«,' + ?/,'-l)(e,Ci-eje3) = 0. 

Setzt man dagegen e, statt e, und subtrabirt, so folgt: 

(7) (V + %'-!) (fijCj - e,e,) = 0. 

Da die Geltung der Gleichungen (2) und (3) hier nicht vor- 
ausgesetzt wurde, so folgt aus den Gleichungen 5) 6) 7); 

(8) V + y/ = i; 

Betrachtet man in diesen Gleichungen tfi und y^ als Unbekannte, 
so findet man leicht, dass allen Gleichungen durch die Werthe 

y, =. + a;j ; yt = ±x, 
genügt wird. Demnach muss sein 

Ia ^ x,e, + x^e.j ; 
^l' + ^2* ^ 1 ■ 

Dieselben Werthe für y, und y^ hätte auch das combinirte 
System (2) (3) geliefert. 

Es genügen hiernach der in diesem Abschnitt aufgestell- 
ten Forderung (daes die Bedingungsgleichungen der Multi- 
plication fortbestehen, wenn man statt der Einheiten e, und e^ 
resp. die durch die Gleichungen (9) bestimmten Grössen a 
und b setzt) nur noch 8 von den 16 symmetrischen Multi- 
plicationsgattungen. Man erhalt die Bedingungsgleichungen 
derselben, wenn man von den drei Systemen: 

e,ej + c^Cf =0; CiCi ^ ejCj ■= «363 
e,«! + CjCj + «363 = 
auf alle Arten entweder keins, oder eins, oder zwei, oder 
drei herausnimmt. Es giebt demnach 



*) Diese ßleichunfi^D falleo aber weg, sobald n 
(2) uud (3) eine Folge von (4) seien, eine Annahme, die als specieller 
Fall des nächaten Abschnittes erscheinen wird. 



- 24 - 
1 Multiplication mit BedinguDgsgleichuugen. 

^ ;> 79 ^ 9> 

3 )f ;> 2 „ 

Man kann alle diese Multiplicatiouen mit dem Namen 
drculäre M. bezeichnen. 

Der Grund dieser Benennung liegt darin ; dass die Be- 
dingnngsgleichungen dieser Multiplicationen ungeändert blei- 
ben, wenn man zwei ihrer Einheiten circulären Äenderungen 
unterwirft. (Vgl. „Raumlehre" Nr. 153.) 

3. 

14. Nehmen wir schliesslich an, dass die zwischen den Ein- 
heits-Producten bestehenden Bedingungsgleichungen noch gel- 
ten, wenn man statt irgend einer Einheit (z. B. <?,) eine aus 
allen Einheiten abgeleitete Grösse a setzte sodass 

Es seien die Bedingungsgleichungen der symmetrischen Multi- 
plicationen mit denselben Nummern bezeichnet, wie im vori- 
gen Abschnitt. Dann soll sein 

1) ae^ == ^2^5 oder: 

^1 (^1 ^2) + ^2 fe ^2) + ^3 fe Ö2) . 

= ^ife^i) I ^2(^2^2) "I" ^3(^2^3)* 
Da nun nach (1) e^e^ = e^e^^ e^e^ = 6363, so ist diese Glei- 
chung identisch. 

2) ae^ + ^2^ = O5 oder: 

^\iß\^2 + ^2^1) + 2a?2(e2C2) + x^ie^e^ + e^e^) = 0. 

Da nun nach (2) e^e^ + e^e^ = 0; e^^e^ + ^263 = 0, so folgt: 

2x2(e^e^) = 0', 
oder: 

(e^e^) = 0. 

Ebenso erhält man, von ae^-\-e^a = 0, oder ae, + e,a = 
ausgehend : 

(6363) = 0; (ei^i) = 0. 

Man hat daher: 

(^1^1) = («2^2) = («3 «3); 

(^1^1) + (^2^2) + (03^ = 0; 



- 25 — 

d, h, die GleichuQgea (3) und (4) sind eine Folge der Glei- 
chimgeti (2). 

3) aa = CjCj = e^e^; oder: 

e.,e^ = 6363 = a;,»(e,e,) + x^ie^e^ + ^(«3^3) 
+ x^x^{t^e^ + e,e,) + x^x^ie^e^ + «36^) + »ja:, (Cgei + ^,63). 
Da diese Gleichung für jeden Werth von x^, x^, % bestehen 
muss, so folgt: 

e, Ci = CjCj ■= 6363 •= ; ßj Ci + ej e^ + 6363 =» 0. 
6161 + ^2^1 ^ ^i ^1^3 "i" ^3^1 ^ *^i *^ö, -|- CiCj = 0; 
d. h. die Gleichungen (4) und (3) sind eine Folge der Glei- 
chungen (3). 

4) aa, + ejßj + e^e^ = 0; oder: 

■ ^.He.e.) + {x^ + 1) Ce,e,) + {x^^ + 1) (63^3) 
■\-x^x^{€ye^-\-e^e^-\-x^x^{e^e^-\-e^e^-\-x^x^(e^e^Art^e^=^. 
Aus demselben Gniude wie bei 3) schliesst man, dass die 
Gleichungen (2) und (3) eine Folge der Gleichungen (4) sind. 
Es genfigen hiemach der in diesem Abschnitt aufgestell- 
ten Forderung (dass die Bedingungsgleichuugen der Multi- 
plication fortbestehen, wenn man statt irgend einer Einheit 
eine aus allen Einheiten abgeleitete Grösse a setzt) nur noch 
4 voti den 16 symmetrischen, oder von den 8 circularen 
Multiplicationsgattnngeu. Man erhält die Bedingung^lei- 
chungeu derselben, wenn man von den zwei Systemen: 

e, gj =■= Cj e, ; 
eiCj + Cj6| "=0; e|Ci = ejGj = ejgj; eie, + ^i^j + ^3^3 =* *^ 
auf alle Arten entweder keins, oder eins, oder zwei heraus- 
nimmt. Es giebt demnach 

1 Multiplication mit Bedingungsgleichungen. 

2 „ „1 
1 „ »2 

Man kann alle diese Multiplicationen mit dem Namen 
litmaU M. bezeichnen. 

Der Grund dieser Benennimg liegt darin, dass die Be- 
dingangsgleicbungen dieser Multiplicationen ungeändert blei- 
ben, wenn man irgend eine ihrer Einheiten einer Unealen 
Aenderung unterwirft. (Vgl, „Raumlehre" Nr. 31.) 



n 



r 



26 - 



4. 



15. Die Unedlen Multiplicationen. — Von den vier hierher ge- 
hörigen Gattungen kann diejenige ohne Bedingungsgleichungen 
ausgeschlossen werden, da sie in der Raumlehre keine An- 
wendung findet. Dasselbe gilt von derjenigen mit zwei Sy- 
stemen von Bedingungsgleichungen, weil in ihr alle Producte 
gleich Null sind. Es bleiben daher übrig: 

1. Die algebraische Miiltiplication mit der Bedingung: 

2. Die äussere Multiplication mit den Bedingungen: 

Die Bildung ihrer Producte, auf Raumgrössen übertragen, 
geschieht mit Hilfe des Lineals, und die Bewegung, welche 
diesen Productbildungen entspricht, ist die Schiebung. 

Die circulären Multiplicationen, — Von den acht hierher 
gehörigen Multiplicationen sind die vier linealen bereits be- 
trachtet. Von den übrigbleibenden finden zwei (mit den Sy- 
stemen (2) (3) resp. (4)) keine Verwendung in der Raumlehre. 
Die anderen (mit den Systemen (1) (2) (3) resp. (1) (4)) sind 
dagegen bekannt; nämlich: 

3. Die innere, Multiplication mit den Bedingungen: 

^1 ^2 ^^^^ ^2 ^1 ^^^ ^5 ^1 ^1 *^^^ ^2 ^2 ^^^ ^3 ^3 • 

4. Die complexe Multiplication mit den Bedingungen: 

^1 ^2 '^^ ^2 ^1 ) ^1 ^1 "T" ^2 ^2 ^^^^ ^ • 

Die letztere bezieht sich auf die Werthe: 

^j = 1 ; e2=^ ifj 
welche den Bedingungsgleichungen ebenso genügen, wie zwei 
complexe Zahlen a + &i und 6 — ai, die man statt e, und Cj 
setzt. 

Die Bildung der Producte dieser beiden Multiplicationen, 
auf Raumgrössen übertragen, geschieht mit Hilfe des Girhels, 
und die Bewegung, welche diesen Productbildungen entspricht, 
ist die Drehung. 

Der oben gefundene Zusammenhang zwischen den Be- 
wegungen der Schiebung und Drehung, wonach die erstere 
eine besondere Art der letzteren war, findet sich in der 



— 27 - 

irtigea üntersachung bestätigt., indem die lineale 
bilduDg, welche der Schiebung entspricht, als be- 
Art der circulären erscheint, welche der Drehung 
hi 

lerkuug. Dieser Abeohnitt ist im Wesentlichen eine Bepro- 
let Ton H. Grasamann in Crelle's Journal Bd. 49. S. 123 ff. ver- 
ten AbhaadluDg: Sur les diff^rents genres de multipUcation. 
ündamentale Bedeatung für die Baumlelire liegt darin, dau 
aa Evidenteste die yoükommene Gleichberechtigung der beiden 
wie der beiden circulären MultiplicationEgattungen zeigt. Ea 
ntlich daa äussere Product seinem Ursprünge nach durchaus 
ien von den iu der modernen Algebra angewendeten tym- 
. Ausdrücken. Und wenn die letztere Wissenschaft sich mit 
asdrflcken behelfeu mues, bo liegt der Grund darinj dass ihr 
:iff der ursprünglichen Einheiten fehlt, welcher erforderlich 
diejenigen Hilfsmittel zu entwickeln, die zu einer ejatemati- 
handlung der Raumlehre unentbehrlich sind. 



Erste Abtheilung. 

[egelschnitte als Resultate einer zasammengeBetzten 

Bswegimg. 

tsprechend den vier soeben betrachteten Muliiplications- 16. 
en giebt es vier Wege, welche in die Theorie der 

einführen. Jeder dieser Wege beruht auf einer be- 
n Auffasaiing der Curve und lehrt besondere Eigeu- 
1 derselben kennen, — In zwei Fällen erscheint die 
als Resultat einer Bewegung, und als abhängig von 
k bewegenden Elementen, in swei fallen dagegen als 

Gebilde, und unabhängig von anderen Gebilden. — 
i Fällen handelt es sich um die Beziehungen des 

zwischen der üurve und anderen Gebilden, in zwei 
dagegen um Beziehungen der Lage. — Wie diese Fälle 
mbiniren lassen, und welche Multiplicationen diesen 
ationen entsprechen, ist aus folgendem Schema zu 



28 — 



S) des Masses 



9 



o der Lage 



» 



Die Curve als: 
Resultat der Bewegung 



1. Complexe Mult. 



3. Aeussere Mult. 



fertiges Gebilde. 



2. Innere Mult. 



4. Algebraische Mult. 



Hieraus erklärt es sich, dass dieselbe Curve im System 
der Raumlehre an verschiedenen Stellen auftritt (z. B. a. a. 0. 
der Kreis in Nr. 89—105 mit complexerj in Nr. 150 mit ämse- 
rer, in Nr. 161 — 163 mit innerer, in Nr. 165 mit algebraischer 
Multiplications-Methode; die Kegelschnitte in Nr. 147 ff. und 
176 mit äusserer y in Nr. 172 mit algebraischer Multiplication). 

Es sollen nun in dieser Abtheilung die wichtigsten, unter 
Anwendung der complexen (und der inneren) Multiplication 
ableitbaren Eigenschaften der Curven 2. Grades entwickelt 
werden. *) 

Zur Erzeugung des Kreises dient eine sich drehende Ge- 
rade, auf welcher ein fester Punkt angenommen ist, der die 
Kreislinie beschreibt. Indem wir die Gerade als erzeugendes 
Gebilde betrachten, ist die Kreislinie das Resultat einer ein- 
fachen Bewegung, nämlich der Drehung jener Geraden, wäh- 
rend allerdings di% Bewegung des erzeugenden Punktes eine 
zusammengesetzte ist. — Der nächste Fortschritt der Betrach- 
tung wird in der Annahme bestehen, dass während der 
Drehung der Geraden der erzeugende Punkt auf der Geraden 
selbst seine Lage nach irgend einem Gesetze ändere. Die 
Gesammtbewegung des Punktes besteht dann aus der Be- 
wegung der Geraden und derjenigen des Punktes auf der Ge- 
raden. Das Verhältniss dieser beiden Bewegungen zu ein- 
ander ist durch ein Gesetz zu regeln, und dieses Gesetz wird 
das unterscheidende Merkmal der verschiedenen, durch den 
Punkt erzeugbaren Curven sein. (Vgl. „Raumlehre" Nr. 4.) 

Um den Fortschritt vom Speciellen zum Allgemeinen fest- 



*) Dieser Abschnitt würde also im „System der Raumlehre** nach 
S. 69 einzuschalten sein. Nachdem dort S. 23—69 diejenigen aus einer 
beweglichen Geraden abgeleiteten Grössen betrachtet sind, welche 
durch einfache Bewegung entstanden sind, beschäftigt sich der hier 
folgende Abschnitt mit der zusammengesetzten Bewegung. 



- 29 — 

betrachten wir zuerst das Gesetz, welches der Ent- 
!i Ereislinie zu (jrutide liegt. Da die Strecke (r,), 
m Punkt (X) dieser Linie mit dem Drehungsponkte 
raden verbindet, stets denselben numerischen Werth 
I ist das Gesetz fQr die Entstehung der Kreislinie 
ilengleichung 

r, = c 
hen. 

in P ein zweiter fester Punkt der Ebene, und der 
t Werth der Strecke (P — X) gleich rj, so ist die 

zwischen r,, r^ und einer unveränderlichen Grösse c 

Beziehung : 

r, + rj = c . 
ihung enthält die vorige als speciellen Fall. Wenn 
und P zusammenfallen, so ist für jeden Punkt (X) 
r, = n, ; 

das obere Zeichen 



wir die Lage des Punktes X statt von und P 
igig machen von dem 

A des durch und 
en Radius r in dem 
= c. Die Lage des 
' ist dann durch das 
itimmt, dass er von 
inie und dem festen 
eäerzeit gleickweit ent- ^'' *■ 

Jenachdem in der Gleichung r^^r^^r das obere 
ntere Zeichen gilt, wird P innerhalb oder ausser- 
von mit r beschriebenen Kreises liegen. (Der 
sfall, wobei P auf der Kreislinie liegt, giebt eine 
id P gehende Gerade als Weg des Punktes X.) 

lewegungsgesetz r, + r, — r. — Die miipse. 
eine Gerade um einen ihrer Punkte eine ganze 17. 
5 macht, und ein auf ihr befindlicher Punkt X sich 




-- 30 - 




Fig, 5. 



inzwischen so auf ihr bewegt, dass er von einer aus be- 
schriebenen Kreislinie und einem innerhalb derselben liegen- 
den festen Punkte P stets gleichweit entfernt ist, so heisst 
die von X beschriebene Linie Ellipse, — Die durch und P 

bestimmte Gerade heisst 
grosse Axe der Ellipse. 
Jeder Richtung der 
sich drehenden Geraden 
entspricht ein Punkt X 
der Ellipse, aber auch 
ein Punkt A der Kreis- 
linie. Zu jedem Punkt 
der Kreislinie gehört 
also ein Punkt der El- 
lipse. Daher nennen wir 
die Kreislinie die Leit- 
curve der JlUipse, und den 
Punkte. Leitpunkt zu X. 
Da X von P und A gleich weit entfernt .ist, so ist das 
Dreieck der drei Punkte gleichschenklig; und da eine in der 
Mitte B seiner Basis errichtete Senkrechte durch die Spitze 
geht, welche gleichzeitig auf der durch (0 — A) bestimmten 
Geraden liegen muss, so kann man zu jedem Punkt A der 
Leitcurve den zugehörigen Punkt X der Ellipse construiren, 
indem man A mit und P verbindet, und in der Mitte von 
{A — P) eine Senkrechte errichtet. Ihr Durchschnitt mit der 
durch (0 — Ä) bestimmten Geraden ist X, 

Da die Entfernung des Punktes X von der Kreislinie 
nichts anderes bedeutet, als seine Entfernung von einem der 
Endpunkte des durch X gezogenen Durchmessers, so wird es 
auf der Geraden in jeder ihrer Richtungen zwei Punkte, X 
und X', geben, die so beschaffen sind, dass numerisch für 
den einen (Z — ^) = (Z — P), für den andern (Z'— Ä) = 
{X! — P) ist. Daher wird die Ellipse von jeder durch ge- 
zogenen Geraden in zwei Funkten geschnitten. Es genügt aber, 
sich bei Erzeugung der Curve auf den einen Durchschnitts- 
punkt (Z) zu beschränken, weil der andere entsteht, sobald 
die sich drehende Gerade in die entgegengesetzte Richtung 
gelangt ist. 



■ 






- 31 - 

Da r^ und r^ numerisch kleiner sein müssen als r, so 
folgt, dass die Ellipse ganz innerhalb der Kreislinie liegt. 
Sie ist also eine in sich zurückkehrende Curve. 

Da die Strecken (X — A) und (X — P) numerisch gleich 
sind, so hat auch die numerische Summe der Strecken (X — 0) 
wnd (X — P) für alle Punkte der Ellipse denselben Werth. 
(Ist nur die Interpretation der Gleichung r, + ^2 = ^0 

Ist X ein beliebiger Punkt der Curve, so ist 

(0 — X) + (X — P) = (0 >- P). 

Ist ferner ein Punkt X' so bestimmt, dass 

(0— X) = (X — P), 
so folgt aus dieser Gleichung: 

(0-X) = (Z-P); 

daher, wenn man diese Werthe oben einsetzt: 

(X— P) + (0- X) = (0-P), 

Und da auch numerisch: 

(0 - X) + (X ~ P)=:{0-- X) + (X — P) 

ist, so ist auch X' ein Punkt der Curve. 
Ferner ist 

2 ~ 2 ""■^' 

d. h. der Punkt M ist die Mitte zwischen einem beliebigen 
Punkte der Curve X und einem anderen, entsprechenden 
Punkte derselben, X'. Daher heisst M der Mittelpunkt der 
Ellipse. — Jede durch M gehende Strecke zwischen zwei 
Punkten der Curve heisst Durchmesser. 

Alle bisher aufgestellten Gleichungen bleiben unverändert, 
wenn man die Punkte O und P vertauscht. Es kann daher 
als Leitcurve der Ellipse auch ein aus P mit r beschriebener 
Kreis genommen werden. — Die Punkte und P heissen 
nun zusammen Brennpunl^te der Ellipse, und die von X nach 
diesen Punkten gezogenen Strecken {r^ und ^2) Leitstralen 
(Radien Vectoren). 

Die aus den Endpunkten eines Durchmessers der EUipse 
gezogenen Leitstralen bilden also ein Parallelogramm. 

Sei S einer der beiden Durchschnittspunkte der JlUipse 
mit ihrer grossen Axe, und T sein Leitpunkt, so ist numerisch : 



•- 32 — 

(O — S) + (F—S) = (0 — T). 

Da aber diese drei Strecken auf derselben Geraden liegen und 
dieselbe Richtung haben ^ so drückt diese Gleichung auch eine 
Beziehung zwischen den Punkten OS FT aus, und man erhält: 

d. h. : Jeder Durchschniüspunkt der Ellipse mit ihrer grossen 
Axe liegt in der Mitte stoischen seinem Leitpunkt und demjeni- 
gen Brennpunkte, welcher nicht Mittelpunkt der Leitcurve ist. 
Ist /S' der zweite jener Durchschnittspunkte, und T sein 
Leitpunkt, so ist 

demnach : 

d. h. die grosse Axe der EUipse (als Durchmesser betrachtet) 
ist numerisch gleich dem Radiums des Leitkreises (r), oder det- 
Summe (r^ -{- r^) der beiden Leitstralen eines Funktes der 
Ellipse. 

Wenn r^ = r<^ (= y | ist, so sind die Strecken (0 — X), 

(F — X); (X — A) numerisch gleich, das Dreieck der Punkte 
0, F, A ist bei F rechtwinklig (vgl. „Raumlehre" Nr. 97), 
und dasjenige der Punkte XOP gleichschenklig. Daher steht 
der durch X gezogene Durchmesser auf der grossen Axe 
senkrecht. Dieser Durchmesser, resp. die durch ihn bestimmte 
Gerade heisst die Meine Axe der Ellipse. 
18. Aus der oben angegebenen Construction eines beliebigen 
Punktes der Ellipse folgt, dass diese Curve der Weg, des 
Durchschnittspunktes der durch die Strecken (0 — A) und 
{B — X) bestimmten Geraden ist. Aus jeder Strecke (0 — A) 
geht durch Construction nur eine Strecke {B — X) hervor, 
und umgekehrt. Daher gehört zu der Strecke (B — X) eben- 
sowohl wie zu (0 — A) nur ein Punkt der Curve. Nun fällt 
im Laufe einer ganzen Umdrehung die Strecke (Ö — J.), 
welche durch den Drehungspunkt geht, zweimal in dieselbe 
Gerade (nämlich das erstemal in der Richtung (0 — A), das 
zweitemal in der entgegengesetzten (0 — A)). Es liegen 
also auch auf dieser Geraden (wie oben schon gefunden) zwei 




— 33 — 

Punkte der Curve. Dagegen kehrt die durch die Strecke 
{B — X) bestimmte Gerade (gleich dem Punkte -4, von dem 
sie abhängt), weil sie nicht durch den Drehungspunkt geht, 
erst nach einer ganzen Umdrehung in ihre ursprüngliche Lage 
und Richtung zurück; mithin hat diese Gerade nur einen 
Punkt mit der Curve gemeinsam. — Eine solche Gerade heisst ' 
Tangente der Ellipse. 

Da während der Umdrehung der Strecke (0 — Ä) die 
Gerade {B — X) beständig Tangente der Ellipse ist, so hat 
diese Tangente während einer ganzen Umdrehung die ganze 
Ebene beschrieben, mit Ausnahme der von der Ellipse ein- 
geschlossenen Fläche. — Die Tangente, in ihren verschiede- 
nen Richtungen, umhüllt also die Ellipse, und kann ebenso 
wie der Punkt X als das die Ellipse erzeugende Gebilde an- 
gesehen werden, — Man sagt von einem Punkte, er liege 
auf der convexen oder der concaven Seite der Ellipse, jenach- 
dem er von irgend einer Tangente getroffen wird oder nicht. 
Man kann also nur von einem Punkte, welcher auf der con- 
vexen Seite der Ellipse liegt, eine Tangente an diese Curve 
ziehen. 

Da die Tangente den Winkel der Strecken (X — Ä) und 
(X — P) halbirt („Rauml." Nr. 94), so steht sie auf der 
Halbirungslinie des Nebenwinkels senkrecht (a. a. 0. Nr. 84); 
d. h. die Tangente im Funkte X steht senkrecht auf der Linie, 
welche den Winkel der zugehörigen Leitstralen halbirt j und 
letztere selbst bilden gleiche Winkel mit ihr. 

Hieraus folgt: Die Tangente in einem Endpunkte der klei- 
nen Axe ist der grossen Axe parallel, und umgekehrt. 

Da Jf = ?4^ , und JB = ^^^ , so ist für jeden Punkt 
der Curve 

d. h. : die Fusspunkte {B) der von einem Brennpunkte (P) auf 
beliebige Tangenten gefällten Senkrechten liegen auf einem aus 
dem Mittelpunkte der EUipse mit der ha]^en grossen Aooe be- 
schriebenen Kreise. 

Dieser Kreis geht durch die Endpunkte der grossen Axe, 
und hat dort mit der Ellipse gemeinsame Tangenten; diese 

Schlegelf Elemente. 3 



— 34 — 

Punkte sind aber auch die einzigen ^ in denen X und B (die 
Endpunkte der stets parallelen Strecken (0 — X) und {M-—By) 
zusammenfallen. Alle übrigen Punkte (B) des Kreises liegen 
ausserhalb (auf der convexen Seite) der Ellipse. — Vermöge 
der ersten Eigenschaft sagt man, der Kreis berühre die Ellipse 
in den Punkten S und 5'; vermöge heider: der Kreis sei der 
Ellipse umschrieben. 

Wenn L ein beliebiger Punkt der Tangente ist, so ist 
das Dreieck der Punkte LBP stets rechtwinklig; also liegt 
B auf der über (L — P) als Durchmesser beschriebenen Kreis- 
linie; mithin da, wo diese Kreislinie den die Ellipse in S und 
/S' berührenden Kreis schneidet. Im Allgemeinen also liefert 
ein Punkt zwei Tangenten an die Ellipse, ebenso wie eine 
Gerade zwei Durchschnittspunkte mit derselben. 

Aumerkung. Hieraus folgt die GonBtraction der Tangenten von 
einem beliebigen Punkte X an die Ellipse, indem die Tangente durch 
L und B bestimmt ist. 

Bückt L in unendliche Ferne, so wird (P — L) der Tan- 
gente parallel, und der über (P — L) beschriebene Kreis geht 
über in eine durch P senkrecht auf (P — L) gezogene Ge- 
rade. In diesem Falle ist also der Punkt L durch eine Ge- 
rade (Strecke) mit gegebener Richtung ersetzt. (Vgl. Nr. 3.) 

Anmerkung. Mit dieser Modification geht die vorige Aufgabe 
in folgende über: An eine £llipse die Tangenten zu ziehen, welche 
einer gegebenen Geraden parallel sind. — Da P innerhalb des Be- 
rührungskreises liegt, so wird die in P auf (P — L) errichtete Senk- 
rechte den Kreis stets schneiden; die Aufgabe ist also stets lösbar. 

Wenn X' der Endpunkt des durch X gezogenen Durch- 
messers ist, so sind die beiden Linien, welche die Winkel 
der von X und von X ausgehenden Leitstralen halbiren, 
parallel y mithin auch die auf diesen Linien senkrecht stehen- 
den Tangenten, d. h.: die beiden in den Endpunkten eines 
Durchmessers gezogenen Tangenten sind parallel. 

Die aus den Brennpunkten auf diese Tangenten geföUten 
Senkrechten haben, wie schon gezeigt, die Eigenschaf t , dass 
ihre Pusspunkte B, C, P', O auf der Peripherie des die Ellipse 
in S und S' berührenden Kreises liegen; also ist für jeden 
Punkt der Ellipse (B — (7) eine durch P gehende Sehne die- 
ses Kreises; und das Product der numerischen Werthe von 



— 35 — 



(P—B) und (P—C) ist (nach „Raumlehre" Nr. 99) con- 
stant. Da nun, wie leicht zu sehen, (P — C') = {C — 0), 
so kann man sagen: dass das Produd der numerischen Werthe 
der von den Brennpunkten auf eine beliebige Tangente gefällten 
Senkrechten constant ist. 

Jeder Punkt einer Tangente ist gleichweit entfernt von 19. 
dem Brennpunkte (P) und dem Leitpunkte (Ä) des Berührungs- 
punktes. Wenn daher X und X| zwei beliebige Punkte der 
Curve sind, A und A^ ihre Leitpunkte, und L der Durch- 
schnittspunkt ihrer Tangenten, so ist 

{L-A,)ir^iL--P); 

(L — P)ifi = {L — Ay, 
also: 

(L — A^)il'+r = (L~A). 
Ferner: 

(0 — A)i« = (0 - ^i). 

(0-L)-\-{L-A) 

+ (^-0) = 0; 
(0_Z) + (i_Jj) 

+ (^,-O) = 0, 

oder, wenn man {L-^A^) 
und (-4| — 0) durch die eben 
gefundenen Werthe ersetzt: 

(0 - i) + (L — A) i-(ß+Y) + (^_ 0) i«= 0. 

Folglich ist das Dreieck der Punkte OLA^ symmetrisch mit 
dem der, Punkte OLA, und (0 — L) bildet gleiche Winkel 
mit (Ö — A) und (0 — A^). (Vgl. „Raumlehre" Nr, 92.) Man 
kann also sagen : Verbindet man die Leitpunkte der Berühnrngs- 
punkte zweier Tangenten mit deren Schnittpunkte, so wird der 
Winkel dieser Verbindungslinien durch denjenigen Badius des 
Leiäcreises halbirt, welcher durch den Schnittpunkt der Tan- 
genten geht. 

Aus {L-A) + {A-O) + {O-L) = folgt: 

{L-A)i-fi+{A--O)i-P+{O — L)i-^=0. 

Nun ist 

{L — A)i-ß={L'-P). 




Fig. 6. 



«(* 



Sei ferner 
so folgt: 



(A~ 0)i-P={F~C), 



{0~L)i-?=(C—L). 
Also ist der Winkel der Strecken (X — A) und (L — P) gleich 
dem der Strecken {L — 0) und (L — G). Femer ist C der 
Leitpnnkt von X, in dem aus P beschriebenen Leitkreise. 
Man kann also sagen : Construirt man Eu jedem von ewei 
Funkten der Ellipse den Leitptmkt in einem anderen Leifkrme, 
und verbindet den Schnittpunkt der heiden in jenen FunMen 
gezogenen Tangenten mit den Brennpunkten imd den beiden 
Leitpunkten, so sind die Winkel ewischen einer Verbindungs- 
linie der ersten und äner der zwdten Art einander gleich. — 
Der Winkel der Tangenten ist ^^— , der Winkel der nach 
den Leitpunkten A und C gezogenen Geraden ist "7"^ ■ Man 
sieht ferner, dass die Winkel X^LX und OLF dieselbe 
Salbirmgslinie haben. 

SpedeUe FiOie. 1) j3 + y = 2. — Dann ist {L — A) 
= — (X — ^i); d.h. die Punkte .^jX^ liegen in einer Ge- 
raden, und der Winkel der Taugenten ist ein Rechter. 

2) K=2. — Dann ist (0 — vlj {0 — A); d. h. die 

Punkte A^OA liegen in gerader Linie, mithin auoli X, OX; 

d. h. die Verbindungslinie der Berührungspunkte geht durch 

den Brennpunkt 0. 

>. Anwendung der inneren Multiplication*). — Wenn aßy 

die numerischen Werthe der Seiten eines 

Dreiecks sind, und a, derjenige der Pro* 

jection von a auf ß, so ist nach dem 

verallgemeinerten pythagoräischen Satze: 

y' = a' + ß' + 2a,ß; 
oder: 

y^~~a'^ = ß^-i-2a,ß. 
Sind ferner a' und y' zwei Ton einem 
anderen Punkte der Höhe des Dreiecks 
nach den Endpunkten seiner Grundlinie 
/- gezogene Strecken, so ist 

!^' y^ - «'' = ^' + 2«,^; 

*) Diese Nummer, deren ereter Theil 2 elementare Sitt^e, deren 




— 37 — 

I 

d. h. die Grösse y^ — c? ist für alle Punkte der Höhe gleich. 
Und die Spitzen aUer über derselben Grundlinie liegenden Drei- 
ecke, für welche die Differenz der Quadra;le der beiden ande- 
ren Seiten eine constante Grösse ist, liegen in einer auf der 
Grundlinie senkrechten Geraden. 

Ist ferner ft der numerische .Werth der die Seite ß hal- 
birenden Transyersale, und (i^ derjenige ihrer Projection auf ß, 
so ist 

«^ = p2 + (ly + 2 1>, ; 

also: 

a-^ + f =^ 2(^^ + 2 (ff ; 

d. h. die Summe der Quadrate zweier Seiten eines Dreiecks ist 
gleich der doppelten Summe aus dem Quadrat der halbere dritten 
Seite und dem der Transversale nach dieser Seite. — Sind 
ferner a und y' zwei, von einem anderen Punkte der mit ft 
um die Mitte von ß beschriebenen Kreislinie, nach den End- 
punkten von ß gezogene Strecken , so ist: 



a'i + /2 = 2^^ + 2(|y; 



d. h. die Grösse «^ + ?^ ist für alle Punkte der Kreislinie 
gleich. Und die Spitzen aller über derselben Grundlinie liegen- 
den Dreiecke, für welche die Summe der Qtmdrate der beiden 
anderen Seiten eine constante Grösse ist, liegen in einer , die 
Grundlinie als Sehne enthaltenden Kreislinie. 

Gehen wir jetzt auf die beiden speciellen Fälle am Schluss 
von Nr. 19 zurück. 

Im ersten Fall ist der Winkel der Strecken (L — 0) und 
(L — Ä) ein Rechter, mithin: 

(L - 0)^ + (L -^ Ä)^ = (0 - Ä)^, 

oder , da numerisch {L — Ä) = {L — P), und femer (0 — Ä) 
= r ist: 



zweiter die Anwendung derselben auf die Ellipse enthält, schliesst sich 
an den Abschnitt Nr. 162—163 der Baumlehre an, nimmt also in der- 
selben eine andere Stelle ein als der sonstige Inhalt dieses Abschnittes. 



r« 



- 38 — 

Also liegen (nach dem zweiten der eben gefundenen Sätze) 

aUe diejenigen Punkte , in denen zwei Tangenten der EUipse 

sich unter rechtem Winkel schneiden, auf einer Kreislinie mit 

dem Mittelpunkt M. 

Anmerkung. Bezeichnet man numerisch die grosse Axe mit a, 
die kleine mit 5, die Entfernung der Brennpunkte mit c, so ist 

Und wenn /» der Radius der eben erwähnten Kreislinie ist, so ist 
= 2|!t2 + 2 (^y ; folglich a« = 2ft« + 1* ; 2ft« = a« - y = a« 

Im zweiten Fall ist der Winkel der Strecken (0 — L) und 
(0 — A) ein Rechter, mithin: 

{L — Af- - (i — 0)- = (0 — A)-, 

oder, da numerisch {L— A) = (L — P), und ferner (0 — -4) 
= r ist: 

(i-P)' - (L — 0)-' =r^. 

Also liegen (nach dem ersten der eben gefundenen Sätze) aUe 
diejenigen Punkte, in denen zwei Tangenten sich schneiden, 
deren Berührungspunkte mit einem Brennpunkte in gerader 
Linie liegen, in einer auf der grossen Axe senkrecht stehenden 
Geraden, — Diese Gerade heisst die Directrix der Ellipse. 
Eine zweite Directrix entspricht dem Brennpunkte P. — Die- 
jenige, durch einen Brennpunkt gehende. Sehne, welche der 
Directrix parallel ist, heisst* Parameter der Ellipse. 
21. Wenn die in X gezogene Tangente die beiden Directrix- 
Linien resp. in L und L, trifft, so ist das Dreieck XLO 
ähnlich dem Dreieck XL^P, da die Winkel bei X gleich sind 
(Nr. 18), und die Winkel bei und P Rechte sind. (Vgl. 
„Raumlehre^' Nr. 137.) Folglich ist numerisch 

0--_X _ L — X _ Hj-- X 
P-X'" Li- X~ Hi — X^ 

da auch die Dreiecke HL X und H^ L^ X ähnlich sind. Weiter 
folgt: p^Erx^ H"^' ^^^^' P*--^"" O ~ i > ^' ^'' ^^^ 



— 39 



jeden Punkt der JEUipse ist das VerhäUniss seiner Entfernungen 
von einer Diredrix und dem zugehörigen Brennpunkt eine 
constante Grösse, nämlich gleich dem VerhäUniss zwischen der 
Entfernung der beiden Directrix-Linien und der grossen Äxe. 

— Sei K der Schnittpunkt 
der Directrix (zu 0) mit der 
grossen Axe, so ist nume- 

ri8ck(ir— P)2— (i:-.o)2 

= r^, oder, wenn — P= c 
gesetzt wird: 

{K-^0y + 2c(K'^0)+c' 
— {K—Oy = r'^] 

d. h. : 

femer 

(^-^■0 = ^ + 2(^-^0) 

_ r« 
"" c ' 
folglich : 

O — A c' 

— Aus den obigen Gleichungen folgt: 

R-X _ H, — X _ H—Hl _ Ji. 
— X."~ P — X^'O — ^~c' 

oder, wenn (X — SJ = (J?— JT) gemacht wird: 
K-8 fr^-c^ 




Mg. 8. 



(:-^ + 0-s):iO-X)=^. 



0— X \ 2c 

Wenn endlich (0 — X) = q, und der Winkel zwischen q und 
(0 — X) gleich q> gesetzt wird , so geht die letzte Gleichung 
über in: 



r^ — €^ 

2CQ 



cos qp = — ; oder: q 



2 (r + c . cos qp) 

1 Rechter annimmt, so ist 
^ "^ . Setzt man diesen Werth in die Gleichung für q 



Sei ^ der Werth , den q füx (p 



JP = 



ein, so folgt, wenn man noch y = e setzt: p = ^IT+I.cobv)' 
Diese Gleichung heisst die Polargleichung der Ellipse; e die 



— 40 — 

EoccentriciiM; und p ist, wie leicht zu sehen, der Parameter. 
— Die Polargleichung lässt sich in eine auf rechtwinklige 
Coordinatenaxen bezogene Gleichung umwandeln durch die 
Substitutionen x =^ q . cos 9; y = (> . sin g). 
22. Es seien (X— X) und (F— F') zwei beliebige Durch- 
messer der Ellipse; dann sind ihre Endpunkte die Ecken eines 
Parallelogramms, weil {Y — X) ^ {T - M) + {M—X) 
= {M - r) + (X' ~ Jf) = (X — F) ist. Aber auch die 
in diesen Endpunkten gezogenen Tangenten bilden ein Pa- 
rallelogramm (vgl. Nr. 18 am Ende). 
Nun ist: 

(X— F) = (F-X)-, 

(X — E) + (E- F) = (F - ^) + (ir ~ X) ; 

(K — E) - {E—X\= {T — JET) - (JS- F). 

E 




Die Strecken auf der linken Seite der Gleichung haben gleiche 
Richtung, mithin auch ihre Differenz; dasselbe findet auf der 
rechten Seite statt. Die Richtungen auf der rechten Seite 
sind aber verschieden von denen auf der linken. Und da 
zwei Strecken nur dann gleich sein können, wenn sie gleiche 
Richtung haben, so müssen beide Seiten der Gleichung ein- 
zeln Null sein. Man hat also: 

(X — E) — {E—X) = {T — E') - {E— F) = 0; 



d. h. 



2 ~ 2 ~ 2 ~-^' 



d. h. : Liegen die Echen eines Parallelogramms auf den Seiten 
eines jsweiten, so haben beide denselben Mittelpu/nJct.*) 

*) Dieser elementare Satz gehört in den Absclin. 42—44 d. ,»Baamlehre**. 



— 41 — 

Auf die Ellipse angewendet heisst dieser Satz: Die 
Diagonalen eines der Eüipse umschriebenen Parallelogramms 
schneiden sich im Mittelpunkte der Curve^ sind also Durch- 
messer, — Zwei solche Durelimesser heissen conjugirte Durch- 
messer. 

Anmjerkung. Die weiteren Eigenschaften dieser Durchmesser 
werden hier übergangen, da unsere Methode keine charakteristische 
Ableitung für dieselben bietet. Dies hängt damit zusammen, dass in 
der Natur, dieser Durchmesser Beziehungen des Masses und der Lage 
combinirt erscheinen, und dass in Folge dessen die bisher schon be- 
nutzten Methoden (vgl. Steiners Yorlesg. üb. synth. Geom. Theil 1. § 12), 
welche mit der inneren Multiplication zusammenhängen, nicht weiter 
vereinfacht werden können. — Ihre natürliche Stelle findet die Theorie 
der conjugirten Durchmesser, wenn der Kegelschnitt als zusammen- 
gesetzte Grösse betrachtet wird , weil sich dann Gelegenheit bietet, die 
Massbeziehxmgen dieser Durchmesser als speciellen Fall von Lagen- 
beziehungen darzustellen (nach der in Nr. 6—7 entwickelten Theorie). — 
Dagegen liefert die euclidische sowohl wie die gewöhnliche analytische 
Methode jene Eigenschaften conjugirter Durchmesser nur auf sehr 
künstlichem und weitem, mit der Einfachheit der Resultate in gar 
keinem Yerhältniss stehendem Wege. 

2. Bewegungsgesetz r^ — r^ == r. — Die Hyperbel. 

Wenn eine Gerade um einen ihrer Punkte eine ganze 23» 
Umdrehung macht ^ und ein auf ihr befindlicher Punkt X sich 
inzwischen so auf ihr bewegt, dass er von einer aus be- 
schriebenen Kreislinie ; und einem ausserhaÜ) derselben liegen- 
den festen Punkte P stetd gleichweit entfernt ist, so heisst 
die von X beschriebene Linie. Hyperbel. — Die durch und 
P bestimmte Gerade heisst Hauptaxe der Hyperbel. 

Jeder Richtung der sich drehenden Geraden entspricht 
eiü Punkt X der Hyperbel , aber auch ein Punkt Ä der Kreis- 
linie. Zu jedem Punkt der Kreislinie gehört also ein Punkt 
der Hyperbel. Daher nennen wir die Kreislinie die Leitcurve 
d^r Hyperbel, und den Punkt Ä Leitpunkt zu X. 

Da .X von P und A gieichweit entfernt ist, so ist das 
Dreieck der drei Punkte gleichschenklig; und da eine in der 
Mitte B seiner Basis errichtete Senkrechte durch die Spitze 
geht, welche gleichzeitig auf der durch (0 — A) bestimmten 
Geraden liegen muss, so kann man zu jedem Punkt A der 
Leitcurve den zugehörigen Punkt X der Hyperbel construiren, 



^ 42 - 

indem man Ä mit und P verbindet, und in der Mitte von 
(A — P) eine Senkrechte errichtet. Ihr Durchschnitt mit der 
durch (0 — Ä) bestimmten Geraden ist X. 




Fig. 10. 

Da die Entfernung des Punktes X von der Kreislinie 
nichts weiter bedeutet, als seine Entfernung von einem der 
Endpunkte des durch X gezogenen Durchmessers, so wird 
es auf der Geraden in jeder ihrer Richtungen zwei Punkte X 
und X geben, die so beschaffen sind, dass numerisch für 
den einen (X — Ä) = (X — P), für den andern {X — Ä') 
= {X — P) ist. Daher wird die Hyperbel von jeder durch 
gezogenen Geraden in zwei Punkten geschnitten. Es genügt 
aber, sich bei Erzeugung der Curve auf den einen Durch- 
schnittspunkt (X) zu beschränken, weil der andere entsteht, 
sobald die sich drehende Gerade in die entgegengesetzte Rich- 
tung gelangtest. 

Da r^ und r^ in's Unendliche wachsen können , ohne dass 
ihre numerische Differenz sich ändert, so folgt, dass die Curve 
sich in 's Unendliche erstreckt. — Nehmen wir an, die Rich- 
tung (0 — P) sei die ursprüngliche Richtung der sich drehen- 
den Geraden. Damit X sich in's Unendliche entferne (nach 
der in der Figur mit 1 bezeichneten Seite hin), müssen die 



- 43 — 

durch {X — P) und (X — 0) bestimmten Geraden parallel 
werden; d. h. in dem Dreieck der Punkte XPÄ müssen die 
Winkel bei P und Ä, die stets gleich sind, Rechte werden; 
folglich muss dann (P — Ä) auf (0 — Ä) senkrecht stehen, 
und Tangente am Leitkreise sein. Der Leitpunkt eines un- 
endlich entfernten Punktes der Hyperbel ist also der Berührungs- 
punkt einer von P an den Leitkreis gezogenen Tangente. Und 
da iuan zwei solche Tangenten construiren kann, so folgt, 
dass die Hyperbel zwei unendlich entfernte Punkte hat. — 
Jeder dieser Punkte kann aber auch als Durchschnitt der 
entgegengesetzten Richtungen der beiden parallelen Geraden 
betrachtet werden. Und in der That tritt X, indem die er- 
zeugende Gerade sich weiter dreht, auf der entgegengesetzten 
Seite derselben wieder auf (von der in der Fig. 10 mit 2 be- 
zeichneten Seite her), und beschreibt nun einen von dem 
ersten vpllig getrennten Zweig der Curve. Bei weiterer Um- 
drehung der erzeugenden Geraden werden die durch (X — 0) 
und (P — 0) bestimmten Geraden {wie oben bemerkt) noch 
einmal parallel, nämlich wenn A in den Berührungspunkt 
der zweiten von P an den Kreis gezogenen 'Tangente tritt. 
Hierbei entfernt sich X (nach der durch 3 bezeichneten Seite 
hin) zum zweitenmal in's Unendliche, und kommt (von der 
durch 4 bezeichneten Seite her) zurück, um, wenn die er- 
zeugende Gerade ihre Umdrehung vollendet hat, in seine 
Anfangsstellung zurückzukehren. — Die Hyperbel ist also 
eine zweimal durch einen unendlich entfernten Punkt gehende 
und auf diesem Wege in sich zurückkehrende Curve. (Ebenso 
kann man von der Geraden sagen, sie sei eine Curve, welche 
einmal durch einen unendlich entfernten Punkt gehe und auf 
diesem Wege in sich zurückkehre. Auch bei dieser Auffassung 
erscheint die Gerade als specieller Fall der Kreislinie.) Die 
Hyperbel besteht also aus zwei Zweigen, welche resp. den 
Gleichungen r, — rj == + ^> ^^^ **! — ^2 == — r entsprechen, 
während für die unendlich entfernten Punkte gleichzeitig 

Da die Strecken (X — Ä) und (X — P) numerisch gleich 
sind, so hat auch die numerische Differenz der Strecken (X — 0) 
u/nd (X — P) für alle Punkte der Hyperbel denselben Werth. 
(Ist nur die Interpretation der Gleichung r^ — r2 = r.) 



— 44 — 

24. Ist X ein beliebiger Punkt der Curve, so ist 

(0 - X) - (P - X) = (0 - P). 

Ist femer ein Punkt X' so bestimmt, dass 

(0-X) = (X-P), 
so folgt aus dieser Gleichung: 

(0-X') = (X-P); 
daher ^ wenn man diese Werthe oben einsetzt: 

(X ^ P) - (X ~ 0) = (0 - P) . 
Und da auch numerisch 

(0 — X) — (P - Z) = (X' — P) — (Z' — 0) 

ist, so ist auch X' ein Punkt der Curve. 

Femer ist 

X+X_0+P_^ 

d. h. der Punkt M ist die Mitte zwischen einem beliebigen 
Punkte der Curve X, und einem anderen, entsprechenden 
Punkte derselben, X. Daher heisst M der MiUelpunTct der 
Hyperbel. — Jede durch M gehende Strecke zwi^hen zwei 
Punkten der Curve heisst Durchmesser. 

Alle bisher aufgestellten Gleichungen bleiben unverändert, 
wenn man die Punkte und P vertauscht. Es kann daher 
als Leitcurve der Hyperbel auch ein aus P mit r beschriebe- 
ner Kreis genommen werden. — Die Punkte und P heissen 
nun zusammen Brennpunkte der Hyperbel, und die von X 
nach diesen Punkten gezogenen Strecken (r^ und r^ LeiU 
Straten (Radien Vectoren). — Da die Gleichung r^ — rj = r 
durch Vertauschung von r^ mit r^ die Form rj — r^ = r, oder 
rj — ^2 = — ^ annimmt, und beide Gleichungen die ver- 
schiedenen Hyperbelzweige darstellen, so folgt, dass die End- 
punkte jedes Durchmessers auf zwei verschiedenen Zweigen der 
Curve liegen. 

Die aus den Endpunkten eines Durchmessers 'der Hyperbel 
gezogenen Leitstralen bilden ein Parallelogramm. 

Sei S einer der beiden Durchschnittspunkte der Hyperbel 
mit ihrer grossen Axe, und T sein Leitpunkt, so ist numerisch : 

(0-fi)-(S~P) = (0~T). 
Da aber diese drei Strecken auf derselben Geraden liegen 



— 45 — 

und dieselbe Richtung haben ^ so drückt diese Gleichung auch 
eine Beziehung zwischen den Punkten 08 FT aus, und man 
erhält: 

d. h. : Jeder DurehschniUspunkt der Hyperbel mit ihrer grossen 
Axe liegt in der Mitte sswischen seinem Leitpunkt wnd dem- 
jenigen Brennpunkte y welcher nicht Mittelpunkt des Leit- 
kreises ist. 

Ist S' der zweite jener Durchachnittspunkte, und T sein 
Leitpunkt, so ist 

'^ 2 ' 

demnach : 

(S_S') = ^'; 

d. h. : Die grosse Axe der Hyperbel (als Durchmesser betrach- 
tet) ist numerisch gleich dem Radius des Leitkreises (r) oder 
der Differenz (r^ — rj) der beiden Leitstralen eines Punktes 
der Hyperbel. 

Die in M auf der Hauptaxe errichtete Senkrechte heisst 
Nebenaxe der Hyperbel. Da für jeden Punkt dieser Geraden 
numerisch r^ = rj ist, so hat sie mit der Hyperbel keinen 
Punkt gemeinsam; denn auch ihr unendlich entfernter Punkt 
liegt in einer anderen Richtung, als diejenigen der Hyperbel. 
(Mit anderen Worten: sie ist keinem der beiden Leitstralen- 
paare parallel, welche nach den unendlich entfernten Punkten 
der Hyperbel führen.) 

Aus der oben angegebenen Construction eines beliebigen 25. 
Punktes der Hyperbel folgt, dass diese Curve der Weg des 
Durchschnittspunktes der durch die Strecken (0 — Ä) und 
{B — X) bestimmten Geraden ist. — Man gelaugt nun durch 
eine wörtliche Wiederholung der im Anfang von Nr. 18 an- 
gestellten Betrachtungen zu dem Resultat, dass die durch 
(B — X) bestimmte Gerade stets nur den einen Punkt X mit 
der Curve gemeinsam hat. — Diese Gerade ist (faher eine 
Tangente der Hyperbel. 

Da während der Umdrehung der Strecke (0 — A) die 
Gerade (B — X) beständig Tangente der Hvperbel ist, so hat 
diese Tangente während einer ganzen Umdrehung die ganze 



- 46 — 

Ebene beschrieben , mit Ausnahme derjenigen beiden Bäume^ 
in welchen die Brennpunkte liegen. — Die Tangente, in ihren 
verschiedenen Richtungen, umhülU also die Hyperbel, und 
kann ebenso wie der Punkt X als das die Hyperbel erzeugende 
Gebilde angesehen werden. — Man sagt von einem Punkte, 
er liege auf der eonvexen oder der eonca/ven Seite der Hyperbel, 
jenachdem er von irgend einer Tangente getroffen wird oder 
nicht. Man kann also nur von einem Punkte, welcher auf 
der eonvexen Seite der Hyperbel liegt, eine Tangente an 
diese Curve ziehen. 

Da die Tangente den Winkel der Strecken (X — A) (oder 
(X — 0)) und (X — P) halbirt, so kann man sagen: Die 
Tangente, im Punkte X halbirt den WinJcel der zugehörigen 
Leitstralen. 

Hieraus folgt: Die Tangente in einem Endpunkte der 
Hauptaxe ist der Nebenaxe parallel. 

Da Jf = ^4^ und B = --i^ , so ist für jeden Punkt 
der Curve 

d. h. : die Fusspunkte (B) der von einem Brennpunkte (P) auf 
beliebige Tangenten gefällten SenJcreehten liegen auf einem aus 
dem Mittelpunkte der Hyperbel mit der halben Hauptaxe be- 
schriebenen Kreise. 

Dieser Kreis geht durch die Endpunkte der grossen Axe, 
und hat dort mit der Hyperbel gemeinsame Tangenten; diese 
Punkte sind aber auch die einzigen, in denen X und P (die 
Endpunkte der stets parallelen Strecken (0 — X) und {M—B)) 
zusammenfallen. Alle übrigen Punkte (P) des Kreises liegen 
ausserhalb (auf der eonvexen Seite) der Hyperbel. — Ver- 
möge der ßr^^ew Eigenschaft sagt man, der Kreis berühre die 
Hyperbel in den Punkten S und S, vermöge beider: der Kreis 
sei der Hyperbel umsehrieben. 

Wenn L ein beliebiger Punkt der Tangente ist, so ist 
das Dreieck der Punkte PPP stets rechtwinklig; also liegt P 
auf der über {L — P) als Durchmesser beschriebenen Kreis- 
linie, mithin da, wo diese Kreislinie den die Hyperbel in S 
und S berührenden Kreis schneidet. Im Allgemein^i also 



~ 47 - 



liefert ein Punkt zwei Tangenten an die Hyperbel, ebenso 

wie eine Gerade zwei Durchschnittspunkte mit derselben. 

Anmerkang. Hieraus folgt die Coustruction der Tangenten von 
einem beliebigen Punkte L an die Hyperbel, indem die Tangente durch 
L und B bestimmt ist. 

Bückt L in unendliche Ferne, so wird (P — L) der Tan- 
gente parallel y und* der über (P — L) beschriebene Kreis geht 
über in eine durch P senkrecht auf (P — L) gezogene Ge- 
rade. In diesem Falle ist also der Punkt L durch eine Ge- 
rade (Strecke) mit gegebener Richtung ersetzt. 

Anmerkung. Mit dieser Modification geht die vorige Aufgabe 
in folgende über: An eine Hyperbel die Tangenten zu ziehen, welche 
einer gegebenen Geraden parallel sind. — Da P ausserhalb des Be- 
rührungskreises liegt, so wird die in P auf P — L errichtete Senkrechte 
den Kreis nicht immer schneiden; die Aufgabe hat demnach, wie leicht 
zu sehen, zwei, eine, oder keine Lösung, jenachdem der spitze Winkel, 
welchen die gegebene Gerade mit der Hauptaxe bildet , grösser , gleich 
oder kleiner ist als der spitze Winkel , den die Tangente eines unend- 
lich entfernten Punktes mit der Hauptaxe bildet. 

Die zu den beiden unendlich 
entfernten Punkten der Hyper- 
bel gehörigen Tangenten heissen 
Asymptoten, Da die Asymptote 
diejenige durch B gezogene Linie 
ist, welche mit (0 — -4)' parallel 
ist (denn beide Linien stehen auf 
{A — P) senkrecht), so geht sie 
auch durch -3f, weil, wie oben 
bemerkt, {M — B) stets parallel 
(0 — A) ist. Beide Asymptoten 
schneiden sich also im Mittelpunkte 
der Curve. 

Anmerkung. Aus der Definition 
der unendlich entfernten Punkte und 
der Tangenten der Hyperbel folgt die Coustruction der Asymptoten. 
Man lege aus dem Brennpunkte P die Tangenten (P — Ä) an den Leit- 
kreis, und errichte in der Mitte derselben {B) senkrechte Linien. 

Wenn X' der Endpunkt des durch X gezogenen Durch- 
messers ist, so sind die beiden Linien, welche die Winkel 
der von X und X' ausgehenden Leitstralen halbiren, parallel; 




Fig. 11. 



— 48 — 



dies sind aber die Tangenten; man hat also den Satz: Die 
beiden in den Endpunkten eines Durchmessers gezogenen Tan- 
genten sind parallel. 

Die aus den Brennpunkten auf diese Tangenten gefällten 
Senkrechten haben, wie schon gezeigt, die Eigenschaft , dass 
ihre Fusspunkte (B, C, JB^y C) auf der Peripherie des die Hy- 
perbel in S und S berührenden KreisßS liegen; also ist für 
jeden Punkt der Hyperbel {B — C) eine durch P gehende Se- 
cante dieses Ereises; und das Product der numerischen Werthe 
von \P — B) und [P—C) ist (nach „Raumlehre" Nr. 99) 
constant. Da nun, wie leicht zu sehen, (P — C) = ((7 — 0), 
so kann man sagen, dass das Produd der numerischen Werthe 
der von den Brennpunkten auf eine beliebige Tangente gefällten 
Senkrechten constant ist, 
26. Jeder Punkt einer Tangente ist gleichweit entfernt von 
dem Brennpunkte (P) und dem Leitpunkte (Ä) des Berührungs- 
punktes. Wenn daher X und Xj zwei beliebige Punkte der 
Curve sind, A und A^ ihre Leitpunkte, und L der Durch- 
schnittspunkt ihrer Tangenten, so ist: 

{L^A,)iy^{L-F)', 

{L — P)i-ß = {L — A)] 

also: 
{L--A^)ir-P={L — A). 

Ferner : 

(0 — ^)i« = (0 — ^,). 

{O^L) + (L-^A) + (A^O) 
= 0; 

{0-L) + iL-A,) 
+ (^,-0) = 0, 

oder, wenn man (L — A^) 
und {Ai — 0) durch die eben 
Fig. 12. gefundenen Werthe ersetzt: 

(0 _ i) + (L - ^) Ä» - y + (^ - 0)i« = . 

Polglich ist das Dreieck der Punkte OLA^ symmetrisch mit 
dem der Punkte OLA, und (0 — L) bildet gleiche Winkel 
mit (0 — A) und (0 — 4i). (Vgl. „Raumlehre" Nr. 92.) ^an 
kann also sagen : Verbindet man die Leitpunkte der Berührungs- 




— 49 - 

punkte zweier Tangenten mit deren Schnittpunkte ^ so wird der 
Winkel dieser Verbindungslinien durch denjenigen Radius des 
Leitkreises halbirt, welcher durch den Schnittpunkt der Tan- 
genten geht. 

Aus (L - ^) + (^ - 0) + (0 — i) = folgt: 

{L - Ä)ifi + {Ä—0)ii^ + (0 — L)i^ = 0. 

Nun ist 

(L — A)i^ = {L — P). 
Sei femer: 

so folgt: 

{O^L)i^= iC — L). 

Also ist der Winkel der Strecken {L — Ä) und {L — P) 
gleich dem der Strecken (i — 0) und {L — (7). Ferner ist G 
der Leitpunkt von Xj in dem aus P beschriebenen Leitkreise. 
Man kann also sagen: Construirt man zu jedem von zwei 
Punkten der Hyperbel den Leitpunkt in einem anderen Leit- 
kreise , und verbindet den Schmttpu/nkt der beiden in jenen 
Punkten gezogenen Tangenten mit den Brennpunkten und den 
beiden Leitpunkten, so sind die Winkel zwischen einer Ter- 
bindungslinie der ersten und einer der zweiten Art einander 

gleich. — Der Winkel der Tangenten ist ^-^^ , der Winkel 

der nach den Leitpunkten gezogenen Geraden ist <^ * 

Man sieht femer, da^s die Winkel X^LXund OLP dieselbe 
Halbirimgslinie haben. 

Derjenige Winkel der Asymptoten, zwischen dessen 
Schenkeln die beiden Zweige der Hyperbel liegen , heisst der 
Äsymptotenwinkel. — Von den durch M gezogenen Geraden 
schneiden nur diejenigen, welche die Asymptotenwinkel thei- 
len, die Curve in 2 Punkten, die Asymptoten selbst (als 
Tangenten)' treffen die Curve in je einem Punkte, alle übrigen 
durch M gezogenen Geraden treffen sie gar nicht. — Aus 
dem Begriff der Asymptoten folgt ferner: Zwei Tangenten, 
die an denselben Hyperbelzweig gezogen sind, schneiden sich 
in einem Punkte, der mit diesem Zweige zwischen den Schen- 
keln desselben Asymptotenwinkels liegt; zwei Tangenten, die an 
verschiedene Hyperbelzweige gezogen sind, schneiden sich in 
einem Punkte, der ausserhalb der Schenkel der Asymptoten- 

Sohlegel, Elemente. 4 



- 50 — 

Winkel liegt Umgekehrt: Die Tangenten, welche von einem 
PunJde innerhalb der Schenkel des Asymptotenwinkels ausgehen, 
i/reffen beide den in demselben Baume liegenden Hyperbdzweig ; 
die Tangenten, welche von einem Funkte ausserhalb der Schen- 
kel des Asymptotenwinkels ausgehen, treffen jede einen anderen 
Zweig der Hyperbel, 

Unsere letzte Betrachtung setzte, . wie die Figur zeigt, 
den zweiten dieser beiden Fälle voraus. Wenn die beiden 
Tangenten aus i an denselben Hyperbelzweig gehen, so hat 
man nur ß überall mit entgegengesetztem Vorzeichen zu ver- 
sehen, wodurch alle Formeln mit den analogen für die Ellipse 
geltenden identisch werden. 

Spedelle Fälle. 1) y — /S = 2. — Dann ist {L — A) 
= — (L — A^\ d. h.: die Punkte A^LA liegen in einer Ge- 
raden, und der Winkel der Tangenten ist ein Rechter. — 
Da der Asymptotenwinkel stets kleiner ist als der Winkel 
zweier an denselben Hyperbelzweig gezogener Tangenten , so 
kaiin der letztere nur dann ein Rechter sein, wenn der erstere 
spitz ist. Und da der Nebenwinkel des Asymptotenwinkels 
stets grösser ist, als der Winkel zweier an verschiedene 
Hyperbelzweige gezogener Tangenten, so kann der letztere 
nur dann ein Rechter sein, wenn der erstere stumpf ist. — 
Ueberhaupt also kann der Winkel zweier Tangenten nur dann 
ein Rechter sein, wenn der Asymptotenwinkel spitz ist. — 
Ist dieser Winkel ein Rechter, so sind die Asymptoten selbst 
die zugehörigen Tangenten. — Je nach der Beschaffenheit 
des Asymptotenwinkels kann man die Hyperbel selbst spitz- 
winklig, rechtwinklig oder stumpfwinklig nennen. 

2) a = 2. — Dann ist (0 — A^) = — {0— A)-, d. h. die 
Punkte A^OA liegen iii gerader Linie, mithin auch X, OX; 
d. h. die Verbindungslinie der Berührungspunkte geht durch 
den Brennpunkt 0. 

27. Anwendung der inneren MuUiplication. — (Vgl. Nr. 20.) 
Im ersten der soeben erwähnten speciellen Fälle ist der Win- 
kel der Strecken {L — 0) und (L — A) ein Rechter, mithin: 

(i _ of + {L- Ä)^ c= (0 - ^)-^, 

oder, da numerisch {L — JL) = (i — P), und ferner (O — A) 
= r ist: 




- 51 - 

(i _ 0)- + (i — P)- = r^ . 

Also liegen alle diejenigen Punkte, in denen 0wei Tangenten 
der Hyperbel sich unter rechtem Winkel ^ schneiden y auf einer 
Kreislinie mit dem Mittelpunkt M. 

Anmerkung. Bezeichnet man numerisch die Hauptaxe mit a, die 
Entfernung der Brennpunkte mit c, und setzt c' — r* = 5*, so ist 

( — J — l'^) "^(vJ^It)' ^^^ wenn pk der Badias der eben 
erwähnten Kreislinie ist, so ist r* «=« 2 ft* + 2 ( — ) '; folglich 



a* = 2fA« + — ; 2|*« = a« — — = a« ~ ( ~2~ ) "" '~~2~ ' ^^^^^^ 

|ii = -1 Ya^ — &*. — Der Badius fi ist also reell, imaginär, oder Null, 
jenachdem a >>,<[, = & ist. Im letzten Falle ist ilf der einzige Punkt, 
in welchem sich zwei Tangenten unter rechtem Winkel schneiden; und 
da die aus M gezogenen Tangenten die Asymptoten sind, so stehen 
diese senkrecht auf einander; d. h. die Hyperbel ist rechtwinklig. (Die 
rechtwinklige Hyperbel entspricht als specieller Fall der allgemeinen 
Hyperbel ebenso wie der Kreis der Ellipse.) Ist a > 5, so ist die Hy- 
perbel Bpitzwinküg, und wenn a << &, stumpfwinklig. 

Im zweiten Fall ist der Winkel der Strecken (0 — L) 
und (0 — A) ein Rechter, mithin: 

öder, da numerisch (L — J.) = (L — P), und ferner (0 — A) 
= r ist: 

(L~P)--(I>— 0)- = r^. 

Also liegen alle diejenigen Funkte, in denen zwei Tangenten 
sich schneiden, deren Berührungspunkte mit einem Brennpunkte 
in gerader Linie liegen, in einer auf der Hauptaxe senkrecht 
stehenden Geraden, — Diese Gerade heisst die Directrix der 
Hyperbel. Eine zweite Directrix entspricht dem Brenn- 
punkte P. — Diejenige durch einen Brennpunkt gehende 
Sehne, welche der Directrix parallel ist, heisst Parameter 
der Hyperbel. 

Wenn die in X gezogene Tangente die beiden Directrix- 28. 
Linien resp. in L und L^ trifil, so ist das Dreieck XLO 
ähnlich dem Dreieck XL^P, da die Winkel bei X gleich 
sind (Nr. 25), und die Winkel bei und P Rechte sind. 

4* 



— 52 — 

(Vgl. „Raumlehre" Nr. 137.) Polglich ist numerisch 

Q — X X — X-g-X 
P - X ~ ii — X ~ Äj - X ' 

da auch die Dreiecke ^ZX undlT^L^X ähnlich sind. Wei- 




ter folst- Q~^_ g-g| . 
ter loigt. p_x— J5r,-X' 



oder: 



if, — X gr-Jff, 



d.h. 



P — X — ^' 
Jwr ye(?ew Punkt der Hyperbel ist das VerhäUniss seiner Efd- 
fernwngen von einer Diredrix und dem zugehörigen Brenn- 
punkt eine constante Grösse, nämlich gleich dem VerhäUniss 
zwischen der Entfernung der beiden Birectrix-Linien und der 




Fig. 1». 

Hauptaxe. — Sei K der Schnittpunkt der Directrix (zu 0) 
mit der Hauptaxe, so ist numerisch {K— Py — {K — Oy = r^, 
oder, wenn {O—- P) = c gesetzt wird: 

(K— Of — 2c{K— 0) + c2 - {K— Oy = r^; 

d.h.:(JS:-0) = ?^'; ferner (ir—J?i) = c-2(^—0) = ^; 

ff ff „ 

folglich: ^ __ J = -_ . — Aus den obigen Gleichungen folgt: 

If-X _ Hj — X _ H — H^ _ r_ 
—X~ P — X~ - A" c ' 

oder, wenn (X — S) = {H — K) gemacht wird: 



fcl= ((ö-Ä) 



2c 



):(0~X)== 



r 
c 



— 53 



Wenn endlich (0 — X) = p, und der Winkel zwischen q und 
(0 — E) gleich 9 gesetzt wird, so geht die letzte Gleichung 

über in: cos q) ^— - = - ; oder p = ^ r . Sei 

|- der Werth , den p für ^ = 1 Rechter annimmt , so ist 
p = Setzt man diesen Werth in die Gleichung für q 

ein, so folgt, wenn man noch — ==e setzt: o = -7^ ? r-. 

' ® ' r ^ 2 (1 — e . cos 9) 

Diese Gleichung heisst die PolargUichu/ng der Hyperbel; e die 
Eoccentridtät, und p ist, wie leicht zu sehen, der Parameter. 
— Die Polargleichung lässt sich in eine auf rechtwinklige 
Coordinatenaxen bezogene Gleichung umwandeln durch die 
Substitutionen x =^ q . cos 9?; y = p . sin 9?. 

Es seien (X — X) und (7- .F') zwei beliebige Durch- 29. 
messer der Hyperbel; dann sind ihre 
Endpunkte die Ecken eines Parallelo- 
gramms, weil {T —X) ^ {Y—M) 
+ {M- X) = {M— Y') + (X— M) 
= (X' — Y') ist. Aber auch die in 
diesen Endpunkten gezogenen Tangen- x;l 
ten bilden ein Parallelogramm (vgl. 
Nr. 25 am Ende). Und der in Nr. 22 
aufgestellte elementare Satz lehrt fol- 
gendes: Die Diagonalen eines der Hy- 
perbel umschriebenen Parallelogramms 
schneiden sich im Mittelpunkt der Curve^ 
sind also Durchmesser (sofern man den 
Begriff des Durchmessers auch auf die- 
jenigen durch M gehenden Geraden 

erweitert, welche die Curve nicht schneiden). Zwei solche 
Durchmesser heissen conjugirte Durchmesser, 




Fig. 14. 



3. Bewegungsgesetz r^ 4: r^ = 00. — Die Parabel. 

Die Erzeugung der Ellipse und der Hyperbel beruhte 30. 
auf der gemeinsamen Voraussetzung, dass der Badius des 
Leitkreises eine endliche Grösse habe. Halten wir den Durch- 
schnittspunkt dieses Kreises mit der durch und P bestimm- 
ten Geraden fest, lassen aber den Punkt sich von diesem 



- 54 — 



Durchsclinittspunkte auf der Geraden in's Unendliche ent- 
fernen, so geht der Leitkreis in eine auf der Geraden senk- 
recht stehende gerade Linie über, r wächst in's Unendliche, 
und die Lage eines Punktes X der zu erzeugenden Curve 
wird jetzt durch das Gesetz bestimmt, dass X von P und von 
der Leitlinie jederzeit gleichweit entfernt sei. Da in der Lage 
des Punktes P dieser Geraden gegenüber kein Gegensatz 
zwischen „innerhalb*^ und „ausserhalb^' mehr stattfindet, so 
bildet die von X beschriebene Curve einen speciellen Fall 
sowohl der Ellipse als der Hyperbel. (Wenn P auf der Leit- 
linie liegt, so erhält man wie früher die in P auf letzterer 
senkrecht stehende Gerade als Weg des Punktes X.) End- 
lich ist klar, dass die durch und X gehende Gerade, welche 
firüher um den Punkt sich drehte, jetzt parallel mit der 
Geraden vorwärts rücken wird. (Vgl. Nr. 3.) — Im All- 
gemeinen ergeben sich die Eigenschaften der Parabel aus 
denen der Ellipse oder Hyperbel durch die eben erwähnte 
Specialisirung. 

Wenn eine Gerade parallel mit einer festen Geraden 
sich vorwärts schiebt, und ein auf ihr befindlicher Punkt X 
sich inzwischen so auf ihr bewegt, dass er von einer auf 
senkrecht stehenden festen Geraden und einem auf liegen- 
den Punkte P stets gleichweit ent- 
fernt ist, so heisst die von X 
beschriebene Linie Parahd, Die 
Gerade heisst Axe der Parabel. 
Jeder Lage der sich schieben- 
den Geraden entspricht ein Punkt 
O X der Parabel, aber auch ein 
Punkt Ä der Leitlinie. Zu jedem 
Punkte der letzteren gehört also 
ein Punkt der Parabel. Daher 
heisst Ä der LeitpunM zu X. 

Man findet X, indem man 
durch Ä die Parallele zu zieht, 
^«- ^' und in der Mitte der Verbindungs- 

linie von A und P die Senkrechte errichtet. Der Durchschnitts- 
punkt der beiden Geraden ist X. 

Da die Entfernung des Punktes X von der Leitlinie eine 




— 55 — 

eindeutige Grösse ist, so hat die durch X (d, h. jede) mit 
gezogene Parallele auch nur eirhen Punkt mit der Parabel 
gemeinsam. Man kann jedoch die Richtung dieser Parallelen 
selbst den unendlich entfernten Punkt der Parabel nennen^ 
und dann sagen, der zweite gemeinsame Punkt sei dieser un- 
endlich entfeftmte Punkt, 

Aus der Entstehung der Curve folgt ferner, dass bei der 
unbegrenzten Vorwärtsbewegung der erzeugenden Geraden 
auch X sich mit derselben in's Unendliche von entfernt, 
ebenso ^ber auch von der Leitlinie. Die Parabel ist also eine, 
wie die Ellipse, aus einem Zuge bestehende, aber, wie die 
Hyperbel, unbegrenzte Curve. 

Da zu jedem Punkte X der Parabel der entsprechende 
Punkt X' mit dem unendlich entfernten Punkte zusammen- 
fällt, so vertreten die durch Punkte der Parabel mit der Ge- 
raden gezogenen Parallelen die Stelle der Durchmesser, und 
der Mittelpunkt liegt im Unendlichen. 

Der Punkt P heisst Brennpunkt der Parabel, und die 
von X nach P, und parallel mit (nach dem unÄidlich ent- 
fernten Brennpunkt 0) gezogenen Linien (rj und r^) Leitstrahn, 

Sei S der Durchschnittspunkt der Parabel mit ihrer Axe, 
und T sein Leitpunkt, so ist 

^ 2 \ 

d. h. : Der Durchschnittspunkt der Parabel mit ihrer Axe liegt 
in der Mitte zwischen seinem Leitpunkt u/nd dem Brennpunkte. 

Während die erzeugende Gerade sammt dem Punkte A 81. 
in fortwährender Lagenänderung begriffen ist, dreht sich die 
Strecke (B— X) um den Punkt P, ohne jemals in eine vorige 
Richtung zurückzukehren. Denn in dem Masse, als A nach 
der einen oder anderen Seite sich von T entfernt, nähert sich 
(B — X) der zu (0) parallelen, resp. entgegengesetzten Rich- 
tung, und macht also überhaupt nur eine halbe Umdrehung. 
— Demnach kann, die durch {B — X) bestimmte Gerade in 
jeder Richtung nur einen Punkt mit der Curve gemeinsam 
haben, und heisst daher Tangente der Parabel. 

Die Tangente beschreibt im Verlauf ihrer Drehung den- 
jenigen Theil der Ebene, welcher den Brennpunkt der Pa- 
rabel nicht enthält. Sie umhüllt die Parabel und kann als 



^ 



— 56 — 

erzeugendes Gebilde derselben angesehen werden. Ein Punkt 
der Ebene liegt auf der convexen oder der concavm Seite der 
Parabel, jenachdem er von irgend einer Tangente getroffen 
wird oder nicht. Man kann also nur von einem auf der 
convexen Seite der Parabel liegenden Punkte eine Tangente 
an diese Curve ziehen. 

Die Tangente im Punkte X steht senkrecht auf der Linie, 
welche den Winkel der zugehörigen Leitstralen halbirt, wnd 
letztere bilden gleiche Winkel mit ihr. 

Die Tangente im Endpunkte der Äxe (Scheitel) steht auf 
dieser senkrecht. 

Da der Kreis, welcher die Ellipse, resp. Hyperbel in den 
Endpunkten ihrer Hauptaxe berührte, für die Parabel in ihre 
Scheiteltangente übergeht, so folgt weiter der Satz: Die 
Fusspunkte der vom Brennpunkte auf beliebige Tangenten ge- 
fällten Senkrechten liegen auf der Scheiteltangente» 

Wenn L ein beliebiger Punkt der Tangente ist, so ist 
das Dreieck der Punkte LBP stets rechtwinklig, also liegt B 
auf der über {L — P) beschriebenen Kreislinie, mithin da wo 
dies6 Kreislinie von der Scheiteltangente getroffen wird. Im 
Allgemeinen also liefert ein Punkt zwei Tangenten an die 
Parabel. 

Anmerkung. Hieraus folgt die Constructiou der Tangenten von 
einem beliebigen Punkte L an die Parabel. 

Rückt L in unendliche Ferne, so geht die erwähnte 
Kreislinie über in eine durch P auf (P — L) senkrecht ge- 
zogene Gerade. Da diese Gerade mit der Scheiteltangente 
nur einen Punkt gemeinsam hat, so kann man nur eine Tan- 
gente parallel zu einer gegebenen Richtung an die Parabel 
ziehen. 

Anmerkung. Die Construction dieser Tangente geht aus dem eben 
Gesagten hervor. 

32, Jeder Punkt einer Tangente ist gleichweit entfernt von 
dem Brennpunkt und dem Leitpunkt des Berührungspunktes. 
Wenn daher X und X, zwei beliebige Punkte der Curve sind, 
Ä und A^ ihre Leitpunkte, und L der Schnittpunkt ihrer 
Tangenten, so ist das Dreieck der Punkte LÄÄ^ gleich- 
schenklig, und der Winkel an der Spitze desselben wird durch 



- 57 - 



die aus L auf die Leitlinie gefällte Senkrechte halbirt. Oder: 
Verbindet man die Leitpunkte der Berührungspunkte zweier 
Tangenten mit deren Schnittpunkte y so wird der Winkel dieser 
Verbindungslinien durch den- 
jenigen der Axe parallelen 
Leitstral halbirt, welcher 
durch den Schnittpunkt der 
Tangenten geht. 

Sei die Richtung der 
Axe, und C diejenige einer 
Geraden, die so bestimmt 
ist, dass, wenn 

(L~-^)i-/* = (L — P), 
dann auch 

{Ä—0)i-C=^{F-C) 
ist. Dann folgt: 

(L — 0)i-/* = (i-(7). 

Und nach Analogie mit den 
entsprechenden Sätzen der 
Ellipse und der Hyperbel wird 
man schliessen, dass C der 
Leitpunkt von X, auf einer unendlich entfernten, auf (P — X^) 
senkrechten Geraden ist, die man als Leitlinie mit dem Centrum 
P betrachten kann. Dann gestattet die letzte Formel folgende 
Fassung: Verbindet man den Durchschnittspunkt L zweier 
Tangenten an die Parabel einerseits mit dem Brennpunkt P 
und dem unendlich fernen Punkt 0, andrerseits mit dem Leit- 
punkt des einen Berührungspunktes (X) und dem unendlich 
fernen Punkte der Geraden (P— X,), so sind die Winkel 
zwischen einer Verbindungslinie der ersten und einer der zweig- 
ten Art einander gleich, — Der Winkel der Tangenten ist 

5-i^ ^ der Winkel der nach den Punkten A und C gezogenen 

Geraden ist ^7^^ • Man sieht ferner, da^ die Winkel X, i X 

wnd OLP dieselbe Hälbirungslinie haben.. 

Der Winkel der von L nach (7 und P gezogenen Geraden 

ist also ^ , ^ — iJ == 2-^ : mithin der Winkel der von P 




Fig. 16. 



— 58 - 



83. L 



nach X, und L gezogenen Geraden 2i2 — 2"^* "" ^^d^®^' 
seits ist der Winkel der Geraden {L — A) und {L — 0) gleich 
-^Y^ ; mithin der von {A — L) und {A — 0), oder von (P — L) 

und (P~ X) gleich 2R — ^ . 

Speäelle Fälle. 1) /J + y = 2. — Dann ist {L — ^) 
= — {L — A^)\ d. h. die" drei Punkte LAA^ liegen auf einer 
Geraden; und da A und A^ stets auf der Leitlinie liegen ^ so 
ist diese selbst die erwähnte Gerade. Da jetzt der Winkel 
der Tangenten ein Rechter ist; so hat man den Satz: Die 
von irgend einem Funkte der Leitlinie an die Farabd gezoge- 
nen Tangenten bilden einen rechten Winkel. 

Da nun die Winkel, welche {F — L) mit (P — X) und 
(P — Xj) bildet, beide Rechte sind, so liegen die drei Punkte 
PXXj in gerader Linie; mithin haben wir den Satz: Die 
Berührungssehne der von einem Funkte der Leitlinie an die 
Farahel gezogenen Tangenten geht durch den Brennpunkt. 

Hiernach gehen die beiden , an entsprechender Stelle bei 
der Ellipse und Hyperbel angenommenen speciellen Fälle bei 
der Parabel in einen einzigen über; und wenn wieder die 
aus dem zweiten dieser Fälle hervorgehende Gerade Directrix 
genannt wird, so kann man sagen, dass für die Parabel die 

Directrix mit der Leitlinie zusam- 
menfällt. — Diejenige durch den 
Brennpunkt gehende Sehne, welche 
der Directrix parallel ist, heisst 
Farameter der Parabel. 

Für jeden Funkt der Farahel 
ist das Verhältniss seiner Entfer- 
nungen von der Directrix und dem 
Brennpunkte gleich 1 . — Sei K der 
Schnittpunkt der Axe mit der Di- 
rectrix, ferner q der numerische 
Werth der Strecken (-4 — X), 
(P — X), <p der Winkel zwischen 
(P-X) und (P— X), so ist 
(P — S)= p — (X— P); andrerseits: (P— iS) = — q . cosg?; 
folglich Q — (X — P) = — p . cos 9)y oder (> (1 + cos 9) 




Fig. 17. 



— 59 - 
= (K—F). Sei 1^ der Werth, den p für 9) = 1 Rechter 

annimmt, so ist ^ = {K— P) 5 also q = g (^ ^^^^ ^^ • Diese 

Gleichung heisst die Polargleichung der Parabel 5 p ist der 
Parameter. Sie geht aus derjenigen der Ellipse oder Hyperbel 
hervor, wenn man dort e = + 1 setzt. Daher stellt die 

Gleichung p = ^ ,, , ^ , wenn man darin e von + 1 

bis — 1 variiren lässt, folgende Curven dar: 

i?-(+i), <(+l)u.>0, =0, <Ou.>(-l), -Hl) 
Parabel, Ellipse, Kreis, Hyperbel, Parabel. 



Zweite Abtheilung. 
Die Projectivität von Punkten und Linien. 

Der BegriflF der Involution von Punkten und Linien, nebst 34, 
den Gleichungen, welche zwischen involutorischen Gebilden 
bestehen, wurde in der ,, Raumlehre" Nr. 171 aufgestellt, und 
es wurde in Nr. 185 und 186 gezeigt 9 dass mittelst des Be- 
griffes der reciproken Verwandtschaft jeder durch eine Glei- 
chung zwischen Punkten darstellbare Satz einen reciproken 
Satz nach sich zieht, welcher durch eine Gleichung zwischen 
Linientheilen dargestellt wird. — Im Folgenden sollen nun die 
verschiedenen projectivischen Beziehungen zwischen Punkten 
und Linien abgeleitet werden, und es wird der Begriff der 
Reciprocitat in der Weise verwendet werden , dass jedem Satze 
sein reciproker gegenüber gestellt wird.*) 

* — 

*) um dem Gegenstände dieser, wie dem der folgenden Abtheilung 
seine Stelle im „Systetn der Baumlehre**^ anzuweisen, erscheint es zweck- 
mässig, die dort gegebene Beihenfolge der Gegenstände in folgender 
Weise zu ändern: 

II. Grössen im Gebiete der Ebene. 

A. Abgeleitet aus einer beweglichen Geraden, 
a. Einfache Bewegung (S. 23—69). 

ß. Zusammengesetzte Bewegung (Äbth. 1. des vorliegenden Buclies). 

B. Abgeleitet aus mehreren festen Strecken oder Punkten. 
1. Einfache Grössen. 

a) Einzelne Grössen (S. 70—129). 



60 - 



1. Halbirungspunkte und Halbirung:slinien. 

35, Betrachten wir zuerst den speciellen Fall, dass von vier 
harmonischen Punkten auf einer Geraden der eine, Dy in 
unendliche Ferne gerückt sei, dann halbirt der ihm zugeord- 
nete Punkt B die Strecke zwischen den beiden anderen, A 
und Cy und man hat: 



B 



A+C 



D = 



A^ C 



wobei D ein Punkt mit dem Coefficienten 0, d. h. eine Strecke 
oder ein unendlich feruer Punkt ist. 

Sind nun ab cd vier durch die Punkte AB CD resp. 
gehende harmonische Linien, von der Art, dass 6 auf der 
Geraden der vier Punkte senkrecht steht, so halbirt b den 
Winkel der Geraden -}" ^ ^^^ + ^j ^^^ d denjenigen der 
Geraden + a und — c. (Vgl. „Rauml." S. 80 unten.) 

Nun ist aber vermöge 
der reciproken Verwandt- 
schaft: 




a + c 



& = 



rf = 



a — c 



man kann also sagen, dass 
^jy die Halbirungslinie des Win- 
kels zweier Geraden -|- a und 
+ c dargestellt werde durch 



Fig. 18. 



a±c ^ 



) 



Ist die Richtung von b eine andere, so sind b und c? nicht 
mehr die Halbirungslinien der Winkel (+ a, + ^') und 
(+ dy — c)^ sondern es besteht nur die allgemeine Gleichung: 

b) Vereine von Grössen (S. 133 — 137, 141 — 163. AUheilung 2. des 
vorliegenden Buches), 

2. Zusammengesetzte Grössen (S. 129—133, 137—141. Ahthlg. 3 
des vorliegenden Btiches'), 
*) Wenn sonst die Halbirungslinie h des Winkels zweier Geraden 

o, ^ (ihre Mittelrichtuug) durch b = Vac bezfnchnet wird (vgl. „Raum- 
lehre** Nr. 83), so stellen die Buchstaben abc in dieser Formel die Ge- 
raden rntr ihrer Bichtting, nicht ihrer Lage nach dar. Jene Bezeichnung 
ist also in den gegenwärtigen Untersuchungen, wo es wesentlich mit 
auf die Lage der Geraden ankommt, nicht mehr ausreichend. 



— 61 — 



sin (bä) 



sin (da) 



sin (jbc) sin (de) 

Es gelten daher die Sätze 7011 Halbirangslinieii der 
Winkel ebensowohl von allen Linien, welche die Winkel so 
theilen, dass das Yethältniss der Sinus der beiden Theile für 
alle Winkel dasselbe ist. Des bequemeren Wortausdruckes 
wegen soll jedoch im Folgenden der Ausdruck „Halbirungs- 
linie" (fiir welchen jenes Verhältniss den Werth 1 hat) bei- 
behalten werden. 

Wenn ABC drei Punkte der Ebene sind, und abc die 
durch die Linientheile BCj CA, AB resp. bestimmten Ge- 




a — b , h — c , c — a ^^ 



Fig. 19. 

raden, so lassen sich a, 6, c mit A, B, C reciprok verwandt 
setzen, imd man erhält folgende identische Gleichungen und 
Lehrsätze (s. zuerst die Anmerkung am Schluss dieser Sätze): 

Die unendlich entfernten PunJcte 
auf den Seitenlinien eines Drei- 
ecks liegen auf einer (unend- 
lich fernen) Geraden. (Vgl. 
Nr. 120.)- 

- (^") + {^) 

Die Verbindungslinie der Mitten 
zweier Seiten eines Dreiecks ist 



2 ' 2 ' 2 
Die Halbirungslinien der inne- 
ren Winkel eines Dreiecks 
schneiden sich in einem Punkte. 



- C4-') + M 

+ (:-¥) - »• 

Die Halbirungslinien zweier 
äusseren und des dritten inne- 



- 62 — 



der dritten Seite parallel (liegt 
auf derselben Geraden mit dem 
unendlich fernen Punkte der 
dritten Seite). 

3Jlf=(^+JB) + G=(-B+C) 

Die drei Transversalen eines 
Dreiecks schneiden sich in 
einem Punkte (M). 



+ Ä = {A^C) + B. 

Eine Transversale und die aus 
den zwei anderen Ecken mit 
den Gegenseiten gezogenen Pa- 
rallelen schneiden sich in einem 
Punkte (N). 



ren Winkels eines Dreiecks 
Schneidensich in einem PuMe. 



3m = (Ä + 6) + c = (6 + c) 

-|- a = (c + öt) + ^• 

Die Punkte, in welchen die 
Hdünrungslinien der Aussen- 
winket eines Dreiecks die Gegen- 
seiten schneiden, liegen in einer 
Geraden (m). 

n = {a-\'h) — c = (6 — c) 
-\- a = {a — c) + 6. 

Die Punkte, in welchen die 
Halhirungslinien zweier inne- 
ren und des dritten äusseren 
Winkels eines Dreiecks die 
Gegenseiten schneiden, liegen in 
einer Geraden (n). 

Anmerkung. Was die Uebertragung der Formeln in Worte be- 
trifft, 80 sagen die beiden ersten Formeln aus, dass drei Punkte, 
zwischen denen eine Zahlbeziehung besteht, in einer Geraden liegen, 
resp. dass drei Geraden mit gleicher Eigenschaft durch einen Punkt 
gehen. — Die beiden letzten Formeln sagen erstens aus, dass ein Punkt 
(Mf N) aus drei Punktepaaren gleichzeitig ableitbar ist, woraus folgt, 
dass die jene Punktepaare verbindenden Geraden durch denselben Punkt 
gehen; zweitens sagen die Formeln aus, dass eine Gerade (fn^n) aus 
drei Linienpaaren gleichzeitig ableitbar ist, woraus folgt, dass die 
Schnittpunkte jener Linienpaare auf derselben Geraden liegen. 



2. Harmonisohe Funktreihen und Stralenbüschel. 

36, Wenn A, B, C drei Punkte der Ebene sind, und X ein 
beliebiger vierter Punkt, welcher durch die Zahlen mnp aus 
den vorigen abgeleitet ist, sodass 

X = mA-{-nB-\'pC, 

so sind die Schnittpunkte X^XjXg der Geraden (^X), (BX)^ 
(CX) mit resp. (JBC), (CA), (AB), bestimmt durch die 
Formeln : 



— 63 — 



Z,= 



n 



-B + 



2 JP + w 






m 



•* m-f-n 



A + 



P 

m 
jp + w 

n 



5. 



(Vgl. „Raumlehre" Nr.ll4flF.) Sind femer ^jJSiC, die Punkte, 
in denen {BC), (CA), 
(AB) resp. von (Xj Xj), 
(X3 XO , (Z, X,) ge- 
schnitten werden, so ist 

(jp — n)Ä^ =pC — n£] 

(n — m)Ci = nB'—mA] 
folglich durch Addition : 

+ (w— m)C, = 0; 

d. h. : j4, , B^ und C^ 
liegen in derselben Ge- 
raden. 

Hieraus folgt reci- 
prok, dass, wenn die 
Seiten eines Dreiecks 
von einer beliebigen Ge- 
raden geschnitten werden, durch eine mit der vorigen reci- 
proke Construction drei Geraden gefunden werden, die sich 
in einem Punkte schneiden. — Ist die beliebige Gerade die- 
jenige, welche in der letzten Figur durch A^B^C^ geht, so 
ist der Schnittpunkt jener drei Geraden wieder X. Denn sei 

{AB) = c, {BG) = a, {CÄ) = b, 

(A,B,) = {B,G,) = (C,Ä,) = x, 
so ist 

(ax) = A^y (hx)=B^, {cx) = Ci] 

(&c) = ^, {ca) = B, ah = C, 
und wenn folgerecht gesetzt wird: 

(A,A) = x,, {B,B)^x,, {C,C) = x,, 




Fig. 20: 



- 64 — 



so gehen die Linien (X J.), (XJS), (XC) resp. durch die Punkte 
(^2^3); (j^z^i)) (^1 ^2) *) 5 d' t. : die Verbindungslinien der Punkte 
(ab) und (aj^a^j), (6c) und (x2X^), (ca) und {x^x^) gehen durch 
denselben Punkt X. 

Neben dieser allgemeinen Beziehung zwischen den Ge- 
bilden X und X ergeben sich für unsere Figur noch weitere 
Sätze. 

1) Da die Linien (XA), (XB), {XC) nicht nur durch 
die Punkte {x^x^^ (^3^1)? (^1^2); sondern auch durch X^, 
X2, X3 gehen; und diese letzteren Punkte die vierten har- 
monischen Punkte resp. zvlÄijBC, B^CA, C^AB sind (nach 
;;Baumlehre^^ S. 80)^ so lässt sich das in der legten Anmerkung 
erhaltene Resultat in folgenden Sätzen aussprechen: 



Werden die Seiten eines Drei- 
ecks von einer Geraden geschnit- 
ten, und construirt man 0u 
einem Schnittpunkt auf der 
zugehörigen Seite den vierten 
harmonischen Punkt, so geht 
die Verbindungslinie dieses 
Punktes mit der gegenüberliegen- 
den Ecke, und die Verbindungs- 
linien der beiden anderen Schnitt- 
punkte mit den gegenüberliegen- 
den Ecken durch denselben 
Punkt. ' 

2) Äddirt man die Formeln: 

— {n -j- p) X^ = — nB — pC , 

(P'j-m)X2=pC -^ mÄ, 

( n — m) Ci = nB — mA , 
so folgt: 

(n — w) Ci + (p + m) Zj — - (w + p) Xj 



Verbindet m^n einen Punkt 
mit den Ecken eines Dreiecks, 
und construirt zu einer Ver- 
bindungslinie durch die entspre- 
chende Ecke die vierte harmo- 
nische Linie, so liegt der 
Schnittpunkt dieser Linie mit 
der gegenüberliegenden Seite, 
und die Schnittpunkte der bei- 
den anderen Verbindungslinien 
mit den gegenüberliegenden Sei- 
ten in derselben Geraden. 



= 0, 



*) Aus der Formel für -4, folgt: nB =pG — {p — n)Ax\ femer 
aus der für X: nB = X — mA — pC\ hieraus: mA — (p — n)A^ 
=^ X^2pCf und da auch mA — (p — n)-4i » (m — jp) J5i + nB ist, 
so gehen die Geraden (^^1)^ (BBi), (CX) durch denselben Punkt; 
desgl.: (BJ50, (CC,), (AX)-, {CG,), {A^,), (BX). 



— 65 



in Worten: 

Werden die Seiten eines Drei- 
ecks von einer Geraden ge- 
schnitten, so liegen die zu 
zweien der Durchschnitts- 
punJcte auf den entsprechenden 
Seiten construirten vierten har- 
monischen Funkte mit dem 
dritten Schnittpunkt in gerader 
Linie, 



Verbindet man einen Funkt 
mit den Ecken eines Dreiecks, 
so gehen die zu zweien der 
Verbindungslinien durch die 
entsprechenden Ecken gelegten 
vierten harmonischen Linien 
mit der dritten Verbindungs- 
linie durch denselben Punkt 



3) Aus den Formeln für X, X^, X^, X3 folgt: 
X=^mA + (w+jp) ^1 = nB-^- (j)+ m) X^^=pC'\- {m '\-n)X^, 
in Worten: 



Werden die Seiten eines Drei- 
ecks von einer Geraden geschnit- 
ten, und construirt man zu 
jedem Schnittpunkt auf der 
zugehöriger^ Seite den vierten 
harmonischen Punkt, so gehen 
die Verbindungslinien dieser 
Punkte mit den gegenüberliegen- 
denEckendurch denselben Punkt. 



Verbindet man einen Punkt 
mit den Ecken eines Dreiecks, 
und construirt zu jeder Ver- 
bindungslinie durch die ent- 
sprechende Ecke die vierte har- 
monische Linie, so liegen die 
Schnittpunkte dieser Linien mit 
den gegenüberliegenden Seiten 
auf derselben Geraden. 



S. Involutorisohe Funktreihen und StralenbÜsohel. 

Drei Punktepaare auf einer Geraden (resp. drei durch 37. 
einen Punkt gehende Linienpaare) AC, EF, GH sind in- 
Yolutorisch^ wenn sie ein gemeinsames harmonisches Paar BD 
haben („Raumlehre" Nr. 171). Es bestehen dann die Be- 
ziehungen: 



1 — a 



1 — y ' 



j. ^ A'\-IC __ E+j^ ^ G+vH 
1 + a ~ 1 + ft ■"" 1 + v ' 



woraus man unter Anwendung der Substitutionen 

1— ^x . 1 — fi l — v 

1 + i — '^i 5 1 + |[t — ^» ' 

leicht findet: 

Sohlegel, Elemente. 5 



r+-v = ^« 



— 66 - 

^—l + Xi ' ^— 1 + 11, ' ^— l + v, ' 



C 






Sei nun ilf die Mitte zwischen B und D, sodass 

2 

SO findet sich: 

^^ ^^ 2(1 + Zi) ' ^^ ^'^— 2(1 -X,) ' 

also : 

2(M — A) __ (B - D) 
(B^ D) ~ 2(M-C) ' 

oder numeriscli: 

(M^Ä) . {M—G) = ^^=^*- 
Ebenso erhält man: 

{M—E) . {M — F) = {M-G) . (M—H) = (äi^. 

Der Punkt M hat also die Eigenschaft, d(iss das numerische 
Product seiner Entfernungen von zwei zugeordneten Ttmkten 
der involutorischen Reihe constant ist, und gleich dem Quadrat 
der halben Entfernung des gemeinsamen harmonischen Paares. 
Vermöge dieser Eigenschaft heisst M das Centrum der In- 
volution. 

Nehmen wir nun an, dass unter den drei Paaren der 
involutorischen Reihe das eine, z. B. GH sich auf einen Punkt 
reducirC; sodass 

Q = H=P. 

Dann erhält die Bedingungsgleichung der Involution 
(s. „Raumlehre'' Nr. 171): 



folgende Form: 



d. h.: 



oder: 



22 _ (Q^-^) U-S) 
^ ~'(C^H) ' (G-C) 

12-iAziI]!.. 



~ 67 - 

Bezeichnen wir die beiden Werthe von P mit P^ und Pj; 

so ist 

p A-XC p _ A+'IC 

^1 ~ 1 - ;i ' ^2 — 1 4. i ; 
oder: 

Pi = 5; P2 = D' 

Jeder der beiden Punkte £ und D bat also die Eigen- 
schaft ^ dass er, als Doppelpunkt betrachtet, mit AG und EF 
involutorisch ist.*) — Man nennt dieses Verhältniss die In- 
volution von 5 Punkten, «und die Punkte B und D die Doppel- 
punkte oder Brennpunkte der Involution. 

Haben also zwei Punktepaare ÄC und EF das gemein- 
same harmonische Paar BD, so sind B und D die Doppel- 
punkte der Involution, und sie sind mit jedem Paare GH 
harmonisch, welches mit den beiden gegebenen Paaren in- 
volutorisch ist. 

Reducirt sich gleichzeitig das Paar OHslwS den Punkt P, 
und das Paar EF auf den Punkt P^, so geht die Bedingungs- 
gleichung 

(J57-H) (G^C ) jA-F) _ , 
(J5;— O) ' {G—F) ' {A^H)~ 

(„Raumlehre" Nr. 171 am Ende) über in 

(P2 - Pj) (Pj - C) U - Pt) ^ I 
(P, - C) • {P,-P^) ' (A-P,) ^> 
oder : 

(Pj-C) _ _ (Pi - A) , 

(Pt-C) — (Pt-A)^ 

d.h. in die Bedingungsgleichung der Harmonie. — Die Har- 
monie ist hiernach ein spedeUer Fall der Involution. 

Vertauscht man in den bisherigen Formeln dieser Nr. die 
Differenzen der Punkte mit den Sinus der Winkel, die von 
den entsprechend benannten Geraden gebildet werden, so 
erhält man reciproke Resultate für involutorische Stralen- 
büschel. 

Drei Punkte auf einer Geraden, J., , A2, Ä^ bilden die88, 
drei Gruppen: * 

-^1-^2; -^2-^3? -^3-^1' 

*) Dies Eesoltat folgt auch daraus , dass man sowohl B wie D als 
ein Punktepaar betrachten kann, welches mit dem Paare {BD) har- 
monisch ist. 

6* 



- 68 — 

Seien drei Punkte X, F, Z so bestimmt, dass 

ZA^ mit A^A^ 

X-4i mit -42-^3 

Y A^ mit A^A^ 
harmonisch ist. Dann ist 

(uäi - A^ _ __ (Z- A^ . {A^-A^ _ __ {Y- A, ) . 
(^3 - A,) — (^8 - X) ' (^j - ^2) (^1 - T) ' 

(^, - ^,) ^ (Z - A) 
(^, - ^3) (A^ - Z) * 

Diese Gleichungen geben multiplicirt: 

{X -^ A^) (Y-A) (^ - -^i) _ 1 

Da dies die Bedingungsgleichung der Involution ist, so hat 
man die Sätze: 

Construirt man zu jedem von \ Construirt man m jeder von 



drei Punkten auf einer Geraden 
den zugeordneten harmonischen 
Punkt, so Mlden die 6 Punkte 
eine involutorische Reihe. 



drei Geraden durch einen Punkt 
die zugeordnete harmonische 
Linie, so bilden die 6 Linien 
einen involutorischen Büschel. 



Vier Punkte auf einer Geraden, J., , A^, A^j A^ bilden 
die drei Doppelgruppen: 

-^1-^3; -^2-^4 5 -^1-^2; -^3-^4 5 -^l-^4> -^2-^3' 

Ist nun Xj Fj harmonisch mit den Paaren der ersten Gruppe, 
so ist: 

f^Tt ~ A,) _ _ {Y,-A,) . (X, - ^) (r^-J>) 

(X, - A) (Y, - ^3) ' (X, - ^4) "^ kY,- A,) ' 

Durch Multiplication und Division dieser beiden Formeln er- 
hält man: 

• 

(X, -~ A,) (X,-A^) ^ {Y,^A{) jY, - A^) 
(X, - -43) • {X, - A,) (Y,-A,) ' (Y,- A,) ' 

(Xt - A,) (X. - ^4) _ (Y, - A^) iY,-~A,) 
(Xi - AO * (X| - uä^) (Y, - ^3) • (Y, - A^) ' 

Die erste dieser Gleichungen sagt, dass die Paare X, Y,, 
^,^2, A^A^y die zweite, dass die Paare X^ Y, , ^j^^, ^2^3 
involutorisch sind. Man hat demnach die Sätze: 

Ordnet man 4 Ptmkte auP Ordnet man vier Geraden 
eine^' Geraden auf dreifache I durch einen Punkt auf drei- 



- 69 - 



Weise in Gruppen von je zwei 
Fdaren, so ffiebt es zu jeder 
Gruppe ein Funktepaar, welches 
mit den beiden Paaren dieser 
Gruppe harmonisch und mit 
denen der beiden anderen Grup- 
pen involutorisch ist. 



fache Weise in Gruppen von je 
zwei Fahren, so giebt es zu 
jeder Gruppe ein Linienpaar, 
welches mit den beiden Faaren 
dieser Gruppe harmonisch und 
mit denen der beiden anderen 
Gruppen involutorisch ist. 



Ist Zj Y^ harmonisch mit den Paaren der zweiten Gruppe, 
so ist es auch mit X^ F, harmonisch, weil X^ Fj, Ä^ A^, A^Ä^ 
involutorisch sind, und folglich das den letzten beiden Paaren 
gemeinsame harmonische Paar auch harmonisch zum ersten 
Paare sein muss. — D. h. : 



Construirt man zu jeder der 
drei Funktgruppen des vorigen 
Satzes das gemeinsame har- 
monische Faar, so sind diese 



Construirt man zu jeder der 
drei Liniengruppen des vorigen 
Satzes dOfS gemeinsame har- 
monische Faar, so sind diese 



Faare auch unter einander Faare auch unter einander 



harmonisch. 



harmonisch. 



4. Involutorische Funkt- und G-eraden -Vereine. 

Vier beliebige Geraden ab ex schneiden sich im All- 39. 
gemeinen in 6 Punkten ABCA^B^C^ (Fig. 20). — Nun folgt 
aus den in Nr. 36 angegebenen Ausdrücken für A^ jB, C\ : 

(^,-5)-^-^((7-JB)i (^._(7)=^(0-S); 

mithin : 

Ai-B p 



Ebenso : 



Multiplicirt: 





A^-C 




B,- C 
Bi A " 




C\ A 
Ci B " 


^. 


-B B,- C 

,— ..,■■ ■ ■ ■■ • ■ ~— ■ — — 



n 
m 

n 

— — — • 

m 



C^- A 



Ai-C B^ — A Ci- B 



= 1. 



Da diese Gleichung, wenn die 6 Punkte in einer Geraden 
lägen, die Bedingungsgleichung ihrer Involution sein würde 
(nach „Raumlehre" Nr. 171 am Ende), so können wir auch 



- 70 — 

den Verein dieser 6 Punkte einen involutorischen nennen^ und 
sagen: Die 6 Funkte, in denen 4 Geraden in der Ebene sich 
schneiden, bilden einen involutorischen Verein. — Reciprok: 
Die 6 Geraden (abca^biC^), welche man zwischen 4 Punkten 
in der Ebene (ÄBCX) ziehen kann, bilden einen involuto- 
rischen Verein. 

Es seien A^, Bq, Cq die Punkte, in welchen drei Ge- 
raden (a, 6; c) eines beliebigen involutorischen Vereins von 
einer beliebigen Geraden Xq geschnitten werden , sodass 

(a-ß)CQ = aA—ßB. 

Der Schnittpunkt X der drei anderen Geraden des Vereins 
(«1, 6,, c,) sei wie früher durch die Formel bestimmt: 

X = mÄ + nB+pC, 

und es seien A^, B^, C^ die resp, Schnittpunkte dieser drei 
Geraden mit x^. — Um einen dieser Punkte, z. B. B^^ zu 
bestimmen, ist auszudrücken, dass er gleichzeitig aus G^ und A^y 
sowie aus X und B ableitbar ist. Nun ist 

my{a — ß)CQ '—pa{ß—y)AQ =m'yaA — (mßy -{- paß)B ' 
-\-payC==^ya(mA-\-nB'j-pC) — (mßy'\-nya-\-paß)B ] 

oder, durch ya dividirt, und — -^ ^ + ^ = r gesetzt: 
Ebenso: 

A, = ^(Y-a)B,-f{a-ß)C\ = X-raÄ. 

Aus diesen Formeln folgt durch äussere Multiplication, • 
und nachherige Division: 

(^j6^ = p(Y-ß)ct(A,Co ) ^ pcc(ß-Y) ^ 

(JÖg^o) w C« - jSj y (CoA) myia-ß) ^ 

(C^Aq) ^ m (a — y) ß (BpA p) ^ mß (y ~ «) 

(C,Bo) n ((3 - y) a {A^B^) n« (j3 - y) ' 

(^2^o) ^ n(P-tt)y(Co^o) ^ n y (« - ß) 

^ U«CW i> (y - «) (J (-BoCo) pß (y - a) * 



- 71 - 

Durch Multiplication dieser drei Gleichungen folgt: 

jB^Go) (C7,A) (^,Bo) _ . , 



d. h.: Ein involutorischer Ge- 
radenverein wird von jeder 
Geraden in einer invölutorischen 
Punktreihe geschnitten. 



Ein involutorischer Punkt- 
verein giebt, mit einem beliebigen 
Punkte verbunden, einen in- 
volutorischen Stralenbüschel. 



Ist a = m, ß = n, y=Py so fallen AqJBqCq der Reihe 
nach mit Ä^JB^Cx zusammen. 

Wenn die beliebige Gerade durch einen Schnittpunkt 
zweier Geraden des Vereins geht; so enthält die involutorische 
Punktreihe einen Doppelpunkt. Ist die Gerade mit einer der 
Geraden des Vereins parallel^ so fallt ein Punkt der in- 
völutorischen Reihe ins unendliche. Reciprok: Wenn der 
beliebige Punkt mit zwei Punkten des Vereins auf derselben 
Geraden h'egt^ so enthält der inyolutorische Stralenbüschel 
einen Doppelstral. Fällt der Punkt mit einem der Punkte 
des Vereins zusammen, so wird ein Stral des invölutorischen 
Büschels unbestimmt. 

Bestimmt man auf c{A — S) zu Cq den vierten har- 
monischen Punkt (7q, und auf c^ (C — X) zu Oj ^®^ vierten 
harmonischen Punkt (/j) ^^ ^^^ 

(vgl. den oben gegebenen Ausdruck für (7g u. „Baumlehre" 
Nr. 169). Weiter ist: 

Z + yrC=Cj(l+yr). 

Addirt man diese Formel zu der vorigen , nachdem die letztere 
mit r multiplicirt ist, so folgt: 

X + r(aÄ + ßB-\-rC) = r(a-\-ß)C; + (l + rr)C^. 

Macht man dieselbe Construction auf a und a^ resp. b und b^, 
so folgt: 

X + r(aÄ + ßB+yG) = r(ß + y)A, + (il + ar)Ä\', 
X+r(iaÄ-\-ßB + yC) = r(y + a)R, + (l + ßr)B',. 

Folglich schneiden sich die Geraden (^'q^'j)» (^0^2); 
(CqCj) in dem Punkte, welchen die linke Seite der Glei- 
chungen ausdrückt; und man hat die Sätze: - 



- 72 — 



Wird ein involutoriscJier Ge- 
radenverein von einer heliebigen 
Geraden geschnitten, und con- 
struirt man auf jeder Geraden 
den vierten harmonischen Punkt 
^um Schnittpunkte 3 so gehen die 
drei Geraden, welche die vierten 
harmonischen Punkte auf je 
zwei gleichnamigen Geraden 
verbinden, durch denselben 
Punkt. 



Wird ein involutorischer 
Punktverein mit einem belie- 
bigen Punkte verbunden, und 
construirt man durch jeden 
Punkt den vierten harmonischen 
Stral zur Verbindungslinie, so 
liegen die drei Punkte, in denen 
die vierten harmonischen Stralen 
durch je zwei gleichnamige 
Punkte sich schneiden, auf der- 
selben Geraden. 



40, Wenn in der Ebene 6 beliebige Punkte A^, A^y A^, A^, 

A^, Aq gegeben sind, so giebt es ein einziges Punktepaar X, Y, 
welches sowohl mit -^^J-j und A^A^ als mit -^2^3 und A^A^ 
zusammen einen involutorischen Verein bildet. Denn aus 
den Gleichungen 



(1) 
(2) 



(X -^ A^) 



(^2 - A) 



(•^4 - -^2) 

iA-Y) 






{X - Ä,) (A^ - Y) {Ä, - ^3) 

welche diese Eigenschaft von X und Y ausdrücken, sind diese 
beiden Punkte in eindeutiger Weise bestimmbar. (Zu beach- 
ten ist, dass die zweite Gleichung durch blosse Vermehrung 
jedes Index um eine Einheit aus der ersten hervorgeht.) 

Durch Ausführung der äusseren Multiplication (unter 
Beachtung der Regel, dass ab = — ba) erhält man aus der 
Gleichung (1): 

+ Zr^i - XA,A^ — X lA, — A^A^A, + YA^A^ 
-\-A^A^A^ = ^ XA,A^^ XYA, + XYA^ - A,A^ A^ 

oder, wenn zur Abkürzung 

«1 = (^1 — A) + (-^4 - -^o) ; 

dl =A^A,(Ai — A^) + ^5 ^, (^4 - A^) 
= A,A,(A, - A,) + A,A,{A, --A,) 

gesetzt wird: 

(3) XYai + (X- 7)6, + d, =0. 



6,«! 



— 73 — 

Durch Vergrösserung der Indices um 1 ürhäli mau hieraus 
folgende, mit der Gleiehnng (2) äquivalente Form: 

(4) XYa, + {X-T)b, + d, = 0, 
worin 

»2 = -^3-^5(^2 — -^e) "f" -^6-^2(^5 — -^3) 

Durch Addition von (3) und (4) folgt: 

(5) X Y{a, + a,) + (X- Y) (6, + i,) + (rf, + e?,) = 0. 

Und es werden die Gleichungen (3) (4) (5) durch dieselben 
Werthe von X und Y gleichzeitig befriedigt. 

Wenn wir nun durch a^b^d^ diejenigen Grössen bezeich- 
nen , welche aus a^bi^z ^^^^^ Vorwärtsschiebung der Indices 
um eine Einheit (aus 6 wird 1) entstehen^ so ist: 

Erstens: 

«i + «2 = — ^3 + ^1 — A + A ; 
d. h.: 

(6) aj + 0^2 = — 0^3 • 
Zweitens: 

fe, + 62 = ^1 A + ^2^3 + AA + AA' 

Nun bedeutet aber das Product zweier Punkte den dazwischen 
liegenden lAnientheil, und es ist im Sechseck der 6 Punkte 
(nach „Raumlehre" Nr. 130): 

-^1^2 "f" ^2^3 4" ^3^4 "f" -^4^5 4" ^5^6 "f" -^6^1 "== ^5 

folglich: 

oder: 

(7) ' h, + h^=-h,. 

Drittens: . 
dx -\- d^ = A^A^iSi — -^2-^4-^5 T" -^5-^1-^4 -^5-^1-^2 

Nun bedeutet aber das Product dreier Punkte den dazwischen 
liegenden Flächentheil, und es ist im Sechseck der 6 Punkte 



~ 74 



offenbar (wenn man zur Abkürzung nur die Indices statt der 
Buchstaben mit Indices hinschreibt)*): 

(124) + (235) + (346) 
J + (451) + (562) + (613) 

> = (125) -h (236) + (341) 

+ (452) + (563) + (614); 

d. h. : 

(124) — (125) + (235) 
— (236) + (451) - (452) 
+ (562) — (563) =—(346)' 
+ (341) — (613) +(614), 

oder: 

(8) 0^1+0^2 = dg. 

Setzt man nun die Werthe 

(6) (7) (8) in (5) ein, so folgt: 

(9) Zr. «3 + (Z—r)&3 + df3 = 0. 

Und da diese Gleichung ausdrückt, dass das Punktepaar X Y 
auch mit -43-44 und Ä^Ä^ zusammen einen involutorischen 
Verein bildet, so hat man die Sätze: 




Fig. 21. 



Bildet ein PunMepaar einßn 
involutorischen Verein mit den 
Ecken zweier Gegenseiten- Paare 
eines Sechsecks y so bildet es einen 
solchen auch mit den Ecken des 
dritten Gegenseiten - Paares, 



Bildet ein Linienpaar einen 
involutorischen Verein mit den 
Seiten, welche in zwei Gegen- 
ecken- Paaren eines Sechsseits 
zusammenstossen , so bildet es 
einen solchen auch mit den vom 
dritten Gegenecken- Paar aus- 
gehenden Seiten. 

Liegen insbesondere die 6 Punkte in einer Geraden (resp. 
gehen die 6 Linien durch einen Punkt), so verwandeln sich 
die involutorischen Punktvereine in Punktreihen (resp. die 
Geradenvereine in Stralenbüschel).**) 

In diesem speciellen Falle haben die drei involutorischen 



*) S. die Fig. 21, wo die jedem Flächeutheil eingeschriebene Zahl 
angiebt, wie oft er auf jeder Seite der folgenden Gleichung vorkommt. 

**) Vgl. die analytische Ableitung dieses speciellen Falles bei Hesse, 
„Vorlesg. a. d. anal. Geom. d. geraden Linie etc. 186Ö". S. 68—74. 



— 75 — 

Punktreihen je ein gemeinsames harmonisches Paar. Es 
sei nun 

X^T^ harmonisch mit Ä^Ä2j Ä^A^^ XY , 

A2I2 )) ,} ^2^3 9 ^b^Q} XY , 

-^3^3 fJ )> ^3^4; -^6^1? XY. 

Dann haben die drei Paare X^Y^, X^Y^, X^Y^ das gemein- 
same harmonische Paar XYy bilden also eine involutorische 
Reihe, und da die Punkte dieser Reihe durch die 6' beliebigen 
Punkte A^ . , . Af. vollständig bestimmt sind („Raumlehre" 
Nr. 170^ ohne dass man nöthig hat, das Paar XF zu Hilfe 
zu nehmen^ so hat man die Sätze: 



Liegen 6 Funkte, 1 ... 6 auf 
einer Geraden, so bilden die 
drei Punkt&paare, welche der 
Beihe nach mit 12, 45, mit 
23, 56; und mit 34, 61 harmo- 
nisch sind, eine involutorische 
Meihe, 



Gehen 6 Geraden, 1 ... 6 
durch einen Punkt, so bilden 
die drei Linienpaare, welche 
der Beihe nach mit 12, 45, mit 
23, 56, und mit 34, 61 harmo- 
nisch sind, einen involutorischen 
Büschel, 



5. Frojectivische Funktreihen und Stralenbüsohel. 

Darstellung der Verwandtschafts-Beziehungen durch denil. 
Begriff des Quotienten*), — Gebiet der Geraden, 

Ein Punkt ändert seinen Ort nicht durch Multiplication 
mit einer reellen Zahl. Wir können aber eine Grösse A an- 
nehmen, mit der Eigenschaft, dass sie als Factor einen 
Punkt e^ in einen anderen e^ überführt, sodass 

(Ja) Ae^ = e^ 

ist. Wenn nun auf der Geraden alle Punkte aus zwei Punkten 
Bx und ^2 abgeleitet werden, so ist 

(2a) «1 =«11^1 + «12^2**) 

(3a). Ab^ =5 a^^Ae^ + ^12 ^^2 • 

*) Der Inhalt dieser und der folgenden beiden Nrn., die dem in 
der Ueberschrift bezeichneten Gegenstände nur zur Einleitung dienen, 
ist eine tiefer begründete Darstellung der Nr. 181 — 184 (incl.) der 
,,Baumlehre*^ — Ueber den Zusammenhang des Quotienten mit dem 
in Nr. 8 aufgestellten „Lückenausdruck** s. Grassmann, Ausdehnungs- 
lehre II. Nr. 382. 

**) Setzt man e^ = c^n l^i -f- ori^l e^, so wird, da die Ergänzung eines 



— 76 — 

um A unabbängig von e^ und e^ ausdrücken zu können (was 
durch Elimination dieser Grössen zu bewerkstelligen ist); 
müssen wir noch den Punkt ^2 einführen ^ welcher aus e^ 
durch Multiplication mit A entsteht. Dann ist 

(Ib) Aer^ = ^2 

(2b) £2 = «21^1 + «2-2^2 

(3b) Ab^ = «21 ^^i + 0:22^^2 • 

Nach den Formeln (1) ist also A eine Grösse, welche 
mit ß| multiplicirt das Resultat ^j, dagegen mit e^ das Re- 
sultat «2 giebt. — Nach Analogie der algebraischen Operation 
kann man hiernach A als Quotienten der Punktepaare fj, Cx 
und ^2; ^2 bezeichnen, und schreiben: 



(4) A = 



«0^2 



Anmerkung. Der gewöhnliche Begriff des Quotienten ist in dem 
hier aufgestellten als specieller Fall enthalten. Gehen wir vom Ge- 
biete der Geraden auf das des Punktes zurück. In jenem kann ein 
Punkt in einen andern, in diesem nur in sich selbst übergeführt werden. 

Im Gebiet des Punktes nun ist ^ = — ^ • Und da die zusammenfallen - 

den Punkte ej und €| nur durch einen reellen Zahlcoefficienten sich 
unterscheiden können, so ist A eben dieser Zahlcoefiicient , und als 
solcher der Quotient der beiden gleichnamigen Grössen c^ und Ci, die 
hier ganz in der Rolle der sogen, benannten Zahlen erscheinen. — 
Vgl. Grassmann, Ausdehnungslehre II. S. 241 ff. 

Durch äussere Multiplication der Gleichungen (1) erhält 
man, wenn A . A durch (A^) bezeichnet wird: 

(A^) . (^1 62) == («1 £2) y 

oder, da (Cj e,) = 1 ist, und indem man die Formeln (2) an- 
wendet: 

(5) {A'^) = aija22 — «12 «21 • 

Die Grosse (A^) , welche dem äusseren Producte der Zähler 
des Quotienten (4) gleich ist, heisst der Potenzwerfh dieses 
Quotienten. *) 



Punktes auf einer Geraden wieder ein Punkt ist, weder an der Rech- 
nung noch an ihrer geometrischen Bedeutung etwas geändert. 

*) Da A eine Grösse 0. Stufe ist, so ist auch A . A oder (A^) eine 
solche , wir können daher {A^) als algebraisches Product von A und Ay 



— 77 — 

Die Grosse A ist hiernach im Gebiete der Geraden voll- 
standig bestimmt, wenn zwei beliebige Punkte {e^^ e^) gegeben 
sind, und zwei beliebige andere {b^, S2), in welche jene über- 
geführt werden. — Das Punktepaar 6^62 heisst nun verwandt 
mit dem Punktepaare s^ e^* Man kann also auf einer Ge- 
raden zwei beliebige Punktepaare einander verwandt setzen. 

Sei X ein neuer beliebiger Punkt der Geraden, bestimmt 
durch die Formel: 

Dieser Punkt wird durch Multiplication mit A in einen ande- 
ren Punkt S übergeführt werden. Und man hat: 

AX = x^Ae^ -[- x^Ae^f 
oder: 

Sf = ^1 «1 + 0C2B2 . 

Folglich besteht zwischen den Punkten ^S, f^, ^2 dieselbe Zahl- 
beziehung wie zwischen den Punkten X, e^, 62« ~" ^^^ Verein 
sämmtlicher aus e^ und e^ abgeleiteten Punkte heisst nun ver- 
wandt mit demjenigen der aus e, und £2 abgeleiteten Punkte. 
Und jedem Punkte des ersten Vereins entspricht einer des 
zweiten, welcher aus e^ und e^ mittelst derselben Zahlen ab- 
geleitet ist, wie jener aus e^ und e^» 

Zwei PunJctreihen auf derselben Geraden sind also ver- 
wandt, wenn die zwischen den Punkten der ersten Reihe gel- 
tenden Zahlbeziehungen, auch zunschen denen der zweiten Reihe 
stattfinden. 

Suchen wir nun einen Punkt X zu ermitteln, welcher 
durch Multiplication mit .^ in sich selbst übergeführt wird. 
Dann soll sein: 

AX=IX, 

wo A eine reelle Zahl bedeutet. Man zieht aus dieser Gleichung: 



d. h. als algebraische Potenz von A betrachten, und wie mit einer sol- 
chen damit rechnen. Daraus ist aber nicht zu schlies&en, däss nun 

A^s ± Vcciicc2i — «12(^21 sei; denn die Einheiten 6| und e^, welche bei 
der Potenzirung Terschwanden , müssten. folgerichtig, als zum Begriff 
von A gehörig, bei der Radicirung wieder erscheinen. Dies ist aber 
, nicht möglich, weil die Radicirung einen mehrdeutigen Ausdruck liefert, 
während A durch die Gleichungen (1) eindeutig bestimmt ist. — Vgl. 
auch Grassmann , Ausdehnungslehre II. S. 246 u. 247. 



^ 



oder: 
oder: 



- 78 — 

{X — A) a?i e^ + (^ ■" -^) ^2^2 '== 0- 

Da hiernach zwischen den beiden Grössen {X — A)e^ und 
(A — A)e2 eine Zahlbeziehung existirt, so ist ihr äusseres 
Product Null. Oder: durch Multiplication dieser Gleichung 
mit (A — A)€2 erhält man: 

l(X-J)e,-][ß-A)e,-] = 0', 
oder : 

oder: 

(6) k^{ei e^j — k{Ae^ . Cj + e^ . Ae^ + Ae^ . Ae^ = 0. 

Wenn wir nun, wie 'gewohnlich, annehmen, dass {e^e^ = 1 
ist, so können wir diese Gleichung abgekürzt schreiben: 

(7) A2 — A(2^) + (^2) = o. 

Andrerseits kann man die Gleichung (6) mit Rücksicht 
auf (1) auch schreiben: 

A^ -^ A (fj ^2 + e, £2) + ^1 ^2 = ö • 

Setzt man hierin für s^ und s^ ihre durch (2) gegebenen 
Werthe, so erhält man: 

(8) A2 - A («,1 + «22) + («11^22 — «fl2«2l) = 0. 

Durch Vergleichung von (7) und (8) wird die Bedeutung 
der abgekürzten Bezeichnungen sogleich klar. Es ist nämlich 

(9) {2A) ^ a,, + «22 ; 

(5) (^^) =«1 1^22 —«^12 «21- 

Da die Gleichung (8) für A zwei Werthe, A, und Aj liefert, 
50 existiren in der aus e, und e^ dbgeleiMen Funktreihe zwei 
Punkte, welche durch Multiplication mit A in sich selbst über- 
geführt werden. 

Um die Ableitungszahlen dieser Punkte zu finden, be- 
trachten wir die oben gegebene Gleichung: 

(A — A)x^e^ + (A — A)x2e2 = 0, 
oder: 

(A^i — «1) x^ + {^62 — 8^X2 = , . 

oder, wenn wir e^ und «2 durch die Werthe (2) ersetzen: 



- 79 — 

C(^ — «ll)^l — «12^2] ^1 + [(^ — «22)^2 — «21^l]^2 = 0. 

Da diese Gleichung zwischen den Punkten e^ und 62 ^^^^ Zahl- 
beziehung begründet; welche in Wirklichkeit nicht existirt, 
so müssen die CoefGcienten von e^ und. 62 einzeln Null sein. 
Die letzte Gleichung zerfallt also in die beiden folgenden: 

(A — «ii)^t — «21 ^2 *== ^ 5 
(A — «22)% — «12^1 = ^- 

Jede davon liefert, mit a?j + ^2 = ^ verbunden, die ver- 
langten Ableitzahlen, wenn man darin für l einen der aus 
(8) genommenen Werthe setzt. — Dass beide Gleichungen 
gleichbedeutend sind, erhellt, wenn man sie in der Form 
schreibt: 

Die beiden Ausdrücke nämlich, welche kein x enthalten, 
geben, einander gleich gesetzt, wieder die Gleichung (8). 

Die beiden Wurzeln der Gleichung (8) heissen die Haupt- 
zahlen des Quotienten A. 

Gebiet der Ebene. — Es sei wieder A ein Factor mit der 42, 
Eigenschaft, einen Punkt e^ der Ebene in einen anderen f^ 
überzuführen. Dann ist 

(la) Je^ = s^. 

Wenn nun alle Punkte der Ebene aus den drei Punkten 
^i^2^3 ahgeleitet werden, so ist 

'(2a) £j = «11^1.+ «12^2 + «13%*) ; 

(3a) jis^ = tt^^Ae^ + a^^^^i + «13-^^3 • 

Um e^e^e^ zu eliminiren und dadurch A unabhängig von 
diesen Punkten ausdrücken zu können, müssen wir noch die 
beiden Punkte b^ und «3 einführen, welche resp. aus ^2 und e.^ 
durch Multiplication mit A entstehen. Dann ist: 

(Ib) Ae^ = «2 ; (Ic) Ae^ = «3 . 

(2b) ^2 = «21^1 + «22% (2c) «3 = «31^1 4- «32^2 

"T «23^3 5 "T «33%' 

(3b) As^ = «21 ^^1 + «22 ^^2 (3c) Ae^ = «3^ Ae^^ + a32^^2 
+ «23^^3 5 , +^zz^e^. 

*) Führt man in dieser Formel statt ^i, e,, e^ ihre Ergänzungen ein, 



- 80 - 

Der Quotient^; auf die Ebene bezogen^ ist also analog mit 
der vorigen Nr. durch folgenden Ausdruck zu bezeichnen: 

wodurch gesagt ist; dass ji, mit e^ multiplicirt^ das Resultat €^, 
mit ^2 ^^ Resultat ^29 ^^^ ^3 ^^^ Resultat £3 giebt. 

Durch äussere Multiplication der Gleichungen (1) erhält 
man, wenn A . A . A durch {A^) bezeichnet wird: 

(^3). (e, 62^3) = («1^2 ^3) > 
oder, da {6^626^ = \ ist, und indem man die Formeln (2) 
anwendet, als Potenzwerth des Quotienten: 

(5) (^3) = «11 («22^33 -- «23 «3?) + «12 («23 «31 " «21 «33) 

+ «13 («21 «32 — «22 «31) • 

Die Grösse A ist hiernach im Gebiete der Ebene toU- 
siändig bestimmt, wenn drei beliebige Punkte (c^, e^^ 63) ge- 
geben sind, und drei beliebige andere («,, ^2? ^3); i^ welche 
jene übergeführt werden. Das Punktetripel e^e^e.^ heisst colli- 
near (verwandt) mit SyS^B-^y und man kann in der Ebene zwei 
beliebige Punktetripel mit einander coUinear verwandt setzen. 

Sei X ein neuer beliebiger Punkt der Ebene, bestimmt 
durch die Formel: 

2L = X^e^ -f- Ä*2ß2 ~T" •^3^3* 

Wenn nun X durch Multiplication mit A in S übergeführt 
wird, so hat man 

AX = x^Ae^ 4" x^Aß^ + x^Ae^y 
oder : 

!S=XyS^ +a?2«2 + ^3^3- 

Folglich besteht zwischen S und e^ e^ £3 dieselbe Zahl- 
beziehung wie zwischen X und e^ec^e^. Jedem Punkte, wel- 
cher aus e^e^e^ abgeleitet ist, entspricht in dem verwandten 
Verein ein andrer, welcher mittelst derselben Zahlen aus 
£j£2^3 abgeleitet ist. 

Zwei Punktvereine in derselben Ebene sind verwandt, 
wenn die zwischen den Punkten des ersten Vereins geltenden 



80 wird au der Bechnung nichte geändert ; man erhält aber statt eines 
verwandten Punktvereins einen verwandten Geradenverein. 



— 81 - 

ZaMbeziehungen auch eimschen den Punkten des eweiten Ver- 

eins bestehen. 

Suchen wir nun einen. Punkt X zu ermitteln, welcher 

durch Multiplication mit A in sich selbst übergeführt wird. 

Dann soll sein: 

AX = kX, 

wo A eine reelle Zahl bedeutet. Es folgt weiter: 

{X — A)X = 0, 
(A — A) (x^ e^ + ^2^2 + ^^3) = , 
(l^ Ä)x^e^ +('1 — -^)^2^2 + i}' — ^)HH = ^y 
oder, mit (A — Ä)e^ ,(X — AL)e^ multiplicirt: 

[(X - Ä) e,] [(A - Ä) e,] [(A - Ä) 63] = ; 
(Ae, — Ae^ (Aßj — Ae.^ (A63 — Ae^ = , 

(6) A^(e, ^2^3) — A^ (e^ ^2 . Ae^ '\r e^, Ae^,e^-\- Ae^ . ^2^3) 

+ A(e, . -//^j • -^^3 4" ^^1 • ^2 • ^H + ^^1 • -^^2 • ^3) 
— Ae^ . Ae.^ . ^^^63 «= 0. 

Wir nehmen nun an, dass (^162^3) = 1 sei, und können dann 
abfifekürzt schreiben: 

(7) A3 - A2(3^) + A(3^2) _ (^3) = 0. 

Andrerseits kann man die Gleichung (6) mit Bücksicht' auf (1) 
auch schreiben: 

A A (öj 62 ^3 "T ^1 ^2 ^3 "T *1 ^2 ^3) 

+ ^(«1*2^3 + «l^2«3 + «1*2^3) — («1^2*3) = 0, 

oder mit Rücksicht auf (2) und (5) 

(8) A3 — (a,^ + «22 + «33)^^ + («22«33 — «23«32 + «33«11 
— «31^13 + «11 «22— «12 «21)^ — iA^) = 0. 

Während die Bedeutung von (A^) schon aus (5) deutlich 
wurde, ersehen wir durch Vergleichung von (7) und (8) noch, 
dass 

(9) (3A) = a^^ + «22 + «33 5 

(10) (3 ^2) = «22 «33 — «23 «32 + «33 «1 1 " «31 «1 3 

+ «11«22 — «12«21- 

Da die Gleichung (8) für A drei Werthe, A, A2A3 liefert, 
50 existiren in dem am e^e^e^ abgeleiteten Funktverein drei 
Punkte, tvelehe durch MuUiplication mit A in sich selbst über- 
geführt werden. 

Sohle gel, Elemente. 6 



- 82 — 

Die Ableitungszahlen dieser Punkte werden in ganz ana- 
loger Weise bestimmt wie in der vorigen Nr. Und es sind 
^i^2^3 iiQ S^duptmhlen des Quotienten yl. 
48. Durch besondere Annahmen lassen sich nun specielle 

Fälle von collinearer Verwandtschaft aufstellen. Insbesondere 
kann man annehmen, dass den unendlich fernen Punkten 
(Strecken) des einen Vereins ebensolche des andern Vereins ent- 
sprechen. Die Verwandtschaft solcher Vereine heisst Affinität. 
Seien X1X2X3 die drei in sich selbst übergehenden Ele- 
mente des einen von zwei affinen Vereinen, und zwar X^ ein 
Punkt, dagegen Xj und X3 Strecken; dann ist 

(11) JX^ = X^X^] AX2 = X,^^,^] ^^3 = ^3^3- 

Und es sind XjXg die einzigen Strecken des Vereins, denen 
gleichgerichtete Strecken des affinen Vereins entsprechen. 

Sind Xj X2X3 Strecken, und ist A^ = Aj == A3 (= A), so 
ist ^ = A , und es verhalten sich überhaupt die Strecken des 
einen Vereins numerisch ebenso zu einander, wie die ent- 
sprechenden Strecken des anderen Vereins. Diese specielle 
Art der affinen Verwandtschaft heisst Äehnlichkeit, 

Ist {A^) == 1 , so geben die Gleichungen (2) miteinander 

multiplicirt: 

{s^6^€^) = {A^) .(6,6263), 
oder 

(^1 ^2 ^3) = (^1 ^2 ^3) • 

Da das Product dreier Punkte den doppelten Flächen- 
inhalt des durch ^ie bestimmten Dreiecks angiebt („Baum- 
lehre" Nr. 139), so findet in diesem speciellen Falle noch 
Gleichheit des Inhalts der entsprechenden Dreiecke statt. Der 
specielle Fall heisst, jenachdem er auf die Affinität oder die 
Äehnlichkeit angewendet wird, Inhaltsgleichheit oder Congruenz. 

Das Verhältniss der vier Verwandtschaften lässt sich 
daher durch folgende Zusammenstellung veranschaulichen: 

1. Affinität. 2. Äehnlichkeit. 

2. Inhaltsgleichheit. 3. Congruenz. 

Hierin bezeichnet jede höhere Nummer einen speciellen 
Fall der nächst niederen. 

Ist {A^) negativ, (also im Falle 3. gleich — 1) so höisst 
Äehnlichkeit sowohl wie Congruenz symmetrisch. 



- 83 — 

Anmerkung. Hat die Gleichung in X imaginäre Wurzeln, z. B. 
Xi und /lg, so setzt man Aj = a -|- ßi , X^^^ a — ßi\ Xj = X + * Y; 
X3 = X — iY, Dann nehmen die beiden letzten Gleichungen (11) die 
Form an: 

AX+ iA r = (a + ßi) (X + * Y) ; AX - iA Y = (a-ßi) (X — i Y). 

Aus jeder von ihnen folgt: AX=^cxX—ßY; AY^aY+ßX. 

Nimmt man dann X und Y senkrecht aufeinander an, so ist A = i^ 

{vgl. „Raumlehre" S.119 die Formeln a.i"' = rca +2/ &? b.i*^'=xb — yä), 
worin 9 den Winkel bezeichnet, welchen die Strecken X, Y des einen 
Vereins mit den entsprechenden des andern bilden. — Es existiren 
dann also zwei aufeinander senkrechte Strecken, die, statt ia sich selbst 
überzugehen, sich um einen gleichen Winkel drehen. — Alle vier 
Strecken gehen von einem gemeinsamen Punkte Xj aus, welcher, als 
Drehungspunkt, in sich selbst übergeführt wird. Die aus X,, X, Y 
abgeleiteten Gebilde sind mit den durch die gleichen Zahlen aus Xi, 

Xi^, Yi^ abgeleiteten ähnlich oder affin y jenachdem das Verhältniss 

der Strecken X und Y dasselbe ist wie das von Xi^ und Yi^^ oder 
nicht. 

Es seien auf einer Geraden drei Punkte A, B, C aus 44. 
gj und 62, und drei coUineare Punkte A^, JBj, Cj aus £, und £3 
abgeleitet. Sei zuerst 

(la) ^ = «1^1 + «2^2; ^1 =«1^1 + «2^2 5 («t+«2=^)- 
Dann kann man aus diesen Gleichungen a^ und 0^2 eliminiren : 

(2a) {A — 62) = «1 {e^ — e^) ; {A^ — £2) = «1 (f 1 - « 2) 
oder: 

^ ^ Ai f2 «1 — f 2 

Es existirt also zwischen den drei Punkten der ersten 
und denen der collinearen Reihe eine von den Zahlgrössen 
unabhängige Beziehung. Diese Betrachtung lasst sich so- 
gleich erweitern. Sei 

(Ib) B^ß,e, + ß^e,', B,=ß,8, + ß,6,^, (^1+^2 = 1); 

(Ic) C=y^e^ + r^e^:, C^ = rxh + Y2h''i (71 + ^2 = 1)- 

Dann kann man zwischen den Gleichungen (la), (Ib), (Ic) 
die Grössen a, /J, y, e, s eliminiren. Wie oben (2a) aus (la), 
so folgt jetzt aus (Ib) und (Ic): 

(2b) (B-c,) = ^i(e,-c,); (-B, - «2) = /J, («, - *2) ; 

(2c) (C - Cj) = yi (Ci — Cj) ; (C, - £,) = y, (f, - «j) , 

c* 



84 — 



und aus (2a), (2b), 


(2c) 


m 
m 














oder: 


A - 
A,- 

A-B 




Bi 


B- 


C- 


C- 
B 


C,- 


• 






B-^e, 


B,- 


■ f 2 


> 


B- 


- e* 


B, - 






daher 


endlich : 


A- 


B 




A,- 


--B, 












C- 


B 




C,- 


-■Bi 








Durch' 


Subtraction 


von 


1 


auf beiden 


Seiten 


erhält 


diese 


Gleichung die Form 


i: 




















A^ 


• G 




A,- 


-C, 












C 


B 




Ci- 


B. ' 








oder, 


beide Formen 


vereini 


gt geschrieben : 






(3b) 




A- 


B 
C 




JB,- 


■Bi 

■ (7, . 






- 



C-A C^-Ai 

Es existirt also zwischen den beiden collinearen Punkt- 
reihen eine von den zu Grunde gelegten Punkten unt^bhängige 
Beziehung. Vermöge dieser Beziehung heissen die beiden 
Punktreihen projectivisch zu einander, und die Gleichungen (3b) 
heissen die Gleichungen der FrojectivitäL 

Durch das am Schluss von Nr. 37 angegebene Verfahren 
erhält man den Begriff zweier projectivischen Stralenbüschel 
nebst den dazu gehörigen Gleichungen der FrojectivitäL 
45. Die Gleichungen der Projectivität von Punkten bleiben 
ungeändert, wenn die Paare ^162^^^^! ^2' demnach auch die 
Punktreihen ABC und A^B^C^ auf verschiedenen Geraden 
liegen. — Dasselbe gilt von den Gleichungen der Projectivität 
von Geraden, wenn die Stralen des einen Büschels sich in 
einem anderen Punkte schneiden als die des anderen. 

Wie Punktreihen unter einander, und Stralenbüschel 
unter einander, so können auch eine Punktreihe und ein 
Stralenbüschel projectivisch sein, sobald nämlich dieselbe 
Zahlbeziehung zwischen den Elementen der einen und denen 
des anderen stattfindet. — Wenn nun von einem Punkte 
der Ebene nach den Punkten einer Reihe, ABC die Stralen 
ahc gezogen werden, so besteht zwischen ahc dieselbe Zahl- 
beziehung wie zwischen ABC („Raumlehre" Nr. 186); mithin 
ist der Stralenbüschel projectivisch mit der Punktreihe ABC. 



— 85 - 



Die Projectivität geht in den speciellen Fall der Fer- 
spectivität über, sobald die gemeinsamen Punkte (Schnittpunkte 
von Stralen) zweier projectivischen Gebilde auf derselben Ge- 
raden liegen, oder die gemeinsamen Geraden (Verbindungs- 
linien von Punkten) durch denselben Punkt gehen. Hienach 
sind perspectivisch: 

1) Zwei Punktreihen, sobald die Verbindungslinien je 
zweier entsprechender Punkte durch einen Punkt gehen. 

2) Eine Funktreihe und ein Stralenbüschel, sobald jeder 
Stral des Büschels durch den entsprechenden Punkt der 
Reihe geht. 

3) Zwei Stralenbüschel, sobald die Schnittpunkte je zweier 
entsprechender Geraden auf einer Geraden liegen. 

AnmerkuDg. Es ist leicht zu sehen, dass die hier gegebenen 
Definitionen der Projectivität und Perspectivität mit den in der „Baum- 
lehre" Nr. 176 stehenden 
vollständig übereinstimmen. 
Zwischen den Stralen des 
Büschels A bestehen die- 
selben Zahlbeziehungen wie 
zwischen ihren Schnitt- 
punkten mit der Geraden h. 
Also sind Ä und h perspecti- 
visch. — Zwischen den 
Punkten auf b und dem 
Büschel C bestehen diesel- 
ben Beziehungen ; also sind 
auch 6 und C perspectivisch. 
— Und da die Schnittpunkte 
je zweier entsprechenden Stralen von Ä und C auf derselben Geraden b 
liegen, so sind auch J..uud C perspectivisch. — Ferner bestehen die- 
selben Zahlbeziehungen zwischen den Stralen von C und den ent- 
sprechenden Punkten auf der Geraden d. Also sind C und d per- 
spectivisch. — Desgleichen b und d^ da die Verbindungslinien ihrer 
entsprechenden Punkte sich in demselben Punkte C schneiden. — Da- 
gegen sind A und d nur projectivisch. — Desgleichen b und JE, A und E, 




6. Projectivische Punkt- und Geraden- Vereine. 

Es seien in der Ebene vier Punkte Ä, B, C, D aus ^,, 46. 
^2, ^3, und vier collineare Punkte J.j, B^, (7„ Dj aus £,, €2, «3 
abgeleitet. Sei zuerst: 



- 86 - 

(la) Ä = a^e^ +«2^2 + «3^3 5 A = «1 «1 + «2^2 + «s^aJ 

.(«1 + «2 + «3=*1)- 
Dann ist, wenn man die Grössen a eliminiren will; zunächst: 

(2a) {Ä — e^) = «1 (e^— e.^) + a^ {e^ — e^) ; 

(Ä^ — £3) = «1 (^1 — £3) + «2 (^2 - ^3) • 

Um nun «, und a.^ zu eliminiren, und so eine von den 
Grössen a unabhängige Beziehung zwischen den 8 Punkten 
, herzustellen, muss man m jeder der Gleichungen (2a) die 
Factoren von a^ und «2 einander gleich machen. Dies ist, 
ohne fremde Punkte einzuführen, nur möglich, indem man 

die erste Gleichung mit (e^ — 62)? ^^® 

^ zweite mit (f ^ — fj) multiplicirt. Denn, 

.^^ \ / \ wie aus Fig. 23 erhellt, sind die Flächen- 

e^" V" "" ^'^^^^^ ^^i "" ^3) (^1 — ^2) uiid (^2 — ^3) 

^ ^ (^1 — 62) (die beiden Parallelogramme) 

^* einander gleich. Man erhält also weiter: 

( J. — 63) [e^ - 62) = «1 {ey — ^3) (^1 - e^ + «j («2 — ^3) («1 — ^2) 

= «j ( ßj ^2 — ^3 ^1 1 ^3 ^2) ~r ^2 (^2 ^1 % ^1 "r ^3 ^2) 

oder: 

(j. — 63) (^1 - ^2) = («1 + «2) (^2^1 + «1 ^3 + «3^2) ; 

{A - e^ (^2— ^3) = (^2 + «3) (^3 ^2 + ^2 ^1 + «1 ^3) ; 

{A—e,^ fe— ^1) = («3 + «1) K^3 + ^3^2 + ^2^1) • 
Die letzten beiden Gleichungen folgen aus der ersten durch 
circuläre Vertauschung. Durch Division dieser drei Gleichungen 
folgt weiter: 

{A — fg) {ty -— 62) __ «1 + Vt 

^ - -■ ■ . ■■■-—1,1.1 _ S^S^S " 

iA — e,) (^8 — €1) ofj + ofj 
Ganz ebenso findet sich, offenbar: 

» 

(A| — gg) (f 1 — ^2) ^ «i + g» 

( J., — f t) (f, — fg) ^ Of, -f tt3 . 

CJ.J — fj) (fg - a,) öTg + of, 

Aus der Vergleichung beider Ausdrücke folgt: 

i {A — e,) (et — eg) ^ (^1 — f 3) (g^ — f^) 
(3a) I {A - e|) (e, — gg) ^ (ui, — fi) (g, - fg) . 

{A — e^) (gg - c,) (Ai — f,) (fg — f,) 

Es existirt also zwischen den vier Punkten des erstep 



•— 87 — 

und denen des coUinearen Vereins eine von den Zahlgrössen 
unabhängige Beziehung. 

Jede der in (3a) enthaltenen drei Gleichungen stellt eine 
Beziehung zwischen vier Streckenproducten (Flächenräumen) 
dar. Liegen aber alle Punkte in derselben Geraden, so ist 
es eine Beziehung zwischen "vier Streckenquotienten (Zahlen). 

So ist z. B. im Allgemeinen der Ausdruck - . ~" ^', , "~ ^ 

der Quotient der durch Zähler und Nenner bezeichneten 
Flächentheile, jede Fläche gemessen durch (e^e^e^. Dagegen 
ist derselbe Ausdruck in dem besonderen Falle, geschrieben 

in der Form )-. -. • r^- -. das Product der durch die beiden 

Factoren bezeichneten Zahlen. (Denn der Quotient zweier 
gleichgerichteten Strecken ist eine Zahl.) 

Im Gebiet der Ebene erhält man auch dann eine Be- 
ziehung zwischen den acht Punkten, wenn man die Gleichungen 
(2a) mit (e^ — e^ resp. (^2 — ^3) multiplicirt. Dann ist: 

{A — 63) (^2 — 63) = «1 (^1 — 63) (^2 — 63) ; 

(^1 — ^3) (^2 — ^3) = «1 (^1 — ^3) (^2 - h) 5 
also durch Division: 

{A — eQ (gg — 63) ^^ (^1 — C3) (f^ — Ca) 
(^ — e») («2 — «j) ~ («I — «3) (^2 — ^s) ' 

Liegen aber die acht Punkte in derselben Geraden, so 
geht diese Gleichung nach der vorhin gemachten Bemerkung 
über in: 

{A — e.) ^ (e g -- gg) ^_ {Aj — e.Q ^ (Sj — s^) 

(«I — «3) ' («2 — «3) («1 — «3) " (f2 — *3)' 

oder: 

(A — 63) ^^ (Aj — fs) 

(«i — es) («1 — «s) ' 

welches wieder die Gleichung (3a) der Nr. 44 ist. 

Die Beziehung (3a) lässt sich nun auch allgemein für 
die collinearen Vereine AB CD und A^B^ C^D^ herstellen. Sei 

(Ib) B=ß,e,+ß^e^ + ß,e,', B,==ß,8, + ß,e^ + ß,e,', 

(1^1 + 182 + ^3 = 1). 

(Ic) C= 2/161 + ^2^2 + ^3^3; C'i = yi€t + r2h + yzh'i 

(^1+^2 + ^3= 1). 



88 



(Id) D = d,c, + djej + *3C3; i), = d,e, + d2ej + djfj ; 

(*, + *, + d3=l). 

Dann ist: 

(2a) {A — C;,) = «i (ej — 63) + a, (e^ — C3) ; 

(2b) {B - e,) = ft (e, - ^3) + ß, {e, - 63) ; 
mithin: 

(^ — jB) = («1 — /J,) (e, — 63) + («j - ßi) (e, - 63) . 

Ebenso : 

(C - D) = (y^ - S,) {e, - e^) + {y, - ^3) («3 - e.) ; 
also multiplicirt : 

(^ - i?) (C- D) = M(e,e^ + ^2^3 + e^^O ; 
Ebenso : 

(B - C) {Ä - 2)) = N{e, e, + e,e, + e,e,) ; 
und: 

{C-A)(B-L) = P (e, e, + 6^63 + e,e,) , 
worin 

Jf = («j - ^0 {y, - d,) + («, - ß,) (y, - d^) 

+ («2 — ß2) (^3 - *3) J 

während JN" und P aus diesem Ausdruck hervorgehen, indem 
man darin die Buchstaben aßy zweimal nachei^jander circulär 
vertauscht. Da man offenbar ebenso erhält: 

(^, — B,) (Ci - Dl) = Jf (f, «2 + £2h + h^i)y 
(-^1 - eil) {Ä^ — B^) = N (£1 «2 + £2 ^3 + h ^1) > 

(Ci - Ä^) (£, — D,) == -P («1 h + «2«3 + ^3«l) . 

so folgt aus den letzten beiden Gleichungsgruppen: 

V (Ä ^B){C-- B) {A, - B,) (Ci- A) 
(3b) - 



iE —C)(A — D) {Bt — C7,) (^1 ~ A ) • 



(1) 
(2) 

(3) 



1(0- A) {B - JDj (C, -^i)(A - A) 

Es existirt also zwischen den beiden coUinearen Punkt- 
vereinen eine von den zu Grunde gelegten Punkten unab- 
hängige Beziehung. Vermöge dieser Beziehung heissen die 
beiden Punktvereine projedivisch zu einander, und die Glei- 
chungen (3b) heissen die Gleichungen der Projectivität. — 
Frojedivische Oeradenvereine, Vgl. Nr. 44 am Schluss. — 
Ist EEy^ ein fünftes projectivisches Punktepaar, so hat man 



- 89 ^ 

nur in (3b) jeden Buchstaben mit dem folgenden des Alpha- 
bets zu vertauschen, um diesgs Paar in die Gleichung ein- 
zuführen". 

Nach Nr. 42 besitzen zwei coUineare Punktvereine drei 47. 
gemeinsame Punkte. Es seien in den Vereinen AB CD und 
Äi B^ C, Dl die beiden Punkte A und C zwei dieser gemein- 
samen Elemente, sodass 

(4) A, = A, c^ = a 

Dann geht die aus den Reihen (1) und (2) von (3b) bestehende 
Gleichung über in: 

U-B) (G—D) (Ä-Bt) (G-Di) 



(1.2) 



(B - C) (Ä-JD)— (B, - G) {A - A) ' 



d. h. in die Gleichung der Involution. Man hat also den Satz: 

jLB G D 
Wenn die beiden Punktvereine -j-g-^^ projectivisch sind, 



so bilden die Punktepaare q 



» eine Involution. 



B C 

Dy A 

Die Involution ist hiernach ein spedeller Fall der Pro- 
jectivität. 

Ohne Anwendung von Buchstaben-Bezeichnung lässt sich 
der vorige Satz auch so aussprechen: Zwei von den Doppel- 
elementen zweier projectivischer Funktvereine bilden eine Invo- 
lution mit zwei aus je zwei zugeordneten Funkten gebildeten 
Paaren. 

Die beiden anderen in (3b) enthaltenen Gleichungen gehen 
durch die Substitutionen (4) über in 

(9 9^ (B-G) (A-I)) {B, - D«) _ . 

\^}^) {B — D)'{A — D,)'[B^-G)~^^ 

welche Gleichungen die zweite Form der Bedingungs- 
gleichungen der Involution darstellen. 

Die Gleichung (1, 2) bleibt ungeändert, und die Glei- 
chungen (2, 3) und (3, 1) gehen in einander über, wenn man 
^ mit C vertauscht. Ebenso bleibt (1, 2) ungeändert, wenn 
man B mit 2), , oder D mit Bi vertauscht Daraus folgt der 
Satz: Man Tcann in jeder Involution die FunJcte eines beliebigen 
Paare^ mit einander vertauschen. 

Die linke Seite der Gleichung (3b) ist ein Doppelverhält- 



- 90 — 

niss, welches man auf sechsfache Weise in einfache Verhält- 
nisse zerlegen kann. Diese ß^Verhältnisse sind: 

1) 2) 3) 

. (A — B){C-- D ) ( A -B )(C - B) {B —G)(A'- D) 
^^ {B — C) {A-JD)'^ {G — A){B-^ D) ' (G — A) {B - B) ' 

^^ [A -B)(G-.B)'' (A- B) (C ~B) ' [B - G) {A-B)' 

Durch Gleichsetzung von je zweien dieser Verhältnisse wird 
man Beziehungen zwischen den vier Punkten erhalten. Es 
sind aber dabei nur drei wesentlich verschiedene Fälle vor- 

> 

banden. 

1) Jeder Zähler des einen Verhältnisses ist dem Nenner 
des anderen gleich, (la = Ib; 2a = 2b; 3a = 3b). Bezeich- 
nen wir das eine Verhältniss mit A, so ist das andre y\ ^^' 

hin A = Y 5 oder A^ = 1 ; A = + 1. Für A = -f- 1 sind die 

vier FunJcte harmonisch, für A «= — 1 fallen zwei derselben 
zusammen. 

2) Die Zähler oder die Nenner der beiden VerhäUnisse 
sind gleich. (la=2a; 3a = lb; 2b = 3b-, la = 3b; 2a = 3a; 
Ib c= 2b). Dann fallen 3 Punkte zusammen, 

3) Der Zähler des einen Verhältnisses ist dem Nenner des 
andern gleich, (la === 2b; la = 3a; 2a == Ib; 2a = 3b; 
3a = 2b; Ib = 3b). Dann heissen die 4 Punkte äquianhar- 
monisch. Die Bedingungsgleichung dieser Beziehung ist also : 

(A - B) (C -. B) (C '-A){B- B) 



(5) 



(5 ^G}[A--B)~ {A — B) {G — B) 



7. Das Fa^cal'sclie Seohsseit und das Brianchon'sclie Sechseck. 

48. Wir betrachten im Folgenden drei Punktepaare, deren 

Verbindungslinien durch einen Punkt gehen, und reciprok 
drei Linienpaare, deren Schnittpunkte auf einer Geraden liegen. 
Im ersten Falle bilden die drei Punktepaare ein Brianchon'^ 
sches Sechseck, und der Schnittpunkt ihrer Verbindungslinien 
heisst Brianchon' scher Funkt, Im zweiten Falle bilden die 
drei Linienpaare ein Fascal' sches Sechsseit, und die Gerade, 
auf der ihre Schnittpunkte liegen, heisst FascaVscJie Linie. 
Da wir die drei Geraden des ersten Falles, welche durch 



- 91 — 

einen Funkt gehen , reciprok verwandt setzen können mit den 
drei Punkten des zweiten Falles, welche auf einer Geraden 
liegen („Raumlehre" Nr. 186), so genügt es, die Formeln 
für das Brian chon'sehe Sechseck aufzustellen, indem aus jedem 
Satze über diese Figur ein andrer über das PascaFsche Sechs- 
seit folgt. 

Es seien AA^y BJB^, CC^ drei Punktepaare, deren Ver- 
bindungslinien sich in X3 schneiden. Dann ist: 

(I) X3 = A^ + (l-A)^, = ^B+(l -;*)!?, 

= v(7+(l-v)C,. 
Es sei ferner: 

1(1) -4j = «1 J.-J- «2^ + «3C; ("^1 + «2 + "'s = 1) 5 
(2) By = ß,A-^ß^B-^ß,C; (^i + /S, + ^3 = 1); 
(3) C.-y.^+yjB+y^CJ. (y, + ^2 + ?3= !)• 

Eliminirt man (7 aus (1) und (2), A aus (2) und (3), B aus 
(3) und (l), so folgt: 

{yxß2 - y2/5i)-B - n^x = {rzßx - y^ß,) c - ß,c,', 

(«2^3 — «3 2^2) C—a^C^ = («1 Y2 — «2^1)^ — ^2^1 • 

Da aber X3 der Schnittpunkt der Geraden AA^j ^J5, , CC^^ 
ist, so ist X3 der gemeinsame Werth der in diesen drei 
Gleichungen enthaltenen 6 Ausdrücke, und man erhält durch 
Vergleichung der Coefficienfen von J., , jBj, C^ etc. die Be- 
dingungen: 

ßz = yi\ yi = «3; «2 = ^1- 

Durch diese Substitutionen gehen die letzten drei Gleichungen 
über in 

(III) X3 = A^ — y^A^ = iiB — a^Bi = vC—ß^C^, 
worin nun X^v folgende Bedeutung haben: 

^ = ^2«! — /5i«3^ 

(l==CC^ß2 — y2ß\7 
V = /^iy3 — «3^2- 

Bestimmt man nun mittelst der Gleichungen (III) die Punkte 
P3P1P2, in denen sich resp. die Geraden A^B^ und ABy 
B^Ci und BCy C^A^ und CA schneiden, so folgt: 



92 



(IV) 



P, = «jB, —ßiCi = [iB- vC] 

Pj == |3, C, — ^2 ^, = V — XA. 



Daraus folgt: 



P, + Pj + P3 = 0; 



d. h. Verbindet man in einem 
Brianchon' sehen Sechseck 
die drei geraden und die drei 
ungeraden Ecken zu je einem 
Dreieck, so liegen die 3 Punkte, 
in denen sich je zwei entspre- 
chende Seiten dieser Dreiecke 
schneiden, auf einer Geraden. *) 



Vervollständigt man in einem 
Pascal' sehen Sechsseit die 
drei geraden und die drei un- 
geraden Seiten zu je einem 
Dreiseit, so gehen die 3 Ge- 
raden, ufelche je zwei entspre- 
chende Ecken dieser Dreiseite 
verbinden, durch einen Punkt, 



Da in dem ersten dieser Sätze die Ecken der beiden 
Dreiecke auf drei Geraden (den Diagonalen des Sechsecks) 
liegen, welche sich iü> einem Punkte schneiden, so kann 
man die beiden Sätze auch so ausdrücken: 



Liegen die Ecken zweier Drei- 
ecke auf drei Geraden, die sich 
in einem Punkte schneiden, 
so schneiden sich die entspre- 
chenden Seiten der beiden Drei- 
ecke in drei Punkten, welche 
auf einer Geraden liegen. 



Schneiden sich die Seiten 
zweier Dreiecke paarweise in 
drei Punkten, die auf einer 
Geraden liegen, so gehen die 
Verbindungslinien der entspre- 
chenden Ecken der beiden Drei- 
ecke durch einen Punkt. 



Es ist demnach der reciproke Satz nur die ümkehrung 
des ersten. 

Da ferner die Seiten der beiden im Brianchon'schen 
Sechseck gezeichneten Dreiecke ein Sechseck bilden, in wel- 
chem die Schnittpunkte je zweier Gegenseiten auf einer Ge- 
raden liegen, so hat man die weiteren Sätze: 



Die Linien, welche die ge- 
raden und diejenigen, welche 
die ungeraden Ecken eines 
Brianchon' sehen Sechs- 



Die Punkte, in welchen die 
geraden, und diejenigen, in 
welchen die ungeraden Seiten 
eines PascaVschen Sechs- 



*) Identisch mit Nr. 124 der „Raumlehre*', wo ÄBCXiXiX^ die 
Ecken des Sechsecks sind. 



- 93 — 



eclcs mit einander verbinden, 
bilden ein FascaVsches 
Sechsseit 



seits sich untereinandtr schnei- 
den, bilden ein Brianchon'- 
sches Sechseck. 



Es sind also die eine Gerade und der eine Punkt, von 
welchen in den vorigen beiden Sätzen die Rede war, nichts 
weiter als die Pascal'sche Linie, resp. der Brianchon'sche 
Punkt. 



^G A^ 




Bestimmt man endlich mittelst der Gleichungen (III) die 49. 
Punkte QsQiQ2f iii denen sich resp. die Geraden ABi und 
BA^, BCx und CB^, CA^ und AC^ schneiden, so folgt: 

— Q^ = XA + a^B^ = fi JB + yjA 5 

(V) -«i = f*5+/5,C, =vC+a,B,', 
^Q^ = vC+y,A,=XA + ß,C,. 

Eliminirt man aus diesem System zuerst die Grössen ABC, 
dann A^B^C^y und setzt die erhaltenen gleichen Ausdrücke 
resp. gleich X, und Xj, so folgt, wenn wir (III) vorausgehen 
lassen, folgendes System: 

X^ = kA-^y^A^ =^B — a^B^ =vC—ß^C^] 

(VI) X, = y,A, - Q, = a,B, - (^^ = ß,C, - Q, ; 
X2 = ^, — lA = Q,^-^B^Q.^-vC. ' 

Daraus folgt: 

X, + Xj + X3 = 0; 



— 94 — 



d. h.: Dte drei Punkte, in wel- 
chen je 0wei Gegenseiten eines 
Brianchon' sehen Sechsecks sich 
schneiden, bilden mit den ge- 
raden sowohl wie mit den un- 
geraden Ecken ein neues Brian- 
chon'sches Sechseck, und die 
Brianchon' sehen Punkte dieser 
drei Sechsecke liegen auf einer 
Geraden, 



Die drei Geraden, welche je 
zwei Gegenecken eines PascaV- 
schenSechsseits verbinden, bilden 
mit den geraden sowohl wie mit 
den ungeraden Seiten ein neues 
PascaVsches Sechsseit, und die 
PascaVschen Linien dieser drei 
Sechsseite gehen durch einen 
Punkt. 



Aus den Gleichungen (V) lassen sich femer die Schnitt- 
punkte der Geraden AB und Ä^B^] BC und B^C^ ; CA und 
CiAi, die bereits durch die Gleichungen (IV) bestimmt waren, • 
aufs Neue ableiten. Man erhält nämlich: 

P, =- öl - «2 = ^^ - /** = y-i^i - «3^1 5 

(VII) P, = (?, - ©3 = iiB-vC=a,B, ^ß,C, ; 

A = ^3- <2i = vC-lA = ß,C,-y,A, . 
Und die Formel 

P, + P, + Pj = . 
liefert jetzt folgende Sätze: 

Von den drei Geraden, wel- 



Von den drei Punkten, in 
welchen je zwei Gegenseiten eines 
Brianchon' sehen Sechsecks sich 
schneiden, bilden je zwei mit 
den Endpunkten der beiden nicht 
verlängerten Seiten des Sechsecks 
ein neues Brianchon'sches Sechs- 
eck, und die Brianchon' sehen 
Punkte dieser drei Sechsecke 
liegen auf einer Geraden. 



che je zwei Gegenecken eines 
PascaVschen Sechsseits verbin- 
den, bilden je zwei mit den in 
den nicht verbundenen Ecken 
des Sechsseits sich schneiden- 
den Seiten ein neues PascaV- 
sches Sechsseit, und die PascaV- 
schen Linien dieser drei Sechs- 
seite gehen durch einen Punkt 



Diese Sätze lassen sich mit den vorigen beiden zu einem 
Paare vereinigen, welches eine Erweiterung der Sätze (IV) ist: 



Verbindet man in einem 
Brianchon' sehen Sechseck die 
drei geraden, die drei unge- 
raden Ecken, und die drei 



Vervollständigt man in einem 
PascaVschen Sechsseit die drei 
geraden, die drei ungeraden 
Seiten und die drei Geraden, 



Punkte, in denen je zwei Gegen- j welche je zwei Gegenecken ver- 



— 95 — 



Seiten sich schneiden, zu je einem 
DreiecJc, so schneiden sich erstens 
je drei entsprechende Seiten der 
drei Dreiecke in einem Funkte, 
und diese drei Funkte liegen 
auf einer Geraden. Zweitens 
schneiden sich die drei Verbin- 
dungslinien der entsprechenden 
Ecken je zweier Dreiecke in 
einem Funkte, und diese drei 
Funkte liegen wieder auf einer 
Geraden, 



binden, zu je einem Dreiseit, 
so liegen erstens je drei ent- 
sprechende Ecken der drei Drei- 
seite auf einer Geraden, und 
diese drei Geraden schneiden 
sich in einem Funkte. Zwei- 
tens liegen die drei Schnittpunkte 
der entsprechenden Seiten je 
zweier Dreiseite auf einer Ge- 
raden, und diese drei Geraden 
gehen wieder di^rch einen 
Funkt. 



Die beiden Geraden, auf welchen je drei Brianchon'sche 
Punkte der vorigen Sätze liegen, mögen hier Hesse' sehe Ge- 
raden genannt werden*); die beiden Punkte, in welchen je 
drei Pascarsche Linien sich schneiden, heissen Steiner^ sehe 
Funkte. 

Man kann die 9 Punkte ABC, A^B^C^, QxQiQzy ^nd 
die 6 Punkte X, XjXj, P, F,^F^ in folgender Weise gruppiren: 



ABC\^ 

Diese Figur drückt in Uebereinstimmung mit dem 3. Satze 
auf S. 94 aus, dass durch jeden der 6 äusseren Punkte die 
drei Verbindungslinien derjenigen Punktepaare gehen , welche 
durch die zugehörige Klammer verbunden werden. Wir 
kehren die erste Hälfte jenes Satzes nur um , wenn wir sagen : 



Wenn die entsprechenden Sei- 
ten von drei Dreiecken durch 
drei Funkte [F^F^F^ gehen, 
welche auf einer Geraden lie- 



Wenn die entsprechenden 
Ecken von drei Dreiecken auf 
drei Geraden liegen, welche 
durch einen Funkt gehen, so 



*) Diese Geraden scheinen bisher nicht benannt zu sein, wohl 
darum, weil die Untersuchungen stets in erster Linie das Pascarsche 
Sechsseit berücksichtigten. Der hier befolgte Gang nöthigte mich zur 
Aufstellung eines besonderen Namens. 



96 



gen, so schneiden sich die Ter- liegen die Schnittpunläe der ent- 
hindungslinien der entsprechen- sprechenden Seiten je zweier 
den Ecken je zweier Dreiecke Dreiecke auf einer Gerculen, 
in einem Punkte, und diese und diese drei Geraden gehen 
drei Funkte (XjXjXg) liegen durch einen Punkt, 
auf einer Geraden. 

Dieser Satz lässt sich auch ohne Weiteres aus der soeben 
betrachteten Figur ablesen. 

Aus den Gleichungen : X^ + ^2 + ^3 = ^ ^^^ ^1 + A 
+ P3 = folgt: 

X, == — X2 — X3; X2 = — X3 — X^; X3=— X^ — Xjj 

Pj = P2 ^3 *7 ^2^^ ~^ ^Z -^1 5 -^3 = M ^2 • 

Dann sind die mit den 6 Punkten auf der linken Seite dieser 
Gleichungen conjugirten vierteil harmonischen Punkte: 

X/ = --X2+^3; ^2'= ~ ^3+^1 5 ^3'= ^l + -^2J 

Pj = -Tj + -^3 5 "1 = ig + -t 1 5 -^3 ^^ -^1 "T -^2 • 

Nun ist: 

X|'4-^/= ^3 — ^2 + ^3 — ^2 

= 3A^ — (i/C+öi+a3-Bi) = 3A^. 

Durch dasselbe Verfahren erhält man im Ganzen folgendes 
System : 

X,'+P,'=3y,^,; X3'+P,'=3(2,; 

X/ + P/=3a3£,; X3' + P,-'=3(?,5 

X;+ P3'=3^i C, ; X3' + P3'=3^3, 



X,'+Pj'=3Ay( 
X,'+P2'=3/tP; 
X,' + P3'=3t;C; 

und daraus die Sätze: 



Construirt man auf den bei- 
den Hesse' sehen Geraden zu 
jedem der drei Brianchon* sehen 
Punkte in Bezug auf die andern 
beiden Punkte den vierten har- 
monischen Punkt, und verbindet 
diese Punkte der einen Geraden 
mit denjenigen der anderen, so 
geht durch jeden Endpunkt des 



Legt man durch die beiden 
Steiner' sehen Punkte zu jeder 
der drei PascaVschen Linien 
in Bezug auf die beiden ande- 
ren Linien die vierte harmo- 
nische Linie, so schneiden sich 
die durch den einen Punkt 
gehenden Linien mit den ande- 
ren in neun Punkten, und auf 



97 



Brianchon' sehen Sechsecks und 
durch jeden Schnittpunkt zweier 
Gegenseiten eine dieser neun 
Verbindungslinien. 



jeder Seite des PascaVschen 
Sechsseits und auf jeder Ver- 
bindungslinie zweier Gegenecken 
liegt einer dieser nenn Schnitt- 
punkte. 

Die 9 Punkte 50. 

ABC 

A,B,C, 

sind, wie aus den Sätzen VI und VII der vorigen Nr. hervor- 
geht, so beschaffen, dass je zwei senkrechte oder zwei wage- 
rechte Tripel ein Brianchon'sches Sechseck bilden, sodass im 
Ganzen 6 solcher Sechsecke existiren. — Diese Punkte bilden 
aber nur einen Theil der sämmtlichen 15 Punkte, in welchen 
die Seiten des ursprünglichen Sechsecks ÄBCÄ^B^C^ sich 
schneiden. Ebenso bilden die eben betrachteten 6 Sechsecke 
nur einen Theil sämmtlicher aus den 6 Seiten der ursprüng- 
lichen Figur darstellbaren Sechsecke, die sich alle durch die 
Aufeinanderfolge ihrer Seiten von einander unterscheiden. 
Halten wir eine Seite (1) des gegebenen Sechsecks fest, so 
steht der üebergang zu jeder der übrigen 5 Seiten offen. 
Dies^ giebt 5 Combinationen. Ist die zweite Seite gewählt, 
so steht der üebergang zu jeder der noch übrigen vier Seiten 
frei, also hat man 5 . 4 = 20 Combinationen. So fortfahrend 
erhält man im Ganzen 5.4.3.2.1 = 120 Combinationen, 
von denen jedoch je zwei zusammenfallen, da sie nur durch 
den entgegengesetzten Sinn der Fortbewegung verschieden 
sind. (So ist z.B. (13456) = (16543).) Es bleiben demnach 
60 Sechseoke. 

Auf jene 15 Punkte und 60 Sechsecke soll nunmehr die 
Betrachtung ausgedehnt werden. 

Die 15 Schnittpunkte der 6 Geraden. Bezeichnen wir die 
6 Seiten des Brianchon'schen Sechsecks der Reihe nach mit 
123456, so erscheint jeder der 15 Punkte als das plani- 
metrische Product von zweien diiöser Zahlen, und mit Rück- 
sicht auf Fig. 25 gehen die Gleichungen II (Nr. 48) über in: 

(1) (56) = «,(23) -f «2(61) -f «3(45) 

(2) (34) = ß, (23) -f /3,(61) + ^^(45) 

(3) (12) = y, (23) + y, (61) + y,{4h) . 

Schlegelf Elemente. 7 



- 98 — 



Setzt man hierin, wie bereits oben geschehen: 

ßz = r-i ; yi = «3 ; «2 = ^i > 

und ausserdem: 

. «1 = /5i = ^3 = l > 



so folgt: 



I. 



r(12) = a3(23)+ (45) + y,(61); 
(34) = ^,(23) + y,(45)+ (61); 
(56)= (23) + «3(45) + /3,(61). 



A 



i! 



\* 



\.— -^-- 



— r 




Fig. 25. 

Es war ferner: 

^ß^a,A + u,ß,B-\-ßiy,C, 

oder mit Berücksichtigung der Werthe von ß^ und ^'3, und 
der neuen Bezeichnungen für die Punkte: 

(1 4) = |3, «3 (23) + /S, (45) + «3 (6 1) . 

Dividirt man diese Gleichung durch ß^cc.^, setzt 



— = «. 



or, 



3 ? 



ßi 



= ßi\ 



und unterdrückt links den Factor cc.^'ßi\ so folgt: 



- 99 — 



K.14)= (23) + <(45) + /3/(61); . 
II. (25) = /3,'c23) + y/(45)+ (61); 

1(36) = «3' (23)4- (45) + y,'(61). 
Die letzten beiden Formeln dieser Gruppe entstehen auf die- 
selbe Weise wie die erste, und es ist y/ == — • 

Bestimmen wir nun noch die Punkte: (13), (35), (51); 
(24), (46), (62). Eliminirt man aus den letzten beiden Glei- 
chungen (I) den Punkt (23), indem (34) mit /3/ multiplicirt, 
und (56) davon subtrahirt wird, so folgt: 

(34)^,' - (56) = iy,ß; - a,) (45) + {ß{ - ß,) (6 1) 
oder : 

(34)^,'+ («3- y,/3,') (45) = (^,'-^,)(61)+ (56) = (46), 

weil die beiden Seiten der Gleichung einen Punkt bestimmen, 
welcher gleichzeitig auf den Linien 4 und 6 liegt, also den 
Punkt (46). Da nun nach (I) 

(34)/3/ = (23) + ^2^/(45) + ^A61) 
und 

(46) = (34)^,' + («3-^,^0(45) 

ist, so erhält man durch Addition: 

(46) = (23) + «3(45) + ^,'(61). 

Diese Gleichung würde aber aus der letzten GFleichung (I) 
durch die Vertauschungen 

4 mit 5, und /3, mit /3/ 

hervorgegangen sein. Man schliesst hieraus, dass auch durch 
die analogen Vertauschungen 

6 mit 1, und «3 mit «/, 

2 mit 3, und ^2 ^^^ 72 
aus den Formeln I richtige Formeln hervorgehen, und er- 
hält so : 

|(13) = «3(23)+ (45) + y,'(61) 

m. (35) = ^,'(23) + y, (45) + (61) 

1(5 1)= (23) + a;(45) + ^,(61) 
[(62) = «3'(23) + (45) + yj(61) 

IV. (24) = |3, (23) + y;(45) + (61) 

(46)= (23) + «3(45) + ^,'(01) 

7* 



- 100 — 

Diese Systeme III und IV würde man darch dieselben 
Vertausch ungen auch aus II erhalten, wie denn überhaupt 
jedes der vier Systeme durch einmalige oder zweimalige An- 
wendung jener Vertauschungen die drei übrigen liefert. 

Die 60 Sechsecke der 6 Geraden. — Im Anfang dieser 
Nr. wurde bemerkt, dass die Punkte ABC, A^B^C^, Q1Q7QZ 
6 Brian chon'sche Sechsecke bildeten. Diese Sechsecke sind 
sämmtlich in dem Ausdruck' 

(135) 

enthalten, wenn man hinter seinen drei Ziffern die übrigen 
Zahlen 246 auf alle möglichen Arten vertheilt. Jede dieser 
Permutationsformen giebt dann die Reihenfolge der Seiten 
eines Brian chon'schen Sechsecks, und die Eckpunkte von 
jedem dieser Sechsecke stimmen mit irgend 2 Punktetripeln 
aus dem im Anfang dieser Nr. gegebenen Schema überein, 
wie aus der darauf folgenden Figur zu sehen ist. 

Da nun durch die Vertauschungen 4 mit 5, 6 mit 1, 
2 mit 3 die Beziehungen der 15 Punkte, wie eben gezeigt, ' 
nicht geändert werden, so erhält man auch aus (135) durch 
diese Vertauschungen 18 neue Brianchon'sche Sechsecke, 

nämlich : 

(134), (635), (125), 

Denken wir uns jetzt in den Systemen I bis IV alle 
übrigen 12 Punkte durch (12), (34), (56) ausgedrückt, an- 
statt wie bisher durch (23), (45), (61), so werden die neuen 
Gleichungen durch die Vertauschungen 1 mit 2, 3 mit 4j 
5 mit 6 (verbunden mit entsprechenden Vertauschungen der 
Coefficienten) in einander übergehen. Mithin werden auch 
diese Vertauschungen das ursprüngliche Sechseck (135) in 
18 neue Brianchon'sche Sechsecke überführen, nämlich in 

(235), (145), (136). 

Dasselbe wird schliesslich stattfinden, wenn man alle 
Punkte durch (14), (25), (36) ausdrückt Man erhält so die 
letzten 18 Sechsecke: 

(435), (132), (165). 

Man erhält also im Ganzen 60 Brianchon'sche Sechsecke, 
und demnach die Sätze: 



101 



Sechs gerade Linien büden SecJis Punkte bilden 60 SecJis- 
60 Sechsecke. Ist eins derselben seite- Ist eins derselben ein 



einBrianchon'scheSjSosind 
auch alle übrigen solche. 



PascaVsches, so sind auch 
alle übrigen solche. 

Da die ßrianchon'schen Punkte von je drei der 60 Sechs- 51. 
ecke auf einer Hesse'schen Geraden liegen, so giebt es im 
Ganzen 20 Hesse'sche Geraden in der Figur. Und zu jeder 
der 10 Gruppen von Sechsecken in der vorigen Nr. gehören . 
2 solcher Geraden, z. B. zu (135) die Geraden, auf welchen 
die Punkte X^X^X^ und P^P2Pz liegen. 

Drücken wir nun Xg und Xj mittelst der Formeln VI 
und 11(1), resp. VI und V (2) durch ABC aus, so folgt, 
wenn wieder «^ = /J^ == ^s = 1 ist: 



«3^172 






Yi 



ßi 



oder in der neuen Bezeichnung: 

- X, . a,'ß^'Y,' = y,'(23) + ^,'(45) + <(61); 
-X, = y,(23) + ^, (45) + a3(61); 
und addirt: 

-{X,+a;ß;r2- x,) = (y, + n')(2d)-i-iß, + ßMA5) 

+ («3 + <)(61). 

Da der Punkt, welchen die linke Seite dieser Gleichung 
ausdrückt, aus X^ und X3 abgeleitet ist, so geht die durch 
die beiden letzteren Punkte bestimmte Hesse'sche Gerade auch 
durch ihn. Und da die rechte Seite dieser Gleichung durch 



jede der Vertausch ungen 



2,72 

3,72' 






6, ofj 



ungeändert bleibt, 



so gehen durch diesen Punkt auch die Hesse'schen Geraden 
derjenigen 3 Sechseck-Gruppen, welche man aus der einen 
Hälfte von (135) durch die ebengenannten Vertauschungen 
erhält. Der Punkt, durch welchen vier Hesse'sche Geraden 
gehen, möge Hesse' scher Punkt genannt werden. 

Durch einen zweiten Hesse'schen Punkt geht dieselbe 
Gerade (der Punkte Xj Xj X3) und die 3 Hesse'schen Geraden 
derjenigen Sechseck- Gruppen, welche man aus (135) durch 



die Vertauschungen 



1 

2 



3 
4 



5 
6 



erhält. Ein dritter Hesse'scher 



Punkt geht endlich auf dieselbe Weise durch die Vertauschungen 



- 102 — 

" hervor. — Alle drei Hesse'schen Punkte liegen auf 

derselben Hesse'schen Geraden (X, X2X3), und da dasselbe 
von sämmtlichen Hesse'schen Geraden gilt, so liegen auf 
jeder der 20 Hesse'schen Geraden 3 Hesse'sche Punkte. Da 
endlich je vier Geraden einen solchen Punkt gemeinsam haben, 

so ist die Zahl sämmtlicher Hesse'schen Punkte -—^ = 15, 

Fügt man noch die Erklärung hinzu, dass eine Gerade, 
auf welcher vier Steiner'sche Punkte liegen, Steiner' sehe Ge- 
rade heisst, so kann man die Sätze aussprechen: 



» 

Die Figur der 60 Brianchon'- 
selten Sechsecke enthält 20 Hesse'- 
sche Geraden, und \b Hesse' sehe 
Funkte, — Auf jeder Geraden 
liegen 3 Funkte ^ und in jedem 
Funkte schneiden sich 4 Ge- 
raden, 



Die Figur der 60 FascaV- 
schen Sechsecke enthält 20 Stei- 
ner'sche Funkte, und 15 Stei- 
ner'sche Geraden. — In jedem 
Funkte schneiden sich 3 Ge- 
raden, und auf jeder Geraden 
liegen 4 Funkte, 



Man überzeugt sich leicht, dass die Figur der 15 Hesse'- 
schen Punkte mit derjenigen der 15 Punkte am Schluss von 
Nr. 49 übereinstimmt. 

Anmerkung. Die in dieser Abtheilung behandelten Gegenstände 
pflegen bisher entweder durch die Methode der symbolischen Gleichungen 
(Neuere analytische Geometrie), oder durch diejenige der binären P'or- 
men (Moderne Algebra) erledigt zu werden. 

Die Methode der symbolischen Gleichungen (wobei z. B. ein Punkt 
durch die Gleichung J. = ausgedrückt wird) beruht auf einem Ab- 
kürzungsverfahren, wonach die linke Seite einer auf Null gebrachten 
Coordinaten-Gleichung durch einen einzigen Buchstaben ersetzt wird. 
Nur unter dieser Voraussetzung haben die symbolischen Gleichungen 
einen Sinn, und sie können, so einfach sie auch aussehen, doch nicht 
anders gedacht werden, als entstanden aus einem complicirten Aus- 
druck durch eine zwar glückliche aber doch willküirliche Symbolik. — 
Dagegen hängen die im Vorstehenden gebrauchten Gleichungen mit 
den einfachen Prinzipien der Eaumlehre aufs Engste zusammen, und 
ihre einfache Gestalt ist nicht die Folge einer willkürlichen Abkürzung, 
sondern beruht in der Einfachheit der durch sie dargestellten Be- 
ziehungen. Es ist also bei der Bildung dieser Gleichungen der Umweg 
durch ein Coordinatensystem , welches erst eingeführt, und dann (durch 
die Abkürzung) wieder eliminirt wird, vermieden. Gleichzeitig ge- 
statten die Zahlcoefficienten der Punkte ein leichteres Auffinden der- 
jenigen Combinationen zwischen Gleichungen, welche zu einfachen 



— 103 - 

geometrischen Eesaltaten fuhren, während die symbolischen Gleichungen 
in ihrer allzngrossen Aehnlichkeit unter einander die individuellen 
Eigenthtimlichkeiten der durch sie dargestellten Punkte zu sehr ver- 
decken. — Es möge auch zur Vergleichung beider Methoden auf die 
in Nr. 50 auftretenden Ausdrücke von der Form' (12) aufmerksam ge- 
macht werden ) deren Einführung in der Darstellung desselben Gegen- 
standes bei Hesse (Yorlesg. a. d. anal. Geom. der geraden Linie etc.) 
wieder eine neue willkürliche Symbolik erfordert, während sie hier im 
Zusammenhange mit der Disciplin einfach planimetrische Producte sind. 

Die Methode der binären Formen ist aus mehrfachen Gründen zur 
ersten Einführung in den hier behandelten Gegenstand ganz ungeeignet, 
wie man denn überhaupt sich hüten muss, den Umfang desjenigen 
Gebiets der Wissenschaft, welches irgend einer Methode unterworfen 
ist, zu überschätzen (vgl. Nr. 16). Auch die Ausdehnungslehre erhebt 
keineswegs den Anspruch auf allgemeine Anwendung im Gebiet der 
Mathematik. Sie will sich nur diejenigen Gegenstände unterwerfen, 
welche mit ihrer Hilfe leichter, einfacher und naturgemässer gefunden 
werden können, als durch andere Methoden, und sucht, indem sie jeder 
der ihr untergeordneten Special - Methoden ihr natürliches Gebiet an- 
weist, und jede dieser Methoden aus allgemeineren Gesichtspunkten 
ableitet, mehr Uebersicht und Zusammenhang in die ihr zugänglichen 
Gegenstände zu bringen. Namentlich sucht sie der in neuerer Zeit 
zum Schaden der Uebersichtlichkeit immer mehr Um sich greifenden 
Methode der abgekürzten Bezeichnungen, durch welche bereits ein 
wahres Chaos von Symbolen in der willkürlichsten Form geschaffen 
worden ist, entgegenzutreten, und zu zeigen, dass auf dem ihr zugäng- 
lichen Gebiete ausser den in Nr. 4 der Einleitung abgeleiteten 4 Product- 
bildungen jede weitere Symbolik überflüssig ist. 

Um zur Methode der binären Formen zurückzukehren, sei bemerkt, 
dass dieselbe in ihrer bisherigen Gestalt zunächst ebenso wie die vorige 
ein Coordinatensystem voraussetzt, sodass schon der Nachweis, dass 
die Invarianten und Covarianten der Formen die verschiedenen pro- 
jectivischen Verhältnisse darstellen, sehr umständlich ist. Sodann giebt 
die Covariante gar kein Bild des geometrischen Verhältnisses und ist 
bei aller Kürze doch wenig brauchbar zur Ableitung der einfachen 
geometrischen Sätze. Endlich ist die Eigenschaft der Invarianz, wenig- 
stens für die harmonischen und involutorischen Verhältnisse, ganz 
nebensächlich, und ihre Verwendung bei den allgemeinen projectivi- 
schen Verhältnissen gestaltet sich mit Hilfe des Systems der ursprüng- 
lichen Einheiten wesentlich einfacher, als sonst. — Die Methode der 
modernen Algebra findet erst dann ihre natürliche Verwendung, wenn 
man die Punkte, deren Projectivität man untersucht, als Schnittpunkte 
von Geraden und Curven betrachtet, oder, anders gesagt, wenn man 
die binären Formen als speciellen Fall der ternären betrachtet. Denn 
erst in dem Abschnitt von den zusammengesetzten Grössen (Curven) 
tritt in der Raumlehre die algebraische Multiplication auf, und mit 
ihr diejenigen Bildungen, welche man Invarianten und Covarianten 



— 104 — 

nennt. — Nun lässt sich allerdings die Methode der binären Formen 
von der Zuthat der Coordinaten befreien, und dadurch wesentlich ver- 
einfachen; aber auch dann wird man eine Funktreihe in erster Linie 
als eine Reihe einfacher Grössen betrachten müssen , und erst in zweiter 
Linie als eine einzige' zusammengesetzte Grösse. Hierdurch rechtfertigt 
sich die im Anfang dieser Anmerkung aufgestellte Behauptung. 



Dritte Abtheilung. 
Die Lehre von den zusammengesetzten Grössen. 

52. Die Anfänge dieser Abtheilung sind bereits in der „Raum- 
lehre" zusammengestellt (vgl. die Anm. zu Nr. 34 des vor- 
liegenden Buches). Es ist daselbst in Nr. 164 die Art und 
Weise angegeben, wie die zusammengesetzten Grössen in das 
System der Raumlehre eintreten; sodann ist in Nr. 165 u. 166 
der Kreis als einfachste der zusammengesetzten Grössen in 
Betracht gezogen, und endlich ist in Nr. 172—174 der Be- 
griff der Centralität und Polarität für Kegelschnitte im All- 
gemeinen festgestellt worden. 

Nachdem nun in Nr. 8 — 10 des vorliegenden Buches 
unter Zugrundelegung einer neuen Bezeichnung die Betrach- 
tung einer Curve als zusammengesetzte Grösse als ein Port- 
schritt gegen die frühere nachgewiesen wurde, soll zunächst 
im Anschluss an jene Abschnitte der „Raumlehre" wiederum 
der Kreis herausgehoben werden, welcher durch seine Doppel- 
Stellung als einfaches Gebilde und zusammengesetzte Grösse 
gleichsam eine Vorstufe zu den allgemeinen Grössen der 
letzteren Art bildet, und dessen Behandlung nur die alier- 
einfachsten unter denjenigen Hilfsmitteln erfordert, welche in 
der allgemeinen Lehre angewendet werden. 

Es werden darauf in einem gleichfalls vorbereitenden 
Abschnitte die wichtigsten derjenigen Beziehungen untersucht 
werden, welche zwischen dem äusseren Producte einer Reihe 
von Grössen, und deren Ableitungszahlen bestehen (ein Ab- 
schnitt, welcher sich mit der Lehre von den Determinanten 
deckt). Diese Untersuchung wird, um in der Allgemeinheit 
mit sonstigen Arbeiten über diesen Gegenstand Schritt zu 
halten, für n Dimensionen geführt werden. 



— 105 — 

Es werden schliesslich die Fuuctionen^ welche Punkt- 
reihen (Stralenbüschel) oder Curven ausdrücken^ betrachtet 
werden, sowie die äusseren und algebraischen Producte aus 
den diese Gebilde erzeugenden Punkten und Geraden. (Dieser 
Abschnitt entspricht der Theorie der Covarianten und der 
denselben untergeordneten Bildungen.) Auch hier werden in 
dem allgemeinen Theile Gebilde höherer Stufen (Dimensionen) 
und Grade auftreten , dagegen soll bei den speciellen Beispie- 
len das Gebiet der Curven 2. Grades nicht überschritten 
werden. 



I. Der Kreis. 

1. Die aus zwei Kreisen ableitbare Reihe von 

Kreisen. 

Wenn Cj und ßj zwei ^uf einander senkrechte Strecken 53. 
von gleicher Länge (= 1) sind, die sich im Punkte e^ schnei- 
den, und ein Punkt 

(1) • X^xe^+ye^ + e.^ 
gegeben ist, so sagt die Gleichung 

(2) • /•, = (a:^ + y2) + 2^,a; + 2y,y + d, = 

aus, dass der Punkt X einen Kreis beschreibt, wenn x und y 
sich so ändern, dass sie der Gleichung /i = stets genügen. — 
Denn man kann die Gleichung /*, = in der Form schreiben : 

(3) (X + ß,y + (y + n)' - ^i* + y,' - *. = »-.^ 

eine Form, welche bereits („Raumlehre" S. 111) als Gleichung 
des Kreises definirt ist. 
Ist 

der Mittelpunkt des Kreises, so ist 

(X — 0,) = (a; — A,)ei + (y - /*i) e^, 

folglich (nach „Raumlehre" S. 118) 

(X - 0,)^ = (x- A,)'(e,)- + (y- ft,)'(e.)- 

oder, da (X — Oj)~ = r^^ uad (e^)- = (cj)" = 1 („Rauml." 
S. 117): 



- 106 — 

mithin ist, mit der Kreisgleichung verglichen: 

^1 = — /5i ; ^1 = — rn 
also: 

(4) Ol = - ßie^ — n 62 + ^3- 

Es seien ferner /i = und f^ = die Gleichungen zweier 
andefer Kreise; dann geht /s durch die Schnittpunkte von 
/*, und f^, wenn 

(5) fs = ccj^ + a,f^. (ai + a2 = l.) 

ist („Rauml." Nr. 165). Setzt man die Specialwerthe der drei 
Functionen in diese Gleichung ein, (indem man dieselben 
durch die Indices der Zahlen ßyS von einander unterscheidet) 
so folgt: 

^2^yi _,. 2ß,x + 2y,y + S, ' 

+ «aC^^ + y') + ^«zßi^ + ^«iV-iy + «2*2 = 0, 
woraus man schliefst: 

/53 = aj/5l + «2^2; ^3 = «! 7^1 +«2^25 *3 = «1 *1 + «i *2 5 

mithin auch: 

Os = — ß-^e^ —^3^2 + ^3 

= «,(— /3,ei — J/jß^ + ^3) + «2(- /52^l — ^2^2 +^3) 

(6) 03 = «,0, + «,0.,. 

Hiernach liegt der Mittelpunkt jedes aus zwei Kreisen 
abgeleiteten. Kreises auf der Verbindungslinie der Mittelpunkte 
jener Kreise. Oder: Die Mittelpunkte aller durch zwei gegebene 
Punkte gehenden Kreise liegen auf derselben Geraden, 

Da zwischen den Mittelpunkten der Kreise dieselbe Zahl- 
beziehung besteht; wie zwischen den Kreisfunctionen selbst, 
so besteht zwischen der Kreisreihe und der Mittelpunktreihe 
eine Verwandtschaft insofern, als jedem Kreise der erster en 
ein Punkt der zweiten entspricht. 

Lässt man in der Function /'jd, so variiren, dass 

^,2 + y,2 _ ,^ _ 

wird, so zieht sich, wie aus (3) erhellt, der Kreis in seinen 
Mittelpunkt zusammen. 



107 — 



Nimmt man an, dass 



«2 = - «i; 



so geht die Gleichung (5) über in 

d. h., da in der Klammer die Grössen x^ und y^ sich weg- 
hebeU; in die Gleichung einer Geraden, welche die Verbindungs- 
linie der Schnittpunkte (die. gemeinsame Secante oder Fotenz- 
linie) der Kreisreihe ist. Der zugehörige Mittelpunkt rückt 
also in unendliche Entfernung. Da nun in der Formel 
03 = — ß^e^ — ^3^2 + ^3 die Punkte O3 und e.^ denselben 
Coefficienten (hier Null) haben, so behalten auch die auf (5) 
folgenden Formeln der vorigen Seite ihre Bedeutung, und 
man erhält statt (6): 

03 = a,(0i-0,), 

wodurch, mit dem schon erhaltenen Resultat übereinstimmend, 
die Grösse O3 als unendlich ferner Punkt, oder endliche 
Strecke characterisirt wird. - 

Bezeichnet die Formel (1) einen beliebigen -Punkt der 
Ebene, so ist (nach „Raumlehre^' Nr. 165) ^ der Doppel- 
abstand des Punktes X von dem durch /i = bestimmten 
Kreise, oder auch das Quadrat des numerischen Werthes der 
von X an den Kreis gezogenen Tangente („Raumlehre" Nr. 99 
am Schluss). Wenn, also 

und folglich 

/l = _ Jl[!. 
fi «1 

ist, so sagen diese Gleichungen aus, dass das numerische 
Verhältniss der von X an die Kreise /\ und f.^ gezogenen 
Tangenten ungeändert bleibt, wenn X auf der Peripherie des 
durch die Schnittpunkte von f^ und f^ gehenden Kreises f^ 
liegt. (Denn da /"g = ist, so liegt X auf der Kreislinie f^^ 
und da /) : /'g = — a^ : «^ , so ist das Verhältniss der von X 
an/*, und f^ gezogenen Tangenten constant.) 

Ist speciell «j -(- «2 = 0, so geht f^ in die gemeinsame 
Secante der Kreise f^ und f^ über, und die aus X an diese 
Kreise gezogenen Tangenten sind gleich. Man hat also die 
Sätze: 



- 108 - 

Geht ein Kreis durch die Schnittpunkte zweier anderer, so 
ist das Verhältniss der von einem Punkte des ersten Kreises 
an die anderen gezogenen Tangenten constant. 

Die Tangenten, welche von einem Punkte der gemeinsamen 
Secante zweier Kreise an dieselben gezogen werden, sind ein- 
ander gleich. 

Auch die Umkehrungen dieser Sätze folgen aus den 
Gleichungen. — Zu beachten ist, dass die Sätze auch be- 
stehen, wenn die Kreise sich nicht schneiden, dass also auch 
in diesem Falle ein die gemeinsame Secante vertretendes Ge- 
bilde existirt. 

54« Betrachten wir jetzt statt eines Kreises das ganze System 
von Kreisen, welche durch die Schnittpunkte von /) und ^, 
oder überhaupt durch zwei gegebene Punkte gehen. Die 
Mittelpunkte aller Kreise liegen dann nach voriger Nr. auf 
derselben Geraden, und zwar (nach „Raumlehre'^ Nr. 94) auf 
der in der Mitte der Verbindungslinie der beiden Punkte 
senkrecht stehenden Geraden. 

Zieht man ^ femer von einem Punkte der gemeinsamen 
Secante des Systems Tangenten an beliebige Kreise desselben, 
so sind alle diese Tangenten (nach voriger Nr.) einander 
gleich, und ihre Endpunkte liegen auf dem mit der Tangente 
aus dem angenommenen Punkte der Secante beschriebenen 
Kreise. Jeder Radius dieses Kreises ist also Tangente zu 
einem Kreise des Systems. Und jede Taugente dieses Kreises 
steht auf dem zugehörigen Radius („Raumlehre" Nr. 96), mit- 
hin auch auf der Tangente zu einem Kreise des Systems 
senkrecht. Da nun die beiden Tangenten in den Berührungs- 
punkten sich rechtwinklig schneiden, so kann man sagen, dass 
dasselbe die beiden Kreise thun. Zwei solche Kreise heissen 
orthogonal. Und weil der neu construirte Kreis jeden Kreis 
des Systems rechtwinklig schneidet, nennt man ihn einen 
Orthogonalkreis des Systems. 

Man kann nun aus jedem Punkte der gemeinsamen Se- 
cante des Systems einen Orthogonalkreis construiren. Diese 
Orthogonalkreise bilden ein neues System, dessen Mittelpunkte 
auf der gemeinsatnen Secante des ersten liegen. 'Jeder Kreis 
des, einen Systems schneidet sämmtlicJw Kreise des anderen 



— 109 — 



rechtwinklig, und die Centrdllinie* des einen ist die gemeinsame 
Secante des anderen. 

Die Gleichungen der Kreise vereinfachen sich in beiden 
Systemen, wenn wir annehmen, dass die Centrallinie des 
ersten Systems mit e^ , die des zweiten mit ^2 zusammenfalle, 
sodass der Schnittpunkt beider Linien e^ ist. Ferner mögen 
die Endpunkte der Linien + ßj ^^^ — ^2 ^^® Schnittpunkte 
des Systems sein. Unter dieser Annahme 
ist in den Gleichungen (4) und (3) der 
Nr. 53 offenbar 



n' = ^l-' + ^2-=l + /Jl 



2. 




Fig. 26. 



n = 0; 

folglich : 

d^ 1 . 

Demnach geht die Gleichung (3) über 

in folgende Gleichung, welche sämmt- 

liche Kreise des ersten Systems (nur durch den Werth von 

^i verschieden) darstellt: 

(7) (^ + ßiY + y^ = 1 + ^,* = r,^ 

Ist nun (>| der Radius eines beliebigen Kreises im zweiten 
System, so ist für einen solchen Kreis zunächst 

/J, = 0. 

Bezeichnen wir dann mit a den numerischen Werth des 
Abstands derCentra beider Kreise, 
so ist 

«2 _ ß^2 + y^2. 

Und da die nach einem Schnitt- 
punkte der beiden Kreise gezoge- 
nen Radien aufeinander senkrecht 
stehen, so ist auch 

a^ = r,'^ + Q^". 

Demnach ist: 



'f 




Fig. 27. 



und aus (7) 



Die Gleichung (3) nimmt nunmehr folgende Gestalt an, 
in welcher sie sämmtliehe Kreise des zweiten Systems (nur 
durch den Werth von y^ verschieden) darstellt: 



- 110 — 

(8) aj2 + (j^ + yj)^=y,«_l = 9,'. 

Um nun für jedes der beiden Systeme die Schnittpunkte 
zu finden, betrachten wir im ersten Systeme zwei Gleichungen 
von der Form (7) mit den resp. Constanten ß^ und /Jj. Schreibt 
man statt (7) 

x^ + 2ß,x + y^ = + l', x'' + 2ß,x + y^^+l, 
so ist klar, dass die beiden Gleichungen nur das Werthsystem 

x = 0', y = ±^ 
gemeinsam haben. Sind also S^ und S.^ die beiden Schnitt- 
punkte^ so ist (nach (1)) : 

O2 == ^3 ^2 ; 
übereinstimmend mit der oben gemachten Annahme. 

Für das zweite System erhält man ebenso die Gleichungen : 

y'^ + '^y\y + ^' = — 15 2/^ + '^y^v + ^' = - 1 , 

und daraus die Lösungen: 

y = 0'^ x = + i. 

Sind also U und 2i^ die Schnittpunkte des zweiten Systems, 
so ist 

^1 = ^:j + ^ • ^'1 
■^j't ' Co ~~— " V » e% 9 

Die Punkte 27, und 2^^ ^^^^ hiernach aus den Einheiten e^ 
und 63 mit Hilfe der imaginären Grösse i (statt mit Hilfe 
reeller Zahlen) abgeleitet. Dieser Umstand bedeutet nichts 
weiter, als dass diese Punkte in der verlangten Eigenschaft 
von Schnittpunkten nicht existiren. Man nennt sie daher auch 
imaginäre Schnittpunkte. Als Funkte an und für sich betrach- 
tet, existiren sie aber allerdings. Denn da die Strecken e^ 
und e^ gleichlang, und senkrecht zu einander sind, so ist 

* • ^1 = i ^2 • 

(„Raumlehre" Nr. 69), wo das obere Zeichen zu wählen ist, 
wenn durch i diejenige Drehung ausgedrückt wird, durch 
i^elche + Cj in + ^2 übergeht. Hiernach nehmen die Aus- 
drücke für 2J und 2^i folgende Gestalt an: 

-^1 = ^3 + ^2 = ^1 ; 

^•2 ^"~" C'^ e.) ^^^ A^2 • 



— 111 — 

In Worteu: Wird ein System von Kreisen, welche sich in zwei 
Punkten schneiden, von einem anderen Kreissysteme orthogo^ial 
geschnitten, so hat das zweite System dieselben Schnittpunkte 
wie das erste; aber diese Schnittpunkte sind für das eine Sy- 
stem reell, für das andere imaginär.*) 




Fig. 88. 

Anmerkung. Um hiernach die Schnittpunkte eines Kreises O und 
einer Geraden e zu construiren, fälle man aus O (dem Mittelpunkte des 
Kreises) eine Senkrechte C| auf c, und ziehe aus irgend einem Punkte 
O, auf c den Kreis, welcher den ersten rechtwinklig 8chneidet. Die 
Schnittpunkte des Kreises O^ mit Cj sind gleichzeitig diejenigen des 
Kreises O mit c. Sind sie für den ersteren reell, so sind sie für den 
letzteren imaginär, und' umgekehrt. Die nach der eben gemachten 
Angabe gezeichnete Figur drückt gleichzeitig beide Fälle der Aufgabe 
aus, da man in dem ganzen Wortlaut der Construction mit 0^ und 
c mit c, vertauschen kann. 

In jedem der beiden orthogonaleD Systeme heissen die- 
jenigen Punkte ; welche sich als Kreise des Systems mit dem 
Radius darstellen, Centralpunkte, Setzt man in den Glei- 
chungen (7) und (8) r, resp. q^ gleich Null, so folgt: 



*) Ich beziehe also den Ausdruck „imaginär'^, im Gegensatz zum 
sonstigen Sprachgebrauche , nicht auf die Existenz der Punkte , sondern 
nur auf ihre Eigenschaft als Schnittjßunkte. Nachdem man von dem 
Yorurtheile zurückgekommen ist, die imaginären Zahlen als unmögliche, 
nicht existireude zu betrachten, scheint mir eine ähnliche Aenderung 
im Begriff der imaginären Punkte nicht nur gerechtfertigt, sondern mit 
Rücksicht auf den Text geradezu geboten. Von derjenigen geome- 
trischen Eigenschaft, welche diese Punkte als Ersatz für die verlorene 
erhalten, wird sogleich die Bede sein. 



- 112 - 

ßi = ±ij yi = ± 1 ; 

x = + i, t/ = 0; x = 0, y = + l. 

Demnach sind die Centralpunkte des ersten Systems imaginär, 
die des zweiten reell. Ausserdem fallen diese Punkte mit 
den Schnittpunkten in der Weise zusammen, dass die reellen 
Schnittpunkte des einen Systems gleichzeitig seine imaginären 
Centralpunkte, und die imaginären Schnittpunkte des anderen 
Systems gleichzeitig seine reellen Centralpunkte sind. So er- 
scheint denn schliesslich ein einziges Punktepaar in dieser 
vierfachen Bedeutung. 

55. Wenn, wie in Nr. 53, ein Punkt 

(1) X = xe^ + ye^ + e.^ 

sich auf der Peripherie eines Kreises /j bewegt, dessen Glei- 
chung ist: 

(2) f, = {x-^ + f) .+ 2^ja; + 2y, y + d = 0, 
SO ist 

(3) 9>, =2^,a; + 2y,y + d = 

die Gleichung der Polare des Punktes ^3, der nun P heissen 
möge, in Bezug auf den Kreis („Raumlehre*' Nr. 173). Ist a, 
diese Polare, so ist demnach 

(4) a, = 2/3,|e, + 2y,|e,-f *,|e3. 

Denn durch äussere Multiplication von (1) und (4) folgt wie- 
der (3), indem (XaJ = sein muss, weil X auf a, liegt. 

Ist nun ein Kreis f^ aus zwei anderen, /*, und f.^ durch 
die Gleichung abgeleitet: 

fz = «i/i + «2A> 
so ist auch nach Nr. 53 : 

mithin, wenn a^a^^a^ die Polaren des Punktes P in Bezug 
auf die drei Kreise sind, und g?j = 0, q)^ = 0, gj^ = ihre 
resp. Gleichungen: 

«3 = «1 «1 + «2«2 ; (9^3 = «1 9i + «29^2) ? 

d. h. : Die Polaren eines Punktes P in Bezug auf alle Kreise^ 
welche sich in demselben Punktepaare schneiden, gehen durch 
denselben Punkt Q. — P und Q heissen zugeordnete harmo- 



- 113 — 

nische Pole des Systems. Schneidet daher die durch P und Q 
bestimmte Gerade einen beliebigen Kreis des Systems in den 
Punkten S^ und Äj? so sind (nach der Definition der Pola- 
rität, vgl. „Raumlehre" Nr. 173) P und Q zugeordnete har- 
monische Punkte in Bezug auf S, und Äj. Sie sind es aber 
auch in Bezug auf die Schnittpunkte jedes anderen Kreises 
im System mit PQ. Diese Schnittpunkt-Paare sind also in- 
volutorisch. Und da der Punkt P (Anfangspunkt der Coor- 
dinaten) beliebig ist, so hat man den Satz: 

Drei Kreise j welche sich in denselben zwei Punkten schnei- 
den, werden von jeder beliebigen Geraden in involutorischen 
Punkten geschnitten. 

Ist insbesondere a, -|- «j = 0, so verwandelt sich der 
Kreis ^3 in die gemeinsame Secante des Systems, mit der 
Gleichung f^ — /*2 = 0. Da nun 

/i — /^ = 9^1 — 92 

ist, und (9?^ — gjj) ^® Polare von P in Bezug auf /*, — /"j 
ausdrückt, so haben wir den Satz: 

Die Polare jedes Punktes in Bezug auf die gemeinsame 
Secante des Systems ist diese Secante selbst 

In diesem besonderen Falle geht nun die allgemeine, 
zwischen PQS1S2 bestehende, harmonische Gleichung 

C-^i Q-S^ 

da /S'2 in unendliche Ferne rückt, und somit ^ — 52 = P — Sj 
wird, über in: 

Q-S, . 

oder: 

d. h.: Die Verbindungsstrecke zweier zugeordneter harmonischer 
Pole wird durch die gemeinsame Secante des Systems hdlbirt. 

Es seien Oj und 0^ die Mittelpunkte zweier beliebiger 56. 
Kreise. Dann ist die Strecke Oj — Oj auf doppelte Weise 
in einem gegebenen Verhältnisse theilbar („Rauml." Nr. 119), 
folglich auch auf doppelte Weise im Verhältnisse der beiden 
Radien r^ und r^* Sind P^ und P^ die beiden Theilpunkte, 
so ist also: 

Schlegel, Elemente. 8 



— 114 



folglich: 



P, - 0, _ r, . 
P, - 0, r. ' 


Oi-P, r, . 
P, - 0, r, ' 


Pi-0, 


P.-O, 


P,-Ot 


P. - 0, ' 



wodurch Pj und Pj als harmonische Punkte zu 0^ und O.^ 
dargestellt sind. 

Wenn nun aus 0^ und Oj zwei Sonst beliebige Radien 
gezogen werden, die entweder gleiche oder entgegengesetzte 
Richtung haben, so liegen die Endpunkte Ä^ und JLj dieser 



Fig. 29. 

Radien im ersten Falle mit P, , im zweiten mit Pjj in gerader 
Linie. Denn da wir jetzt in den bisherigen Gleichungen die 
numerischen Werthe r^ und rj durch die parallelen Strecken 
(0, — ^i) und (Oj — Ä2) ersetzen können, so ist: 

P j — Oj __ Oj — Ä^ Oj - P» ^ 0, -^t . 

>i - öj ^2 - ^2 ' P2 - Ö2 ^2 - öj ' 
oder: 

P(l,2)_— 4l_ =, P(l,2) — Ol ^ 
P(l,2) — Ät P(l,2) — O2 

Und da die Strecken auf der rechten. Seite dieser Gleichung 
auf derselben Geraden liegen, so gilt dasselbe auch von denen 
auf der linken Seite; d. h.: es liegt im ersten Falle P^, im 
zweiten P2 mit Ä^ und A2 auf derselben Geraden. 

Die Dreiecke P(l^2)0^A^ und P(i,2)02^2 ^^^^ ^"^ ähnlich, 
und P(i,2) ist ihr Aehnlichkeikspunkt („Raumlehre" Nr. 137). 
Da diese Eigenschaft der Punkte P| und Pj für jede Richtung 
der beiden Radien stattfindet, so nennt man P^ und P^ auch 
die Aehnlichkeitspunkte der beiden Kreise^ und zwar P, den 
äusseren y P^ ^®^ inneren. 

Man kann nun den eben . gefundenen Satz, wie auch seine 
Umkehrung in folgender Form aussprechen: 

Die Endpunkte eweier paralleler JRadien in zwei Kreisen 



— 115 - 

liegen, wenn die Radien gleiche Richtung haben, mit dem 
äusseren, wenn entgegengesetzte, mit dem inneren 
Äehnlichkeitspunkte der beiden Kreise in gerader Linie. 

Zieht man aus einem AehnlichkeitspunMe zweier Kreise 
eine gemeinschaftliche Secante, so sind die nach den entsprechen- 
den DurchschnittspunMen gezogenen Radien parallel. 

Steht also in dem einen Kreise der Radius auf der Secante 
senkrecht (was der Fall ist, wenn die Secante in eine Tan- 
gente übergeht), so findet dasselbe auch in dem anderen Kreise 
statt; d. h.: 

Die aus einem Äehnlichlceitspunlcte zweier Kreise an den 
einen gezogene Tangente berührt auch den andern. 

Es sind also die A.ehnlichkeitspunkte diejenigen Punkte, 
in welchen sich die gemeinsamen Tangenten der beiden Kreise 
mit der Centrallinie schneiden. Demnach heissen diejenigen 
beiden Tangenten, welche vom äusseren Aehnlichkeitspunkte 
ausgehen, die äusseren Tangenten, die andern beiden: die 
inneren. , 

Die beiden Punkte -4, und A,^^ können homologe Punkte 
genannt werden. Bezeichnet P einen beliebigen der beiden 
Aehnlichkeitspunkte, so sind zwei homologe Punkte durch die 
Bedingung bestimmt: 

P — A^ P ~ o^* 

Diese Bedingung kann auch durch solche Punkte erfüllt wer- 
den, welche nicht auf der Peripherie der beiden Kreise liegen. 
Namentlich sieht man sogleich, dass die Mittelpunkte Oj und 
O2 selbst homologe Punkte sind. 

Bezeichnet man die parallelen Radien 0, —Ä\ und 0.^ — A<^ 
wieder durch r^ und r^, so kann die Bedingungsgleichung 
der Homologie auch geschrieben werden: 

P-A, _r, 

P~A, — rr 
oder: 

P{r^-r^)==^A^r, — A^r^. 
Ist dann B^ und B^ ein zweites Paar homologer Punkte, so ist 

P(r, -r2) = £2^i -•^1^2 5 
mithin: 

A^r^ — A^ r.^ ^ B^r^ -- jB, r^ , 

8* 



^ I 



— 116 — 
oder : 

d. h.: Jede Linie, welche zwei Funkte eines Kreises verbindet, 
ist parallel derjenigen Linie, welche die homologen Punkte eines 
anderen Kreises verbindet — Die auf diesen Linien liegenden 
Sehnen verhalten sich wie die Radien der zugehörigen Kreise, 

Die beiden Linien, von denen die erste durch zwei Punkte 
eines Kreises und die zweite durch die homologen Punkte 
eines anderen Kreises geht, mögen homologe Secanten genannt 
werden. Dann lässt sich der vorige Satz nebst seiner üm- 
kehrung, wie folgt, aussprechen: 

Homologe Secanten zweier Kreise sind parallel. 

Zieht man durch zwei homologe Funkte zweier Kreise 
parallele Secanten, so schneiden diese die beiden Kreise noch- 
mals in homologen Funkten. 

Zieht man aus den Schnittpunkten zweier homologer Se- 
canten noch zwei neue Paare homologer Secanten, so schnei- 
den sich , wie aus der Aehnlichkeit der entstehenden Dreiecke 
leicht zu ersehen, auch diese in homologen Punkten. Man 
hat also folgenden Satz: 

Die beiden Funkte, von denen der erste der Schnittpunkt 
zweier Secanten eines Kreises, und der zweite der Schnittpunkt 
der homologen Secanten eines anderen Kreises^ ist, sind homo- 
loge Funkte. 

Abgekürzt kann man diesen imd den reciproken früheren 
Satz so aussprechen: 

Die Verbindungslinien homologer Funktepaare sind homo- 
loge Secanten. — Die Schnittpunkte homologer Secantenpaare 
sind homologe Funkte. 

Sollen zwei homologe Punkte Ä^ und Ä2 in einen (A) 
zusammenfallen, so hat man: 

d. h.: 

F = Ä. 

Es sind also die Aehnlichkeitspunkte die einzigen homo- 
logen Doppelpunkte; und demnach ist jede durch einen Aehn- 
lichkeitspunkt gehende Secante eine homologe Doppelsecante. 

Berühren sich zwei Kreise, so ist der Berührungspunkt 



' — 117 — 

ein ÄehnlichkeitspunJdy und die beiden durch ihn gehenden 
Tangenten fallen in eine einzige zusammen. — Andere specielle 
Fälle, welche sich auf die gegenseitige Lage der Kreise be- 
ziehen, übergehen wir hier. 

2, Der aus drei Kreisen ableitbare Verein von 

Kreisen. 

Wenn f^ = 0, /"j = 0, f^ = die Gleichungen von drei 57. 
beliebigen Kreisen in der Ebene sind, so schneiden sich die 
drei gemeinsamen Secanten, deren Gleichungen resp. f^ — /i = 0, 
/'j — /a = 0, /*3 — fi=0 sind, in einem Punkte. Dasselbe 
gilt von jedem Kreise f^, welcher aus den drei gegebenen 
Kreisen abgeleitet ist, sodass 

(1) f^ = a/j 4- a^/i + «3/3 ; («1 + «2 + «3 = 1) 

ist. Es haben also alle aus drei gegebenen Kreisen ableit- 
baren Kreise einen Punkt gleichen Doppelabstandes {Potenz- 
punkt)] alle aus diesem Punkte an Kreise des Vereins ge- 
zogenen Tangenten sind einander gleich, und der Kreis, 
welcher aus dem Potenzpunkte mit einer solchen Tangente 
als Badius beschrieben wird, schneidet alle Kreise des Vereins 
orthogonal. („Raumlehre*^ Nr. 165 u. 166.) 

Das in Nr. 53 befolgte V erfahren führt auch hier zu dem 
Resultate, dass die zwischen den Functionen /*i/*2/*3/*4 bestehende 
Zahlbeziehung (1) auch zwischen den Mittelpunkten 0^ 0^ O3 O4 
der zugehörigen Kreise stattfindet, sodass 

(2) 0, = a,0, + a^O^ + a,,0^. 

Es findet also auch hier zwischen dem Kreisverein und dem 
Mittelpunktverein eine Verwandtschaft statt, insofern jedem 
Kreise des ersteren ein Punkt des zweiten entspricht. 
Wenn speciell 

«1 + «2 + «3 = 

ist, so stellt f^ eine Gerade dar, weil die quadratischen Glie- 
der der in (1) enthaltenen Functionen sich nun wegheben, 
und O4 stellt (nach „Raumlehre" Nr. 126) eine Strecke dar, 
d. h. einen unendlich fernen Punkt (als Mittelpunkt des Krei- 
ses /*4, der in eine Gerade übergegangen ist). Da die durch 
fi vorgestellte Gerade vom Orthogonalkreise senkrecht ge- 



118 - 



1 

's 






^1 
^1 



schnitten wird^ so muss sie mit einem Durchmesser dieses 
Kreises zusammenfallen. Umgekehrt: Jeder Durchmesser des 
Orthogonalkreises ist ein Kreis des Vereins mit unendlich fer- 
nem Mittelpunkt. Vgl. hierzu noch „Raumlehre" Nr. 166. 

Von di'ei gegebenen Kreisen besitzen je zwei ein Paar 
Aehnlichkeitspunkte. Es seien diese Paare: P, P2, M^M2f 
^,^2- Dann bestehen, wenn 0^0.^0^ die Mittelpunkte und 
^i^2^3 ^^® Radien der drei Kreise sind, nach Nr. 56 folgende 
Beziehungen: 

\^3 ^1/ *^8 

Hieraus folgt: 

d. h. : Die drei äusseren AehnlicKkeitspunkte dreier Kreise liegen 
in derselben Geraden. 
Ferner: 

nebst zwei durch circuläre Vertauschung hieraus ableitbaren 
Gleichungen. Alle drei geben den Satz: 

Die inneren Aehnlichkeitspunkte y welche ein Kreis mit 
zwei anderen gemeinsam hat, liegen mit dem äusseren Aehn- 
lichkeitspunkte dieser beiden letzteren auf derselben Geraden. 

Die 6 Aehnlichkeitspunkte sind demnach die Schnitt- 
punkte von vier Geraden. Diese heissen die Aehnlichkeitsaxen, 
un(J zwar diejenige die äussere, auf welcher die drei äusseren 
Aehnlichkeitspunkte liegen, die anderen aber die inneren. 
58, Specielle Sätze über Kreise, welche sich berühren*). — 
Werden zwei Kreise von einem dritten berührt, so nimmt der 
letzte Lehrsatz durch die Verwandlung- der inneren Aehn- 
lichkeitspunkte in Berührungspunkte folgende Form an: 



*) Es ist im Folgenden überall von äusserer Berührung die^Bede; 




— 119 ~ 

1) Der aussäe Äehnlichkeitspunkt zweier Kreise, die von 
einem dritter^ berührt werden, liegt mit den beiden Berührungs- 
ptmkten auf gerader Linie, 

Wenn aus einem Punkte Ä eine den Kreis K^ in JB, und 
(7, schneidende Secante gezogen wird, so sind die in B^ und C^ 
gezogenen Tangenten die Polaren 
der Punkte B^ und C, zu K^ ; und 
die Verbindungslinie der Punkte, 
in welchen die aus A gezogenen 
Tangenten den Ereis berühren, 
ist die Polare von A, — Da nun 
die drei Pole AB^C^ in gerader 
Linie liegen, so gehen die zuge- jc>^ 
hörigen Polaren durch denselben 
Punkt Pj, den Pol der Secante. 

Ist nun A der äussere Äehn- 
lichkeitspunkt zweier Kreise K^ 
und K2, und schneidet die Se- 
cante* J.JBj C^ diesen zweiten Kreis 
in den Punkten J?2 "^^ Cj; so ^' ' 

gehen auch hier die in B2 und Cj gezogenen Tangenten mit 
der Polare von A zu JEj durch denselben Punkt P^, den Pol 
der Secante zu £'2. 

Die beiden Polaren von A (zu K^ und JSTj) heissen die 
äusseren Aehnlichkeitspölaren. 

Betrachten wir nun (nach Satz 1)) die Punkte C2 und B^ 
als Berühruogspunkte der Kreise K^ und K2 mit einem dritten 
Kreise K^, und nennen die Secante, auf welcher die Be- 
rührungspunkte liegen, die Berührungssecantet^ K^, so kön- 
nen wir das letzte Resultat in folgendem Satze aussprechen: 

?) Werden zwei Kreise von einem dritten berührt , so geht 
jede ihrer äusseren Aehnlichkeitspolarm durch den Pol der Be- 
rührungssecante im zugehörigen Kreise. 

In den beiden Kreisen K^ und K^ sind die Mittelpunkte 
K^ und £3 homologe Punkte^ demnach die durch A und K^ 
gehende Secante (JE'i L^) und eine durch £3 parallel mit jener 
gezogene Secante (K^L^) homologe Secanten. Zieht man 
nun durch den Punkt L^, in welchem die Secante ^fj und 
die Polare zu A sich schneiden, die homologe Doppelsecante 



— 120 — 

(L^L^), so sind deren Schnittpunkte (Z^ u. L^) mit den ho- 
mologen Secanten KiL^ und K^L^ homologe Punkte. Zieht 

man endlich durch £3 eine Paral- 
lele zu der Polare FiL^, so ist sie 
dieser Polare homolog. Und ebenso 
sind die Schnittpunkte (P„ P^) die- 
ser homologen Linien mit der ge- 
meinsamen Tangente von Ki und 
-STg homologe Punkte. 

Denkt man sich nun noch den 
Kreis JSTj hinzu, welcher von K^ 
in C2 berührt wird, so sind die aus 
P3 an K^ und JSTj gezogenen Tan- 
genten (Pa^i und P3C2) einander 
gleich (als Tangenten an K^). Mit- 
hin ist die Linie P3 L^ gemeinsame 
Secante der Kreise K^ und JEj- 
Wir haben also den Satz: 
3) Werden zwei Kreise' von 
einem dritten heriihrt, so ist ihre gemeinsame Secante mit jeder 
ihrer äusseren Äehnlichkeitspolaren homolog in Bezug auf den 
zugehörigen und den Berühru/ngs-Kreis. 

Wir nehmen jetzt an, dass ausser K^ und JSTj noch ein 
dritter Kreis Kn von K^ berührt werde. Die äusseren Aehn- 




Flg. 31. 



■0 



3 



lichkeitspunkte seien: 



Ä für Kl und K^ 



B 
C 



f) 



)) 



Kn 



y) 



)) 






Nach dem letzten Satze sind die Polare von Ä zu K^ und die 
gemeinsame Secante von K^ und K^ homologe Linien in Be- 
zug auf K^ und K^, Ebenso sind aber auch die Polar» von 
C zu K^ und die gemeinsame Secante von K^ und K^ homologe 
Linien in Bezug auf K^ und K^. 

Polglich sind der Schnittpunkt der Polaren von A und von 
C zu Kl (d. h. der Pol der Linie -4(7 zu K^), und der Schnitt^ 
punkt der gemeinsamen Secanten von K^, K^ und von Ä",, K^ 
(d.h. der Potenzpunkt*) der drei ^ei'&e KqK^K^ homologe 



^) Punkt gleichen Doppelabstandes. 



— 121 — . 

Punkte in Bezug auf K^ und K^. «— Da nun die Verbindungs- 
linie dieser homologen Punkte durch den inneren Aehnlichkeits- 
punkt (Berührungspunkt) von Ä", und ^3 geht, so hat man 
den Satz: 

4) Werden drei Kreise von einem vierten berührt, so liegt 
ihr FotenzpunM in gerader Linie mit jedem Berührungspunkte 
und dem Fol ihrer äusseren Äehnlichkeitsaxe in dem zugehöri- 
gen Kreise. 

Da die drei im letzten Lehrsatze erwähnten Punkte in 
gerader Linie liegen, so schneiden sich ihre Polaren in Bezug 
auf einen der drei berührten Kreise -K", in demselben Punkte. 
Da nun die Polare des Berührungspunktes von Ä", und K^ die 
gemeinsame Tangente ist, so hat man endlich den Satz: 

5) Werden drei Kreise von einem vierten berührt, so geht 
ihre äußere Äehnlichkeitsaxe durch denselben Punkt mit jeder 
ihrer Berührungstangenten und der Polare ihres Potenzpunktes 
in dem zugehörigen Kreise, 

Anmerkung. Der Satz 4) lehrt den Berührungskreis durch drei 
seiner Punkte bestimmen , Satz 5) durch drei seiner Tangenten. — Mo* 
dificirang der Aufgabe „einen Kreis zu constmiren, welcher drei gege- 
bene Kreise berührt** einerseits durch Hinzufügung der Berührung „Ton 
innen**^ andrerseits durch Ausartung eines oder mehrerer der gegebenen 
Kreise in eine Gerade oder einen Funkt. (ÄpoUonisches Problem,) 

Der Abschnitt über Berührungskreise ist hier aufgenommen worden, 
nm zu zeigen, mit welchem Vortheil man den Begriff der ^.homologen 
Pwnkte und Secanten^^ zur Ableitung neuer Resultate verwenden kann. 

Sonst gehört die Theorie der Aehnlichkeitspunkte , wie sie in 
Nr. 56—58 vorgetragen wurde, noch in die Lehre von den einfachen 
Grössen. Dagegen setzen die „Berührungskreise** den Begriff der Pola- 
rität voraus , und stehen daher hier an ihrer richtigen Stelle. 



, II. Determinanten. 

1. Definition und allgemeine Eigenschaften der 

Determinante. 

Es seien n Grossen x^X2 . > . Xn aus den n Einheiten e^e2 59. 

. . . 6» mittelst der Zahlen a^^a^2 * * - ^n^22 abgeleitet; 

sodass 



(1) 



— 122 — 

f^l = «Jl ^1 + «12^2 + • • • + CCinCnp 
^i = «21 ^1 + «22 ^2 + • • • + «2»en , 



^» = «Bl^l + «»12^2 + • • • + ßnnen • 

Bildet mau nun das äussere Product 

und bringt in jedem Gliede das Product der n Einheiten mit- 
telst des Gesetzes 

auf die Form 

\ß\ ^2 • • • ^'^z f 

so kann man dieses Product als gemeinsamen Factor heraus- 
setzen. Der Zahlencoefficient dieses Productes heisst nun 
Determinante, und soll durch ^ bezeichnet werden, sodass 

(2) (^1^2 ' - . Xn) = ^(e^ ^2 . . . 6«). 

Eine Determinante ist also der Zahlcoefficient eines äusse- 
ren Productes aus n linear &n Factor en, deren jeder aus den- 
selben n Einheiten abgeleitet ist. 

Wenn die Einheiten e, . . . e« Strecken sind, so ist ihr 
äusseres Product ein Gebilde w. Stufe. Dasselbe gilt von den 
Grössen x^ , . , Xn* Will man nun diese geometrischen Ge- 
bilde aus der Betrachtung entfernen, so braucht man nur das 
Product (cj . . . Cn) als Einheit w. Stufe aufzufassen (vgl. 
„Raumlehre*' Nr. 152), sodass 

\^i ^2 • * • ^"/ '^^ 
ist. Dann ist 

\Xt X'2 • • • Xfij — ' " ^7. 

Und da jetzt die Einheiten e^ . . . e» ein Normalsystem n. Stufe 
bilden, so können wir sagen: 

Eine Determinante ist ein äusseres Product von n Grössen 
1. Stufe im Normalsystem n. Stufe. • 

Von dieser Definition macht man hauptsächlich Gebrauch, 
um die Eigenschaften des Productes (x^ . . . Xn) sofort auf die 
Determinante zu übertragen. 

Vermöge des Gesetzes CaCß = — »e^Ca ändert jedes äussere 
Product sein Zeichen, sobald man darin irgend zwei benach- 
barte Factoren vertauscht, oder, anders gesagt, einen Factor 



- 123 — 

über den benachbarten hinwegsetzt. — Es erhält daher glei- 
ches oder entgegengesetztes Zeichen, jenaehdem ein Factor 
eine gerade oder ungerade Anzahl von Factoren überspringt. 
— Jedea üeberspringen eines Factors durch einen benach- 
barten mag eine Tran^osition genannt werden. — Da nun 
solche Transpositionen nothig sind, um in dem entwickelten 
Ausdruck der .Determinante jedes Einheitsproduct auf die 
Form (ß] . . . en) zu bringen ; so kann man sagen: 

Ein Glied in dem entwickelten Ausdruck der Determinante 

« 

ist positiv oder negativ, jenaehdem das darin enthaltene Einheits- 
product durch eine gerade oder ungerade Anzahl von Trans- 
Positionen in die Form (e^ . . . e„) übergeht. 

Jede Reihe von Ableitungszahlen, die zu demselben Factor 
X gehören, heisst eine Horizontal/reihe der Determinante. Jede 
Eeihe von Ableitungszahlen, die zu derselben Einheit e ge- 
hören, heisst eine Verticalreihe der Determinante. 

Betrachten wir nun neben dem Producte (ajj . . . a?«), dessen 
Factoren durch die Gleichungen (1) bestimmt sind, ein zwei- 
tes (yi . . . yn)) in welchem 

iy\ = «11 «1 + «21 «2 H h «nl^n , 

^2 = «12 ^1 + «22 ^2 + • • • + ««2^« , 



(3) 



sodass die Horizontalreihen der einen Determinante gleich- 
zeitig die Yerticalreihen der anderen sind. Da nun in dem 
entwickelten Ausdruck des Productes jedes Glied den Factor 
(^1 • . . en) enthält, so sind in jedem Gliede des ersten Pro- 
ductes {x^ . . , Xn) die hinteren Indices der a der Reihe nach 
die Zahlen 12 ... n, während die vorderen Indices dieselben 
Zahlen in allen Permutationen sind. Ordnet man nun in 
jedem Gliede die Factoren a so, dass die vorderen Indices 
der Reihe nach die Zahlen 12 ... n sind, so sind nun die 
hinteren Indices dieselben Zahlen in allen Permutationen. 
Da nun dieser Umstand gerade- in den Gliedern des zweiten 
Productes (j/i . . . y«) stattfindet, so sind beide Producte iden- 
tisch, und man kann sagen: 

Eine Determinante ihiht ungeändert, wenn man ihre hori- 
zontalen Reihen als verticale und gleichzeitig ihre verticalen als 



— 124 — 

*hori0ontdle fdmnU. — Oder: Eine Determinante bleibt umge- 
ändert y wenn man alle vorderen, Indices ihrer Zahlen mit den 
hinteren Indices vertauscht. 

Es können Jäher alle von den Horizontalreihen einer 
Determinante geltenden Sätze sofort auf ihre Yerticalreihen 
übertragen werden. Beide Arten von Reihen sollen nun ein- 
fach „BeiÄew" genannt werden. 
60. Da das Product {x^ . . , x^) sein Zeichen ändert; wenn 
einer seiner Factoren eine ungerade Anzahl von Factoren 
überspringt, oder wenn, was hierauf hinauskommt, zwei be- 
liebige Factoren vertauscht werden, so hat man den Satz: 

Eine Determinante ändert ihr Zeichen, wenn eine ihrer 
Reihen über eine ungerade Amahl von Reihen hinweggesetzt 
wird, oder wenn man zwei beliebige Reihen mit einander ver- 
tauscht, (Dasselbe Resultat ergiebt sich auch durch Betrach- 
tung der Formel (2),. worin jd sein Zeichen ändern muss, 
wenn dasselbe mit einem der beiden äusseren Producte ge- 
schieht.) 

Ist P^äh) ein Product, welches die beiden Factoren a und b 
an irgend welchen Stellen enthält, so ist^ wie eben bemerkt: 

folglich : 

P{ab) + Piba) = 0. 

Setzt man nun b = a, so folgt: 

P(aa) = 0; 

d. h. , wenn wir den Satz sogleich auf die Determinante über- 
tragen : 

Eine Determinante, in welcher irgend zwei Reihen ein- 
ander gleich sind, ist gleich Nuü. 

Da das Zeichen eines äusseren Productes nur von der 
Stellung seiner extensiven Factoren {x^, a?2 • • •) abhängt, so 
kann ein Zahlenfactor X jede beliebige Stelle darin einnehmen. 
So ist also 

A \X^ ... Xfij — \*^1 • • • ^Xp ... X'f^j \ 

d. h.: MuUiplidrt man alle Glieder einer Reihe der Deter- 
minante mit demselben Factor X, so wird die ganze Deter- 
minante mit ihm muUiplicirt. Und: Haben aUe Glieder einer 



— 125 — 

Reihe der Determinante einen gemeinsamen Factor, so ist die- 
ser ein Factor der ganzen Determinante. 
Wenn in dem Producte (x^ , . . Xn) 

^p = yp + ^p 

gesetzt wird, wobei 

Vp = ßpi^i + ßp2e2 + ...;' 0p ^= ypiCi + ^^2^2 + . . . , 
so folgt: 

[X^ . . . Xp . . . Ä?nJ = \X^ . . . [1/p -f- 0pj • . • Xn) 
= \X^ • . . yp • . , XnJ -p \X^ • . , 0p , , . Xn) j 

d. h.: Wenn alle Glieder einer Beihe der Determinante als 
Summen von gleichviel Summanden dargestellt werden, so lässt 
sich die Determinante selbst als Summe von ebensovielen Deter- 
minanten darstellen. 

Wenn insbesondere statt Xp gesetzt wird Xp-^- Xxq, worin 
Xq ein anderer der n Factoren x^ . . ,x„ ist, so erhält man: 

^^j • • • I «^s "j~ " Qj • * • **^n) ^~" V**'1 • • • *^p • • • XfiJ ~y" ft) [Xa • • • Xq • • • Xfij 

—^ \X\ • • • Xp . %• Xfij f 

weil nämlich das zweite Produet den Factor Xq zweimal ent- 
hält und folglich gleich Null ist. Demnach: 

Eine Determinante bleibt ungeändert, wenn man sämmt- 
liche Elemente einer Beihe um dieselben Vielfachen der Elemente 
einer anderen Beihe vermehrt oder vermindert. 

Da im äusseren Producte beliebige Zusammenfassung der 
Factoren gestattet ist („Raumlehre*' 139), so ist 

\X\ • • • Xfij ^= \Xi • • . Xm) \*^m-\-'l • • • ^nj* 

Da alle Factoren aus den Einheiten e^ . . . e» abgeleitet sind, 
so enthält das Produet {x^., . Xm) nur dann eine Determinante, 
wenn die Ableitungszahlen seiner Factoren aus Cm+i, em+2, 
. , . Cn gleich Null sind, d. h. wenn 

«p(m+i) = «p(w»+2) = i . . = Op« = ; (jp = 1, 2, . . . m). 

Ebenso enthält {x^j^i . . . Xn) nur dann eine Determinante, 
wenn 

Ist die erste Bedingung erfüllt, so enthält (x^ . .. Xm) nur das 
Einheitsproduct (e^ . . . Cm) als Factor. Multiplicirt man nun 



-- 126 — 

weiter mit {Xm^i , . , Xn), so kommen in allen Pactoren von 
Xm-\-i bis Xn nar noch diejenigen Glieder zur Multiplication^ 
welche die Einheiten ßm-f i> • • • ^n enthalten. Das Resultat 
der Multiplication ist also dasselbe ^ als wenn die isweite Be- 
dingung erfüllt wäre; d. h.: Die Determinante zerfallt in das 
Product zweier Determinanten, auch wenn nur eine der beiden 
Bedingungen erfüllt ist Oder: 

Wenn in einer Determinank von n Reihen in den ersten 
(letzten) m Reihen überall die letzten {ersten) n — m Glieder 
gleich NuU sind, so zerfällt die Determinante in das Product 
zweier Determinanten. Die eine davon besteht aus den ersten 
(letzten) m Reihen der gegebenen Determinante, die andere aus 
den letzten {ersten) {n — m) Reihen, nachdem in Jeder derselben 
die ersten {letzten) m Glieder unterdrückt worden sind, 

Anmerkung. Aus den bisher gewonnenen Resultaten lässt sich 
bereits erkennen, dass das System der ursprünglichen Einheiten die 
naturgemässe Grundlage der Determinantentheorie ist. Indem man die 
Determinante im Zusammenhange mit dem äusseren Producte betrach- 
tet, dessen Zahlcoefficient sie ist, gewinnt man zunächst eine einfache 
Bezeichnung für sie. Während die sonst üblichen Bezeichnungen alle 
darauf hinauslaufen, einzelne Glieder aus dem entwickelten Ausdruck 
der Determinante mechanisch zusammenzuschreiben, bietet sich hier 
im äusseren Product ein bereits bekannter Ausdruck, dessen Theile 
durch ein Bechnungsgesetz mit einander verbunden sind. Diese Be- 
zeichnungsweise hat als systematische vor den übrigen , willkürlich 
gewählten, mehrfache Vorzüge. Bei der üblichen Darstellungsweise 
erscheinen die Eigenschaften der Determinante stets als Resultate einer 
Erfcihrung, die sich nicht anders als durch Ausrechnung der einzelnen 
Glieder der Determinante gewinnen lässt. Dagegen gestattet die An- 
wendung des äusseren Productes eine deductive Begründung jener 
Eigenschaften. — Ich glaube nicht zuviel zu behaupten, wenn ich sage, 
dass die Lehre von den äusseren Producten zur wissenschaftlichen Be- 
gründung der Determinantentheorie ebenso unentbehrlich ist, und in 
ähnlichem Verhältnisse zu dieser Theorie steht, wie die Lehre von den 
Buchstaben-Polynomen~^ zur gewöhnlichen Rechnung mit decadischen 
Zahlen. 

2. Beziehungen zwischen mehreren Determinanten. 

61. Die Formeln (1) und (3) können verallgemeinert werden, 
indem man jeden Zahlenfactor a durch eine neue extensive 
Grösse ersetzt, welche aus einem zweiten System von Ein- 
heiten (£f ^2 * • • ^n) abgeleitet ist. Es sei 



— 127 



statt Upq gesetzt: sEa^ e^y 



qs 



wonn 



«-^< ^* = <1 ^1 + <2 ^2 -j + <„ Bn . 



Es mögen ferner durch diese Substitution die Grössen x 
und y der' Formeln (1) und (3) resp. übergehen in u und ^] 
dann ist . 



(4) 



(5) 



u 



?i 



^2 






und wiederum ist 

(6) (wiWj • • • 'W«)= (5^i;8?2 • • • ^«)- 

Denn in jedem Gliede des entwickelten Ausdrucks sind die 
hinteren Indices der Grössen a der Reihe nach die Zahlen 
1, 2 . • . w, während die vorderen und die oberen Indices alle 
Permutationen in allen Combinationen aufweisen, und zwar 
ist dies sowohl bei dem aus (4) wie bei dem aus (5) gebilde- 
ten Producte der Fall, weil die Ausdrücke in (5) aus denen 
in (4) durch Vertauschung der yorderen mit den oberen In- 
dices entstehen. 

Es seien nun zwei Producte {x^ x^, , , x») und (y, j/2 • • • Vn) 
gegeben ; worin 

Xp = apiei + «^2^2 + • • • + CCpnBn] 
Vp = ßpl^^ + ßp^Si + • • • + ßpn^n . 



C) 






— 128 — 
Das Product beider Producte 

können wir durch Umstellung der Pactoren auf die Form 

(^12/1) (^2^2) — (^«y«) 

bringen, um das Vorzeichen dieser Form zu bestimmen ^ be- 
achten wir Folgendes : a?» muss (n — 1) Factoren überspringen, 
um vor j/n zu kommen; darauf a;«—! desgleichen (w — 2) Fac- 
toren, um vory„_i zu kommen; zuletzt rUj einen Factor, und 
x^ gar keinen. Da bei jedem Sprung ein Zeichenwechsel 
stattfindet; so giebt dies 

1 + 2 + 3 + h (n — 2) + (n— 1) = ^ti^tpll 

als Anzahl der Zeichenwechsel. Demnach ist 

n(n — 1) * • 

(8) (^1 . ..Xn) (2/1 . . .J/n) = (— 1) 2 . (x^y^) {x^y'i).^.{xüyn). 

Betrachten wir nun eins der Producte auf der rechten 
Seite, (Xpyp), und setzen: 

(9) (^i>yp) = %/ 

so ist nach Ausführung der Multiplication 

n 

Up = TfSUcCprßpserSs, 
1 

worin alle n^ Combinationen der Werthe von r und 5' zu 
nehmen sind. Sei ferner 

SO ist entwickelt: 



Up 



Setzt man nun 

0p = e^(s2d'^^8s) + e,(^sZdla,) + .^^ + en(s^^ 
so ist nach den Formeln (4) (5) (6) 

(10) (t*i . . . Un) = (j2?j . . . 0n) . 

-Setzt man ferner in dem Ausdrucke für ^p die Einheiten e 
als gemeinsame Factoren heraus, so iat: 



— 129 — 

+ 

oder, wenn wir setzen: 
oder: 

(11) ypx = aipßlxei + CC2pß2xe2 + . . • + anpfinx^ny 

(12) gip = ypi ei + yp2£2 + — ' + Ypn f«. 
Nun folgt aus den Formeln (8) (9) (10), dass 

n{n — 1) 

(13) (ajj . . . a^n) (yi . . . y«) = (— 1) ^ (-s^i • • • ^n) 

ist, worin die Grössen xyz durch die Formeln (7) und (12) 
erklärt sind, während (11) den Zusammenhang zwischen den 
Ableitzahlen der z einerseits, der x und y andrerseits aus- 
drückt. 

Der in Formel (13) enthaltene Satz heisst das Multipli- 
cationsfheorem der Determinanten, und lässt sich vollständig 
so ausdrücken: 

Wenn 

Xp = apiei + ap2 ß2 + • • • + ^pn ßn; 

Vp = Ä>1 ^1 + /'p2 ^2 + • • • + ßpn Bn , 

0p *= ypl *1 + yp2 f2 + • • • + ypn ^n, 

ypx = «Ip ßixei + a^p ß2x ^2 + • • • + «ni» ßnx 6« 

ist, SO ist 

n(n — 1) 
{X^. . . Xn) (y, . . . Vn) = (- 1) ^ (^1 • • • ^n), 

oder, wenn man (a;, . . . a;») 6?wrcÄ ^«(e^ . . . c„); (2/1 • . . J/n) 
öfttrcÄ ^i^ (f 1 . . . f n) 5 (^1 • • • ^n) durch Jy (e, «j Cj ^2 • • • ^« ^«) 

^a . /^^ = z:/y . 

Anmerknng. Der das Vorzeichen bestimmende Factor auf der 
rechten Seite von (13) findet seine Erklärung darin, dass in jedem 
Gliede des entwickelten Ausdrucks das Product {t\^i^^% . • • ^^^^^ erst 

auf die Form (^162 . . . 6„Ei«2 • • • ^ gebracht werden muss. Diese 

Sohle gel, Elemente. 9 



— 130 -^ 
Operation verursacht^ ebenso wie die umgekehrte, welche oben be- 

n(n— 1) njn-l) 

handelt wurde, — Zeichen Wechsel, und der Factor ( — 1) 2 be- 
wirkt nun, dass überhaupt kein Zeichenwechsel stattfindet. 

Der hier gegebene, von den üblichen Methoden abweichende Be- 
weis des Multiplicationstheorems dürfte sich durch seine Uebersichtlich- 
keit empfehlen, und durch den Einblick, welchen er in die bei der 
Multiplication stattfindenden Gruppirungen der Elemente gewährt. — 
Wenn man die Maltiplication wirklich ausführt, so verhindern die 
Einheitsfactoren das Auftreten solcher Glieder, welche sich nachher 
wegheben , wodurch viel unnützes . Rechnen erspart* wird. — Die sonst 
üblichen Beweise folgen weiter unten in modificirter Gestalt. 

62, Es sei eine Reihe extensiver Grössen /i . . . A aus einer 
anderen Reihe extensiver Grössen x^. . . Xn mittelst der Zahlen 
a abgeleitet, sodass z. B. 

(14) fp = ttpi Xi + ap2X2'\ h Opn Xn. 

Femer seien die Grössen x^ . . . Xn aus einer dritten Grössen- 
reihe 2/1 • • • J/n mittelst der Zahlen ß abgeleitet, sodass z. B. 

(15) a?g = /3jl yi + /^gS y2 H h ßqnVn. 

Ersetzt man nun in Formel (14) jedes x durch seinen aus 
der durch (15) repräsentirten Gruppe genommenen Werth, 
so folgt: 

fp = {f^plßll + ^p2ß21 + • h CCpnßn\)yi 

+ {pCpißxi + a|>2^22 + • • • + CCpnßn2)y2 

+ 

+ (<Xpißin + a|,2^2n + • • • + ^pnßnf^Vn} 

oder, wenn man 

(16) Tpx = api ßix + ap2ß2x-\ • + CCpn ßnx 

setzt: 

(17) fp^ypiVi+ypiVi-i V-rpnVn^ 

Bildet man nun die Producte der durch die Formeln (14) (15) 
(17) repräsentirten Grössen, und bezeichnet die aus den 
Grössen aßy bestehenden Determinanten resp. miiJa^ß^yj 
so folgt: 

(/i • • • /«) = ^a{x^ . . .a?n)5 
(18) « (a?! . . . Xn) = dß{y^ * ' -yn)] 

ifi ' " fn) = ^riVi •••»«)• 



— 131 — 

Aber durch algebraische Multiplication der beiden ersten 
Reihen folgt: 

(/i • • • fn) = ^a . ^ßiVi . . . y»), 

folglich mit Rücksicht auf die dritte Reihe: 

(19) Z/a.^^ = Z/y, 

Diese Formel drückt, verbunden mit der Bedingung (16) 
wiederum das Multiplicationsfheorem aus, für welches somit 
in kürzester Form ein zweiter (bekannter) Beweis erbracht ist. 

Das System der Grössen a heisst das Originalsystem, das- 
jenige der Grössen y das transformirte System, Ferner ^a 
die Determinante des Original-, z/y diejenige des transformirten 
Systems, z/^ endlich Modulus der Transformation {Suhstitutions- 
determinante). 

Wir betrachten nun den besonderen Fall, dass die Grössen 63. 
y ein System normaler Einheiten bilden (vgl. „Raumlehre" 
Nr. 152). Dann ist 

(20) (2/i...y«) = i; (yp|yp) = i; (yp|2/«) = o. 

Es sei nun in (18) l^ . . . 5n derjenige Grössenverein, 
welchen man aus x^ . . , Xn erhält, wenn man in der Deter- 
minante -^^ die Horizontal- und Verticalreihen vertauscht. 
Dann ist z. B.: 

= ßlp yi + ß2py2 -\ h ßnp Vn 5 




(21) 

ßiqVi + ß2qy2 + • • • + ßnqyn- 

Folglich , mit Rücksicht auf (20) 

{lp\iq) = ßip ßlq + ß2pß2q'\ h ßnp ßnq 

(Spiy =^ßlp + ßlp-^ h ßlp • 

Nehmen wir noch an, dass auch die Grössen § ein Normal- 
system bilden, so wird (Si^lSj) =0; (Si)|li>) = 1; mithin ist 

(22) ß^pß,, + ^2^/32, + ... + ßnpßnq = 0; 

(23) ßl + ßl + '" + ßlp-^' 
Wenn man nun die Gleichungen: 

;xi = ßiiyi + ßi2y2 + ' ' ' + ßmyn] 
o(^2 = ß2iyi + ß22y2 + • • • + ftn2/«; 



(24) 



Xn== ßniyi + /3n2 2/2 + • • • + ßnn yn 

9* 



— 132 — 

der Reihe nach mit den Zahlen 

ßlp P2p • • • ßnp 

multiplicirt, und dann addirt, so folgt: 

ßlp Xl + ß2p 0(^2 + ' ' ' + ßnp OCn 
= {ßilßlp + ^21 ß2p-\ h ßnlßnp)yi H 

+ ißlp + ßlp+"' + ßlp)yp+'- 

oder, da der Coefficient von ifp nach (23) gleich 1, und die 
aller übrigen y nach (22) gleich sind: 

(25) yp = ßlp Xi + .ß2p Ä?2 H yßnp Xn • 

Multiplicirt man alle in dieser Formel enthaltenen Ausdrücke 
mit einander, so folgt: 

(2/1 •• • 2/») = ^/S(^l . . . a^n). 

Andrerseits ist nach (18) 

Durch algebraische Multiplication dieser Gleichungen erhält 
man 

(26) • (z/^)2 = 1 . 

Bildet man endlich aus (24) die Ausdrücke a?~, x^ , . , x^ 
und addirt, so folgt: 

oder, da die Coefficienten aller y nach (23) gleich 1 sind: 

(27) o^+xf-] h^ = 2/f + yfH l-yf"- 

Wenn also zwischen den Elementen der Substitutionsdeter- 
minante die Gleichungen (22) und (23) bestehen, so ist das 
Quadrat dieser Determinante gleich 1 (26) und zwischen den 
du/rch sie verbundenen extensiven Gr'össenreihen der x und y 
bestehen die Gleichungen (27). Da die Vereine der Grössen y 
und S Normalvereine sind, so heisst die Substitution, durch 
welche der Verein f aus der Abhängigkeit von dem Vereine x 
in diejenige von dem Vereine y übergeht: normale {orthogo- 
nale) Substitution. 

In den Formeln (22) bis (26) können die Grössen x und y 
auch Zahlen statt extensiver Grössen vorstellen. Dann ver- 



(28) 



— 133 - 

wandeln sich in (27) die inneren Quadrate in numerische, 
und die Formeln drücken bekannte Beziehungen zwischen 
Zahlengleichungen aus. 

Sei 64. 

\ 1 2/ * * • 
^2 "^^ ^21 ^1 ~r ^22^2 7 2/2 ^^ P21^1 "T P22^2 ) 

Dann sind die inneren Producte (^J 2/1)7 (^ilj/2); (^2|yi); (^21^2) 
Zahlgrössen. Sei ferner: 

^1 = (^1 12^)^1 + (^2l2/i)^2 = ^i(l 2/1^1) + ^2(1^1^2) ; 
H = (^1 12/2)61 + (^2 12/2)^2 = ^1 (12/2^1) + ^2 (1^62) • 

Dann erhält man durch Ausrechnung der Klammern in den 
Ausdrücken rechts: 

^1 == — a?, ^11 ^2Pl2 5 

^2 ^^ "~ ^ir21 %P22? 

daher : 

(^1^2) = (^1^2) (/5ll^22 - /*12/32l) 
= (^1^2)1(2/1^2)- 

Es ist nämlich z. B. 

(|2/i6l) = ^llki-6| +/5i2[e.^.6i =— /^ii^iki— /5l26l|62; 

also, da e^l^i = 1; ejßj = ist: (l^i^i) = — /Sn« Ferner 
erhält man durch Multiplication von \y^ mit \y^^ (welches Pro- 
duct nach „Raumlehre" 143 gleich |(t/iJ/2) ist) ^i\^ii — ^\i^i\' 

Die eben gefundene Formel kann, wie man sieht, sofort 
erweitert werden auf n Grössen x und n Grössen y, welche 
aus den n Einheiten e, . . . e„ abgeleitet sind. 

Wenn also 

fa?i = a^ei + a,2e2H |-«l»6n5 2/l=/5liet+/3l262H f-/^ln«n; 

^2='^2i^i + ^n^2'\ f-«2«e«; y2=ß'nei + ß22^2-i h/^sn^n; 

a?» = «niei + a»2^2H 1-^»'*^»? yn = ßniei-j-ßn2e2-\ \-ßnnen, 

\ß\ • • . 6n) *— • l ; 

so ist 

(29) (a;^!«/^) .=*= «^.113^1 + «^2/^52+ • • • + ^pnßqn- 
Wenn dann 



(30) 



- 134 — 

f^i = (^1 \y\)^i + (^21^1)^2 -I h i^n\yi)en] 

^2 = (^1 I 2/2)^1 + (^2 1^2)^2 H h (^n I 2/2)^«; 



gesetzt wird, so ist nach der Verallgemeinerung der Formel 

(^1^2) = (^1^2)1(2/12/2) 

(31) (^1^2 . . . ^«) = (^li»2 • • • ^n)|(yiJ/2 • • • 2/«). 

Da die drei Producte dieser Formel wegen der Annahme 
(e, . . . Cn) = 1 Zahlgrössen sind, nämlich gleichbedeutend mit 
ihren Determinanten, so geht die innere Multiplication auf 
der rechten Seite in die algebraische über, und die Formel 
(31) stellt wieder das Multi^Ucationstheorem dar, für welches 
hier in abgekürzter Form ein dritter (bekannter) Beweis ge- 
liefert ist. 

AnmerkuDg. Die directe Verwandlung der linken Seite von For- 
mel (31) in die rechte erfordert noch die Entwickelung einiger Hilfs- 
formeln, und ist in Grassmann's „Ausdehnungslehre** II. Nr. 175 nach- 
zusehen. 

Wenn in den Formeln (28) überall « statt ß gesetzt wird, 
so ist allgemein i/^= iTp ; aus Formel (29) erkennt man, dass 
in diesem Falle 

ist, und Formel (31) nimmt die Gestalt an: 

(32) (Xi X^. ,. Xn)- ={ß^8^.,, Zn). 

Eine Determinante, in welcher das Gesetz gilt, dass apq^= a^p 
ist, heisst symmetrische Determinante, In einer symmetrischen 
Determinante sind also die Horizontalreihen der Reihe nach 
identisch mit den Verticalreihen. Formel (32) drückt nun den 
Satz aus : Das Quadrat einer jeden Determinante ist eine sym- 
metrische Determinante, — Für p = q nimmt Formel (29) noch 
die besondere Form an (die man auch unmittelbar aus (28) 
erhält) : 

(33) ^/ = %i+«^2-| f- «^n- 

Eine Determinante, in welcher apg = — aqp ist, kann con- 

gruente Determinante genannt werden (gauche symmetrique). 

Wenn in jedem Element einer Determinante der hintere 



- 135 — 

Index als Exponent geschrieben wird, so heisst die Deter- 
minante aUernirende Function, — Die Ableitung der Eigen- 
schaften aller dieser Specialformen ist für den Zweck dieses 
Buches nebensächlich. 

3. ünterdeterminanten. 

Ersetzt man in dem äusseren Producte {x^, , , Xn) (worin 65. 
x^, . . . Xn die in den Formeln (1) gegebenen Bedeutungen 
haben) einen Factor, z. B. Xp durch seinen Werth 

SO erhält man: 

( Otc I \**^1 • • • ^n) ~~~ ^p 1 \P^\ • • • ^1 • • • Xfijp -^ CCp 2 \X\ • • • Co • • • Xfijp 

-j- • • • -j- (Xpn [X^ , ., 6n • • • Xnjp y 

worin der bei jedem Product stehende Index p die Stellung 
des Factors e in diesem Producte angiebt. 

Die durch ein solches Product dargestellte Determinante 
heisst Unterdeterminante zu (a?, . . . Xn)* Man erhält ihren 
Äusdruch, indem man in dem gegebenen Froducte irgend einen 
Factor durch irgend eine Einheit ersetzt Da man dies auf n^ 
verschiedene Weisen thun kann, so giebt es n^ solcher Unter - 
determinanten. 

Da die linke Seite von (34) ungeändert bleibt, wenn man 
alle vorderen mit den hinteren Indices vertauscht, so muss 
auch die rechte durch dieses Verfahren ungeändert bleiben; 
d. h. man hat: 

( oOj \p^i • • • *^n) ^^^^ ^lp\>^{ • • • ^p • • • *^n)i ~r" ^2p\Xi • • • Cp • • • Xnjo 

"l • • • "|~ *^np \p^\ • • • ^p • • • Xfij fi» 

Die allgemeine Form einer ünterdeterminante ist 

Anstatt den Factor Xp durch die Einheit Cq zu ersetzen, kann 

man , . indem Xp als Function der unabhängigen Variablen 

Opi, ... Kpn betrachtet wird, Xp nach^cij^j diflferentiiren. Dann 

ist 

dxp 

d OLpq ^' 

Und anstatt in dem Producte {x^ . , . Xn) den Factor Xp weg- 
zulassen, um nachher an seine Stelle e^ zu setzen, kann man 



— 136 — 

dieses Product, indem es als Function der unabhängigen Va- 
riablen x^j , . , Xn betrachtet wird, nach Xp dijBferentiiren. 
Demnach ist 

y N d(Xi ...Xn) dXp d(Xi... Xn) 

Mithin ist eine Unterdeterminante gleich dem Differential- 
quotienten des äusseren Productes nach irgend einem Elemente. 
Jedem Elemente der Determinante entspricht somit eine Unter- 
determinante, und wenn wir die zu Upq gehörige mit dpg be- 
zeichnen , so ist demnach 

/Q/»\ dl X\ . . t OSn) / \ 

i^ÖO) ^pq = cÜ^ =1^1 • • • ^(Z • . • ^n)p . 

Das System der Elemente a heisst adjungirt demjenigen der 
Elemente a, und die aus den ersteren gebildete Determinante 
redprok zur Determinante der Grossen a. Wenn daher 

gesetzt, und die Determinante der Grössen a mit Ja bezeich- 
net wird, so ist 

l(5j • . • §n) = «"a \ß{ • • • ^n) • 

66. Setzen wir den Werth (36) in (34) ein, so folgt: 

(38) (a^i . . .a;»)==apiapi + ccp^^p^-^ — • + «pnCip». 

Setzen wir nun in dem Producte {x^, . . Xn) den herausgenom- 
menen Factor Xp einem anderen, darin vorhandenen, Xq gleich, 
so wird einerseits das Product gleich Null (Nr, 60) ; andrer- 
seits erhält jedes a statt des Index p den Index q, während, 
wie aus Formel (36) hervorgeht, jedes a den seinigen behält. 
Wir erhalten also: 

(39) = a^^ia^i + «52(1^2 + . . . + ccqndpn' 
Multipliciren wir jetzt die Gleichungen (37), so folgt: 

{Xi ,..Xn){^i... g„) = (ßi... Zn), (31);. 

Zp = {x^\i,p)e^ + (p02\ip)^2 H H (a?»|lp)e« (30). 

Nun ist aber 

{Xq\ip) = CCqiapi-\-aq2(Xp2-\ \- CCqn^pn= (39) 

{^P%) = «i>iCii,i + «i»2ap2H ]'^pn^n = {x^...Xn) (38); 



— 137 



also 

0p — \X^ . . . Xnj 6p — Zf a 6p 
(^1 . . . 0n) = (^a)" (^i . . . e„) ; 

demnach mit Rücksicht auf (37) 

oder: 

(40) z/a = i^aY-' ; 

d.h.: die Reciprokaldeterminante ist die {n—\)te Potenz der 
ursprünglichen Determinante, 

Multiplicirt man die Formeln 



(1) 



*A/c, 



«21^1 + «22^2 + • • • + «2nö» 



der Reihe nach mit aip, as^a . . . a„p, und addirt, so wird der 
Co^fficient von 6p nach (38) gleich ^„^ während diejenigen 
aller übrigen e nach (39) gleich Null sind. Man erhält also : 

(41) ^a . ßp^ CllpXi -f- a2i,a?2 + • ' • <^np(X^n] 

oder : 

^a . 61 = aiiiTi + a2ia?2 H h ani^Cn; 

f42^ ^" ' ^^ "^ ^^^^^ + Cl22^2 + h Cl«2i»n; 



Bezeichnet man nun mit üpq die Unterdeterminanten von z/a, 
sodass zwischen den Grössen a und a dieselben Beziehungen 
bestehen, wie zwischen a und a, und multiplicirt die Glei- 
chungen (42) der Reihe nach mit api, ap2* * - dpn, so erhält 
man ähnlich wie vorher: 

(43) J^,Xp= Ja{apiei + «^2^2 + h (^pnen)y 

oder mit Rücksicht auf (40) 

z/a'»-^ . Xp = apiei + «^2^2 + • • • + apnen. 
Nun ist nach (1) 
-^«^-^ . Xp = z/a«-2«p iCi + /l^-^ap^e^ -I (- z/a«~^ «i,«e»; 

durch Vergleichung der letzten Formeln ergiebt sich (da zwi- 
schen 6); . . . ß„ keine Zahlbeziehung existirt): 



— 138 - 

Mittelst dieser Formel sind die Unterdeterminanten der 
ßeciprokaldeterminante durch die ursprüngliche Determinante 
ausgedrückt. 

Ersetzt man in dem Producte (x^,». Xn) fn Pactoren durch 
ihre Werthe, und führt die Multiplication aus, so wird das 
Product als Summe von n^ anderen Producten dargestellt. 
Jedes dieser Producte stellt eine Unterdeterminante m. Ordnung 
vor. Die Behandlungsweise dieser Grössen ergiebt sich aus 
dem Vorhergehenden ohne Schwierigkeit; sie gewähren für 
die hier gewählte Darstellung kein neues Interesse, und wer- 
den daher übergangen. 

4. Anwendungen auf die Theorie der Gleichung^. 

67. 1) Auflösung eines Systems von n linearen Gleichungen 
mit n Unbekannten. — Erste Methode. Die Gleichungen seien : 

«11^1 + «12^2 + • h «l«^n = ßx 

«21^1 + «22^2 + • • • + «2ni»« = ß^ 



CCnlXl + CCn2X2 + ' ' ' + CCnnOl^n = ßn* 

Multiplicirt man die Gleichungen der Reihe nach mit e^ ßj • • • ^n, 
und addirt, so folgt, wenn wir 

ccipCi + a2pe2 + • • • + ccnpen = a^ 
setzen : 

^1^1 + ^2^2 + • • • + <^nXn = Jb- 

Multipliciren wir diese Gleichung mit (aia2 . . . a^— laj^+i ... a«), 
so kommt links nur das Glied dpXp zur Multiplication, weil 
alle anderen Producte Null werden, und man erhält: 

•-{- Xp ^a = bCli . . . aja-iOja + l . . • Cl» 

oder 

zw, I (bell ... Op — l Äp-f-l ein) 

«i- = ± — — ^; 

Anmerkung. Dem Wesen nach stinmit diese Methode (die schon 
in Grassmann's Ausdehnungslehre I. § 45 u. II. § 134 steht) mit der be- 
kannten Determinantenmethode überein. Nur beruht sie wieder auf 
erheblich einfacheren Betrachtungen als diese. Es kommen keine Unter- 



~ 139 — 

determinanten zur Verwendung, mithin brauchen die Formeln (38) und 
(39) nicht vorausgesetzt zu werden. Statt mit ünterdeterminanteu wird 
hier mit Einheiten multiplicirt, in der Lösungsform endlich stellen sich 
die Zahldimensionen von Zähler und Nenner auf den ersten Blick dar. 
Historisch ist zu dieser Methode zu bemerken, dass dieselbe in 
Frankreich von Cauchy (1853), welchem Grassmann vorher sein Buch 
übersandt hatte, als eignes Erzeugniss unter dem Namen „clefs algä- 
briques" in den Comptes rendus veröffentlicht wurde (vgl. a. a. 0. II. 
S. IX u. 107, und Grelles Journal Bd. 49. S. 123). Manche haben in 
Folge dessen die gesammte Ausdehnungslehre mit dieser Methode für 
identisch gehalten (S. z. B. Jahrbuch üb. die Fortschritte der Mathem. 
Bd. 3 (1871) S. 306, woselbst auch, wie hier gleich bemerkt sein mag, 
die weitläufigen Rechnungen , welche die Umformung eines planimetri- 
sehen Productes in eine Coordinaten- Gleichung erfordert, irrthümlicher- 
weise für wesentliche Bestandtheile der geometrischen Untersuchung 
gehalten worden sind). 

Zweite Methode, Die Gleichungen seien 
«10^0 + «ji^i + • • • + «m^n = 0, 

«20^0 + «21^1 H • + ^^nXn = 0, ^ _ . 

Xq 1. 

«nO^O + ««1^1 + • • • + f^nnXn = 0. 

Jede dieser Gleichungen, z. B. apo^o+ «p i ^i + • • • + ^i>»^« *= ^ 
ist das Product von zwei Gleichungen: 

(^ol^o) + (^1 l^i) H h (^n|e„) = y; . ^ __ 1 

I I f i» v^o • • • ^»/ — *" 

CCpO^O -f- CCpiei + • • • + CCpnen = Ppj • 

sodass also 

ßpy = o 

in Verbindung mit den heiden vorhergehenden Gleichungen 
das gegebene System ersetzt. Da y, mit jeder der n Grössen ß 
multiplicirt, Null giebt, so ist das äussere Product dieser 
n Grössen, nämlich (/8j . . . ßn) ein Factor von y. Dieser Factor 
ist eine Grösse n. Stufe; aber auch y ist aus Grössen w. Stufe 
(|6!p = + ^Q^j . . ep^iep+i . . ßn) linear zusammengesetzt, also 
selbst eine Grösse n. Stufe; demnach kann der noch übrige 
Factor von y nur eine Grösse 0. Stufe, d. h. eine Zahl (A) 
sein; man hat also: 

y = l(ß^ . . . /3„). 

Nun folgt aus dem oben gegebenen Ausdruck für y 



- 140 - 

weil (CoIöq) = 1; (^olCp) == ist^ daher, weil «j = 1 ist: 

Aeo(/5, . . ./3„) = 1; 
1 _ 1 

6o Pi . . . pn 

Ferner : 

mithin 

^ (eo Pi . . . jJn) 

Anmerkung. Diese Lösung gab Grassmann in der Ausdehnungs- 
lehre II. Nr. 134. Sie ist in mancher Hinsicht noch einfacher als die 
vorige , und zeigt ebenso wie das Multiplicationstheorem , dass auch die 
innere Multiplication sich mit Vortheil' auf algebraische Aufgaben an- 
wenden lässt. 

68. 2) Bestimmung der Besultante eines Systems von n homo- 
genen linearen Gleiehungen mit n Unbekannten. — Eliminirt 
man ans einem solchen System die Unbekannten^ so heisst 
die zwischen den Constanten übrig bleibende Gleichung die 
Besultante des Systems (auch wenn die Gleichungen nicht 
linear sind). 

Man erhält ein solches System , wenn man in den Glei- 
chungen zu Anfang voriger Nr. /3j = /Sj = • • • = /5„ = setzt. 
Dadurch werden die Gleichungen homogen; man kann eine 
der Unbekannten, etwa Xp=^\ setzen, es wird dann identisch 
b = 0, und die Gleichung 

+ Xp . /da = b . Clj . . . Cl^^lClj9-|-i ... An 

geht über in 

Dies ist die gesuchte Resultante. . 

69. 3) Elimination der Unbekannten y aus den beiden Glei- 
chu/ngen 

«0 + a^y + a22/2 -j 1- a.ntf^ = ; 

^ + &i y + hy'^ H h &» 2/" = ; 

worin a und b Functionen einer anderen Unbekannten, oder 
Constanten sind. — 

a) Sylvesters Methode, — Man multiplicirt die erste Glei- 
chung mit 1, y, y^, . . . jr~S die zweite mit 1, y, J/^ . . . y"*""^ 
und erhält: 



— 141 — 
aor~' + +«my''*"^«"-^ = 0; 

6or-'+ +&„r+"-' = o. 

Aus diesen m + w Gleichungen können nun die m-i-n — 1 Un- 
bekannten jfy y\ . , . y^+^—^ auf zwei verschiedenen Wegen 
eliminirt werden, welche den unter 1) angegebenen Methoden 
entsprechen. 

a) Elimination mittelst äusserer Midtiplication. — Man 
multiplicirt die m'\'n Gleichungen der Reihe nach mit den 
m-^-n Einheiten e^, €2, . . . em+n) und addirt. Setzt man dabei 

amen "Y" Onerri'^n Wm+»> 

SO erhält man: 

und durch Multiplication mit {u^u^ . . . Wm+n) 

welches die verlangte Gleichung ist. 

ß) Elimination mittelst innerer Multiplication, — Seien 
e^e^ ... em^n-i die anzuwendenden Einheiten (deren Product 
gleich 1 ist), so zerfällt jede der m + n Gleichungen in das 
Product der Gleichung 

mit einer der Gleichungen 



— 142 — 

^0^1 + i^l^2 + • • • + &«-l^n + hnCn+l = C?j 

sodass also 

CpZ = dpZ = 

ist. Da nun die m-\-*n Grössen Cq, . . . c„— i, d^y . . , <?m-i 
aus m + n — 1 Einheiten abgeleitet sind, so wird, wenn man 
das äussere Product dieser Grössen bildet, in jedem Gliede 
ein Product von m-^-n Einheiten auftreten; es muss also eine 
Einheit zweimal darin vorkommen; in Folge dessen ist jedes 
dieser Produete, mithin auch das ganze Product Null, und 

\ 1 • • • ^n — 1 ^0 1 • • • ^tn—Lj *^^ ^ 

ist die verlangte Gleichung. 

Anmerkung. Die beiden unter a) gegebenen Methoden stehen 
in Grassmann's Ausdehnungslehre I. § 93 und II. § 136. — Beide Metho- 
den geben eine Determinante von m-\-n Reihen^ welche sich durch 
Ausführung der Multiplication auf das leichteste in ein Polynom ver- 
wandeln lässt. Man bemerkt bei einfacheren Beispielen, dass dieses 
Polynom sich rückwärts in eine einfachere Determinante verwandeln 
lässt. Die directe Herstellung derselben wird nachher gezeigt. 

70. Durch Betrachtung der eben gefundenen Gleichung er- 
giebt sich, wenn a und h Constanten sind, unmittelbar der 
Satz: 

Die Resultante zweier Gleichungen vom m. resp. n. Grade 
mit einer Unbekannten ist vom n. Grade in den Coeffidenten 
der ersten, vom m, in denen der zweiten Gleichung. 

Um die letzte Gleichung als Polynom darzustellen , gehen 
wir aus von dem Gliede a^^ {e^ . . . Cn-xj'bn^ (e„ . . . e^+n— i) 
oder ao'*6«'^. Da von den n ersten Factoren des Productes 
(Cq . . . dm-x) nur der erste Cqj nur die beiden ersten e^, etc. 
enthalten, so muss jedes andre Product aus den n ersten 
Reihen (ausser ao"(^o • • • ^»— i)) ^^^ fehlenden Factoren e aus 
den letzten m Reihen zur Ergänzung erhalten. Ersetzen wir 
also in dem Gliede aQ^hn^ den Factor «q»* durch ani"*, so muss 
der Factor b^^^ hinzugefügt werden (s. die Ausdrücke für Cq, 
Cj, . . . in voriger Nr.). Demnach kann der Factor 6„ nur 
noch m — n^ mal in dem Gliede vorkommen, und dasselbe 



- 143 — 

lieisst a-ni^'bn^-'^^'bQ^^. Nun kann man den Factor h^^^ üni^ 
dieses Productes ebe;aso behandeln , "wie a^^ 6«*" u. s. f. Wenn 
dann ^2,^3,... neue beliebige Zahlen (für a zwischen und 
m, für 6 zwischen und n) bedeuten, so erhält man der 
Reihe nach die Bildungen: 

Summe der Indices: 
alt 6"^ mn 

n nl 



/7W — n2 Jim — nl /7n2 7)nl 
^»l •% '% ^n2 

"knl — nS /yti — »2 Jjw — »1 7)n3/7n2 
^«2 • %l '^n '% %3 



w, ^2 + (^^ — ni)n-\-{n — ^3)^1 

^2^3+ (^~~^i)**~f" (^""^2)^1 + (**i"~ ^3)^2- 
Im Allgemeinen ist also die Summe der Indices gleich 

npnp+i-{- (m — n{)n + (w — Wj)^! + (n^ — ^3)^2 H 

+ (wp_i — np+i)np = mw. 

Da man nun durch die eben beschriebenen Bildungen alle 
Glieder des Polynoms finden kann , so ist der Satz bewiesen : 

In der Resultante zweier Gleichungen vom m. resp. n. Grade 
in y 

is^ c?i€ Summe der Indices in jedem Gliede gleich mn. 

Setzt man y = —^ so lauten diese Gleichungen, nachdem 

sie mit u^, resp. u^ multiplicirt sind: 

aot*'" + «t^"*"^ + %**"*~^ + • • • + »m = 0. 
6o«*~ + &i«*"~"^ + 62«***-^ H h *n = 0. 

Sind nun ap und &^ homogene Functionen p. Grades von 
zwei Variablen x und 0, so sind die beiden Gleichungen selbst 
homogen, und aus dem letzten Satze folgt, dass die Resul- 
tante eine homogene Gleichung vom Grade mn zwischen den 
Variablen x und sein wird, oder, wenn man 0=1 setzt: 
eine Gleichung in x vom Grade mn. Man hat also den Satz: 

Eliminirt man aus zwei Gleichu/ngen m. und n, Grades 
zwischen zwei Variablen die eine derselben, so ist die Resul- 
tante eine Gleichung vom Grade mn in der anderen, 

b) Modification der Bezout-Cayley' sehen Methode. — Man 71. 
kann annehmen, dass die beiden Gleichungen denselben Grad 



— 144 — 

haben ^ da man nur in einer derselben die Coefficienten der 
höchsten Potenzen gleich Null zu setzen braucht; um den 
andern Fall herzustellen. — Man multiplicirt die beiden 
Gleichungen 

^« = «0 + «1 2/ + «22/^ H h «n^ == 0,. 

■B« = &0 + ^1^ + hy^ H h iny" = 

resp. mit &q und a^^ und subtrahirt^ so folgt: 

Diese Gleichung ist durch y theilbar, also nach der Division 
vom Grade n — 1. — Denn multiplicirt man die gegebenen 
Gleichungen resp. mit bn und a»; und subträhirt, so folgt: 

bnAn — ünBn = 0. 

Diese Gleichung ist ebenfalls vom Grade (» — 1). Ebenso 
wie y^ wird man nun auch y*»~^, y"~"^ • • . eliminiren, und 
schliesslich eine Determinante, von vier Elementen erhalten; 
von denen jedes ein aus den Coefficienten der Gleichungen 
zusammengesetzter Ausdruck ist. Man kann ferner auf jedem 
Punkte der Elimination in die Sylvester'sche Methode über- 
gehen; und dadurch Determinanten von grösserer Elementen- 
zahl erhalten. 

Anmerkung. Beispiele : 

1) ao + ötiy + «2^* = ; 6o + ^iV + &23/* = 0. — Man erhält: 

&o(öi + a^y) — ao(&i + hy) = ; hzioo + a^y) — ««(^o + hv) = 0; 
oder: 

(ftoöi^aoW + {hfht — aMy = 0; (&aao — «2&0) + (^2«i — ««^)y = 0. 
und hieraus: 

2) «0 + «ly + ««3/* + <hy^ = 0; 60 + b^y + hy^ + b^y' = 0. - 
Man erhält: 

&o(a, + <hy + «sy*) - aoibi + hiy + h^y^) = 0; 

&8(«o + «ly + «2^*^) — «3(^0 + b^y + hy^) =« 0; 
oder: 

(60«! — «o&i) + (&o«2 — a^b^y + (&o«8 -- «o&s)!/* = 0. 

(&jao — aa&o) + (&3«i — «s&Oy + (&s«2 — 0362)2/' = 0. 

Setzt man nun im Resultate der vorigen Aufgabe statt aQa^ajfiQb^h^ 
resp. die Coefficienten der eben erhaltenen Gleichungen , so erhält man 
die Resultante in Gestalt einer viergliedrigen Determinante. 



- 145 — 

4) Die FuncHonäldeterminante eines Systems van p he- 72. 
liebigen Gleichungen mit p Variablen. 
Die Gleichungen seien 

Setzen wir nun 

(2) a; = rc, ß, + ^2^2 + * • • + ^p^p ? (^i ^2 • • • ^p) *= 1 5 
so ist 

(Ol \öc Bt j =^ x* I ix en) — — Xn 5 • • • (3/ ep) — — ^ 37« • 

. Setzen wir diese Werthe von x^, x^, . - . Xp in (1) ein, 
so sind die Grössen y als Functionen einer einzigen extensiven 
Variablen x ausgedrückt, d. h. es ist 

(4) y^ = F^(x)', y^ = F^{x); ...yp^Fp(x). 

Setzen wir ferner 

(5) y = yi|ßi + 2/2^2 H l-yp^p; 

80 ist 

(6) y = F,(x)\e, + F,(x)\e,--{- • • • + Fj,(x)\e,; 
mithin ist auch y als Function^ von x ausgedrückt, oder: 

(7) y = F(x) . 

Es ist also das System der Gleichungen (1) durch eine ein- 
zige Gleichung ersetzt. Aus dieser kann man das gegebene 
System wiederherstellen mittelst der Formeln: 

(7a) (j/ er) = yr ; F{x) er = Fr {x) ; 

Wenn wir nun die Gleichung (5) nach x„ x„ . . . x, 
differentiiren , so folgt: 






(8) 



dy __dyi_. I i^y?_u j L^ 



^i + "w^ K2 ■+-••• + -T:;r I ^. 



dx^ dXft ' ^ "^ rfiCa ' ^ "^ da?! ' ^' 



ilL__^l. ^ .^Jtl. J L J^ 



= ^kt + ^J^2+--- + ^k. 



Die durch das äussere Product der Gleichungen* (8) ge- 
bildete Determinante heisst die Functionaldetermina/nte des 

Schlegel, Elemente. 10 



— 146 — 

Systems (1). — Sie lässt sich noch in einfacherer Weise aus- 
drücken. Es ist nämlich: 

dy dy dx 



oder, da nach (2) —. — = Cr ist: 



dxr dx . dxr ' 

Ix 

dXr 



xQv dy dy . 

^ ^ dxr dx *** 

Es ist also -^ eine Grosse, welche, mit e^, ^2» • • • ^p multi- 

dy 



plicirt, der Reihe nach die Grössen -r^ , -^ i • • • ^ 
^ ' dx\ ' dx^ ' aajp 

hervorbringt, d. h.:.-^ ist ein Quotient in dem in Nr. 41 

festgestellten Sinne. Wir können also nach der dortigen Be- 
zeichnungsweise schreiben: 

dy dy dy 

(y(\\ dy dXi ' dXjt ' dajp 

^ ^ dx Cj, 62, .... ßp 

Das äussere Product der Zähler eines Quotienten, dessen Nen- 
ner das System der ursprünglichen Einheiten ist, ist aber der 

Potenzwerth des Quotienten, und wird hier durch (^^) zu 

bezeichnen sein. 

Demnach ist die Fundionaldeterminante des Systems (1) 

gleicK dem Fotenzwerthe [^ -) des Quotienten (10). 

\ CL X y 

Wenn y\y y^y > " Vp säramtlich Functionen 1. Grades sind, 
so verwandelt sich die Fünctionaldeterminante in eine gewöhn- 
liche Zahlendeterminante. (Vgl. die Ausdrücke {Ä^) und {A^) 
in Nr. 41 u. 42.) 
73. Besteht zwischen 2/1 , 2/2 > • • • 2/p ^^^® Gleichung 

Vr = 9(^1 } Vif • • • Vr-l , 2/r + l , • • • J/p), 

so ist 

da;« dt/i da;« ' dyj dxs "r ' ' ' t' ^y^ • ^-^^ i 

also ist nach (8): 

dxs ~ ^dxs ^!^« + dy, l^''^' ^ d.r., ^"2 + rfy^ \^r) -h 

+ d^(!^-p)+ dyt l^'-)' 



- 147 - 

d. h.: die p Grössen -^-y -^— , • • • -^- sind aus den (jp — 1) 

extensiven Elammergrossen abgeleitet. Da nun in jedem Pro- 
duct von ß Pactoren, welches aus {p — 1) Grössen gebildet 
wird; irgend eine Grösse zweimal als Factor erscheinen muss^ 
so ist das äussere Product jener jp Grössen gleich Null. Man 
hat also den Satz: Wenn zwiscTnen den Fundionen des Sy- 
stems (1) eine Gleichung besteht, so ist die Functionsdeterminante 
des Systems gleich Null. 

Wenn im umgekehrten Falle die Functionsdeterminante 
Null ist, so muss zwischen den Factoren des äusseren Pro- 
ductes eine Zahlbeziehung existiren. Dieselben müssen sich 
also aus weniger als p Einheiten ableiten lassen, und da sie 
Ableitungen von y sind, so muss dasselbe mit y selbst der 
Fall sein. Diese Beduction ist, wie aus (5) hervorgeht, nur 
dann möglich , wenn entweder zwischen den Grössen | e oder 
zwischen j/^, ^2^ . . . yp eine Zahlengleichung existirt. Und da 
der erste Fall gegen die Annahme ist, so bleibt nur der 
zweite übrig. Es gilt also auch die TJmkehrung des oben aus- 
gesprochenen Satzes. 

Anmerkung. Man beachte, dass alle, die Functionsdeterminante 
betreffenden Aurführungen in Geltung bleiben, wenn man nicht 
y ^^ yi\ei-\-' ' • etc., sondern y = yi^t + 3/2^» -f* • • • ßtc. setzt. 

Sei 

(11) ^i=9i(yf-yp); ^2=9>2(»i---yi'); --^i»— 9p(yi---yp)5 
(1) yi=/i(^i •••^j>)) 2/2=^/2 (^1 ••• •^p) 5 • •!(p=/p(^i •••^p)- 

Wenn wir nun die Functionaldeterminanten beider Sy- 
steme mit einander multipliciren, so erhalten wir nach Nr. 62 
Formel (16) eine Determinante, deren Elemente die Form 
haben : 

dyi ^ dzx_ , dyi dzx 4_ , . . 1 ßyp , dg» 
dxr dyx "^ dxr dy^ ' "" dxr dyp 

Dieser Ausdruck ist aber gleich 



dz 



X 



dXr ' 

folglich ist die Determinante, welche aus diesen Elementen 

besteht, die Functionsdeterminante des Systems, welches aus 

(11) und (1) durch Elimination der Grössen y entstehen würde; 

10* 



— 148 — 

mithin ist unter der Voraussetzung, dass die Gleichungen (11) 
und (1) bestehen: 



m m - m ■ m 



In Worten: Wenn das System (11) durch die Suhstitutionen (1) 
transformirt wird, so ist die Fundionsdeterminante des trans- 
formirten Systems gleich denp Froducte aus denen des gegebenen 
und des transformirenden Systems, (Von dieser Transformation 
ist die in Nr. 62 behandelte ein specieller Fall.) 

Sind die Grössen x^ . . . Xp der Reihe nach identisch mit 
z^ , . . Zpf so sind auch x und z identisch, sobald sie nur aus 
denselben Einheiten e^ . . . Cp abgeleitet sind; und Formel (12) 
geht über in 

Da der Potenzwerth eines Quotienten wirklich die Be- 
deutung einer algebraischen Potenz hat (vgl. die Anmerkung 
am Schluss von S. 76); so ergeben sich die Formeln (12) und 
(13) ganz einfach auch dadurch, dass man das System (11) 
durch z = 0(y); und (1) durch y = F{x) ersetzt. Denn es 
ist dann 

dz dz ■ dy ^ dy dx ^ 

dx dy dx ^ dx dy ' 

\dx J " \dy J \dx J ^ \dxj ' \dy J ~ ' 

Es seien /*t,/*2, . . • /p homogene Functionen r. Grades der 
Variablen a?j, äJj, . . ., und F^, F^, . .- Fp dieselben Functionen, 
ausgedrückt durch die extensive Variable x. Setzen wir dann 

dFs -p^ 

' ~d^~-^'' 
so ist 

X .F,^r .F,. 
Multipliciren wir beide Seiten dieser Gleichung mit 

ZT" XT" 77" TT' 

J: ^ . , , JJ s — l • -P 5+1 • • . ^ JDJ 

SO folgt: 

X . F^ F\ . . . Fp = r » Fft . F\ . . . Fg—i . F g^i ; . . F'p, 

Setzt man hierin s nach und nach gleich l,2j,.,p, und 
addirt alles , so folgt: 



— 149 — 

Sind nun die Functionen F^, F^y . . . Fp gleich Null, so ist 
auch {F^ F\ . . . Fp) = 0, d. h. : Die Werfhe der Variablen, 
welche einem System von p homogenen Gleichungen r. Grades 
genügen, machen auch die Fu/nctionaldeterminante dieses Sy- 
stems gleich Null, 

Durch Differentiation der letzten Gleichung nach x erhält 
man noch: 

p(F^ F\.,. Fp) +p X (F\ F^... FpY 

^r[p(F,F,...Fp)+F,{F,..,Fpy-\^F,{F\F,...Fpr+^^^ 

-\-Fp{F\.,.F'p^iy']. 

Wenn also F^.= F^^ ---Fp = 0, so ist nicht nur (F^ Fj • • • 
Fp), sondern auch (F\ F\... Fp)' = 0; d. h. : Dieselben 
Werthe der Variablen machen auch die nach den einzelnen 
Variablen genommenen Ableitungen der Functionaldeterminante 
{A) gleich Null, Letzteres erhellt sofort, wenn man be- 
denkt , dass 

dJ ___ dJ dx / 7?' Tj* TV" y 

dxs ~ dx ' da;, ~ ^^ » ^ 2 • • • ^ p; • ^* 

ist, und dass das Verschwinden der rechten Seite die Gleichung 

4^ = zur Folge hat. 
axs > 

Anmerknng. Die Bedaction eines Systems von mehreren Zahl- 
functionen verschiedener nnmerischer Variablen auf eine extensive 
Function einer extensiven Variablen, wie sie oben ausgeführt "wurde, 
ist für die Theorie der Functionen überhaupt von grösster Wichtigkeit. 
Die überaus einfache Darstellung der Functionaldeterminante auf Grund 
dieser Beduction kann schon als ein Beleg für diese Behauptung gelten. 
• Diese Beduction , deren Vortheile in der Theorie der Covarianten und 
Invarianten noch besonders hervortreten werden, ist das charakteristische 
Merkmal für die Art und Weise, wie die moderne Algebra vom Stand- 
punkte der Ausdehnungslehre aus behandelt wird, und in ihr erblicke 
ich einen wesentlichen Fortschritt gegenüber der gegenwärtig üblichen 
Behandlung. Dieser Fortschritt aber ist es wiederum, welcher den 
Anwendungen der Ausdehnungslehre auch heutzutage noch Anspruch 
auf Beachtung seitens der Mathematiker verleiht. — Geometrisch be- 
trachtet, verwirklicht die erwähnte Beduction in allgemeinster Weise 
den schon in Nr. 8—10 für einen speciellen Fall ausgeführten Gedanken : 
ein geometrisches Gebilde nicht von einer Reihe von Coordinaten abhängig 
zu machen j die auf ein, dem Gebilde ganz fremdes, System bezogen sind, 



— 150 ~ 

sondern ckisselbe als FwncUon eines Punktes zu betrachten, durch dessen 
Bewegung das Gebilde entsteht. 

Jene Beduction findet sich bei Grassmann, Ausdehn uugslehre IL 
Nr. 348— 3Ö2; die Darstellung der Functionaldeterminante als Fotenz- 
werth daselbst Nr. 441. An beiden Stellen sind die hinzugefügten An- 
merkungen besonderer Beachtung werth. 

74. 5) Die Hesse' sehe Determinante einer homogenen Fwndion 
n, Grades von p Variablen, 

Wenn wir in der vorigen Nr. 

n^) = ^ 

setzen, wo /' eine Function von x bezeichnet, so ist nach (7) 



ferner 



also 



Ferner : 



_ df 
y~ dx > 

df df dx ^ ,^-^x 

dxr dx dxr y ' ^ \ fy 

^^ =yr (5). 



dXr 



d^f __ dyr . d^f ^^ dyq , 

dXrdXq dXq ' dXqdXr dXr ' 



mithin ; da die linken Seiten dieser Formeln gleich sind: " 

dyr dyq 

dXq dXr 

In diesem Falle ist also, wie aus (8) hervorgeht, die Functional- 
determinante symmetrisch. 

Die aus den zweiten Diflferentialquotienten einer Function 
f von p Variablen gebildete symmetrische Functionaldetermi- 
nante heisst Hesse'sche Determinante der Function f. 

Um für diese Determinante einen passenden Ausdruck 
zu gewinnen, machen wir hinfort Gebrauch von der in 
Nr. 8 — 10 begründeten Bezeichnung einer Function /' durch 

die Form: 

anX*" = 0, 
worin 

X = a?,Ci -f x^e^ + • • • + oOpCp, 
und 

ane{^e{''. . . e/p 

gleich einer Grösse a ist, welche r^mal den Index 1, rjmal 
den Index 2 etc. enthält. 



- 151 - 

Wir bezeichnen femer durch /*<'*> die r. Ableitung der 
Function f nach x, sodass 

ist; dagegen durch faq* - • die nach den r Variablen Xg^ Xq . . . 
nacheinander genommene r. Ableitung von f, sodass 

ist. Es ist nun nach (8) die Hesse'sche Determinante gleich 

{ dy dy dy\ 

Ferner ist ,- 

y = -J- = nanX^-^i 
.11. ^ dx n 5 

mitnm: 

dy dy dx / i\ « « 

dXr dx dXr ^ / » ^'t 

also die Hesse'sche Determinante gleich 

(3) [n{n—l)y {anX^-K e,) (a„a;»-^ 63) . . . (««a;«-«. e^), 
oder mit Weglassung des numerischen Factors: . 

(4) a/a:^(«-2)^ 

Dasselbe Resultat ergiebt sich auch^ wenn man von dem 
Ausdruck der Hesse'schen Determinante als Potenzwerth aus- 
geht. Es ist nämlich: 

mithin 

Hiermit ist für die Hesse'sche Determinante einer Function 
f ein, ganz analoger Ausdruck gewonnen ^ wie für die Function 
selbst. Dies zeigt die Vergleichung der beiden Ausdrücke 

KnX'^ und aJ^x^^^^^K 

Anmerkung. Wie der erste dieser Ausdrücke in eine Zahlen- 
gleichung verwandelt werden kann, ist an einem Beispiele in Nr. 10 
gezeigt worden. Als Beispiel für die Umformung des zweiten mag hier 
der Fall n = 3, p^^Z dienen. Es ist dann 

Nun ist nach Nr. 10: 

«3 = a,„ I ej5 + «,22 I «*' + «888 I ^8^ + 3 «112 1 Cj ' f 2 + 3 «223 1 ^«* «3 + 3 «3 '1 1 «8* «1 
+ 3«12t|«ie2*+3«288k««3*+3«3lll^ßl' + 6«lt8kl«««8- 



— 152 - 

Dieser Ausdruck ist, wie ebendorf; zu sehen, ohne Coefficienten zu 
schreiben, wenn er nicht mit einer Potenz von x^ sondern mit der- 
jenigen von a^jCi + ajgeg + • • • multiplicirt werden soll, weil die letztere 
die Coefficienten bereits enthält. Wenn man daher aus 

zunächst bildet: 

ofgÄ c=: oc^Xi€i + a^XzCi + a^x^e^, 
und daraus: 

cfgic . ei = orjaJiCi* + «aÄ^a^i^j + «s^Js^s^i ? 

«aic . ^3 = ^3X16^61 + «aa^jegeg + ct^x^e^^, 
und hierin den Werth von a^ rechts einsetzt, so erhält man: 

«f3^.«i==^i(«iiil^i+aji2l«2+aii8k8)+^«(aM«ki+«ml ««+«12310 

+ ^3(ßfll3 I «1 + «128 k2 + a|83 I «s) » 

or3a;.€2 = a;i(ai,2|e«+orii2|ci+ai23k3)+^(of222k2+ofi22i«i + of«8k8) 

+ i^3(a«23k2+ai23kl + a288l «3) » 

üf8a;.e3 = a;i(a,83|e3+ofi23|e2+aiis|ci)+a;2(of233k3+of223l«2+ai23ki) 

-\- a?3 (0f333 1 63 + «283 1 «2+ ^133 ! ^\) • 

Durch Multiplication dieser drei Reihen erhält man sogleich dieHesse^sche 
Determinante in derselben Form , wie sie in Salmons „Vorlesungen über 
die Algebra der lin. Transf." von Fiedler. Lpz. 1863. S. 229 steht. Da- 
gegen liefert die Multiplication der drei vorhergehenden Reihen die 
Coefficienten in einer abgekürzten Form. So ist z. B. der Coefßcient 
von Xi* gleich a^^ Cj', und 

+ '^18l''^112<*128 — ''118**^122 • 

Dieses letztere abgekürzte Resultat ergiebt sich auch direct aus dem 
Ausdruck a^^x^y wenn man x^ durch Xi, X2 und x^ ausdrückt. 

75. Wenn die Hesse'sche Determinante gleich Null ist, so 
muss zwischen den Factoren des äusseren Productes, welches 
ihr gleich ist, eine Zahlbeziehung existiren, d. h. wenn l^,..Xp 
constante Zahlen sind, so muss sein: 

Nun ist ,^ 

r i\ .^ '> dy d*f ddxr 

^ . '^ dxr dx,dxr dx 

Integrirt man daher die vorige Gleichung nach x, so bleibt 
nach Weglassung des gemeinsamen Zahlenfactors: 

d. h. : Wenn die Hesse* sehe Determinante einer Function gleich 



~ 153 — 

NuU ist, so eodstirt zwischen den ersten partiellen Ableitungen 
der Function eine Zahlbeziehung. 

Wenn diese Ableitungen wieder, wie oben, durch y,, y^, 
. . . yp bezeichnet werden, so kann man nun, wie aus den 
analogen Betrachtungen bei der Punctionaldeterminante (Nr. 
73) hervorgeht, eine beliebige Einheit er hervorheben, und 
die Grössen von der Form 

(lß*+-5^kr); oder {^r\es + Vier), 

wo s = 1, 2, . . . (r — 1), (r + 1); • • • i' zu setzen ist, als neue 
Einheiten betrachten. Es ist dann x aus p — 1 Einheiten 
ableitbar; die Zahl der Variablen x^, , . . Xp lässt sich also 
durch Einführung dieser neuen Einheiten um Eins verringern. 
Aus den Formeln (8) in Nr. 72, in Verbindung mit der 

Formel , ^ — = —^ = f^.^ aus Nr. 74, folgt, dass die 

Elemente der Hesse'schen Determinante die Form frq haben. 
Bezeichnen wir durch q)rq die Ableitung dieser Determinante 
nach dem Elemente frqy so ist nach Formel (39) in Nr. 66: * 

fqi(psi + /i 2 9«2 + • • • + fqp (fsp = ; 

/i 1 9^r l + /*g 2 9r 2 + ' * ' + fqp ^rp = . 

Hieraus folgt, dass 
ist. Wenn nun z. B. 

^«2 = 

ist, so folgt daraus: 

9r2 = 0; 

d. h.: Wenn die Hesse'sche Determinante gleich NuU ist, und 
ihre Ableitung nach einem ihrer Elemente gleichfalls verschwin- 
det, so verschmnden auch die übrigen Ableitungen dieser Deter- 
minante nach den Elementen der Reihe, welche das verschwin- 
dende Element enthält. Dafür kann man sagen: Es ver- 
schwindet die Ableitimg der Hesse' sehen Determinante n(ich 
derjenigen Einheit, welche gemeinsamer Factor der Elemente 
jener Beihß ist. Also lässt sich die Zahl der Einheiten noch- 
mals um eine reduciren. 

Aus der Definition der Hesse'schen Determinante geht 



— 154 - 

endlich hervor, dass dieselbe für alle Functionen zweiten 
Grades eine blosse Determinante der Coefficienten ist. 
76. 6) JDie Hesse'sche Determinante von p homogenen Functio- 
nen n, Grades von p Variablen. 

Es seien p homogene Functionen n. Grades von p Va- 
riablen gegeben: 

Wir verstehen dann unter der Hesse'schen Determinante 
dieser Functionen den Ausdruck: 

(l) [w(w— 1)]^ . anßn . . . Ä*^^«-*>; 

welcher die Summe aller Ausdrücke vorstellt, die man erhält, 
wenn man die Einheiten e^ ... 6p an die p Factoren von 
\n {n — 1)]^ («n^"""^) {ßnix^ ) • . . auf alle möglichen Weisen 
vertheilt, und die Factoren noch steigenden Indices von e 
ordnet. 

Dieser Ausdruck geht in die einfache Hesse'sche Deter- 
minante über, sobald die p Functionen einander gleich wer- 
* den. Wir können ihn nach Analogie jener Determinante als 
äusseres Product schreiben, wie folgt: 

\n{n-\)y (ana;»-^) (j8„ä:«-«) 

oder: 

(2) /•(2)(p(2)... 

Wir setzen ferner fest, dass 

(3) f^^ . /^3> = pp+^), also {f'^f = /^2) 

sein soll; und wenn wir schliesslich noch zur Abkürzung 

(4) /^i> = g; (pw = ,,,... 

setzen, so können wir die Hesse'sche Determinante in der 
Form 

(5) {U . . 0' 

schreiben. 

Anmerkang. Die Verwandlung des Ausdrucks (1) in eine Zahlen- 
gleichung wird in derselben Weise ausgeführt, wie es in der Anmerkung 
zu Nr. 74 gezeigt ist. Wie der Ausdruck (5) zu behandeln ist, lässt 
sich aus dem folgenden Beispiel, worin p=^2 ist, ersehen. 

Aus (1) und (2) in Nr. 68 folgt zunächst: 

IL — m. -M- = f. 

dx ~' ' dxs '*' 



— 155 - 
da nun 



df 

dXa 


df dx dx 

dx dxs ' dxs * 


>^' 


f.-e,. /•<•> 



ist^ so folgt: 

(6) 
und ebenso: 

(7) /; , = e, . e, . P' 
Mithin ist im Allgemeinen 

(8) l=f'" = /-,|e, +/i|e3 + -.-+/^,|e,. 

In dem besonderen Falle i? = 2 ist also 

(^^) = (/iki + ^2 I ^2) (9^1 kl + ^zl^d 

(1^)^ = f? • 9^2^ + (2^1"- 2/; . /i . 9>i . 92- 

Nun folgt aus (6) allgemein: 

f..U = e..e,. (/•('))' , 
oder nach (3): 

Qder nach (7): 

Durch Anwendung dieser Formel erhält man: 

(10) (giy)2 = /;^^922 + /-jjcpi^ — 2/;2g?i2. 

Hier braucht man nur noch die aus den Gleichungen /* = 
und 9 = genommenen Zahlenwerthe der Ableitungen ein- 
zusetzen, um den verlangten Ausdruck zu erhalten. 

Um die Aequivalenz der Ausdrücke (1) und (5) noch 
klarer darzulegen, bilden wir für das eben gegebene Beispiel 
aus (8): 

~^^ = Ml 1^1 + /2I 1^2) ^^ = 9^11 ^1 "T 9^21 1^2? 



(11) 



d^ /. I _j_ /• 1 . ^V I I I 

^^ — In I ^1 "T /22 1 ^2 ) 'J^ — 9^12 1 ^1 r 9^22 1 ^2 • 



Hiemach ist 



— 156 — 
Da nun nach (4) 

so sieht maii; dass {^rj)^ die Summe der beiden Ausdrücke 
darstellt, die man erhält, wenn man die Einheiten e^j e^ an 
die beiden Factoren von \n{n — 1)]^ («n^*""^) (j^n^"^) auf alle 
möglichen Weisen vertheilt. Dies war aber gerade die Defi- 
nition des Ausdrucks (1); mithin ist die Aequivalenz beider 
Ausdrücke nachgewiesen. 

üeber das Verhältniss des Ausdrucks (5) zu der üblichen 
symbolischen Bezeichnung der Hesse'schen Determinante durch 
(123..)^ gilt das in der Anmerkung zu Nr. 10 Gesagte. 



III. Die räumlichen Functionen. 

1. Allgemeine Eigenschaften und Beziehungen. 

77. Wir waren durch die Betrachtungen des vorigen Ab- 
schnittes dazu gelangt, die Functionaldeterminante eines Sy- 
stems von Gleichungen als abhängig von einer einzigen 
Gleichung anzusehen, indem wir die Functionen des gegebe- 
nen Systems als Differentialquotienten einer einzigen Function 
f auffassten. 

Wenn nun durch die Gleichung f=Q irgend ein geo- 
metrisches Gebilde ausgedrückt wird, so wird auch die gleich 
Null gesetzte Hesse'sche Determinante der Function f ein 
solches vorstellen, da diese Determinante (vgl. den Ausdruck (4) 
Nr. 74) ebenso wie f eine FunctioA des beweglichen Punktes x 
, ist. und die Abhängigkeit der zweiten Gleichung von der 
ersten wird auch einen Zusammenhang zwischen den ent- 
sprechenden Gebilden zur Folge haben. 

Wir erkennen aber auch leicht, dass die Hesse'sche Deter- 
minante nicht die einzige aus einer Function ableitbare Bil- 
dung ist. Denn welchen der beiden Ausdrücke (Nr. 76 (1) 

und (5)) 

a^ßn . . . xP^^-^\ {In . . ,f 

wir auch betrachten, jeder erscheint nur als specieller Fall 



- 157 — 

einer allgemeineren Bildung. Im ersten Ausdruck lässt sich 
der Exponent von x verallgemeinem, und der zweite Aus-, 
druck konnte statt aus zwei^ aus einer grosseren Anzahl 
algebraischer Factoren bestehen, die wieder nicht alle gleich 
zu sein brauchten. 

Wir sind hiermit zu der Aufgabe gelangt, nach der all- 
gemeinsten Form zu forschen, in welcher die eben betrach- 
teten Ausdrücke als specielle Fälle enthalten sind, und auch 
die übrigen dieser allgemeinen Form untergeordneten Bildungen 
aufzusuchen. 

Jeder solchen gesetzmässigen Bildung wird ein geometri- 
sches Gebilde entsprechen, welches mit dem durch die Function 
f dargestellten in solchem Zusammenhange steht, dass mit 
diesem auch jenes bestimmt ist. Da es sich aber zunächst 
um ganz allgemeine Functionen handelt, so wird von geo- 
metrischen Deutungen der Resultate (ebenso wie bei der 
Hesse'schen Determinante) vorläufig ganz abgesehen werden. 
Dieselben werden erst dann am Platze sein, wenn die im 
gegenwärtigen Abschnitt behandelten Methoden auf specielle 
Functionen angewendet werden. 

Wenn wir zuerst den Ausdruck (Siy . . .)* ^^ ^^^ ^'^®^^ 
angedeuteten Weise verallgemeinern, so erhalten wir: 

(1) (|i?...)«.(i?g...y... 

Wenn r die Anzahl der gegebenen Functionen ist, und n den 
Grad und p die Stufenzahl jeder einzelnen bezeichnet, so ist 
dem Ausdruck (1) nur noch die Bemerkung hinzuzufügen, 
dass jede Klammer p unter sich verschiedene Factoren ent- 
halten muss. 

Aus der Form (1) lässt sich nun die allgemeinste Form 
herstellen, die der Ausdruck «n/S» . . . x^^^^^^ annehmen kann. 
Man erhält durch Anwendung der früheren Bezeichnungen 
der Beihe nach die Ausdrücke: 

(/•<«V<«) . . .) .{q>^H^PK,,). .. 

Wenn wir hier die Werthe der verschiedenen Differential- 
quotienten aus den Gleichungen /"= a^a?* =5 0, qp = ^„a:" = 0, 
^ = y«^" = 0, . . . einsetzen, und die in Nr. 74 (4) einge- 
führte abgekürzte Schreibweise anwenden, so ist zu beachten. 



— 158 — 

dass nach Nr. 76 (3) jede Function so viele Differentiationen 
.erleidet, als die Summe ihrer Exponenten angiebt. Wenn 
diese Exponentensummen für fj tp, ^ resp. X, (i, v sind, so wird 
der Factor x^ in den einzelnen Functionen resp. auf ar***"^, 
x'^^f^^ <gn-v reducirt. Wenn also der Grad des ganzen Aus- 
drucks mit n bMeiphnet wird, so ist 

n = {n — X) -h (** — i^) +* (^ — 1/) -|- . . . 
oder, da die Anzahl dieser Summaaden gleich r ist: 

w' == wr — (A + /Lt 4" ^ ~F • • •}• 
Nun ist (A + /[t -f- V + • • •) gleich der Anaabl sämmt- 
licher einzelnen Factoren des Ausdrucks (1), also, w^äi} die 
Zahl der algebraischen Factoren (Klammern) dieses Ausdrtickfii 
mit c bezeichnet wird: 

A + f* + ^ "f" • • ' = ^jp; 

folglich 

n = nr — cp, 

und die allgemeine Form unseres Ausdrucks mit Weglassung 
der durch die Differentiation erzeugten numerischen Factoren: 

(2) OCnßnYn>'.X^'~'P. 

Ist insbesondere 

SO heisst der Ausdruck 

(3) a«/Jny«...iC^<«~*>. 

Derselbe geht, wenn alle Functionen gleich sind, über in: 

(4) ««'•af («-*). 

Für r = |) und x = 2 endlich gehen die beiden letzten 
Ausdrücke in die Hesse'schen Determinanten von p^ resp. von 
einer Function über. 
78, Uebersicht der in den allgemeinen Formen (1) und (2) ent- 
haltenen ^eciellen Bildungen. 

1) Covarianten. — Mit diesem Namen bezeichnen wir 
jeden in der Form (1) oder (2) enthalteneu Ausdruck, sobald 
er als Function von der einen Variablen x oder von deren 
Goordinaten o?], X29 * • » betrachtet wird. Er stellt dar eine 
Covariante einer <Jder mehrerer Functionen, jenachdem man 
(entweder in (2) oder in der entwickelten Form von (1)) die 
Functionen f, <p, t » * - einander gleichsetzt oder nicht. — In 



- 159 — 

der Form (1) werden künftig die den gleichzusetzenden Functio- 
nen angehörigen Buchstaben dusok einfin darüber go a oj b itw. -^. 
horizontalen »trieh hervorgehoben werden. 

Die Anzahl r der verwendeten Functionen (resp. der 
Exponent von a^, wenn es sich um eine Function handelt) 
heisst die Ordnung der Covariante; die Stufenzahl p der ge- 
gebenen Functionen ist gleichzeitig die Stufemahl der Cova- 
riante. Der Grad der Covariante ist nach (2) gleich rn — cjp, 
und, wenn in (1) jeder Buchstabe gleich oft als Factor vor- 
kommt, nach (3) gleich r(n — h). 

Endlich soll Cj die Anzahl der numerischen Factoren in 
(1) der Charakter der Covariante genannt werden.*) In dem 
Ausdruck (1) giebt also die Anzahl r der verschiedenen Buch- 
staben die Ordnung, die Anzahl c der Klammern den Cha- 
rakter, die Anzahl p der Factoren in jeder Klammer die Stufen- 
zahl, und {rn — cp) dßn Orad der Covariante an. Alis diesen 
Elementen aber kann der Ausdruck (2) ohne weitere Rechnung 
zusammengesetzt werden, während die umgekehrte Operation 
im Allgemeinen nicht ausfuhrbar ist. Der letztere Ausdruck 
giebt seinerseits dön Grad und die Ordnung der Covariante 
an, während die Stufenzahl ebensowenig wie in «„rc" erkenn- 
bar ist. 

Noch ist zu beachten, dass — "t" ft -r^i ^ ,.ggp Z^ j^jg 

Anzahl der algebraischen Factoren stets eine ganze Zahl 
sein muss. 

Mit Bücksicht auf die geometrische Bedeutung der Cova- 
rianten soll nun zunächst das Verhalten einer Function von x 
gegenüber eiuer Transformation der Coordinaten untersucht 
werden. Sei wieder 

(1) f=ancc^'^ {x = x^e^-{-x^e.^-\ [-Xpep^ e,...ep=l) 

eine Function n. Grades, p, Stufe. Setzt man nun 

^2 = ^n 3/1 + ^22 ^2 H h ^/>2 yp 



(2) 



^p = ^ipVi -{- ^2py2 -f • • • + Appi/p 



*) Diese Benennung ist nur die Ei*weiterung einer bereits bestehen- 
den, indem man Formen von geradem oder ungeradem Charakter 
unterscheidet, jenachdem c gerade oder ungerade ist. 



— 160 



SO ist, 


wenn 






^11^1 + ^12^2 + * 


• • + ^Xp^p = £^ 


(3) 


^21 ^1 1 ^22 ^2 r * 


' • + hpCp = ^2 




^p 1^1 + ^Jt> 2 ^2 + • 


h ^pp^p *-' ^P 



gesetzt wird: 

(4) X = yys^ + y^€^ H {-ypBp. 

Setzt man diesen Werth in der gegebenen Gleichung ein, 
so haben die Coefficienten der einzelnen Glieder die Form 
Un £i^' f 2*^* • • • ^p*^^ • Diesen Ausdruck kann man gleich einer 
Grösse ß setzen , welcher r^ mal den Index 1 , rj mal den 
Index 2, etc. enthält. Ersetzt man darin die € durch ihre 
obigen Werthe, so erhält man die betreflfende Grösse ß durch 
die Grössen a ausgedrückt. Endlich ist noch zu bemerken, 

dass (fj ^2 • • • ^i>) = ^^ (^1 «2 • • • ^p) =^ ^^ ^^* 

Es ist nunmehr x durch die Coordinaten J/, . . . .%> be- 
stimmt, wie früher durch x^ . . . Xp. Da man aber in dem 
entwickelten Ausdruck von a„a;" überall nur yr statt Xr und 
gleichzeitig €r statt er zu setzen hat, um die transformirte 
Gleichung zu erhalten, so sieht mau, dass die Form der 
Gleichung durch diese Transformation sich nicht geändert 
hat. Der geometrische Inhalt dieses Resultates ist die von 
selbst einleuchtende Wahrheit, dass ein geometrisches Gebilde 
durch eine Coordinaten- Transformation keine Aenderung er- 
leidet. 

Wenn z. B. p = 3 ist, so stellt a„a:« = eine Curve 
vor, welche von dem variablen Punkte x beschrieben wird. 
Für diesen Punkt, wie für die Curve ist es nun ganz gleich- 
giltig, ob er vermittelst der variablen Zahlen rr, 0:2^^3 aus den 
drei festen Punkten e^e^e^, oder mittelst «^ij/j^s ^^^ ^^®^ ande- 
ren Punkten b^b^b^ abgeleitet wird; denn die einen haben 
ebensowenig wie die anderen eine Beziehung zu der Curve. 
Mithin bleibt auch die Gleichung a„a;" = von jener Trans- 
formation unberührt. 

Ganz dasselbe gilt nun aber auch von jeder Covariante 
von UnX"^, die ja ebenfalls nur eine Function von x ist. Unter- 
wirft man also eine Covariante einer Function und die Function 
selbst derselben Transformation, so bleibt die gegenseitige 



— 161 - 

Beziehung beider Functionen ungeändert. (Daher der Name 
„Covariante".) Daraus folgt, dass die Covariante der trans- 
formirten Function (auch in ihrem Ausdruck durch die Coor- 
dinaten) gleich ist mit der ebenso transformirten Covariante 
der Originalfunction. 

Der geometrische Inhalt dieser Betrachtung lässt sich 
wieder in den selbstverständlichen Satz zusammenfassen, dass 
die Beziehungen zweier geometrischer Gebilde zu einander von 
dem Coordinatensystem , auf welches die Gebilde bezogen sind, 
unabhängig sind. » 

2) Invarianten. — Eine Covariante 0. Grades heisst In- 79. 
Variante. Dieselbe ist also ein Ausdruck, welcher die Variable 
X gar nicht enthält, sondern nur die Coefficiehten der ge- 
gebenen Function. Sie stellt daher auch kein neues geome- 
trisches Gebilde vor, sondern nur eine Eigenschaft des durch 
die gegebene Function ausgedrückten Gebildes. Sie ist selbst 
ebensowenig, wie die durch sie dargestellte Eigenschaft, von 
den Coordinaten abhängig. (Daher ihr Name.)*) 

Es sind nun die Bedingungen anzugeben, unter welchen 
der allgemeine Ausdruck der Covariante eine Invariante dar- 
stellt. Zunächst ist klar, dass jede in diesem Ausdruck vor- 
kommende Function sich auf eine Constante reduciren muss. 
Da nun alle Functionen von gleichem Grade (n) sind, so 
müssen sie alle einer gleichen Anzahl von DifTerentiationen 
(nämlich n) unterworfen werden; folglich muss jeder Buch- 
stabe wmal vorkommen. Man hat also in der Formel (2) 
Nr. 77 zu setzen 

und erhält als Ausdruck der Invariante von r Functionen das 
aus r Factoren bestehende Product: 

^n Pn yn • • • 

*) Der stete Gebrauch der Coordinaten bei der Betrachtung geo- 
metrischer Gebilde hat zu der Unterscheid ang geführt zwischen solchen 
Eigenschaften eines Gebildes, welche bei einer Coordinaten - Transfor- 
mation erhalten bleiben, und solchen, bei denen dies nicht stattfindet. 
Im letzteren Fall handelt es sich also um Beziehungen zwischen dem 
Gebilde einerseits und dem willkürlich gewählten Coordinatensystem 
andrerseits, mithin keineswegs um Eigenschaften des Gebildes an sich. 
Ans diesem Grunde gebrauche ich das Wort ,, Eigenschaft^* in dem 
obigen engeren Sinne. 

Schlegel, Eleme-nte. .11 



— 162 — 

Dem Ausdruck (1) Nr. 77 zufolge lässt sich die Invariante 
r, Ordnung von einer Function |}. Stufe und n. Grades dar- 
stellen als ein algebraisches Product von — Klammern, deren 

jede j) unter sich verschiedene Buchstaben enthält. Sie ent- 
hält überhaupt r verschiedene Buchstaben , deren jeder nmal 
vorkommt. 

Man sieht, dass die Invariante nur dann existirt, wenn 
rn durch j) theilbar ist. » 

80. 3) Concomitanten, (Sonst „gemischte Concomitanten" oder 
yyZwischenformen" genannt.) In dem allgemeinen Ausdruck 
der Covariante (1) Nr. 77 waren die Grössen |, i], 5 . . . 
Functionen vonn?, und man konnte durch Entwickelung die- 
ses Ausdrucks die Covariante auch direct als Function von x 
darstellen. Man kann aber auch eine jener Grössen, z. B. ^ 
als neue Variable betrachten, und den Ausdruck als Function 
von X und |, oder, wenn man will, von x^yX^j * • > und /i, 
/*2 . . . (nach (8) Nr. 76) darstellen. Dabei macht man natür- 
lich für die Function f von dem Gesetze fp.fq = fpq ((9) Nr. 76) 
keinen Gebrauch. Eine solche, als Function von x und S auf- 
zufassende Covariante heisst Concomitante (weil darin die Va- 
riable X von ^ so zu sagen begleitot wird). Zur Unterscheidung 
von der Covariante kann die Concomitante äusserlich dadurch 
ausgezeichnet werden, dass die als neue Variable zu betrach- 
tende Grösse durch \y bezeichnet wird. Es ist dann nach (8) 
Nr. 76: 

also 

y = f\^\ +/*2^2 + • • • 

Was die Form (2) der Covariante (in Nr. 77) anlangt, 
so überzeugt man sich leicht, dass sie als Contravariante 
lauten wird: 

Es wurde oben gezeigt, dass eine Function von x durch 
lineare Transformationen ungeändert bleibt. Weil nun | selbst 
eine Function von x ist, so bleibt auch die Concomitante bei 
solcher Transformation ungeändert. Es soll aber noch ge- 
zeigt werden, welche besondere Gestalt jene Transformation 
annimmt, wenn man sie auf | anwendet. 



- 163 — 

Drückt man in den Formeln (3) die Grössen e durch die 
Grössen « aus (Was durch Benutzung der Formebi (1) und (42] 
in Nr. 66 ausgeführt wird), und setzt 

SO folgt: 



(6) 



Multiplicirt man nun 

X = x^ <?i + 37.^62 + •• • + XpCp 
mit ^x und wendet die Substitutionen (6) an, so folgt: 






+ ('21^1 + Vi ^2H h hp,Xp)£<i 



+(}'p\Xi-\-lp2X2'^ \-lppXp)ep. 



+ (^21 /^ + ^22/2 + • • • + ?2p/i>)i «2 



(7) 

+a;p (Zip «1+ Z2pf2+ • • • + 'pp ^p) 
Durch Vergleichung dieser Formel mit (4) findet sich: 

(8) Jx-yr= Zrl^l + lr%X2 + * ' * + Irp^p. 

Multiplicirt man andrerseits 

l = f\\^x + fMi'\ \'fp\^P 

mit dx und wendet die Substitutionen (6) au, so folgt: 

-^ii-5 = (VA + ViA ^ \-^ipfp)\^x 

(9) 

+ (Ipxfl + Ip^f?. + • • • + lppfp)\^p* 

Endlich ist 

f = -^ = -^ . ^^ 4. -^ . ^^ 4_ . . . 4. -^ . -^ . 

''' rfa?/- dyi dxr dy^ dxr ' "" dyp dxr ' 

mithin, wenn man 

setzt, und (8) benutzt: 

(11) Zll,fr = hr • 9l + ^2r 9?2 + • • • lpr<Pp' 

Vergleichen wir diese Formel mit (2), so zeigt sich der 



— 164 — 

Zusalnmenhang zwischen der Transformation der Grössen x^, 
X,, . . . in jy,, 1/2, . . . und derjenigen der Grossen f,y U, . .'. 
in 97,, 9727 * • * Bildet man nämlich aus den Coefficienten der 
beiden Transformationen die Determinanten, so ist die zweite 
Determinante die Reciprokal- Determinante der ersten (nach 
Nr. 65). Man sagt daher, dass die Grössen a?,, x,^, . . . und 
/"j, fi)**' durch redpröke Substitutionen transformirt werden. 
81. Die Variable x wurde als ein Punkt aufgefasst, welcher 
durch seine Bewegung ein geometrisches Gebilde beschreibt. 
Es ist nun noch die geometrische Bedeutung der Variablen g 
darzulegen. Wenn 



SO war 
mithin ist 



x^ = n . ccnX'^ = nf = 0. 



Während nun die Gleichung a„ af» == aussagte, dass der 
Punkt X das Gebilde «„ beschreibe, sagt x^ = aus, dass 
der Punkt x stets auf dem Gebilde | liege. Der Werth von |, 
nämlich nänX!^"^ muss, um ein Zahlenwerth zu werden, noch 
mit irgend einer der zu Grunde gelegten Einheiten, d.h. mit 
einem Punkte multiplicirt werden; denn a;"-^ enthält nur ein 
Product von w— 1 Einheiten, während a„ erst durch Multipli- 
cation mit einem Product von n Einheiten in einen Zahlen- 
factor übergeht. Demnach ist | ein Gebilde, welches, mit 
einer Einheit multiplicirt, eine Grösse von der Stufe des 
Hauptgebietes, liefert, d. h. | ist die Ergänzung eines Punktes 
im Hauptgebiet, (Vgl. ,, Raumlehre" Nr. 143.) Z. B. für p = 3 
ist f eine Curve und S eine Gerade, für jp = 4 ist /* eine 
Fläche und | eine Ebene. Da nun x gleichzeitig auf f und 
auf I liegt, so haben beide Gebilde diesen Punkt gemeinsam, 
und da mit x auch | sich bewegt, so dass jedem Punkt x ein 
besonderes Gebilde | entspricht, so haben beide Gebilde nur 
diesen Punkt gemeinsam, und § kann im Allgemeinen das 
Tangentiälgebilde von f genannt werden (Tangente für jp= 3, 
Tangentialebene für p = 4). 
82. 4) Contravarianten. Eine Concomitante, welche in Be- 
zug auf die Variable x vom 0. Grade ist, also nur noch | 
enthält, heisst Contravariante. Ihre Beziehung zur Original- 



- 165 - 

function bleibt ungeäiidert, wenn man die Coordinaten der 
Variablen x und % reeiproken Transformationen unterwirft. 
(Daher der Name Contravariante.) Aus der oben gegebenen 
Form der Concomitante geht hervor, dass die Contra Variante 
jeden Buchstaben, % ausgenommen, nmal enthalten muss. 
Denn nur unter dieser Bedingung wird der Exponent von x 
gleich Null. Zu beachten ist, dass die allgemeine (in lijg . . 
ausgedrückte) Invariantenform stets eine Contravariante liefert, 
sobald man einen ihrer Buchstaben als neue Variable be- 
trachtet. 

Man kann hiernach sowohl von einer Reihe gegebener 
Functionen gleicher Stufe und gleichen Grades, als auch von 
einer einzigen Function vier verschiedene Arten abgeleiteter 
Functionen bilden, nämlich: 



1 

Functiouen von , x 


Constanten 


% Conoomitanten 

'■1 


Contravarianten 

• 


Constanten ' Covarianten 


Invarianten. 



9 

Bildung der abgeleiteten Formen, Erste Methode. Da die 83, 
Conoomitanten und Contravarianten aus den Covarianten resp. 
Invarianten nur durch eine specielle Annahme hervorgehen, 
und da die Invarianten nur einen besonderen Fall der Co- 
varianten darstellen, so wird die Aufsuchung der letzteren 
als die Aufgabe übrig bleiben, welche an einer gegebenen 
Function zu lösen ist. Wir lernten zwei Formen der Co- 
variante kennen, nämlich die Ausdrücke (1) und (2) in Nr. 77. 
Da der erstere sich in den letzteren verwandeln lässt, aber 
nicht umgekehrt, und da auch nur der erstere zur Verwand- 
lung in einen Coordinatenausdruck sich eignet, so werden 
wir die Covarianten zunächst in dieser ersteren Form dar- 
zustellen haben. Für die dabei zu beachtende Reihenfolge 
ist die Gleichung (in Nr. 77) massgebend : 

n' = nr — cp. 

Da n der Grad und j>.die Stufenzahl der gegebenen Function 
ist, so haben wir noch über r und c zu verfügen. Man 
wird, um alle möglichen Covarianten zu finden, in dieser 
Gleichung r = 2, 3, . . . und in jedem einzelnen Falle wieder 



— 166 — 

c = (1), 2/H, . . . zu setzen haben ^ wobei c nur so lange 
wachsen kann^ als n' positiv bleibt. Man hat dann jedesmal 
die r Buchstaben 1 17 ... in die c Klammern so zu vertheilen/ 
dass jede Klammer p unter sich verschiedene Factoren ent- 
hält. Die Anzahl der auf diese Weise möglichen Bildungen 
lässt sich aber durch folgende Bemerkungen beschränken: 

1. Zwei Ämdrücke, welche durch irgend eine zwischen den 
Buchstaben vorgenommene Vertauschung in einander übergehen, 
liefern identische Besultate, wenn die m den Buchstäben ge- 
hörigen Functionen einander gleich gesetzt werden, weil es 
gleichgiltig ist, welchen von den vorkommenden DiflFerential- 
quotienten man S; und welchen man tj nennt, u. s. w. 

2. Ein Ausdruck, welcher durch Vertauschung zweier gleich- 
zusetzender Buchstaben sein Vorzeichen ändert, hat den Werth 
Null, weil eben nach 1. diese Vertauschung seinen Werth 
nicht ändern soll, während er doch das Zeichen wechselt. 
(Demnach ist der Ausdruck {^rj^ . , .y^""-^^ stets gleich Null, 
und der Fall c = 1 überhaupt zu übergehen, sobald es sich 
um die Formen einer einzigen Function handelt.) 

3. Ein Ausdruck, dessen algebraische Factoren (Klammern) 
so in zwei Gruppen vertheilt werden können, dass kein Buch- 
stabe der einen Gruppe in der anderen enthalten ist, ist dem 
algebraischen Producte dieser Gruppen gleich, also direct als 
Product zweier Ausdrücke von niederer Ordnung darstellbar, 
weil kein Factor der einen Gruppe durch die Beziehung f\ . f^ 
= fiq mit einem Factor der anderen Gruppe verbunden ist. 

84. Zweite Methode. Die so eben behandelte Methode giebt 
zwar die Formen in einer bestimmten Reihenfolge , lehrt aber 
nicht, aus gegebenen Formen neue nach einem bestimmten 
Gesetze zu bilden. Um ein solches herzustellen^ denken wir 
uns (zunächst für binäre Formen) die complicirteren Formen 
aus einfacheren zusammengesetzt, wie folgt: 

1. Wir nennen (|iy)* die x. Ueberschiebung der Function t 

über die Function f (wobei | = -^ — , r^ = -~~ ist); mithin 

{i,iflY die 7i. Ueberschiebung der Function f über sich selbst. 

2. Wird einer bereits vorhandenen Form ein Factor (i^f) 
hinzugefügt, dessen einer Buchstabe (17) in der Form. bereits 
vorhanden, dessen anderer (£) neu ist, so heisst die neue 



— 167 — 

Form die erste Ueberschiebung der Function % (zu g gehörig) 
über die gegebene Form. Durch Hinzufüguug eines zweiten 
Factors, welcher keinen neuen Buchstaben mehr enthalt, ent- 
steht die zweite Ueberschiebung, u. s. f. 

3. Man bildet endHch die erste Ueberschiebung einer Form 
über die andere, indem man die beiden Formen (die jedoch 
keinen gemeinsamen Buchstaben enthalten dürfen) multiplicirt 
und einen Factor (lyg) hinzufügt, dessen Buchstaben aus bei- 
den Formen genommen sind. Durch Hinzufügung von 7t sol- 
chen Factoren entsteht die x. Ueberschiebung der einen Form 
über die andere. 

Sind die beiden Formen in der Bezeichnung of-x^ und a^x" 
gegeben, so ist die erste Ueberschiebung der einen über die 
andere: 

und die x. Ueberschiebung: 

Man überzeugt sich leicht^ dass dieser Ausdruck alle drei, 
oben einzeln behandelten^ Fälle umfasst, und es kann hier 
genügen , die Erläuterung für den dritten (allgemeinsten) Fall 
zu geben. 

Da die Ordnungszahl einer Form a^x* einerseits gleich v, 
andrerseits gleich der Zahl der in ihrem Productausdruck ent- 
haltenen Buchstaben ist, so muss die Ordnungszahl einer 
Form , welche die Buchstaben zweier anderen enthält (keinen 
mehr und keinen weniger), gleich der Summe der Ordnungs- 
zahlen der beiden anderen sein, d. h. in unserem Falle: 

i; = A -f- ft . 

Da femer das Product zweier Formen, die keinen Buch- 
staben gemeinsam haben, ihr algebraisches Product ist, so 
ist zunächst t => r -{- s. Durch Hinzufügung des Factors (lyg), 
in welchem jeder Buchstabe eine Diflferentiation bedeutet, er- 
niedrigt sich nun der Grad des ganzen Ausdrucks um 2, und 
durch X solcher Factoren um 2x; mithin ist 

t = r -\- s — 2x. 

Dritte Methode, Bei der soeben * behandelten Methode 85. 
wird die Hinzufügung des Factors, welcher zu dem Producte 
der beiden Formen treten soll, oft nur auf eine einzige Weise 



- 168 - 

ausführbar seiu^ nämlich dann^ wenn es nur noch zwei Buch- 
staben giebt, welche nicht schon so oft als möglich in den 
beiden l^ormen vorkommen. — Es können ferner, wenn man 
zwischen mehreren Buchstaben die Wahl hat, durch ver- 
schiedene Wahl Ausdrücke entstehen, welche nach Regel 1. 
der ersten Methode dieselbe Form darstellen. £s kann aber 
endlich diesä verschiedene Wahl auch auf Ausdrücke führen, 
welche zwar gleichen Grad und gleiche Ordnung haben, aber 
nichtsdestoweniger von einander verschieden sind. In diesem 
Falle wird die Bezeichnung a^x^ vieldeutig, indem sie nicht 
nur jede dieser verschiedenen Formen, sondern auch jede 
linear aus ihnen zusammengesetzte Function ausdrückt. Es 
fragt sich dann, welche dieser Formen, oder welche der aus 
ihnen zusammengesetzten Functionen man als Ueberschiebung 
definiren soll, und es wird eine weitere Methode nöthig, um 
diese Ueberschiebung auf eindeutige Weise zu erhalten. Wir 
haben zu diesem Zweck nur diejenige Methode zu erweitern, 
welche uns die x. Ueberschiebung von f über ^ gab. 

Wenn /'= ax'^\ ^s« /3a;" war, so bildeten wir /^=|= -5-^; 

^'= ly =-^^ stellten das Product (g)^) auf, und bildeten 

für die x. Ueberschiebung (§??)*. 

Wenn nun M und "N zwei Formen sind, von 'denen die 
erste einer Functionsreihe t\i', % - - », die andere einer Reihe 

F, ^, X angehört, so bilden wir Jf' = 4^ . ivr' =^ _^ . dann 

' '^ ax ' dx ' 

ist {MW) die erste Ueberschiebung von M und Ny und 
{MWy die X. 

Um diese Rechnung im Einzelnen auszuführen, müssen 
wir den Formen Jf und Ny welche in der Gestalt (S'?)"(i? £)*... 
gegeben sind, die Gestalt (ctx^, ßx^' . . .) geben. Es sei also 

Wenn dann in M die Functionen f= ax""] ^ = jSa;'»; % = yx*" 
durch die Differentiationen g, ly, g . . . resp. auf den Grad 
l, fi, V . . , erniedrigt werden, und Analoges für N stattfindet, 
so ist 

b) 31 = (ax^ . ßxf" . yx\ . .); JV= {Jx^> . Bxf» . T:»"' . . .). 



— 169 - 

Ji-f-li-\-v-\--- dx ^' ' ' "^"^ ^ ' ' 

ff 

— 'i— X- • 4- = l^Ax^^-^Bxi"^ . . •) + ^.Bx^^-HAx^^ • • •) + 

Das Product dieser ^beiden Ausdrücke, welches aus einer An- 
zahl von Summauden besteht, ist nun die erste üeberschie- 
bung von Jf über ^. Jeder Summand unterscheidet sich von 
dem Product JfJN' dadurch, dass in den Ausdrücken b) sowohl 
bei M als bei 'S irgend einer der Factoren eine Differentiation 
erlitten hat. Dasselbe würde aber in dem Producte der Aus- 
drücke a) durch Hinzufügung eines Factors erreicht werden, 
welcher aus jeder der beiden zu M und 'S gehörigen Buch- 
stabenreihen irgend einen Buchstaben enthielte. Hieraus folgt, 
dass jeder der Summanden eine Ueberschiebung im Sinne der 
zweiten Methode ist, und dass arlle Summanden gleichzeitig 
die sämmtlichen überhaupt möglichen Ueberschiebungen jener 
Art vorstellen. — Wir nennen den Ausdruck {M!W^ die 
Gesammt'Ueberschiebung , und die einzelnen Summanden des 
Ausdrucks: die Theile der Ueberschiebung. 

Ebenso, wie (Si?)^ die zweite Ueberschiebung von i^ über f 
war, so int (MNy^ oder (J/^^) ^(2)^ die zweite Ueberschiebung 
von N über M, u. s. f. 

Anmerkung. Wenn i(f und ^ sich nur auf eine einzige und 

• zwar auf dieselbe Function beziehen, so können sich -^ — und — j — 

* dx dx 

auf je ein Glied reduciren, und es besteht dann auch (M'N') nur aus 
einem Summanden. Es kann ferner vorkommen, dass alle Summanden 
bis auf einen sich als algebraische Producte niederer Formen darstellen 
lassen; in diesem Falle ist jener eine Summand als Repräsentant der 
ganzen Ueberschiebung anzusehen. In beiden Fällen wird man zur 
Herstellung der Ueberschiebung die zweite Methode benutzen können, 
deren Anwendbarkeit immer daran zu erkennen ist, dass die Hinzu- 
fügung des die beiden Formen verbindenden Factors nur auf eine Weise 
möglich ist. — Die dritte Methode stimmt überein mit der von Clebsch 
a. a. 0. S. 100—108 beschriebenen Polareubildung. Um den formalen 
Unterschied beider Methoden hervortreten zu lassen, füge ich das bei 
Clebsch S. 108 unten stehende Beispiel im Gewände obiger Methode 
hinzu. 

Es soll die zweite Ueberschiebung von /*= yx^ über (^n^y gebildet 
werden. 



— 170 — 

dM n--2 , «_3 ^ tt_2 . n — 2 n n—3 1 ^^ n — \ * 



2» -4 dx 2n —A^ * *^ n ciic 

2(n — 2) _ _n— 2 13 _n — 3 



2w— 4 



. ax''-'' . ßx' 



1 d*ilf 2(n-2)r, „. „_3 « «-3 , ,. ,, n-2^ »-4. ^ <^'-A n-2 

2n— 5 dx^ 2n— ö*- ' '^ i\ / r ji M(n— 1) aa;* ' 

(itf'JVr)2=^^£?) [(w- 2)aa;'*-^ pa;«-^ ya;*-^+ (w-3)aa^^^ 



a;»»'^! 



Um schliesslich die in der Klammer enthaltenen Producte \vieder durch 
1, rj, i auszudrücken , vergleichen wir sie einzeln mit M, Ib dem ersten 
sind die Exponenten der beiden ersten Factoren um je 1 erniedrigt; 
dies bedeutet das Hinzutreten von | und 97. Ferner ist yac^ mit einem 
um 2 verminderten Exponenten hinzugekommen; dies bedeutet ein 
zweimaliges Hinzutreten von £; man erhält also, wenn man eine ähn- 
liche Betrachtung am zweiten Producte anstellt: 

{M'N-f^ ~~- [(«-i) . (Uf(U)(.nt\ + (»-3) . {UYi-nm- 

Zu beachten ist, dass der zweite Summand, welcher den Factor 17 vier- 
mal enthält, verschwindet, sobald n •< 4 ist. In diesem Falle wird also 

die üeberschiebung einfach durch (5^)* (SS) (»??) repräsentirt. — Die 
weitere, bei Clebsch gegebene Umformung beruht auf einem, weiter 
unten zu besprechenden Verfahren, welches mit der vorliegenden Me- 
thode nichts zu thun hat. 



86. Vierte Methode. Vermöge der dritten Methode können 

wir jede üeberschiebung zweier Formen M und N durch Co- 
varianten der gegebenen Formen (/*= aa?» = 0; ^ = ßx^== 0; 
etc.) unmittelbar ausdrücken. Dieses Verfahren wird jedoch 
oft umständlich, namentlich, wenn weder M noch N eine 
der gegebenen Functionen selbst ist. Wir werden aus diesem 
Grunde üeberschiebungen complicirter Formen durch solche 
niederer Formen auszudrücken suchen, und auf diese Weise 
oft einfachere Resultate erhalten. 

Wir betrachten zunächst die x. üeberschiebung von f 
und ^. Dieselbe wurde in der Gestalt (|iy)* geschrieben. Da 
nun I = f^^^ und iy = ^^^> ist, so kann man dafür auch 
(/'(i) ^(1))« oder {fty setzen. Für x= 1 erhält mau dann 
wieder (fipy oder fi^^tlfi^) = (|iy). Da sowohl f wie if; eine 
X malige Differentiation erleiden, also auf ax^"* resp. ßx^^* 
feducirt werden , so mag nun dem Ausdrucke (/V')* noch der 
Factor «a?*-* . ßx"^—* hinzugefügt werden. Diese Hinzu- 



— 171 — 

fügung geschieht lediglich im Interesse der Bildung weiterer 
üeberschiebungen, und es ist besonders zu beachten, dass in 
dem nunmehrigen Ausdrucke der x. üeberschiebung von f 
und ^: 

jeder der beiden Theile für sich allein die üeberschiebung 
vollständig und genau darstellt. 

Wir bildeten oben die x, üeberschiebung von M und N, 
indem wir den Ausdruck (Jf^)* = -M(*^jY"^') bildeten. Dem- 
nach wird die 2(w — x). üeberschiebung des oben gebildeten 
Ausdrucks Ä mit ;|j = ya?** entstehen, wenn wir (ÄxY^'^'^^ 
bilden. Wenn wir nun festsetzen*), dass die Ausdrücke 

Ä und ^a;^<«-*), 
also auch 

cc und ccx^ oder / 

ß und ßx^ oder ^ 

gleichbedeutend sind, so geht der Ausdruck Äx^^*^—^^ in seine 
üeberschiebung mit x ^^er , wenn wir darin % statt x setzen 
und X D^it de™ vorangehenden Buchstaben in Klammer setzen. 
Dasselbe Resultat muss sich nun auch ergeben, wenn wir 
diese Substitution in dem mit ^a?^(»— *) gleichbedeutenden 
Ausdrucke vornehmen. Wir erhalten also für die 2(n — x). 
üeberschiebung von Ä mit x ^©n doppelten Ausdruck: 

• (ÄxY^''-''^ = if^Y . ifxY"' . itxy-"' 

Mittelst dieser Formel aber ist die üeberschiebung von A und x 
durch die einfacheren zwischen ftpx gebildeten üeberschie- 
bungen ausgedrückt. 

Wenn ferner statt der ursprünglichen Functionen fimd tff 
zwei Formen M= Mx^] N= Nx^ gegeben sind, so wird man 
die X. üeberschiebung von M und N in der Form schreiben : 

und die {p-^-q — 2x). üeberschiebung von S mit einer neuen 
Form P wird sein: 

Anmerkung. Die bei dieser vierten Methode angewendete Schreib- 



*) Siehe die Anmerkung in Nr. 8. 



- 172 - 

weise einer üeberschiebung unterscheidet sich von derjenigen bei 
Clebsch nur dadurch, dass x hier nicht als Index sondern als Factor 
erscheint, und dass nicht die Coordinaten von x durch diejenigen von P 
ersetzt werden, sondern x selbst direct durch P. 

Beispiele: 1) j? = 4, 2 = 4; x = i>. — /"= aa;'; i^ = ßx^\ H=^ II x* 
== {fipj^ . €cx^ . ßx^; [H'H)^ = {ftp,^ . (/•//)« . {'^H)\ (Vgl. Clebsch a. a. 
0. S. 138 oben.) 

2)Jlf=/-=aa^*; N^H=Hx'', x=l. - T ^ Tx^ ^(fH) 
.ax", Hx^\ {TTf == (/"IZ) . {fTf . (ÄTj^ (Vgl. Clebsch a. a. 0. S. 148 
in der Mitte.) 

Für die vorliegende Darstellung, deren Zweck es nur ist, die Theorie 
der binären Functionen soweit zu verfolgen, als dieselbe ein geome- 
trisches Interesse bietet, wird fast durchgängig die zweite der vier 
Methoden ausreichen, die dritte nur auguahmsweise , die vierte gar 
nicht anzuwenden sein. Im Interesse einer klareren Einsicht in das 
Verhaltniss der Ausdehnungslehre zur modernen Algebra schien es 
jedoch nöthig, auch die letzte, für die Umformungen besonders wich- 
tige Methode beizufügen. Dieses Verhaltniss lässt sich nun so präci- 
siren , dass die Methoden der modernen Algebra durch die Ausdehnungs- 
lehre eine um so grössere Vereinfachung erfahren , je enger der Gegen- 
stand, auf welchen diese Methoden angewendet werden, mit der 
Geometrie zusammenhängt, dass dagegen Untersuchungen von rein 
algebraischem Interesse nur nach Massgabe des Umstandes vereinfacht 
werden , dass die Reihe der numerischen Variablen «?£, oc^y ,.. durch die 
eine extensive Variable x ersetzt wird. 



87. Bedudion einer Form auf Stammformen. Jede ganze 
algebraische Function der durch eine .der obigen Methoden 
gebildeten Formen wird wiederum (als ganze algebraische 
Function von x) eine Covariante sein. Durch diese Bemerkung 
wird man rückwärts zu den Fragen, geleitet, durch wieviele 
und welche Covarianten einer Function sich alle übrigen 1) als 
algebraische j 2) als ganze algebraische Functionen darstellen 
lassen. 

Um die erste dieser Fragen zu beantworten, nehmen wir 
eine Function p. Stufe und n. Grades als gegeben an, sodass 

(1) /'—«ic^^-O. 

(2) x = x^e^ + ^2^2 + * • • + ^j3^i>5 (e^ej . . . e^) == 1. 

Es seien nun ausser x noch (p — 1) andere extensive 
Grössen ijyZ] , , .w angenommen, welche ebenfalls aus den 
Einheiten e^ , . . Cp durch reelle Zahlen abgeleitet sind, und 
der Bedingung unterworfen 



- 173 — 

(3) u = {xys . . , w) = 1. 

Man kann nun aus (2) und den entsprechenden Glei- 
chungen (ür y, 0y . . . w auch die Grössen e,, ej? • • • ^p als 
lineare Functionen von x, y, 0, , . . w darstellen, indem man 
dieses Gleichungssystem nach e^ . . ep auflöst, und es kann 
daher jede aus den p Einheiten e, . . . ep abgeleitete Grösse b 
auch aus den Grössen x^y^^^, . ,w abgeleitet werden. Sei also 

(4) h = 6,e, + 62^2 H h h^v^ 

so wird man haben: 

(5) . h^ß.x + ß^y+'^' + ßpW, 

Nun bleibt nach Nr. 78 sowohl die Function f^ wie jede 
ihrer Covarianten durch eine lineare Transformation 4er Ein- 
heiten nngeändert. Sei eine solche Covariante in Function 
der Coefficienten und Coordinaten von f\ 

worin 

(6) «, = «61'*; a^==ae^^'^e,^\f a^ = aey^~^e.^\ ...«x == a^p**. 

Setzen wir in diesen Formeln statt e, . . . e^ resp. x . . .w, 
so mögen die daraus hervorgehenden Grössen durch tp be- 
zeichnet werden, sodass: 

(7) q)^ = ax'^{=f)] g?, = ax^-^y] q).y = aa^-^B\ . . . 

Durch die Transformation gehen also in unserer Covariante 
die Grössen 6 in /3 (4 u. 5), und die Grössen am q) (6. u. 7) 
über, sodass 

(8) nia^ya.^, . . . a^yh^yho, . . . bp)=n{(p^, 9?,, . . .(p^-i, ßuß29"' ßp)- 

Da wir über die Grössen ß beliebig verfügen können, so 
setzen wir nun 

(9) /5,,= 1; ^, = ^, = ...^, = 0. 
Daher wird nach (5) und (2) 

(10) b = X = x^e^ + ^2^2 + • • • + ^P^Pf 
und nach (4) 

1 — -- X I > Oiy ^-^ — Xn } • • • Op —— Xp y 

und, wenn wir die gegebene Covariante kurz mit 77 bezeichnen: 

(11) 11 == 77(«)Po, g?i . . . (Ph- 1, 1, 0, 0, . . . 0). 



- 174 — 

Entwickelt man n{ai,a2y . • . a^, a?i, ^^2» • • • ^p) ^^^^ Po- 
tenzen der Grössen iTj, . . rc^, so ist, wenn n der Grad der 
Covariante ist: 

(12) n = F{a^ . . . «x) . a^i~' H 

Da durch die Transformation die Grössen « in 9?, und die 
Grössen x (oder b) in ß übergehen, so werden sämmtliche 
Glieder auf der rechten Seite von (11), mit Ausnahme des 
ersten, verschwinden, weil sie alle mit den verßch windenden 
Factoren ß2 - » ßp behaftet sind, und da j3^ = 1 ist, so bleibt: 

. (13) n = F(9o; 9i> • • • 9*-i)- 

Hierdurch ist 77 als Function der durch die Gleichungen 
(7) beistimmten x Formen qPo . . . q>»-. 1 ausgedrückt. Die ganze 
Untersuchung bleibt ungeändert, wenn 77 nicht Covariante 
einer Form f, sondern Covariante mehrerer Formen ist. Nur 
ist dann x die Anzahl sämmtlicher in diesen Formen auf- 
tretenden Coefficienten. 

Die Zahl der Functionen 9 lässt sich noch verringern, 
indem man die extensiven Grössen y y £!,.., w passend be- 
stimmt. Zu diesem Zwecke setzt man 

(14) aa^—^y = agl^-'^y = . . . = ««;« - ly = 0, 
d. h. bis auf einen Zahlenfactor: 

y SS arc«— 1 = a^"^ = . . . = aw^"^^. 

Da die Anzahl der Gleichungen (14) gleich p — 1 ist, 
und jede das Verschwinden einer Function q? ausdrückt, so 
bleiben von diesen Functionen noch x — p -f" 1 übrig, nnd 
man hat den Satzr 

, Alle Covarianten einer gegebenen Function oder eines Ver- 
eins von Fundionen p. Stufe mit im Ganzen x Coefficienten 
lassen sich aus (x — jp -|- 1) von einander unabhängigen Stamm- 
formen als rationale Functionen ableiten. Man erhält diese 
Stammformen, indem man in den gegebenen Functionen statt 
der einen extensiven Variablen x p extensive Variablen x, y, 
z,7,,w einführt, von denen eine (y) durch die übrigen und 
durch eine der gegebenen Functionen nach Massgabe der Glei- 
chungen (14) bestimmt ist, während ausserdem u==^{xyis..w)=-'l 
ist. Wenn dann eine beliebige Covariante 77 als rationale 
Function der Stammformen dargestellt werden soU, so gelingt 



— 175 — 

dies unmittelbar, indem man in 11 statt der Einheiten e^,...ep, 
von denen die x Coeffidenten abhängen, x,y , . ,w einführt, 
eine der veränderlichen Zahlen {x^) von denen x abhängt, 
gleich 1 , und die übrigen gleich Null setzt, 

Ist die erhaltene Gleichung nicht homogen, so hat man 
jedem Gliede den Factor u so oft hinzuzufügen, bis die Homo- 
genität erreicht ist. 

Diejenigen Covarianten 77, welche bei diesem Verfahren 
selbst mit einem Factor behaftet werden, also, wenn dieser 
Factor durch Division weggeschafft wird, nicht als ganze, 
sondern als gebrochene Functionen der Stammformen er- 
scheinen, heissen unabhängige Covarianten und bilden in ihrer 
Gesammtheit das sogenannte Formensystem der gegebenen 
Functionen.*) 

Wenn, wie wir oben angenommen haben, die Covarianten 
einer Function durch Ueberschiebujigen hergestellt werden, 
so kann man, wenn man nur unabhängige Formen erhalten 
will, alle Ueberschiebungen über abhängige und verschwin- 
dende Formen übergehen. Denn da die Ueberschiebung im 
Wesentlichen eine Multiplication ist, so kann man die Ueber- 
schiebung über eine abhängige Form durch Ueberschiebungen 
über diejenigen Formen ersetzen, aus denen sie abgeleitet ist, 
d. h. durch Ueberschiebungen, die schon früher betrachtet 
wurden. Eine verschwindende Form aber lässt sich als Diffe- 
renz von zwei einander gleichen niederen Formen betrachten, 
die man wieder einzeln mit einer anderen Form überschieben 
kann. Das Nähere hierüber wird bei Betrachtung der einzel- 
nen Functionen festgestellt werden. 

Es bleibt noch übrig, die in dem oben ausgesprochenen 88. 
Satze enthaltene Regel zur Ableitung einer Covariante aus 
den Stammformen auf den Fall auszudehnen, dass die Co- 
variante in der Form (1)^ . .) (i^J. .) . . . gegeben ist. 

Wir betrachten zunächst eine Function von zwei Variablen 
{binäre Form) : 

T ^^s CCX % Ou — " SC* t/ j I tX/^ Ct) • yjb * e.y ) " 1 • 



*) Es kann jedoch vorkommen, dass ein scheinbar unabhängiger 
Ausdruck sich als abhängige Function von anderen , bereits gebildeten 
Formen darstellen lässt. Vergl. Nr. 109. 



— 176 — 
Dann ist nach Nr. 76 (8. 6) : 

oder in anderer Bezeichnung (/; = |j = g^,; /^ = g, = ge.,) 

Ebenso für eine zweite Function /3x": 
mithin 

Da nun {^tj) als Covariante ungeändert bleibt, wenn man 
X und y statt e^ resp. Cj setzt, so ist 

(gl?) = (Irr) (i^i/) — (i^iT) (ly), 

oder, da (ga?) = nf, und (lya;) für den Fall gleicher Functio- 
nen ebenfalls gleich w/* ist, nach Weglassung dieses gemein- 
samen Factors: 

{ln) = {ny) — {ly)- 

Wenn wir nun (gi?)*" bilden, für ri und | wieder /*(*> schrei- 
ben, und die Formel (3) Nr. 76 beachten, so folgt: 

oder, da /'^''^ = aa?"*-'' ist: 

'1 1 . ^ 

Setzen wir nun nach Formel (7) dieser Nr.: 

bestimmen y durch die Bedingung 

y = ax^-^ oder ax"*-^y = 9?^ = 0, 

und fügen zur Herstellung der Homogenität im ersten Gliede 
den Factor q)^^ =/*= aa?"* hinzu, so folgt: 

(15) (gi?)"' = yoym+ \^g ' . 9^2 9^m~2 ^ g 3 9)39)^-3+ • • 

wodurch zunächst {^rj)'" als Function der Stammformen aus- 
gedrückt ist. 

Da nun aber jede Covariante einer binären Form als 
Product von Ausdrücken in der Form (li?)"* erscheint, so er- 
giebt sich folgende Regel zur Darstellung dieser Covarianten 
in Function der Stammformen: 



— 177 — 

Man ersetze in jeder Klammer das Froduct der beiden 
Factoren durch ihre Differenz, führe an diesen Differenzen 
die Potenzirung aus, setze S*" = ly** = • • = ^r, «nd qpj = 0. 

Anmerkung. Den oben gegebenen allgemeinen Satz nebst der 
speciellen Regel für binäre Formen yeröffentlichte H. Grassmann im 
7. Bd. der „Mathematischen Annalen'* S. 538 ff. Seine sonstigen in 
diesem Aufsatz (welcher zuföllig gerade erschien, als die gegenwärtige 
Arbeit bis Nr. 80 vorgerückt war) niedergelegten Bemerkungen über 
den Zusammenhang der Ausdehnungslehre mit der modernen Algebra 
bestätigen durchaus das , was ich über denselben Gegenstand in frühe- 
ren Anmerkungen gesagt habe. — Jener wichtige Satz aber , den Grass- 
mann mit Recht einen Fimdamentalsatz nennt, zeigt selbst am 
deutlichsten die ungemeinen Vortheile der für die Ausdehnungslehre 
charakteristischen Behandlungsweise. Er zeigt namentlich, dass auch 
von dem gegenwärtigen Standpunkte der modernen Algebra aus diese 
Behandlungsweise nicht nur zur Ableitung neuer Resultate brauchbar 
ist, sondern dass sie wegen der grösseren Klarheit, welche sie über 
bereits bekannte Resultate verbreitet, zur Ableitung auch dieser Re- 
sultate vor anderen Methoden den Vorzug verdient. 

Sei ferner eine Function von drei Variablen {temäre Form) 89. 
gegeben: 

T ' vcu/^ tX/ S(/i e* ' I ivo e*} \ 3>o oo • v^i en e^ j ■ x • 

Dann ist 

i=f^» = f,\e^+f^\e,-\-f,\e,, 

oder in anderer Bezeichnung (/"^ = g^ = ge^; /i = S2 *= S^2? 

b = bl 1^1 1 52 1^2 "T «31 ^3; 

Ebenso für zwei andre Functionen ^ = /Ja;*» und 3^ = ya;*: 
mithin : 

(l'?g) = ll^253--Sl^3S2 + S2'?3£l — ^2^1 53 + ^3^1 52 — 53^ifl 
= (S^l)(^^2)(S^3)+ (S^2)(^^3)(ß^l)+ (5^3)(^^l)(e^2) 

-{ie,)(rje,){te,) - {ie,){rie,)(te,)-{Uz){ve2)(te,), 

oder, wenn man statt e, , ^2, e^ resp. x,yyZ setzt , und die 
Factoren (ga?) ^== (rjx) = (ga;) = nf (für den Fall gleicher 
Functionen) weglässt: 

- (ty){ne) - (ly)(g«) - ir,y)m ■ 

Sohlegel, Elemente. 12 



— 178 — 

Dieser sechsgliedrige Ausdruck ist nun mit fn zu poten- 
zireU; wodurch man schliesslich eine mit (15) analoge Formel 
erhalten wird. Wir übergehen dieselbe ihrer Weitläufigkeit 
wegen und begnügen uns damit, das weitere Verfahren an 
dem Falle m = 2 zu zeigen. Demnach ist 

-2ir,y)ite).(ty)(7}g) 2(i,y)(g;?).(gy)(g«)-... 

-2(r,yXte).(.vy)m 

wobei aus jedem der ausgeschriebenen Glieder durch circuläre 
Vertauschung von 6,i?, S zwei weitere, durch Punkte ange- 
deutete Glieder hervorgehen. Da nun die drei Functionen 
ax^, ßix^y y(xS^ zuletzt einander gleich gesetzt werden, so wer- 
den in der letzten Formel die 6 Quadrate untereinander gleich, 
und ebenso jedesmal diejenigen drei doppelten Producte, 
welche durch jene circuläre Vertauschung in einander über- 
gehen. Wir können also schreiben: 

- iny) m.ay) {ni>)-{ny){U) (5y) {%^)-{ny){i^) ivy) iU)- 

Wenn wir nun für S, i^, g, resp. f^^\ ^^*>, x^^^ setzen, und 
Formel (3) in Nr. 76 beachten, so folgt: 

— ¥^^ yz . %<^> yz — V'^^) y . x^^^ z^ . f^^^y — ¥^^ y'^ . x^'^ e.p^z 

= ßx^'-^y'^ . ya;"""^i8f2 -[- ßx'^'^y . ya^-^yz . ax^'-^z 

+ ßoc^—'^yz , yx^-^z . ax^~^y 
— ßx^-^^yz , yx'^-^yz — ßx^-^y . yx^~^z^ . aa^-^y 

— ßx^^'^y^ . yxi^-^z . ax'^—^z. 

Wir setzen schliesslich a =/}=)/, undaa;'*~^""'*y^iS^ = 9);i^, 
oder speciell: 

bestimmen dann z durch die Bedingung 



~ 179 — 
und erhalten so, indem drei Glieder verschwinden: 



wodurch die Reduction auf die Stammformen vollendet ist. 

Aus diesem Beispiel ist nun leicht folgende allgemeine 
Regel zur Beduction einer beliebigen Govariante irgend wel- 
cher Formen auf die Stammformen zu entnehmen: 

Man drücke die verschiedenen Buchstaben der Covariante 

durch die Einheiten aus (z. B. S = lil^i + 12^2 + ' * *)> ^^' 
rechne jede Klammer durch Ausführung de» äusseren Mul- 
tiplication, setze |ßr statt |r; etc., darauf statt 61,^2) • * * ^^^ 
extensiven Variablen ic, y, . . . , führe darauf an jeder Klammer 
die angedeutete Potenzirung aus und multiplicire die Resultate, 
wobei die Factoren (|rc) = (rjx) = • - » = nf weggelassen 
werden. Endlich setzt man statt 6» ^; • • resp. f^^\ ^<^), . ., 
führt die Multiplication der gleichnamigen Potenzen in jedem- 
Gliede des Polynoms aus, setzt die Werthe der Differentiale 
ein, macht dann die Functionen gleich, und bestimmt eine 
der extensiven Variablen durch die Bedingungen (14). 

In welcher Weise diese Methode, zunächst für ternäre 
Formen, vereinfacht werden kann, wird weiter unten gezeigt 
werden (Nr. 122). 

Anmei^ang. Nachdem oben die Grandzüge der Determinanten- 
Theorie für den allgemeinsten Fall (n Variablen) entwickelt waren ' 
(vgl. Nr. 52), liess der enge Zusammenhang, in welchem diese Theorie 
mit der Lehre von den räumlichen Functionen steht, es angemessen 
erscheinen, auch den ersten Ueberblick über diese Lehre in derselben 
Allgemeinheit zu geben. Es wird nunmehr im Folgenden durch die 
spedelle Betrachtung der räumlichen Functionen wieder in diejenige 
Form der Darstellung eingelenkt, welche für das „System der Baum- 
lehre" von vornherein massgebend war, 

2. Betrachtung der einzelnen räumlichen 

Functionen. 

A. Gebiet der Geraden. Functionen 2. Stufe. (Binäre Formen.) 
a) Die Function 2. Grades« (Quadratische Form.) 

a) Eine Function. 

Die dUgemeine Form dieser Function ist 90. 

(1) aa;2=»0, 

12* 



— 180 -- 

oder, wenn 

(la) X = Xy^e^ -\- Xr^ec^"") 

gesetzt wird, unter Anwendung der in Nr. 10 festgesetzten 
Bezeichnung 

(2) a, t a?!^ -f 2 «12 ^1 ^2 + «22 ^2^ = ^• 

Da diese Gleichung für den Quotienten —^ zwei be- 

stimmte Werthe liefert, so giebt es zwei bestimmte Punkte, 
welche ihr genügen. Und da die Gleichung (1) aussagt, dass 
ein variabler Punkt x auf dem Gebilde a liege, so ist dieses 
Gebilde a eben jenes Punktepaar. 

Die binäre quadratische Form ist also der Ausdruck für 
zwei auf einer Geraden liegende feste Funkte. 

Durch besondere Annahmen, die man hinsichtlich der 
ursprünglichen Einheiten macht, kann die Form (2) verein- 
facht werden. Eine solche, auf möglichst geringe Gliederzahl 
reducirte Form heisst canonische Form. 

Anmerkung. Da- die canonisclie Form stets eine Beziehung 
zwischen den Grössen e und dem durch die Function dargestellten 
GebiJdfe voraussetzt, so ist ihre Verwendung nur dann vortheilhafb, 
wenn man die Beziehungen dieses Gebildes zu solchen Grössen, welche 
sich durch die Einheiten darstellen lassen, untersuchen will. Im All- 
gemeinen aber ist die Form (1) sowohl der Form (2) wie Jeder daraus 
abgeleiteten canonischen Form vorzuziehen. Vgl. Nr. 8. 

Canonische Formen. Wenn erstens e^ und ^2 so gewählt 
werden, dass sie mit dem Punktepaare f zusammenfallen, so 
müssen e^ und ^j; statt x gesetzt, der Gleichung (1) genügen; 
d. h. man hat 

cce{^ = 0; «^2^ = 0, 



oder 



«11 = 0; «22 = 0; 



*) Wir nehmen hierbei an , dass ei und e^ Punkte sind. Die Grösse 
X ist aber auch dann vollkommen bestimmt, wenn e^ und e^ zwei 
Strecken in einer Ebene bedeuten (vgl. „Raumlehre" Nr. 152). Dann 
ist X ebenfalls eine Strecke, oder, da es auf ihre Länge nicht ankommt, 
eine Gerade; die binäre quadratische Form repräsentirt zwei sich 
schneidende Geraden, und alle Resultate der Untersuchung lassen sich 
sowohl auf Punkte einer Geraden , wie auf Geraden einer Ebene an- 
wenden. Hiermit hängt der durch die zweite Abtheilung dieses Buches 
sich hindurchziehende Dualismus im Ausdruck der Sätze eng zusammen. 



- 181 - 

mithin nimmt (2) die Form an: 

(3) iCirr2 = 0. 

Da diese GleichuDg durch die Werthe Xi = und X2 = 

befriedigt wird, so ist in der That, wie aus (la) hervorgeht, 

entweder x ^= x^ei oder x = rCjej. 

Wenn zweitens e^ und e.^ so gewählt werdea, dass sie 

mit dem Puuktepaare f harmonisch sind, so müssen die beiden 

Punkte X (nach „Raumlehre*' Nr. 169) einzeln den Bedingungen 

genügen : 

X ~"~ X4 6| "'^~ Xn Co 5 • ' ' X4 e* ■""" Xn e** • 

und jeder dieser beiden Werthe muss der Gleichung (1) ge- 
nügen; man hat also: 

^(^i^i+^2^2)'=^5 oder: ajia?j2+2a^2^i^2 + ^22^'/=05 
a(x^ei — ^2^2)^=05 oder: «11^:1^ — 2a,2^ia;2 + a22^2^=ö* 

Damit nun die Gleichung (2) beide Punkte x gleichzeitig aus- 
drücke, muss, wie aus den beiden letzten Formen zu sehen 
ist, a^2 = sein; und die Gleichung (2) nimmt daher die 
Form an: 

(4) «11^1^ + «22^2^ = 0. 

Anmerkung. Man kann auch umgekehrt von den algebraischen 
Bedingungen ccn^=oifi = Of lesp. Ui^^^O ausgehen, und ihre geome- 
trische Bedeutung ableiten. . 

Statt der Gleichung «12= ^ können wir auch schreiben: 

ae^e2 = 0, 

welche Gleichung, ebenso wie die vorige, ausdrückt, dass 
das Punktepaar e^ , e.^ mit dem Punktepaare a harmonisch ist. 
Ebenso wird , wenn x, y irgend ein variables Punktepaar 
ist, die Gleichung 

(5) axy = 

ausdrücken, dass dieses Paar mit a harmonisch ist. Hieraus 
können wir weiter auf die Bedeutung des Ausdrucks ax 
schliessen. Da nämlich 

2aa; = /XA) = |, 

und I (nach Nr. 81) die Ergänzung eines Punktes im Haupt- 
gebiet ist, so ist S zunächst ein Punkt („Raumlehre" Nr. 32). 
Wenn aber 2axy == ^y = ist, so bedeutet dies nichts 



— 182 - 

anderes, als dass die Punkte § und j/ zusammenfallen ^ mithin 
ist bis auf einen Zahlfactor 

(6) y = ax, 

oder: Wenn a ein PunM^aar und x ein beliebiger Punkt auf 
derselben Geraden ist, so ist ax der vierte harmonische Punkt, 
oder harmonisches Gentrum erster Ordwww^ (wegen /*(*>) 
zu dem Punktepaare a in Bezug auf den Pol x. 

91. Govarianten. Nach Nr. 83 ist die erste Covariante (für 
r = 2 und c = 2) 

Da n{=nr — cp) = ist, so ist sie eine Invariante, und 
nach Nr. 76 (5) ist sie die Hesse' sehe Determinante der Function. 
Wenn sie den Werth Null hat, so kann (nach Nr. 75) x aus 
einer einzigen Einheit, statt aus zweien, abgeleitet werden; 
d.h.: die beiden Punkte x fallen mit demjenigen, welchen 
diese Einheit ausdrückt, zusammen. Die Function f steUt also, 
wenn ihre Hesse' sehe Determinante Null ist, zwei zusammen- 
fallende Punkte {oder zwei parallele Geraden) dar. 

Specielle Ableitimgen dieses Besultates, 1) Es ist | = aa?; ri^= ßx; 

{^ri)^{aß)x^; (1^)* = («P); (fn)^ = («') = («ei) (cce^) (na^h Nr. 74, 
Formel 3). Wenn nun (aei){ae2) = ist, so muss zwischen diesen 
beiden Grössen eine Zahlbeziehung bestehen, etwa hiccct) — >li(ae2)s=« o, 
oder, nach x integrirt: X^inxei) — Xiiaxe^) ^= 0; oder ^Ig/i — Xj^ = 
(nach Nr. 76, Formel 6J. Nun ist (Nr. 76, Formel 8} S = /*, le^ + fzl^ty 

oder mit Benutzung der letzten Gleichung: | = /'|(|ei+ "r"l^2)> oder, 

X s f 

wenn wir ej -}- — ^ e^ = -r- setzen : | = -^ | g. Ebenso wie | aus der 

einzigen Einheit | c , muss nun x aus e ableitbar sein. Da aber x^Xiei 
+ x^e^t ist, so muss Xi : Xz^ Xt*- X^ sein; dann ist a; = a?| (6j + "T" ^«) 

= rcj -r- ; oder, wenn wir Xi = Xi setzen: x = 8, Es fallen also beide 

Funkte x mit s zusammen. 

2) AusNr.76,Formell0folgt: (|^)' = 2 (/•„/a-/'«')« 2 (of,i «»—«„*). 

Ist nun cfiia28 — a«'«* 0; oder a^i = K^n • «^22» so kann Formel (2) der 

Nr. 90 geschrieben werden : (Vcc^i . Xi + Vöc^ . ^Y = 0. Diese Gleichung 
hat zwei gleiche Wurzeln, stellt also zwei zusammenfallende Funkte dar. 

Anmerkung. Die Hesse'sche Determinante ist, als specieller Fall 
der Functionaldeterminante, nach Nr. 72, gleich dem Fotenzwerth eines 



— 183 — 



Quotienten, und kann daher auch in der Form 



m) -' iä) m 



geschrieben werden (vgl. Nr. 76, Formel 12). Dieser Potenzwerth ist 
derselbe, welcher in Nr. 41 durch (A^) bezeichnet wurde; demnach ist 
die Hesae^sche Determinante der binären quadratischen Form gleich dem 
Potenzwerth desjenigen Quotienten, durch welchen die Funkte Ci u/nd e^ 

in die Punkte «j und St (Nr. 41 , Formel 4) d. Ä. -j^ umd -j-^ ver- 

• dt 

wandelt werden. Setzt man S =* /i^i + ^2^2» so ist -3-^ = /ii^i H-Zii^ 

=s «liCi + «2162; -5-^ = /it^i+ fti^ = ^J^ii^i + flfa^2> übereinstimmend 

mit Nr. 41, Formel 2a und 2b. — Eine weitere Anwendung der binären 
quadratischen Form nebst ihrer Hesse'schen Determinante findet sich 
in der Anmerkung zu Nr. 7. 

Beduction auf die Stammformen. — Alle Covarianten 92. 
unserer Function lassen sich nach Nr. 87 aus x — p + 1, d. h. 
aus 3 — 2+1 = 2 Stammformen ableiten ; von denen eine, 
q)Q die Function f selbst ist. 

Für (I rjy erhalten wir nach der in Nr. 88 gegebenen Begel : 

oder, da 9i = ist: 

Die Hesse'sche Determinante ist daher selbst die zweite 
Stammform. 

Andere Covarianten, die man bilden würde, konnten 
keinen quadratischen Factor, etwa {^riY enthalten; denn da 
jeder Buchstabe in der Covariante einer quadratischen Function 
nur zweimal vorkommen kann, so müssten § und 97 in dem 
übrigen Theile der Covariante fehlen, man könnte also (S^?)^ 
nach Nr. 83, Begel 3 als algebraischen Factor absondern. 
Bildet man nun einen Ausdruck von der Form (|i/)(gg) .. ., 
so giebt derselbe bei der Reduction theils Glieder, die irgend 
einen Buchstaben in der ersten Potenz enthalten, also (wegen 
<Pi = 0) gleich Null sind*, theils solche, die das Product einer 
Beihe von Quadraten sind, also die Form 9^** annehmen. Es 
sind daher alle anderen Covarianten nicht nur als rationale, 
sondern auch als ganze Functionen von (p^ darstellbar; d. h.: 
Dc^ Formensystem der Function enthält ausser q)Q selbst nur 
die eine Function tp^- 



— 184 — . 

Noch einfacher ergiebt sich dieses Resultat durch folgende 
Betrachtung: Jede Co Variante, die man bilden kann^ liat die 
Form oToi^y und da w = 2r — 2c stets gerade ist, so kann 
man schreiben: 



n 
r — 



{ax^y ,(a 2) oder: {ax^Y . (««). 

Ist nun c gerade, so ist die Co Variante, bis auf einen Zahlen- 
factor, gleich • 

»' c 

d. h. eine ganze Function der beiden Stammformen. Ist aber c 
ungerade, so kann man schreiben: 



4--1 



{ax^Y *((x^x'^) .a^"^, 

und da a^ir^ = (|iy) = ist, so verschwindet dieser Ausdruck. 

Dritter Beweis: Da {^rjY als Invariante keine üeber- 

schiebung duldet, und (|iy) als verschwindende Form auf 
keine unabhängige Form führt (vgl. Nr. 87 am Schluss), so 

ist {^fif neben f die einzige unabhängige Form. Es möge 

jedoch an der Ueberschiebung von f über (|?^) noch gezeigt 
werden, wie man beim Beweise jener Eigenschaft der ver- 
schwindenden Formen zu verfahren hat. Es ist (| 92)= (5 — V) 

=(l-5)-(ij-g)=(IS)-(^); also (f^)(n)=OT-(lg)(^g). 

Vertauscht man in dem letzten Gliede | und g, so lautet es: 

(g|)(i^|), oder, wenn man in jeder Klammer die beiden Buch- 
staben umstellt (was einer doppelten Zeichenänderung ent- 

spricht): (Ig) dl); mithin 2(i^)(g£) = (|g)2; (|^)(|g)=i(|g)^ 

p) Zwei Functionen. 
93. Zwei Functionen 

(1) ' «a?2 = 0; j3a?2 = o, 

worin 

(la) X = x^e^ -}- x^e^ 

ist, und die man auch schreiben kann 



«11^1^ + 2a,2^i ^2 + «22 V = 
2+2/Ji2a;,a?2 + ^22V = 0, 



repräsentiren 0wei Punktepaare auf einer Geraden. 



— 185 — 

Covarianten, 1) Das System der beiden Formen besitzt 
zunächst die gemeinsame Hesse'sche Determinante 

welche sich von den entsprechenden Formen der einzelnen 
Functionen nur dadurch unterscheidet, dass die beiden Functio- 
nen in ihr nicht gleichgesetzt werden. In der Bezeichnung 
der Gleichungen (1) ausgedrückt, ist sie gleich (aj3) (vgl. 
Nr. 91), und es ist nun die geometrische Bedeutung der 
Gleichung *• 

(3) {aß) = 

ZU untersuchen. Nun haben wir in Nr. 90 gesehen , dass die 
Gleichung axy = die harmonische Beziehung zwischen dem 
Paare « und dem Paare ooy ausdrückt. Bezeichnen wir dieses 
Paar durch ß, so geht die harmonische Gleichung über in 
(aß) = 0] mithin ist diese Gleichung die Bedingung dafür, 
dass die beiden, durch die Functionen (1) dargestellten Paare 
harmonisch sind. 

Da die Formel (3) aussagt, dass das äussere Product von 
a und ß Null ist, so besteht zwischen diesen Grössen eine 
Zahlbeziehung. Man kann also auch schreiben: 

(3a) Aa + fA/3 = 0, 

woraus durch Multiplication mit ß wieder (3) folgt. 

Anmerkung. Des Vergleichs wegen möge hier noch die Ableitung 
desselben Resultates auf dem gewöhnlichen Wege der Coordinaten 
hinzugefügt werden. Es ist 

(S^)* =» «lifo — 2ai2(?,2 + aaßn = 0; 



oder: 



«^_2-?^ . lll_+ ilL. = 0. 



Die Gleichungen (2) können geschrieben werden: 

und wenn l^ und X^^ die Wurzeln der ersten , ^^ und yi,^ die der zweiten 
sind, 80 ist 

2 -?!«- = _ (;i. + i,) i S^^x^i^. 

Ptt Pit 



— 186 — 

Setzt mau diese Werthe in die Form (| 17)* ein , so folgt : 

lilt — H^i + h) (fti + ^f) + /*if*t = 0; 
oder : 

h — l^t h — l^i 

Wenn nun A und C die Punkte des Paares a, B und D diejenigen 
des Paares ß sind^ so sind ZiZiftifi, der Reihe nach die Coordinaten 
dieser Punkte, d. h. ihre Entfernungen von einem festen Punkte 0\ 
also ist 

oder: 

B-A _ B — C 

D- A B — C 

wodurch das Paar {AG) als harmonisch mit dem Paare {BD) nach- 
gewiesen ist. 

2) Da I uüd ri nicht gleichbedeutend sind, so wird der 
Ausdruck (i,rj) nicht identisch Null sein; denn (|^) ist nicht 
dasselbe wie (lyS). Wir haben daher noch die Govariante 

zu betrachten^ für welche r = 2, c=l, und deren Grad 
n' = wr — cp =^2 ist. Sie ist nach Nr. 72 die Fundional- 
determinante des Systems der beiden Functionen. In der Be- 
zeichnung von (1) ausgedrückt ist sie (aß)x^, und es handelt 
sich noch um die geometrische Bedeutung der Gleichung 

(4) (aß)x'^ = 0. 

Dieselbe drückt als binäre quadratische Form zunächst ein 
Punktepaar aus. Sei dasselbe mit y bezeichnet^ so ist yx^:=0 
dieselbe Gleichung, mithin 

(5) {aß) = y. 

Fügen wir den beiden Seiten dieser Gleichung a oder ß als 
äusseren Factor hinzu, so wird die linke Seite jedesmal Null 
(nach den Gesetzen der äusseren Multiplication) ; mithin ist 

(6) (ay) = und (ßy)=.0. 

Diese Gleichungen aber sagen, wie oben gefunden wurde, 
aus, dass sowohl das Paar a wie das Paar ß mit y harmonisch 
ist. Mithin stellt {aß)x^ = dasjenige Funlctepaar dar, 
welches mit den Paaren a und ß gleichzeitig harmonisch ist, 
oder (nach Nr. 37) die Doppelpunkte der durch die Paare a 
und ß bestimmten Involution. 



- 187 - 

ReducHon auf die Stammformen. Alle Covarianten des 94. 
Systems lassen sich aas 6 — 2 -f- 1 "= 5 Stammformen ab- 
leiten ^ von denen vier bereits bekannt sind, nämlich die ge- 
gebenen Functionen g)^ und i^Q, sowie ihre Hesse'schen Deter- 
minanten 9^2 u^^ ^2* ^^^ Beduction der beiden oben gegebenen 
Covarianten liefert: 

(6a) (aß)x'^ = (1^) = (g _ iy) = 9,, - V', ; 

(«^)=(|l,)2 = (|-,^)2==|2_2|^ + ^2 = ^^_2g,^^^ + ^^. 

Zu den vier bekannten Stammformen kommen also noch zwei, 
nämlich 9^ und ^^ hinzu, von denen jedoch eine willkürlich 
bestimmt werden kann. Wir bilden zu diesem Zweck 

und erhalten durch Subtraction dieser Gleichung von der 
vorigen : 

(6b) ar,y - iar,)y = 9,, + v», - (9,* + Vi^). 

Darauf bestimmen wir (p^ und ^^ durch die Gleichung 
in Verbindung mit (6a), woraus folgt: 

9i = (l'?)(^); ^i-(l'?)(^), 

während (6b) übergeht in: 

(6c) (aß) = (^) + ip + l{aß)x^2'' 

Um diese Gleichung schliesslich homogen zu machen, müssen 
wir ihren drei ersten Gliedern resp. die Factoren ccx^ . ßx'^, 
{ßx'^y, {ccx^y hinzufügen, und erhalten: 

(7) axKßxKiaß)=^[ia'^) . (ßx^f+m . {ax^^ + [{«ß)x^y, 
oder in der früheren Bezeichnung: 

(8) ip.MivY = 9^t2 + ^'fi + mv)?'*) 

Bei der Bildung weiterer Ciovarianten trifft das an ent- 
sprechender Stelle in Nr. 92 Gesagte auch hier zu. Da nun, 
wie aus der letzten Formel hervorgeht, (Siy)^ nicht als ganze. 



*) Identisch mit den Formeln in Clebsch, Binäre Formen, S. 119, 
(10) u. S. 197| (1). — Auch für Formen von höherem als zweitem Grade 
giltig. 



— 188 — 

und (1^) nicht einmal als rationale Function der übrigen 
5 Formen auftritt, so sind beide Formen unabhängig (nach 
Nr. 87 am Schluss). Das Formensystem der beiden Functionen 
enthält demnach ausser den vier Formen gp^, tp^, %, ^2 ^^^ 
noch die leiden Formen {^riY und (S^). 
95. unter den abhängigen Formen des Systems sei noch er- 
wähnt die Hesse* sehe Determinante von (Si?). Um dieselbe 
durch andere Formen auszudrücken, nehmen wir aus der 
Formel (7) den Werth 

Da links die gleich Null zu setzende Function (I17) steht, so 
ist auch die rechte Seite der Gleichung Null, und wenn wir 
setzen 

px — -A^ij ax — -A.2, "2 -^11» 2 "^12 7 2 — ^^' 

so erhält die Gleichung die Form 

A,,X,^ + 2A,,X,X, + 422^2' = 0. 

Da dieselbe mit (2) in Nr. 90 übereinstimmt, so ist ihre 
Hesse'sche Determinante (welche gleichzeitig diejenige von (| r^) 
ist) nach S. 182 2) gleich 2(AnA22 — ^n^)- Andrerseits ist 
dieselbe gleich [{ccßy}. Wir erhalten mithin, wenn wir die 
Grössen A durch ihre Werthe ersetzen: 

(9) K^ßf] = 1 [(«^) . (ß^) - [(aß)^]. *) 

Die Hesse'sche Determinante der Functionaldeterminante 
zweier binärer quadratischer Formen heisst die Resultante des 
Systems der beiden Formen. Berechnet man sie nämlich in 
Function der Coefficienten der Coordinaten- Gleichungen, so 
nimmt sie die Form an, zu der wir im ersten Beispiel am 
Schluss von Nr. 71 gelangten, d.h.: sie ist das Resultat der 
Elimination von x^ und x^ zwischen den beiden Formen. 

y) Drei Functionen. 

%^ Drei Functionen 

(1) -ax^ = 0', ßx'^ = 0\ ya;2 = 0, 



*) IdentiBch mit der Formel bei Clebsch a. a. 0. am Schlnss vom 
§ 67. 



— 189 — 
worin 

ist, repräsentiren drei Punktepaare auf einer Geraden, 

Covarianten. Um eine gemeinsame Covariante der drei 
Functionen zu finden, haben wir in der Formel w=wr — cp 
zu setzen r = 3. Die Annahme c = *S führt auf die Form 

oder in andrer Bezeichnung (ccßy). Dieselbe ist, da w'«=sO, 
eine Invariante, und ihr Verschwinden bedeutet das Vor- 
handensein einer geometrischen Beziehung zwischen den drei 
Punktepaaren. Nach Gleichung (5) der Nr. 93 bedeutet nun 
die Gleichung (ccß) = d, dass das Paar a und das Paar ß 
beide mit einem Paare d harmonisch sind. Fügen wir auf 
beiden Seiten dieser Gleichung den äusseren Factor y hinzu, 
80 ist {ccßy) = (ßy). Wenn nun 

(2) (aßy) = 

ist, so ist auch 

{dy) = 0; 

d. h. nach Formel (3) der Nr. 93 : auch y ist mit 8 harmonisch. 
Die Gleichung (2) drückt also aus, dass die drei Pa^re a, j3, y 
alle mit einem Paare d harmonisch sind, d, h. (nach „Raum- 
lehre^' Nr. 171), dass sie involutorisch sind. 

Da die Formel (2) aussagt, dass das äussere Product von 
CK, ß und y Null ist, so besteht zwischen diesen Grössen eine 
Zahlbeziehung. Man kann also auch schreiben: 

(2a) Aa + ft/J + i/y = 0, 

woraus durch Multiplication mit ßy wieder (2) folgt. Liegen 
die Paare a, ß, y auf drei verschiedenen Geraden, so drücken 
die Formeln (2) und (2a) aus, dass a, ß, y einen involutori- 
schen Verein bilden. (Vgl. Nr. 39). 

Beduction auf die Stammformen. — Alle Covarianten des 97, 
Systems lassen sich aus 9 — 2 + 1 *= 8 Stammformen ab- 
leiten, von denen sechs bereits bekannt sind, nämlich die 
gegebenen Functionen qpQ, ^q, %q, und ihre Hesse'schen Deter- 
minanten 92>^2;%2- Durch Reduction der oben gegebenen 
Covariante erhalten wir: 



— 190 — 

oder, da Anfangs- und Endglied sich heben: 

Von den drei neuen Stammformen <Pi^iXi I^a.nn die eine be- 
seitigt werden; wir ersetzen sie jedoch sämmtlich (ähnlich 
wie in Nr. 94) durch andre Formen , indem wir aus (6a) in 
Nr. 94 entnehmen: 

*i - 9i = — («/J)^^; %i — V'i = — (ßy)x'^j 

g)t—Xi = — (ycc)x\ 

Ersetzen wir ausserdem 92;^2;%2 ^^^ ^^^ linke Seite der 
Gleichung durch ihre Werthe in Function von x, so folgt: 

(aßr) = - i[(«^) . {ßy)x^ + (ß^) . (r'Ox^ •+ ry) . iaß)x^] . 

Um schliesslich diese Gleichung homogen zu machen, mul- 
tipliciren wir ihre Glieder resp. mit ax"^ . ßx^.yx"^, ßx^.yx^y 
yx^,ax*-y ax'^.ßx^y und erhalten: 

(3) ax'^ . ßx'^ . yx'^ . {aßy) == — ^ [ßx'^ . yx^ . (a^) . {ßy)x'^ 

+ yx'^. ax^. {ß'^).(ycc)x^ + ax\ ßx\ (y^). (aß)x^] 

oder in der früheren Bezeichnung«: 

(4) g^oV^o^^oC^^) (^O(SS) = — i[toXo9>2(nt) + XoV^oMti) 

+ 9^0*0X2(5^?)].*) 

Die Covariante {aßy) ist nach diesem Besultat eine unabhän- 
gige Form. 

Es ist nun noch der Fall r = 3, c = 2 zu untersuchen. 
Dieser führt auf die Form 

(l^)(IO. 

Die Reduction liefert: 

= gjj — Vi 9)1 — <Pi%i+ ^iZi 
oder, mit 2 multiplicirt: 



*) Auch für Formen von höherem als zweitem Grade giltig. 



— 191 — 
Nan ist nach den Formeln (6b) und (6c) der Nr. 94: 

- 2t,g>, = [ißa)x^Y = ißa) - (?!)±i^; 

- 29.Z1 = [(«y)a:']^ = («y) - ^-^^ 5 

mithin durch Einsetzung dieser Werthe: 

2{aßy)x^ = ißa) + (ay) - (^y), 
oder^ homogen gemacht: 

(5) 2(aßy)x^ = yx^ . (/Ja) + ßx^ . (ay) — aa;^ . (ßy), 
oder in der früheren Bezeichnung: 

(6) 2(|i,)(|g) = x,{W + *oa5)' - 9o('/0'- *) 

Die Form (£^)(IS) erweist sich hiernach als eine abhängige. 
Nimmt man r grösser als 3 an ^ so muss man schliesslich 
durch Gleichsetzung die Zahl der verwendeten Buchstaben 
auf 3 reduciren. Es entstehen dabei in ähnlicher Weise wie 
früher Factoren von der Form 92" ^^^ ^^^^ Neubildungen 
erscheinen als ganze Functionen der bisher betrachteten. 
Das Formensystem der drei Functionen enthält hiernach ausser 

dm Formen 9?o, %, U 9v ^2; Xi^ (S n), (^ S)? in l\ (5 vfy (S S)^ {vtf 
nur noch die eine gemeinsa^ne Form (|i?)(i7S)(f6). 

9) Vier und mehr Functionen. 

Im Falle von 4Functionen gestattet dieFormel n=nr—cpy 98. 
oder n' = 8 — 2c die beiden Annahmen c = 4 und c == 3. 
Für c SS 4 hat man 

-l^iPii + l^-n^) 

wobei aus dem letzten Gliede durch circuläre Vertauschung 
der Buchstaben noch drei neue Glieder hervorgehen. Diese 
Gleichung kann man schreiben: 

— 9>2(^iZi + a^i^i — ^('lOJi) 

oder nach den Formeln der vorigen Nr.: 



*) Siehe Anm. zu Formel (4). 



— 192 - 

(^ccßyS) = («•)W + (P')<*') + 2 [Miiei _ ML] 

Diese GleichuDg lässt durch ihre Homogenität bereits erken- 
nen, dass (aßyd) als ganze Function niederer Formen dar- 
stellbar ^ also keine unabhängige Form ist. 

Dasselbe Resultat \?ürde sich für die aus dem Falle c »= 3 
entspringende Form {^i])(ri^)(j^^) ergeben, sodass hiernach 
ein System von vier Functionen .keine unabhängige gemeinsame 
Covariante besitzt. Wir schliessen hieraus , dass dasselbe auch 
für Systeme von mehr als vier Functionen zutrifft. 

Ein System von n binären quadratischen Functionen be- 
sitzt hiemach folgendes Formensystem: 

a) Aus je einer Function gebildet: 

1 . Die n Functionen selbst. 

2. Die n Hesse'schen Determinanten von der Form 

b) Aus je zwei Functionen gebildet: 

3. Die ^ ,7" Hesse'schen Determinanten von der 
Form (|iy)2. 

4. Die — - — - Functional- Determinanten von der 

Form (|iy). 

c) Aus je drei Functionen gebildet: 

5. Die ^7" 2 3~" Invarianten von der Form 



b) Die Function 3. Grades. (CubiBche Form.) 
a) Eine Function. 

99. Die allgemeine Form dieser Function ist 

(1) ax^ = 0, 

oder wenn man 

( JL a ) sc s=s oCt e* ~t~ '^2 2 

setzt: 



— 193 — 

Durch eine ähnliche Betrachtung wie bei der binären 
quadratischen Form findet man, dass die culiscJie Form eine 
dreigliedrige FunJctreihe {oder einen dreigliedrigen Stralen- 
hüscJiel) vorstellt. 

Canonische Formen, — Um für die Gleichung (2) eine 
canonische Form zu finden , nehmen wir erstens an , dass zwei 
der dargestellten Punkte mit e^ und e.^ zusammenfallen. Dann 
ist nach (1) 

ae^^ = 0; aaj^ = . 
oder 

«111 = 0; «222 = 0, 

sodass Gleichung (2) die Form annimmt: 

«112^l''^2 "l «122*^1 '''2* ''^^ ^; 

oder 

(3) ^i^2(«ii2^i + «122^2) = 0. 

Der dritte Punkt der Function ist also dargestellt durch die 
Gleichung: 

«112*^1 I «122*^2 '^^ ^' 

Ist auch «112 = 0; so folgt aus' dieser Gleichung a;2 = 0-, 
d. h. der dritte Punkt fällt mit dem ersten {e^) zusammen. 
In diesem besonderen Falle also reducirt sich die canonische 
Form auf 

1 2 ^^ v. 

* 

Um eine zweite canonische Form zu finden ^ stellen wir 
eine Betrachtung, an, welche der bei der quadratischen Form 
gemachten analog ist. Dort wurden ßj und 62 ^Is harmonische 
Punkte zu den beiden Punkten (Xj und X.^) der Function 
angenommen. Die BedingungsgTeichung dieses harmonischen 
Verhältnisses kann nun („Raumlehre'^ Nr. 172) geschrieben 
werden : 

^1 — ^1 I ^1 — -^2 __ Q. 

62 — Xi €2 — Xj 

und diese Gleichung lässt sich für die drei Punkte (X^XjXg) 
einer cubischen Function zu folgender Form erweitern: 

v^; ej - X "^ ^2 - x^ "^ e,;- X, ~ '^' 

Sohle gel, Elemente. 13 



194 — 



Setzen wir nun 




, 


(«1 + «2) ^1 — «1^1 + «2^2 ; 






{ß, + ß2)X, = ß,e, + ß,e,', 






i?\ +^2) ^3 — ^1^1 +^2^2 7 






folglich: 










y« 

y.' 


so geht Gleichung (4) über in 






■ a* , ßt , Yt 
''i ^ |5i ^ Vi 







Nun sind — , -|^, — als Coordinaten der Punkte X. X, Xo 
«1 ' ft ' yi ^ 1 2 j 

die drei Wurzeln der Gleichung (2). Wenn also die Summe 
dieser Wurzeln gleich Null ist, so ist 

(5) «122 = 0. 

Durch die Gleichung (4) ist der Punkt $2 bestimmt, so- 
bald man e^ irgendwie bestimmt hat. Um die Punctions- 
gleichung noch weiter zu vereinfachen, stellen wir eine neue 
Gleichung zwischen e^ und 63 auf, welche dann in Verbindung 
mit (4) beide Punkte vollständig bestimmen wird. Wir be- 
merken für diesen Zweck, dass die Bedingungsgleichung des 
harmonischen Verhältnisses auch geschrieben werden kann: 

^2 — -^1 I ^2 — -^2 

und diese Gleichung giebt Anlass zu der erweiterten Form: 
Die Substitutionen (4a) geben: 

0^2 ' |52 ' y2 ' 

oder, mit "^^^'^^ multiplicirt : 

P2 . y2 [ y2 . «2 j_ ^» . Pg — - Q 
' ßt yi "*" yi * «1 ' «1 ßi 

Diese Gleichung, welche aussagt, dass die Summe der Pro- 
ducte je zweier Wurzeln der Gleichung (2) gleich Null ist, 
ist gleichbedeutend mit 

(7) «112 = 0. 



— 195 - 

Bestimmt man also die Punkte e^ und 62 durch die 
Gleichungen (4) und (6), so lautet die canonische Form von (2) : 

(8) «111^1^+ «222^2^ = 0. 

Die Gleichungen (5) und (7) können geschriehen werden : 

Da a die Punktreihe X^ Xg X3 vorstellt, so ist die geometrische 
Bedeutung dieser Gleichung in der That dieselbe wie die von 
(4) und (6). Dieselbe geometrische Beziehung wie zwischen 
dem Paar e^ 62 und der Reihe X^ X2 X3 wird nun obwalten 
zwischen irgend einem Punktepaar xy und der Reihe X^ Xj X3, 
wenn man hat: 

(9) axy'^ = 0] ax^y = 0. 

Es ist aber weiter: 

Sax'^ = fii)'^ Qax = pK 

Die Gleichungen (9) können also geschrieben werden: 

Wir sagen hiemach, in üebereinstimmung mit Nr. 90: Wenn 
a eine dreigliedrige Punktreihe, und x ein beliebiger Punkt 
auf derselben Geraden ist, so ist ax*^ Qiarmonisehes) Gen- 
trum erster Ordnung zu der Punktreihe a in Bezug 
auf den Pol x. Und es ist ux {harmonisches) Gentrum 
zweiter Ordnung zu der Punktreihe a in Bezug auf 
den Pol X. 

Die geometrische Bedeutung der Gleichungen (4) und (6) 
als Bedingungen für die canonische Form (8) lässt sich also 
wie folgt aussprechen: Damit eine binäre cubische Form sich 
auf die canonische Form (8) redudre, müssen die Punkte e^ 
und ^2 so gewählt werden, dass jeder von ihnen harmonisches 
Centrum erster Ordnung zu der Punktreihe a ist, in Bezug 
auf den andern als Pol. 

Govarianten, Zur vorläufigen üebersicht mögen alle den 100. 
Werthen r = 2, 3, 4, 5 entsprechenden Bildungen aufgestellt 
werden, soweit dieselben durch Ueberschiebungen über un- 
abhängige Formen zu Stande kommen. 

13* 





f 


f 


(1^)' 


(«■ji" 


' 


« 


«■ 


2 


3 


2 


2 


3 


f 


f 


• (l# 


("■) 


2 


3 





i 


t 


^Vi)' 


(Hl'dti 


(«■)«? 


3 


3 


3 


2 


f 


(W' 


• (S)'(R)M 


(«■)« 


3 


4 


1 


1 


f 


(w(r£i 


• (sl)<(iT)(m 


(.1);.' 


4 


4 


i 


' 1 


f 




}• ({?)■(£»)■(«) 


(.<).■ 


4 


6 


2 


3 
2 


f 


(Sl)" 


} («'(£»;•(«) (i*) 


{«-) 


4 


6 





1 


t 


KIlW' 


>{li)'(t»)'(l-)') 


(.•)«> 


5 


7 


ß 


2 

1 


f 

(£1)' 


({i)'(la 


]•(»■(£»)■ (fijCS) 


(«•)«■ 


5 


ö 


3 


3 

2 


f 




j<(5)'(ie)'(T")(Ä(S) 


(«•)« 


5 


7 


' 



Von Formen höherer Orduuag fehlen in dieser Tabelle 
(in der die abhängigen Formen durch einen Stern hervor- 
gehoben sind) nur noch die Ueberschiebungen über die 
3. Potenz von (|»))^ und die zweite von (|ij)*(S£), weil diese 
Potenzen, wie unten gezeigt wird, abhängige Formen sind, 
und die Ueberschiebungen von (S);)'{S5) ober sich selbst und 
Ober das Quadrat von {!»))*. 

1) Wir betrachten zunächst die Form 

die Hesse'sche Determinante der Function. In andrer Bezeich- 
nung, mit Null gleichgesetzt, lautet sie: 
(ß')a;2 = 0. 

*) Diese Form ist sofort ala abhängige zu erkeDuen uach Nr. 83, 
Regel 3. Von den folgenden beiden wird nur die letzte in ßesug anf 
ihre Unabhängigkeit untersucht zn werden brauchen. 



— 197 — 

Um ihre geometrische Bedeutung zu finden, multipliciren 
wir die Gleichungen (9), nachdem wir sie auf die Form 
gebracht: 

und erhalten 

oder, falls nicht x und y zusammenfallen, durch Weglassung 
des Factors {xy)\ 

(10) ixy) = a\ 

Demnach repräsentirt «^ diejenigen zwei Punkte, welche in 
Bezug auf einander harmonische Centra erster Ordnung zu der 
PunJctreihe a sind, und a^x'^ = ist die Gleichung dieser Punkte. 
Eine weitere Eigenschaft dieser beiden Punkte ergiebt 
sich durch folgende Betrachtung: Es seien XYZ die drei 
durch a vorgestellten Punkte. Construiren wir zu jedem der- 
selben den vierten harmonischen Punkt in Bezug . auf die 
beiden andern, sodass X^ zu X, Yj zu Y und Z^ zu Z con- 
jugirt ist, dann ist, nach Nr. 90 (6) und der darauf folgenden 
Erklärung 

(11) X^{YZ)Xr, r=(ZZ)r,; Z=(XY)Z^; 
multiplicirt : 

iXYZ)==^{7Z){ZX){XY).iX,T,Z,)=={XYZ)\{XJ,Z,), 
oder, wenn wir X^ Y^Z^ durch a bezeichnen: 

d. h. : jeder der Punkte a ist vierter harmonischer Punkt zu 
dem entsprechenden Punkte a' in Bezug auf das Paar a^. 
Das Paar a^ ist also harmonisch mit jedem der drei Paare 
(XX,), (YY^), {ZZ^)y und ist das Doppelpunktpaar der durch 
jene ^ Paare gebildeten Involution. Vgl. Nr. 38. 

Es mag noch beachtet werden, dass die Hesse'sche Deter- 
minante der Hesse'schen Determinante gleich [(a^)^] = («*) ist. 

2) Wir betrachten ferner die Form: 101. 



oder in anderer Bezeichnung, und gleich Null gesetzt: 

(«3)^3^0. 



- 198 — 

Die geometrische Bedeutung von a^ findet sich, wenn wir, 
wie oben, a = XYZ setzen. Dann können wir schreiben: 

«3 = (YX)Z . {ZY)X . {XZ)Y. 

Vertauscht man aber in jeder der Formeln (11) die beiden 
Punkte jedes conjugirten Paares mit einander, so folgt: 

Xi = (zr)X; r, = (z^)r; z, = (rz)Z; 

mithin ist 

(12) a^ =^ (X,Y,Z,); 

d. h.: Die Covariante a^a;^ = stelU die drei Punkte dar, 
welche man erhält, wenn man su jedem der Funkte a den 
vierten harmonischen Punkt in Bezug auf die leiden anderen 
bestimmt. 

3) Die dritte der zu betrachtenden Formen ist 



oder in andrer Bezeichnung, und gleich Null gesetzt: 

(«4) = 0, 

Sie ist hiernach mit der oben gefundenen Hesse'schen Deter- 
minante der Hesse'schen Determinante identisch. Ihr Ver- 
schwinden bedeutet, dass das Punktepaar (a^) in einen Punkt 
zusammenfallt. Mithin werden die vierten harmonischen 
Punkte (X^Yj^i) zu diesem Punktepaar und den Punkten 
X FZ unbestimmt. Da aber Xj, Y^,Z^ auch die vierten har- 
monischen Punkte zu den Gruppen lxY\z{(YZ),X\ {ZX)yY 
sind, so müssen irgend zwei von den Punkten XYZ zu- 
sammenfallen, und dies ist die geometrische Bed&idung der 
Invariante («*). 
102. Peduction auf die Stammformen, — Alle Covarianten der 
Function lassen sich aas 4 — 2+1 = 3 Stammformen ab- 
leiten, von denen eine, tp^ die Function selbst ist. Es ist 
ferner nach Nr. 92: 

(13) {a-^)x^ = {üy = 292, 

mithin (|^)^ die zweite Stammform. Gehen wiij^ in der Reihe 
der oben aufgestellten Covarianten weiter, so findet sich 

(«^) = iüf - 0, 

nach Nr. 83, Regel 2. Sodann: 



— 199 — 

iTvnM) = (r - 2|7? + f]^)a - o, 

oder mit Weglassung der Glieder, die einen Factor in der 
ersten Potenz enthalten , und nach der Bedingung q)^ = 
verschwinden: 

(14) («3)a;3 = (1^)2 (Ig) = |3 = 9,3. 
Weiter findet man: 

ia^)x = (1^)2 (fl)(^) 2|2,2 + §2g2 4. ,2g2 _ 

(«*)«* = myrnm) — in'-Vv' — sy,^ 

_ _ _ = — i[(a^)a;T*) 

(«<)x2 = (gi?)2(g#)»(|g)==0, 

weil die Vertauschung von | mit g und von ij mit ö- die Form 
ungeändert lässt, nach Kr. 83, Regel 2. Endlich: 

(a^) = (i^)nw'(r5)(^) = - ävnü) . (öt)^(rij) 

= [|3 _ 21*^ + ,2| - |2,, + 2|ijg - f}H] 
. [—9» + 2»H - ^» + #«ij — 2#gij + ^fj], . 

oder, ausmultiplicirt, mit Weglassung der verschwindenden 
Glieder: 

= -2[(a3)a7»]2- [(a?)a;^]3. . 

Um diese Gleichung homogen zu machen ^ müssen wir ihre 
linke Seite mit (ccx^Y multipliciren^ und erhalten schliesslich: 

(15) [ax^Y • («^) = - 2[(a3)a;3]2 — [(a2)^2j3^ 
oder in der früheren Bezeichnung: 

(16) W ' C(g^)'P)HrO(^)] = - 2^3^ - 8g,,3.**) 
Hiernach ist (cc^) eine unabhängige Form. 



*) Auch auf folgende Art, nach Analogie von (^ti)(^S) ^^ Nr. 92, 

— (S^)*(f'ö')*. Vertauscht man rechts f und ^, und bringt das erste 
GUed nach links, so folgt: 2(|^)«(|j)(fä^) = — (|^)«(J^)«; oder 

(l^)'(lt)(W = -i[(l^)T. 

**) Identisch mit den Formeln bei Clebsch a. a, 0. S. 118 (7) und 
S. 337 unten. 



— 200 — 

Wir haben bis jetzt nur die den Werthen r = 2, 3, 4 
entsprechenden Covarianten betrachtet. Jede andere Covariante 
wird wieder in der allgemeinen Form 

enthalten sein, worin r und vi durch die aus w' = 3r — 2c 
folgende Bedingung 

zunächst in der Weise beschränkt sind, dass r und vi ent- 
weder gleichzeitig gerade, oder gleichzeitig imgerade sein 
müssen, und dass 3r^w' sein muss. 

Es können nun alle in der so definirten Form «** a;*' ent- 
haltenen Ausdrücke auf eine oder mehrere Weisen als Producte 
aus folgenden Formen dargestellt werden : 

d. h. aus der Function selbst, und ihren bisher ermittelten 
unabhängigen Covarianten. Diejenigen Formen, welche eine 
derartige Zerlegung nicht gestatten, sind identisch gleich Null. 
Sind P„ P2 . . • die verschiedenen Zerlegungsweisen einer 
Form oT x^\ so ist 

worin Aj Ag . . . reelle Zahlen sind. Um die Abhängigkeit einer 
Form nachzuweisen, genügt es offenbar, die Möglichkeit einer 
einzigen Zerlegung darzuthun. 

Bei der Aufstellung der verschiedenen möglichen Formen 
haben wir noch zu beachten, dass, wenn nicht schon von 
vornherein zerfallende Formen entstehen sollen, c minde- 
stens gleich r — 1 sein muss; das Maximum von vi ist also 
3r — {r — 1) 2 = r + 2. So erhalten wir folgende Reihen. 

Formen ungeraden Grades, - Formen geraden Grades. 

{a^x\ [a^x% a^x^f (a^), [a^a;^], («2^4)^ 

a^x, a^x^y w'x^j a^x^y [«*], (a^rc^), a^x^^ a*a;®, 

oi}Xy a^x^, a^x^, a^x'^^tOx^y a^, a^x^y a^x^j a^x^y a^x^. 

Hierbei sind die unabhängigen Formen in eckige, die als 
verschwindende bereits bekannten (incl. {i,ri) = a?x^) in runde 



— 201 — 

Klammern geschlossen. Die übrigen lassen sich der Reihe 
nach als Producte von «^ oder o^x^ und einer bereits be- 
kannten Form darstellen (mit einziger Ausnahme von a^oc)^ 
und sind daher entweder abhängige oder verschwindende 
Formen (letzteres in dem Falle, wo der eine Factor selbst 
eine verschwindende Form ist. Der Üeberschiebungs-Ausdruck 
der Form verschwindet alsdann nach Nr. 83, Regel 2). 

Anmerkung. In der oben gegebenen Uebersicht über die den 
Werthen r = 2 bis 5 entsprechenden Formen kam es wiederholt vor, 
dass derselbe Ausdruck Resultat von mehreren Bildungen war. Es ist 
hiernach denkbar (und kommt bei den Formen von höherem als dem 
4. Grade wirklich vor), dass verschiedene Bildungen auf unabhängige 
Formen von gleichem Grade und gleicher Ordnung führen. Insbesondere 
können Covarianten einer Form in Grad und Ordnung mit Covarianten 
ihrer eigenen Covarianten übereinstimmen , ohne doch mit ihnen iden- 
tisch zu sein. In diesem Falle verliert der Ausdruck a*"«?** seine Ein- 
deutigkeit, und seine Zerlegbarkeit in Formen niederer. Art erlaubt 

nur den Schluss, dass, wenn J?i,^2 zwei gleichzeitig durch tü'oip' dar- 
gestellte Bildungen sind, eine Gleichung von der Form 

besteht^ d. h. dass die eine unabhängige Form i^^ durch die andre 2?2 
ersetzt werden kann. Ein Beispiel giebt Formel (11) S. 283 bei Clebsch 
a. a. 0. Vgl. auch Nr. 85. , 

Es ist nun noch ofix zu untersuchen, oder 



Berechnet man die beiden. Theile {^tifi^^y und (S«)(^3<)(gx) 
einzeln, so können alle Glieder, welche -Ö- und ;c in der ersten 
Potenz enthalten, wegbleiben, und die Multiplication der 
übrig bleibenden Ausdrücke zeigt, dass auch diese Co Variante 
gleich Null ist. 

Hiernach enthält das vollständige Formensystem der cu- 
bischen binären Form nur vier Formen, deren Charactere (c) 
in Abhängigkeit von Grad (n) und Ordnung (r) in folgendem 
Schema dargestellt sind. 



n = 



r = 



1 

2 
3 

1 4 





1 


2 


3 


6 


• 


2 





3 



-- 202 - 



103. 



ß) Zwei Functionen. 
Zwei Functionen: 

repräsentiren zwei Punktetripel auf einer Geraden. 

Covarianten. Ausser den acht Formen, welche den beiden 
Functionen, jede für sich genommen, angehören, nämlich: 

sind noch sämmtliche in Nr. 100 aufgestellten üeberschiebun- 
gen zu bilden, und zwar so, dass die beiden Theile der 
üeberschiebung je einer Form angehören. Dadurch entsteht 
folgendes System: 



Uebers 
von 


chiebg. 
über 


1. 


2. 


3. 


Uebers 
von 


chiebg. 
über 


1. 


2. 


3. 


ax^ 


(?a;» 


aßx^ 


ccßx^ 


aß 


a*a;* 


ß^x^ 


a^ß^x^ 


««(3* 




ax^ 


I3«a;« 


ccß^x^ 


ccß^x 




a^x^ 


ß^X^ 


*a*j3'a;3 


a^ß^x 




a*a?* 


ßx^ 


a^ßx^ 


cc^ßx 




«3^3 


ß^X^ 


tcc^ß^x^ 


a^ß^x 


1 


ax^ 


ß^x^ 


* aß^x* 


ccß^x^ 


aß^ 


a^x^ 


ß^x^ 


*a3|J8^4 


*a^ß^a^ 


ec^ß^ 


a^x^ 


ßx^ 


* a^ßx* 


a^ßx* 


a^ß 


aW 


[ß^x'^Y 


*a^ß^x^ 


*a''|52a;3. 


a^ß^x 


ax^ 


[ß^x^]^ 


*aß*x^ 


*aßW 


aß^x 


[««ä;«]* 


ßW 


*a*ß^x^ 


*cc^ß^x^ 


tt^ß^X 


[a^x^Y 


ßx^ 


* a*ßx^ 


*a^ßx^ 


CL^ßX 













Die abhängigen Formen sind wieder durch einen Stern 
hervorgehoben. *) 
104. Beduction auf die Stammformen. Alle Covarianten des 
Systems lassen sich aus 8 — 2 + 1 = 7 Stammformen ableiten, 
von denen sechs bereits bekannt sind, nämlich 9?o 9^2 93 ^0^2 ^3' 
Es ist ferner, wie früher: 

und man kann bei der Beduction auf die Stammformen mit- 
telst dieser Gleichung eine der Formen 9^ und ^^ eliminiren 
und die andere willkürlich bestimmen. Es ist dann {^rj) selbst 
die siebente Stammform. Nachdem in Nr. 94 Formel (8) be- 



♦) Vgl. Clebsch a. a. O. §. 61. 



— 203 — 

reits die Ableitung von (|i?)^ gegeben ist, möge hier noch 
als Beispiel die von {^rjY folgen. 

i^Vy = 93 + 3(9)j^2 — ^1^2) — ^3* — ^^^ erhält zu- 
nächst durch die Substitutionen: 

9^1 = i^v) + ^1 ; *i = 9i — (S^) 

ÜV? = 93 — *3 + 3(1 1?) (9)2 + ^2) — 3(^1 92 — ti ^2)^ 
Aehnlich wie in Nr. 94 subti^hirt man hiervon : 

und erhält: 

{Uf - [{UW = 9z-% + HU) (9^2 +^2) 

— [9^1^ — 39)1^1(9)1 — ^1) + 3(9?i9)2 - tx^2) — ^1^]- 
Man bestimmt nun (p^ und ^^ durch die Gleichung: 

9^1^ — 391^1(9^1 — f\) + 3(9)19)2 — ^1^2) — ^1^== 
oder: 

(9i -- 'l>d^ = — 3 (9), 9)2 — *i ^2) 
in Verbindung mit 

9^1 — ^l = (l^); 

woraus folgt: 

9^i(9>2 — ^2) = — \[klvW— %{ln)\ 

ti (92 — ^2) = -- 1 [(S 'y)]^ — 9^2 (§ ^) • 
Die Hauptgleichung aber geht über in: 

iUf = 93 - ts + H^v) (92 + i>2) + [(I'J)]', 

oder : 

homogen gemacht: 

[ax^f . [ßx^Y . (aß) = [ßx^Y . itt^)x^ — [a«»]» . (ß^)x^ 

+ f («/3)a;<, {[ßx,]^ . {a^)x^+ [ax^]\ (ß')x^] + [(aß)x*]\ 

oder in andrer Bezeichnung: 

(2) 9^0^ V^^)' = V9^3— 9?0^^3+ ^W9>2+Wt2)(U) 

+ [(S^)P.*) 

Nach diesen Resultaten sind die Formen (|i?); (1^)^; (1^)^ 
sämmtlich unabhängig. 



« 



) Auch für Formen von höherem Skh drittem Grade giltig. 



— 204 — 

Anmerkung. Für die Bestimmung der Functionen (pi und '^i, 
welche in jedem einzelnen Falle durch eine besondere Gleichung erfolgt^ 
mangelt es einstweilen noch an einem festen Principe. — Andere, 
zwischen den Covarianten bestehende Beziehungen, wie sie bei Clebsch 
a. a. 0. S. 223 — 228 abgeleitet worden, sind specielle Fälle solcher 
Beziehungen , welche zwischen den Covarianten binärer Functionen von 
beliebigem Grade stattfinden, und werden theilweise in Nr, 112 ihre 
Erledigung finden. • 

• 

c) Die Function 4« Grades« (Biquadratische Form.) 

105. Die allgemeine Form dieser Function ist 
(1) ax^ = 0, 

oder, wenn man 

(18.) tX/ ^==5 •^1^1 i~ *^2^2 

setzt: 

(2) ^Jiii^i "1 ^ttj^jjÄJj ^2 "T* ^^J122^1 *^2 "1 4 «1222*^1 "^2 

Sie stellt eine viergliedrige Funkt/reihe oder einen vietyliedrigen 

Stralenhüschel vor. 

Canonische Formen. Um für die Gleichung (2) eine 

canonische Form zu finden, nehmen wir erstens an, dass zwei 

der dargestellten Punkte mit e^ und Cj zusammenfallen. Dann 

ist nach (1): 

ae/==0; ae/ = 0; 
oder 

^1111 =^ ^5 ^2222 =^ ^) 
sodass Gleichung (2) die Form annimmt: 

(o) ^i^Z^jV^ ^11 12*^1 "r *^ ^11 22*^1 ^2 "l ^^1222*^^2 ) = V. 

Die beiden übrigen Punkte der Function sind also dargestellt 
durch die Gleichung: 

^^1112*^1 "1 t5ajj22^1*^2 I ^^^1222 ^2 '^^ ^« 

Ist auch «1^22 = 0; s^ s^^^ diese beide# Punkte (nach 
Nr. 90) mit e^ und Cj harmonisch, und die canonische Form 
reducirt sich auf 

^1112*^1 *^2 i ^1222 '^1^2 *^ ^' 

Um eine zweite canonische Form zu finden, bezeichnen 
wir die vier Punkte der Function mit X^ Xj X3 X^ , und 



— 205 — 

bestimmen (analog mit Nr. .99) e, und e^ durch die Be- 
dingungen : 



(4) 



^t — -^1 I ^2 — -^2 I ^2 "^ ^3 I ^ 2 — -^4 n 

1 ^ V "T ^ Y I /. Y ^ ' 



Wenn dann 

(«t + «2)^1 = «1^1 +«2^2; 

(^1 + ^2)^3 = ^^! +^2^2 5 
(*1 + ^2)^4 = *l^l + *2^2 

gesetzt wird, woraus folgt: 

^1 — ^1 ,^ _ f^ . g| — •^'2 ^_ ßt, 

€2 — Xi ffl ' «2 — -3^2 ß ' 



1 



(4a) 

^t-^-ys _y2. ^l'~^4 ^ 

f2-X,— y, ' e2--X4"- d, ' 

SO gehen die Gleichungen (4) über in 

«i + ßt^yi^^i" ^' c.2 + |?2^y2 "^(y«"^^' 
Multiplicirt man die zweite derselben mit ^'^'^'/ , so lau- 
tet sie: 

P2 72 ^t [ 72 , ^2 , <yt 1 ^2 , ^^2 , P2 I *^« . P» . y» ^^ Q 

Nun sind — , §^, — , ^ir als Coordinaten der Punkte X, X^X^X. 

«i' Pi' y,' dl 12 3 4 

die Wurzeln der Gleichung (2). Mithin sind die beiden letzt- 
erhaltenen Gleichungen gleichbedeutend mit 

(5) «1112 = 0; «1222 = 0. 

Bestimmt man also die Punkte Ci und Cj durch die Glei- 
chungen (4), so lautet die canonische Form von (2) 

W ^iiii^i ~r *^ ^1122*^1 ^2 "r ^2222^2 = ^• 

Die Gleichungen (5) können geschrieben werden: 

und drücken auch in dieser Gestalt die geometrische Be- 
ziehung aus, welche zwischen e, und e,^ einerseits und den 
Punkten der Function andrerseits besteht. Setzt man zwei 



— 206 — 

beliebige Punkte x und y an die Stelle von e^ und ^j, so ist 
dieselbe Beziehung ausgedrückt durch die Gleichungen: 

(7) ax^y = 0] axy^ = 0. 

Da nun 

ist, so können die Gleichungen (7) auch geschrieben werden: 

Wir sagen demnach (übereinstimmend mit Nr. 99) : W^n a 
eine viergliedrige Punktreihe, und x ein beliebiger Punkt auf 
derselben Geraden ist, so ist ax^ Centrum erster, und ax 
Centrum dritter Ordnung m der Punktreihe a in Bezug 
auf den Pol x. 

Damit also eine ünäre biqua^ratische Form sich auf die 
canonische Form (6) reducire, müssen die Punkte e^ und e2 so 
gewählt werden, dass jeder von ihnen harmonisches Centrum 
erster Ordnung zu der Punktreihe cc ist, in Bezug auf den 
andern als Pol. 

Bemerkenswerth »ist noch, dass*die Gleichungen (4) auch 
befriedigt werden durch das Systeui 

Denn durch Addition dieser Gleichungen erhält man die obere 
der Gleichungen (4), und da die eben aufgestellten Gleichungen 
auch geschrieben werden können 

^a ^ 1 I g« X2 ß, €2 X3 I gg Xj rv 

ei — Xi "^ Ci - Xg ~~ ^' ei — Xg "^ Ci - X4 "" ^' 
SO zeigt sich, dass man durch Addition dieser Gleichungen 
auch die untere (4) erhält. 

Durch das System (8) sind aber e^ und e^ als Doppel- 
punkte der du/rch die 4 Punkte der Function gegebenen Invo- 
lution bestimmt Es reicht also diese Bestimmung zur Her- 
Stellung der canonischen Form (6) aus. 

In einem speciellen Falle gestattet die Form (6) npch 
eine weitere Vereinfachung. Dieselbe tritt ein, wenn die 
vier Punkte der Function so beschaffen sind, dass 

^1122 "^ ^• 
Die canonische Form ist dann 

(9) ^ihi^i I ^2222^2 *= ^' 



— 207 — 

Nun haben wir oben geseben, dass, wenn a^u^ = ist, das 
eine Pnnktepaar der Function mit dem anderen (oben e^ und Cj) 
harmonisch ist. Diese geometrische Seziehüng der vier Punkte 
ist also äie Bedingung für die Vereinfachung der Gleichung (6) 
auf die Form (9). *) 

Covarianten. Zur Toriäufigen Uebersicht mögen alle den 106. 
Werthen r ^2 und 3 entsprechenden Bildungen aufgestellt 
werden, soweit dieselben durch üeberschiebungen über nu- 
abhängige Formen zu Stande kommen. 



vielte 


von 


über 


der CoTariante 




' 










1 


(W- 


(«■)»:' 


2 


3 


4 


3 




f 


•(£!)■ 


M»' 


2 


3 


6 


4 




f 


(!*' 


(«•) 


2 


4 


« 






(il)" 


(S *•(«£) 


(«■)»!• 


3 


3 


6 






({>!)' 


•(iil)'(iS)' 


(«■)«! 


3 


^ 


* 






(S-i)' 


•(ei)'(st)*(in 


(.>):^ 


3 


5 2 






(rn- 


(i^)"«)'«)' 


« 


9 


6 






*) Andere Ableitung dieses Besultates. — Wenn das Paar X,X, 
gleichzeitig mit X,X^, nnd mit e,ei harmoniach ist (die zweite An- 
nahme kann stets gemacht werden) dann ist nach „ßaamlehre" Nr. 170 
(am Schluss): 

«1-^. €|-X, 1 e,-X, f ,-X^ _ 
e, — Xj e, — X, ■•" f s - X, e, — X, ~ ' 
oder, mit Rücksicht auf (la) 



(a) 



= 0. 



Femer liefert die Annahme, dau X,Xi mit X,X, harmoniach ist, für 
sich allein die Gleichung: 



— 208 — 

Die abhängigen Formen sind in dieser Tabelle wieder 
durch einen Stern hervorgehoben. Die Formen höherer Ord- 
nungen sind weggelassen, weil, wie sich unten zeigen wird, 
nur noch eine derselben, nämlich die vierte üeberschiebung 

von /-über (1^)2 (l£) [in Zeichen: {lv)Hi^y(MY{v^)=WiX)^] 
einer besonderen Untersuchung bedürfen wird. 
1) Wir betrachten zunächst die Form 

die Hesse' sehe Determinante der Function. In anderer Be- 
zeichnung, mit Null gleichgesetzt, lautet sie: 

Um ihre geometrische Bedeutung zu finden, bestimmen 
wir zu je dreien der vier Punkte {XYZU) der Function die 
vierten harmonischen Punkte (X^F, Z^ U^\ sodass (nach Nr. 90, 
Formel 6) 

Z= {UZ)Y,] Y=={XZ)U,] 

,Z={UY)X^:, V--={XY)Zy. 

Durch Multiplication dieser vier Gleichungen erhält man: 

(XYZU) = {UZ)(XZ){UY){XY) . {X,Y,Z, U,)-, 

oder, wenn man {X^Y^Z^ U^) = a setzt: 

Wenn nun oben ax harmonisches Centrum dritter Ord- 
nung zu der Punktreihe a in Bezug auf den Pol x war, so 
können wir jetzt sagen : Jeder der FunJcte a ist harmonisches 
Centrum dritter Ordnung ßu der PunUreihe («^) in Bemg auf 
den entsprechenden Funkt a als Pol, 



oder wegen (a) 

^ ^ «1 Vi ^ ßi yi «1 ^\ ^ ßi ^i 

Durch Additiou von (a) und (b) aber erhält man 

"1122 = ö« 

Da ferner eiC^ mit XfXj^ harmonisch ist, so ist, wenn man eie^ durch 
die fernere Bedingung bestimmt, dass es auch mitX3X4 harmonisch sei, 

«1112 = 0; «1822 = 0, 

wie schon oben gezeigt wurde; mithin ist durch diese Annahmen die 
Form (2) auf (9) reducirt. 



— 209 — 

2) Wir betrachten ferner die Form 107. 

oder in andrer Bezeichnung, und gleich Null gesetzt i 

(«3)^6 = 0. 

Ihre geometrische Bedeutung ergiebt sich unmittelbar, wenn 
wir («3) in der Form schreiben: 

(«3) = [{XY)(ZU)] . [(XZ){TTr)] . [(XÜ){YZ)]. 

Es ist nämlicB (nach Nr. 93, Formel 5) {XY){ZU) das Paar, 
welches gleichzeitig mit (XY) undmit(ZZ7) harmonisch ist. 
Bezeichnen wir dasselbe mit (-4,2-^34), und wenden auf die 
beiden anderen eckigen Klammern analoge Bezeichnungen 
an, so ist 

(«3) -_ (^^^ ^^^) (^^^ ^^^) (J^^^ ^^^) ^ 

Bildet man also aus den vier Funkien der Function auf 
dreifache Weise je zwei Paare, und sucht zu jedem der drei 
Doppelpaare das gemeinsame harmonische Paar^ so sind diese 
drei neuen Paare dwch die Covariante (a?)x^ = dargestellt,*) 
Vgl Nr. 38. 

3) Die dritte der zu untersuchenden Formen, 



oder in andrer Bezeichnung und gleich Null gesetzt: 

(«2) = 

ist eine Invariante; ihr Verschwinden drückt also eine zwischen 
den 4 Punkten der Function bestehende Beziehung aus. Wir 
finden diese Beziehung, wenn wir sie in der Form schreiben: 

2(a2) _ (XY){ZU) . {XZ){YU) + (XUy.{YZf = 0. 



*) Weun man von der Form (a*)aj*'die Covariante (Si2)*(6S)* bil- 
det, 80 lautet dieselbe {a^)x^. Dieser Ausdruck ist aber das Product 
aus a^ und a^rc^, (weil, wie sich unten zeigen wird, die andere Zu- 
sammensetzung aus a^x^ und a^x'^ wegen a^rc* = hinfällig wird), 
unterscheidet sich also von a^x^ nur durch eine Invariante, und stellt 
daher die nämlichen 6 Punkte dar, wie a^x^\ In dieser Beziehung liegt 
der Satz: Bildet man aus den vier Punkten (oc^) auf dreifache Weise 
je zwei Paare ^ u/nd sucht zu jedem der drei Paare das gemeinsame har- 
monische Paar^ so erhält man dieselben drei Paare, als wenn man von 
den Punkten a ausgeht. 

Sohlegel, Elemente. 11 



— 210 — 

Betrachtet man in dieser Gleichung die Producte je zweier 
Buchstaben als äussere, so stellen dieselben Linientheile vor. 
Ersetzt man dieselben durch die entsprechenden Strecken 
{XY durch X — Y etc.), so geht die Gleichung in die Be- 
dingungsgleichung äquianharmonischer Punkte über. (Vgl. 
Nr. 47 am Schluss.) Mithin zeigt das Verschwinden der In- 
variante (a^) an, dass die vier FunMe der Function sich in 
äquianharmonischer Lage befinden. 
^4) Die letzte Form 




- oder in andrer Bezeichnung und gleich Null gesetzt: 

(«3) = 0, 

ist ebenfalls eine Invariante. Ihre geometrische Bedeutung 
geht unmittelbar aus der unter 2) gegebenen Form hervor: 

(«3) = l{XY)iZU)] . [{XZHTÜ}] . [iXU){rZ)] = 0. 

Diese Gleichung wird nämlich befriedigt, wenn irgend 
einer ihrer drei algebraischen Factoren gleich Null ist, z. B. 
wenn 

(xr)(z?7) = o. 

Diese Gleichung sagt aber (nach Nr. 93, Formel 3) aus, 
dass das Paar XY mit ZU harmonisch ist; mithin zeigt das 
Verschmfiden der Invariante (a^) aw, dass die vier Punkte 
der Function sich auf irgend welche Weise in harmonischer 
Lage befinden. 
108. Beduction auf die Stammformen. — Alle Co Varianten der 
Function lassen sich aus 5 — 2+1 = 4 Stammformen ab- 
leiten, von denen eine, (pQ die Function selbst ist. Es ist 
ferner 

(10) (a^)x^ = (1^)^ = 2<p^] (Nr. 102, Formel 13). 
{tt^)x^ = (X^y = 0; (Nr. 83, Regel 2). 

(11) {a^)afi = (ü)'(|g) = 93; (Nr. 102, Formel 14). 
Weiter ist 

(1^)4 = I* - 4|»ij + 61^»?' — 4|i?9 + ij* 

= 9>4 + ^W + 9i ; 
also: 

(IIa) (a^) = (|^)« = 2(91.4 + 39,3»). 



— 211 — 

Hieraus folgt: 

9E.,=i(a»)-i[(a2);r*P, 

oder^ homogen gemacht: 

oder in andrer Bezeichnung: 

(12) <P4 = i<(l?)'-392'; 
oder: 

(13) Jg'o'(N)* = 9'4 + 39.S*) 

wodurch sich (Itj)* als unabhängige Form kennzeichnet. 
Die nächste Form ist (vgl. das Beispiel in Nr. 85. Anm.) 

= i(94 + 39'2') = i(a'), 
oder, homogen gemacht: 

also eine abhängige Form. 
Die nächste Form 

(a^)a;2 = (|^)2(|g)2(^) 

verschwindet nach Nr. 83, Regel 2, wie sich zeigt, wenn man 
r^ mit 5 vertauscht. Es bleibt noch zu betrachten: 

(a')=(l^)2(l£)M"^g)'=(5--2|i?+iJ*)(g*-2|g+g^)(i22-2.jg+g2). 

Bei der Multiplication der ersten beiden Klammern können 
die Glieder, welche | in erster Potenz enthalten, wegbleiben. 
So erhält man: 

(«3)=(|4_2|3g_2|3^+4|2^g_^g2J2^|2,2^^2g2,(^2_2,g+g5) 

= 1^»?' + 1*5' — 2|3g3 — 2g3-.?3 — 8|»1j'52 + g*))'g*+ IH* 
+ |ilj< + |2lj»g2 + 1j<g2_2,3g3 + ^2g4 

(13a) (a^) = 6q)^g)^ — 6g>3^ — 6g>2^. 

-^ («3) = |(a2) [(a*)a;*] — |[(a')«*]3 — [(a')««]* — ^ [(«*) a;^]» 
= i(a*) [(«'')«'] — i[(a*)a;*]3— [(«3)3;«]% 



*) Identisch mit der zweiten Formel auf S. 337 bei Clebach a. a. 0. 

14* 



— 212 - 
oder, homogen gemacht: 

oder in andrer Bezeichnung: 



(14) iq>/ ' iivY mnvty = <po' . «Psd^»)* - 492» - 93^*) 

wodurch (a^) als unabhängige Form nachgewiesen ist. 

Die übrigen aus der Function ableitbaren Covarianten 
lassen sich entweder als Producte der Formen 

darstellen, oder sind, sofern sie diese Zerlegung nicht ge- 
statten, gleich Null. Wir erhalten mit Rücksicht auf die 
Bedingung, dass das Maximum von w' gleich 4r — (r — 1)2 
= 2r + 2 ist, die Reihen: ^ 

[«2], (a2i^2)^ [a^x^'], («^a;«). 



a' 



a^x^j a*a^, a^a;^, a*a;^, a*a? 



10 



worin die unabhängigen Formen in eckige, die bereits als 

verschwindend bekannten (incl. {^rfj = a^x^) in runde Klam- 
mern geschlossen sind. Es ist ferner a^x* bereits als ab- 
hängig nachgewiesen. Alle übrigen Formen aber sind als 
Producte früherer Formen darstellbar, mithin theils abhängige, 
theils verschwindende Formen (letzteres in dem- Falle, wo 
der eine Factor selbst eine verschwindende Form ist. Der 
lleberschiebungs- Ausdruck der Form verschwindet alsdaun 
nach Nr. 83, Regel 2). 

Hiernach enthält das vollständige Formensystem der bi- 
quadratischen binären Form nur fünf Formen, deren Cha- 
ractere (c) in Abhängigkeit von Grad (n) und Ordnung (r) 
in folgendem Schema dargestellt sind: 



n = 








% 

1 

2 
3 





2 


4 


6 


4 
6 





2 


3 



*) Identisch mit der zweiten Formel auf S. 143 bei Clebsch a. a. 0. 



— 213 — 

Unter den abhängigen Formen verdienen noch zwei eine 109. 
nähere Betrachtung. 

1) {a^)x\ ein Theil der dritten Ueberschiebung von/* über 

(S^)^(SS)« — Nach der bei den cubischen Formen gegebenen 
üebersichtstabelle ist 



und nach Nr. 102, Formel 16 ist (ohne Homogenität) : 

(«4)^4 2ip,^-8ip^\ 

Hiemach wäre {a^)x* eine unabhängige Form, da man zur 
Herstellung der Homogenität links 9?^^ hinzufügen muss. Wir 
können aber {a*)x^ durch die invarianten Bildungen (IIa) 
und (13a) der Nr. 108 ausdrücken. Zu diesem Zweck addir^n 
und subtrahiren wir rechts 29)29^4 ^^^ erhalten: 

oder, nach Formel (IIa) und (13a) Nr, 108: 

. . («V = ^-9'2(«^), 

oder, homogen gemacht: 

(15) («*)^* = <Po^-f - ni«') ■ 

Es liegt also hier der Fall vor, dass ein Ausdruck, wel- 
cher den Stammformen gegenüber unabhängig erscheint, als 
abhängige Function andrer Formen darstellbar ist. Combinirt 
man bei der Herstellung der Ueberschiebung die Buchstaben 
anders als oben, so entstehen Formen, die gleichfalls durch 
(a^)x* ausgedrückt werden, sich aber sogleich als abhängige 
Formen darstellen, indem sie entweder in (Pq{cc^) oder in 92(^0 
übergehen. Es verdient bemerkt zu werden, dass a*x^ un- 
mittelbar die Zerlegungen (cc^){ax^) und {a'^){a^x*) liefert. 

2) (a^), die sechste Ueberschiebung von (§)^)^(|g) über 
sich selbst. Aus der Form dieser Invariante schliessen wir 
auf eine Zerlegung von folgender Gestalt: 

(a«) = A[(a*)]3 + ^[(a3)P. 

Für den Fall, dass (a^) gleich Null ist, wird man haben: 

[c^ _ _ JL 



_ 214 — 

Wenn die Function f, statt auf (e,, e.^, auf zwei andere 
Punkte (fj, ^2) bezogen wird^ so ist nach Nr. 78: 

(^1^2) = ^(^1^2); 
wobei ^ der Modulus der Transformation (nach Nr. 62) ist. 
Um nun die beiden Ausdrücke 



auf das neue Punktsystem zu beziehen , hat man jedem alge- 
braischen Factor noch z/ als Factor hinzuzufügen; daher 
geht über 

(«2) in (a2)z/*; {a^) in («3)^6; 

[a^f in M5^»2. [-«3]2 in («3)^12. 

mithin bleibt der Ausdruck t—^ bei der Transformation gänz- 
lich unverändert (während sonst eine Potenz des. Modulus der 
Transformation hinzutritt). Dieser Ausdruck heisst daher eine 
absolute Invariante, Er ist also von den Coefficienten a^m etc. 
der Coordinatengleichung von f durchaus unabhängig, und 
besitzt einen absoluten Zahlenwerth, der sich lediglich nach 
der gegenseitigen Lage der vier durch die Function dar- 
gestellten Punkte richtet. Wir wollen diesen Werth bestim- 
men für den Fall dass zwei dieser Punkte zusammenfallen. 

Wenn wir zu diesem Zweck auf die erste der oben auf- 
gestellten canonischen Formen zurückgehen, so finden wir, 
dass, wenn e^ und ^2 das eine der beiden Punktepaare ist, 
das andre durch 

^1112^1 ~r Y ^1122*^1^2 "r ^1222*^2 ""^ ^; 
oder in kürzerer Bezeichnung durch 

(16) aia?j2 + — a^x^x^ -f ag^ = ö 

ausgedrückt ist. Man findet ferner: 

(17) («2) = 2(3^2^ — ^ciiCiz) ; («^) = 6a2(2aj a^ — «2^)- 

Soll nun (16) ein Paar zusammenfallender Punkte ausdrücken, 
so muss die linke Seite dieser Gleichung ein vollständiges 
Quadrat sein; d. h. man muss haben 

-^a^ = 2}/a^a^y 



f 



— 215 — 
oder 

(18) V = -9-»i«3- 

Dieser Werth, in (17) eingesetzt, giebt: 

demnach : 

[«2]3 = ^ (a, a^)^ 5 [«3]2 = I- («1 %)' 5 • 

1^ = 6 

Hiemach ist 

(«6) = [a2]3 ___ 6 [a3J2 

diejenige Invariante der Function, deren Verschwi^iden das 
Zusammenfallen von zweien ihrer Punkte bedeutet. 



Diejenige Invariante einer binären Function, welche 110. 
diese Eigenschaft besitzt, heisst ihre Discrifninante. Da nun 
n Punkte, von denen zwei zusammenfallen, in Wirklichkeit 
nur n — 1 verschiedene Punkte vorstellen, so folgt, dass das 
Verschwinden der Discriminante einer Function ccx^ = mit 
der gleichzeitigen Geltung der Gleichungen 

/*«= aoc^ = 0; f^^^ = n . ax^-^ = 

zusammenfallt. Aus der zweiten dieser Gleichungen folgt nun 

f^=n , axi^-^e^ = 0; /i = nax'^^^e2 = ^• 

Eliminirt man zwischen diesen beiden Gleichungen x^ und X2, 
so bleibt eine zwischen den Coefficienten der Gleichung /*= 
bestehende Gleichung, welche mit der gleich Null gesetzten 
Discriminante identisch ist. Nun ist nach Nr. 70 das Resultat 
der Elimination der Variablen aus zwei Gleichungen vom 
m. und n. Grade eine Gleichung vom Grade m + w in den 
Coefficienten. In unserem Falle also, wo diese Summe gleich 
2(n — 1) ist, wird die Ordnungszahl der Discriminante 
r = 2(n — 1) sein. Wir können daher auch sagen: Wenn 
ax^ = eine binäre Function n. Grades ist, so ist ihre 
Discriminante eine Invariante von *der Form 



— 216 — 

Hiernach sind die Discriminanten der quadratischen, cubischen 
und biquadralischen Form resp. ausgedrückt durch 



CC' 



a 



4 



a 



6 



Für alle drei Formen ist oben die geometrische Bedeutung 
ihres Verschwindens bereits nachgewiesen worden. 



111. Wir schliessen hiermit die systematische Betrachtung 
specieller binärer Functionen. Die für das vollständige Formen- 
system der cubischen und biquadratischen Function gegebenen 
kleinen Tabellen lassen eine gesetzmässige Anordnung der 
unabhängigen Formen nicht erkennen, da die Zahl der For- 
• men zu gering ist. Dass aber ein solches Gesetz existirt, 
wird wahrscheinlich, wenn man in den bei Clebsch a. a. 0. 
auf Seite 277 u. 296 gegebenen Tabellen des Formensystems 
der Functionen 5. u. 6. Grades jede Form durch ihren Cha- 
racter bezeichnet, was mittelst der Gleichung n' = rw — 2c 






oder € = 



rn~ n. 



leicht ausführbar ist. Diese Tabellen neh- 



men dann folgende Gestalt an: 

Vollständiges Formensystem der Function^ fünften Grades. 



n 



c* 1 


—5 


-4 


-3 


-2 


— 1 





1 


2 


3 


4 


5 


6 


7 


8 


9 


1 

2 


1 















4 


6 





5 


2 






3 






4 












10 








8 




7 








5 

6 










16 






12 


14 


"Tf 


13 






9 








7 










18 


t 


17 








15 










8 
9 





22 


24 




23 


20 




19 


21 
















10 








26 




(25) 




















11 






29 


31 


28 


30 


27 


















12 


13 


35 




34 




33 




32 


















14 




37 




36 


1 






















15 


40 




39 




38 






















16 




42 




41 
























17 
18 




! 


44 




43 


~45' 
























— 217 — 

In dieser Tabelle sind die Formen mit negativem n des 
Zusammenhanges wegen hinzugefügt. Der Werth c = 25 
liefert eine abhängige Form. 

Vollständiges Formensystem der Function sechsten Grades. 

n = 



r == 





)-6 

1 


-4 


-2 





2 


4 


6 


8 


10 


12 
3 

1 
) 

1 


1 

2 

1 3 
4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 1 
11 
12 
13 
14 
15 


1 
1 

1 

t 

1 24 

36 


20 

26 

32 

38 
41 


16 


6 
12 
18 


8 

14 

(17) 

23 
29 
35 


4 

10 
13 

19 

25 




6 
9 

15 


2 
5 

11 


7 


22 

1 
28 


(21) 
(27) 


31 
34 
37 


30 

(33) 

(39) 


43 


45 



üeber die Formen mit negativem n vgl. oben. Die ein- 
geklammerten Formen sind abhangige. Zwei Formen haben 
den Character 6. 

In beiden Tabellen muss man die Formen von geradem 
und diejenigen von ungeradem Character für sich allein ver- 
folgen. 

d) Beziehungen zwischen den Covarianten einer oder mehrerer 

Functionen n. Grades« 

Ausser den Beziehungen, durch welche die Covarianten 112, 
einer Function mit den Stammformen verbunden sind, exi- 
stiren noch mannigfache andere Beziehuugen zwischen den 
ersteren, von denen oben gelegentlich Beispiele gegeben 
wurden. Wählt man zur Bezeichnung einer Covariante die 
Form (|i/)"(|5y..., so kann man diese Beziehungen un- 
abhängig von dem Grade der gegebenen Function dadurch 
herstellen, dass man irgend einen Factor (|i/) als Differenz 
(5 — 1/) schreibt, dieselbe durch Einführung eines anderen 



— 218 — 

Buchstabens g in (g — g) — (i^ — g) oder (| - g) + (g - n) 
verwandelt, und in der gegebenen Co Variante (^rf) durch 
(Ig) — (^g) resp. (Sg) + (gi^) ersetzt. In einer so erhaltenen 
Formel, welche für ein System von soviel gleichzeitig ge- 
gebenen Functionen gilt, als sie verschiedene Buchstaben 
enthält; kann man nun Buchstaben einander gleich setzen^ 
und solche Glieder der Gleichung, welche durch Vertauschung 
zweier gleichgesetzter Buchstaben in einander übergehen, ver- 
einigen. In jedem einzelnen Falle wird man schliesslich die 
Formel auf die bekaunte Art homogen machen. 

Beispiele: 

a) r = 3. • 

l)c=l. -- arj). Manhat(|-i?)=(g-g) + (g-i?); 
also: {^1]) = (gg) + (g'»?), oder (als Grundformel): 

homogen gemacht, wenn (p^, to) Xo ^^^ ^^ S; ^j g gehörigen 
Functionen sind: 

2) c = 2. - avT = m) - ivo? = iuy + (vty 

- 2{%ri)(7ii). Andere Zerlegung: (|i,)'^ = {UWi) - in^J] 

- an){U) + mini)- 

Die erste dieser Formeln geht für i? == g über in (lyg)^ 
= 2(|iy)(i2g); die zweite für 1 = 72^^ ^^® gleichbedeutende: 

(1^)^ = 2(1^) (lg). 

3) c = 3. — (1^)^ Man kann einen, oder zwei, oder 
alle drei Facforen auflösen. Die beiden ersten Fälle geben: 

iUf = {W (S - iUy inl) ; und (ii,)^ = (i,,) {Uf 



*) Die Ableitung dieser Grundformel mag hier noch auf einem 
zweiten Wege ausgeführt werden, welcher den Vorzug hat, dass er 
auch bei Functionen höherer Stufe zum Ziele führt. Die Grössen {x 5), 
{X7i)^ (icg) sind nach Nr. 81 gleich Null; mithin ist auch 

{xi){sc7i){xi) = 0, 
oder: 

oder, durch x^ dividirt, und mit Ersetzung von (a;{), (ajiy), (ajf) durch 
ihre resp. Werthe qpo» '^o» Zo* 



^ 219 — 

-2(|i2)(|g)(i?g) + (ii?)(7?g)2. Hierausfolgt: 2(gi2)(|g)(^g) 

+ {UYm - (l^)ag)^ = i.%n){nlY - (l^)'(^g), oder, da 
man statt (giy)^(|g) — (|i^)(ig)^ wieder (|iy)(|J:)(gi^) schreiben 

kann, (Si?)(SS)(^0 = (§^)(^S)^"~ (5^)^(^5)- Man würde diese 
Formel auch erhalten, indem man die der vorigen Nr. mit (i;g) 
multiplicirte. 

4) c = 4. Sei (gi/)2(gg)(i/g) gegeben. Löst man (^r\) 

auf, so folgt: (r^)nig)(i?£) = (f^)(ge)^(i?0 + (i^)(lg)('2Ö'- 
Da die beiden Glieder rechts durch Vertauschung von | und ri 
in einander übergehen, so hat man schliesslich: 

Für zwei cubische Functionen ist diese Formel gleich- 
bedeutend mit einer der beiden, bei Clebsch a. a. 0. S. 223 
unter Nr. 5 gegebenen, jenachdem man y\ durch | oder ^ durch 
ri ersetzt. 

/J) r = 4. 

1) c = 2. Wenn man die Grundformel des vorigen Falles 
in der homogenen Form yx\(i,t\) -{- «^»»(i^g) + /^^"(§l) = ^ 
schreibt, und mit einer neuen Function 8o(S^-^ multiplicirt, 
so folgt: 3/*a;2'»-2(|^) _|. aSx'^'-^iri^ + /3*a;2«-2(g|) = 0, 

oder, wenn %^ der neuen Function entspricht: 

als neue Grwndformd, die bereits homogen ist. 

2) c = 5. Durch die Substitution (|g) = (|*) — (g^) 
geht {%rif{U){l»y in (|ij)M5*)(SÖ')'- (5'?)'(5^)' über. Setzt 
man | == ij = S> so ist: 



Anmerkung. Wir haben in dem Abschnitt über binäre Functio- 
nen die Punktreihen als zusammengesetzte Grössen kennen gelernt, 
und gesehen, welche Gleichungen zwischen diesen Grössen bestehen 
müssen^ damit sie die in der zweiten Abtheilung dieses Buches be- 
handelten geometrischen Eigenschaften besitzen. Da diese neue Be- 
handlungsweise einer Punktreihe keine neuen geometrischen Resultate 



*) Für n == 3 ist diese Formel, jenachdem man | oder ri stehen 
lässt, analog den bei Clebsch a. a. 0. S. 223 zwischen (6) und (7) stehen- 
den Formeln. Der Unterschied rührt davon her, dass oben nur ein 
Theil der Ueberschiebung zu Grunde gelegt ist. 



- 220 — 

liefert , so ist sie nur als Vorstufe für die an zusammengesetzten Grössen 
in der Ebene anzustellenden Untersuchungen wichtig, als solche aber 
auch unentbehrlich. Ueber das Verhältniss der oben gegebenen zu 
der bisherigen Darstellung ist bereits in der Anmerkung zu Nr. 86 das 
Nöthige gesagt worden. Man vergleiche auch die Anmerkung am 
SchluBB von Nr. 51. 



B. Gebiet der Ebene. Functionen 8. Stufe. (Ternäre Formen.) 

Die Function 2« Grades« (Quadratische Form.) 

a) Eine Function. 

113. Die allgemeine Form dieser Function ist 
(1) ax'^ = 0, 

oder wenn 

(1 ä ) X ^^ X\ e* ~t~ 3/9 Co "i **^3 ^3 

gesetzt wird, 

\r) ^11*^1 H"^22^2 "l"^33'*'3 +^(^12'^l'^2">'^23'^2'^3"l"^3l*^3'^l)^^^" 

Da diese Gleichung zwei unabhängige Variablen enthält, 

— und — , so entspricht jedem ''beliebigen Werthe der einen 
x^ x^ 

ein bestimmter Werth der anderen, und jede stetige Aenderung 
der einen bewirkt eine stetige Aenderung der anderen. Die 
Gleichung stellt daher eine stetige Reihe von Punkten oder 
Geraden vor, jenachdem 6162^3 Punkte oder Strecken sind. 
Im ersten Falle sagt die Gleichung (1), dass der Punkt x, 
welcher durch seine Bewegung jene stetige Punktreihe be- 
schreibt, stets auf dem Gebilde a liege; also ist a eben jene 
Punktreihe, die wir nun Curve nennen, und zwar Curve 
zweiten Grades (Kegelschnitt) weil die bestimmende Gleichung 
eine Gleichung zweiten Grades ist. Im zweiten Falle kann 
man e^e^e^ und x als Ergänzungen von Punkten betrachten, 
und X ist dann nach Nr. 8^ Tangente an die Curve «. Die 
Gleichung (1) sagt also, dass die Gerade x, welche durch 
ihre Bewegung die oben erwähnte stetige Reihe von Geraden 
beschreibt, stets Tangente an die Curve cc sei, die somit von 
jener Reihe von Geraden umhüllt wird. 

Anmerkung. Da die Ergänzung eines Punktes im Gebiet der 
Ebene nicht mehr, wie im Gebiet der Geraden, "wieder ein Funkt, 
sondern ein Linientheil ist, so sind die durch die verschiedenen Auf- 



- 221 - 

fassaugsweisen von e, €2 etc. bedingten Erzengaugen einer zusammen- 
gesetzten Grösse in der Ebene wesentlich von einander verschieden und 
daher gesondert zu betrachten. Die zweifache Entstehung der Kreis- 
linie wurde bereits in der „Raumlehre" Nr. 103 besprochen. 

Setzt man x^ = 0, so stellt x nach (la) einerseits ein 
Punktepaar vor, welches sowohl auf dem Kegelschnitt wie 
auf der Geraden (e^ e<^ liegt, und welches durch die Gleichung 
(2), die nun eine binäre Function wird, genau bestimmt ist. 
Da ^ und e^ beliebig gewählt sind, so schneidet nicht nur 
die Gerade (e^e^, sondern jede Gerade den Kegelschnitt in 
2 Punkten. — Andrerseits stellt x ein Geradenpaar vor, wel- 
ches gleichzeitig durch den Punkt (ßiCj) geht und den Kegel- 
schnitt berührt. Man schliesst hieraus , analog wie oben, dass 
man aus jedem Tunkte an einen Kegelschnitt 2 Tangenten 
ziehen kann. 

Canonische Formen. 1) Wenn e^e^e^ so angenommen 114« 
werden, dass sie auf der Curve selbst liegen, so müssen diese 
Punkte, statt x gesetzt, der Gleichung (1) genügen. Man 

hat also: 

«01^ = 0; ae^ = 0\ ae^ = 0'^ 
oder 

«,1 = 0; «22 = 0; «33 = 0; 

mithin nimmt (2) die Form an: 

eine Gleichung, welche durch je zwei der Werthe Xi = 0, 
X2 = 0f x^ = befriedigt wird. Es ist also in der That, 
wie aus (la) hervorgeht, x = x^ei oder 0:2^2 ^^^ ^3^3- 

2) Für die binäre Function 2. Grades wurde die zweite 
canonische Form bestimmt durch die Bedingung «6^62 = 0, 
oder e^ ^ «Cj*); ^2 ^ ^^i* ^^ analoger Weise mögen nun- 
mehr die drei Punkte 6,^2^3 bestimmt werden durch die Be- 
dingung: 

«6,^263 = 0, 
oder: 

(e, 62) = a «3 ; («2 «3) = ««1 ; (^3 61) = « ^2 . 

Multipliciren wir diese Gleichungen resp. mit e^y Cj, e^, 
so wird die linke Seite als äusseres Product, welches zwei 
gleiche Factoren enthält, jedesmal Null; man erhält also: 



*) Das Zeichen = bedeutet: ,,gleich, bis auf einen Zahlfactor'*. 



-^ 222 — 

(^1^2)^1 = «^3^1 = 0-, (^263)62 = «6162 = 0; 

(^3^1)^3 = «^2^3 = 05 
oder: 

«31=0; «12 = 0; «23 = 0. 
Demnach nimmt (2) die Form an: 

(4) «11^1 ~r «22 -''^i "T «33^3 "'^ 0. 

Es fragt sich nun weiter, in welcher geometrischen Be- 
ziehung die so gewählten drei Punkte e^, e^^ e^ zur (üurve 
stehen. Seien x, y, z drei beliebige Punkte der Ebene. Die- 
selben werden in derselben Beziehung zur Curve stehen, wie 
e^, 62, 63, wenn man hat: 

axyz = 0, 
oder: 

(y^)^ax] {zx)^iay\ {xy)^az. 

Da f = § = 2«a?, so ist die Gerade {yz) dasselbe wie 
die Gerade f , Nimmt man nun an , dass x auf der Geraden 
{e^ e.^ liege, so geht die Formel a? = rr, 6^ + ^2^2 + %^3 ^^^^ 
in x = x^e^ +^2^2- ^^^ Gerade {e^e^ schneidet dann den 
Kegelschnitt in einem Punktepaar a und die 'Gerade {yz) in 
einem Punkte x. Aber wenn man in der Gleichung (yz) ^aXy 
oder f ^ax, worin man sich x durch e^e.^e^ ausgedrückt 
denken mag, a?3 == setzt, so verwandelt- sich (f) in den 
Schnittpunkt dieser Geraden mit {e^e^^ und a in das Punkte- 
paar, in welchem (^162) ^^^ Curve schneidet. Also ist 

x^dx\ 

d. h. (nach Nr. 90 (6)): x' ist der vierte harmonische Punkt 
zu X in Bezug auf das Paar d. Da nun e^ und e<^ beliebig 
angenommen werden können, so hat jede durch x gezogene 
Gerade die Eigenschaft, dass ihre Schnittpunkte mit der Curve 
harmonisch sind zu ihrem Schnittpunkte mit (yz) und zu x. 
Anders ausgedrückt: Die Gerade ax ist der geometrisehe Ort 
des vierten harmonischen Punktes zu dem Faare der Schnitt- 
punkte einer beliebigen durch x gezogenen Geraden mit der 
Curve ccy in Bezug auf den Punkt x. — Vermöge dieser Eigen- 
schaft heisst {ax) (harmonische) Centrale erster Ordnung 
(wegen f^^^) zu der Curve a in Bezug auf den Pol x. Es 
heissen ferner x und sein vierter harmonischer Punkt zu- 
sammen harmonische Pole des Kegelschnitts. 



— 223 — 

Anmerkung. Bei einer Curve w. Gradea wird das durch f^^ dar 
gestellte Gebilde Centrale p. Ordnwng in Bezug auf den Pol x genannt, 

dagegen das durch f^^"^^ dargestellte Gebilde Polare p. Ordnung in 
Bezug auf das Centrum x. Da für n =» 2 und p = 1 die Gleichung 
f{p)^fin~p) besteht, so fallen für die Kegelschnitte die Begriffe Cen- 
trale und Polare, sowie Pol und Centrum zusammen. Wir werden 
daher, dem Sprachgebrauche gemäss, die Bezeichnungen Pol und Po- 
lare anwenden. (Vglf „Raumlehre" Nr. 174.) — Es mag bei dieser Ge- 
legenheit bemerkt werden, dass die p. ,, Polare" andrer Autoren bei 
Grassmann „Centrale" von p. Ordnung heisst, während die (n — p). Po- 
lare hier Polare p, Ordnung genannt wird. 

Hieraus geht hervor, dass die allgemeine Gleichung (2) 
eines Kegelschnitts sich auf die canonische Form (4) redudrt, 
wenn die Punkte e^e^e^ so gewählt werden, dass in dem Drei- 
eck derselben jede Seite die Polare des Kegelschnittes ist, in 
Bezug auf die gegenüberliegende Ecke als Pol, 

Sätze über Pol und Polare. — Wenn in der vorigen Nr. 115. 
die Buchstaben e^, e2, e.^, Xy y, z Strecken bedeuten, so ist a 
das Tangentenpaar, welches man von dem Punkte (61^2) ^^ 
die Curve a ziehen kann, und x die Verbindungslinie zwi- 
schen den Punkten (^1^2) ^^^ (2/^)* Wenn dann wieder in 
der Gleichung /*' = ccx für x^ der Werth Null gesetzt wird, 
so verwandelt sich f in die Verbindungslinie dieses Punktes 
mit dem Punkte (e^ 63), und a in das Tangentenpaar, welches 
aus (^ißi) an die Curve gezogen wird. Und die Gleichung 
x'^a'x bedeutet: x ist die vierte harmonische Linie zu x 
in Bezug auf das Tangentenpaar a. Es hat dann jeder auf x 
gewählte Punkt die Eigenschaft, dass die von ihm an die 
Curve gezogenen Tangenten harmonisch sind zu seiner Ver- 
bindungslinie mit (yz) und zu x. Man kann in Folge dessen 
(ax) (harmonisches) Centrum erster Ordnung zur Curve a in 
Bezug auf die Polare x nennen. Es heissen ferner x und die 
zugehörige vierte harmonische Linie zusammen harmonische 
Polaren des Kegelschnittes. 

Anmerkung. Die doppelte Auffassung der Variable x als Punkt 
und als Strecke bewirkt, dass jeder Untersuchung über Curven sich 
eine reciproke zur Seite stellen lässt, sofern eben die Curve als zu- 
sammengesetzte Grösse betrachtet wird. Die soeben auf doppelte Weise 
gewonnenen Begriffe von Pol und Polare bieten ein Beispiel dafür. — 
Man kann jedoch im vorliegenden Falle das Resultat der zweiten Unter- 



— 224 — 



Biichang auch direct aus dem der ersten ableiten. Dies soll im Folgen- 
den geschehen. 

Sei P ein beliebiger Punkt auf der convexen Seite des 
Kegelschnitts, und p die zugehörige Polare. Es entstehen 
dann auf einer beliebigen durch P gezogenen Secante r die 




y^-" 



Fig. 32. 



harmonischen Punktepaare (PQ), (SjSj). Wenn die Secante 
in eine Tangente übergeht, d. h. wenn &\ und S2 zusammen- 
fallen^ so fallt auch Q mit diesen beiden Punkten zusammen, 
d. h, Q ist der Berührungspunkt der Tangente. Da man 
durch P zwei Tangenten (mit den Berührungspunkten T^ und 
jPj) an den Kegelschnitt legen kann, so ist die Verbindungslinie 
ihrer Berührungspunkte die Polare zu P. 

Anmerkung. Construction der Polare zu einem auf der convexen 
Seite des Kegelschnittes gegebenen Punkte, und des Pols zu einer 
Secante. 

Multiplicirt man die harmonische Relation 

P-Ä + p—'s: = ^ ™* inrsr ' n 



St 



s. 



Q 



Si Q-s^' 

0. Dieselbe Form 



so geht sie über in 7^ ^ +75 ^ = 

würde man aber auch durch Vertauschung von P mit Q er- 
halten; mithin lässt diese Vertauschung die harmonische Re- 
lation ungeändert. Man kann daher sagen: Dreht sich die 
Secante r um den einen der beiden harmonischen Pole {Q, P), 
so beschreibt der andere eine Gerade. — Hat sich nun r um 
Q bis in die Richtung p gedreht, so wird R, der vierte har- 
monische Punkt zu {T^T^ in Bezug auf §, die neue Lage 
von P bezeichnen, und PB ist die Gerade, welche P be- 
schreibt, während r sich bis p dreht. Anders ausgedrückt: 



- 225 — 

Dreht sich eine Gerade um einen ihrer Punkte, so beschreibt 
ihr Pol eine Gerade. — Aber ebenso, wie vorher p als Ort 
des Punktes Q die Polare von P war, so ist nun (PB) = q 
als Ort des Punktes P. die Polare von Q. Der letzte Satz 
kann daher so ausgesprochen werden: 



Dreht sich eine Gerade um 
einen ihrer Punkte, so beschreibt 
ihr Pol die Polare dieses Punktes, 



Beschreibt ein Punkt eine Ge- 
rade, so dreht sich seine Polare 
um den Pol dieser Geraden, 



Die Verbindungslinien des Punktes P mit den harmo- 
nischen Paaren {Q, B) und (T, T^) sind (nach „Raumlehre" 
119) harmonische Linien. Da nun zu jedem Punkt auf der 
Linie q eine durch* Q gehende Polare gehört, deren Schnitt- 
punkte mit der Curve harmonisch sind zu Q und dem Schnitt- 
punkte der Polare mit q, so wird für jeden Punkt auf q das 
an die Curve gezogene Tangenteupaar harmonisch sein zu q 
und der Verbindungslinie des gegebenen Punktes mit Q, Es 
ist also nach der im Anfang dieser Nr. gegebenen Definition 
Q harmonisches Centrum erster Ordnung zur Curve in Bezug 
auf die Polare q. Da aber Q bereits als Pol zur Curve in 
Bezug auf die Centrale q nachgewiesen ist, so zeigt sich aufs 
Neue, dass für Kegelschnitte die Begriffe Pol und Centrum, 
sowie Centrale und Polare sich decken. 

Unmittelbar aus der Figur lassen sich die Sätze ablesen: 



Die Polaren (r, q) zweier 
harmonischer Pole {B, Q) eines 
Kegelschnittes sind harmonische 
Polaren, 



Die Pole {B, Q) zweier har- 
monischer Polaren (r, q) eines 
Kegelschnittes sind harmonische 
Pole. 

Anmerkung. Constrnction der Polare q zu einem auf der con- 
caven Seite des Kegelschnittes gegebenen Funkte Q mittelst zweier 
beliebiger durch Q gehenden Secanten r und p, — Construction des 
Pols Q zu einer den Eegplechnitt nicht schneidenden Geraden q mittelst 
zweier beliebigen auf q liegenden Punkte B und P. 

Construirt man auf der Geraden p dasjenige Punktepaar 116. 
(B^Q^), welches gleichzeitig mit (T, jTj) und mit (QB) har- 
monisch ist, so ist die Linie (PB^) = q^ die Polare von Q^ , 
und (P^j) == r^ die Polare von JB, . Man hat also die Sätze: 



Die Polaren von zwei har- 
monischen Punktepaaren sind 
harmonische Linienpaare. — 



Die Pole von zwei harmo- 
nischen Linienpaaren sind har- 
monische Punktepaare, — Der 



Schlegel, Elemente. 15 



226 



Die Polare jedes Punktes geht 
durch den zugeordneten Punkt, 
wenn der erstere Punkt nicht 
auf der Curve liegt. 

Die Polaren von drei involu- 
forischen Punktepaaren sind in- 
volutorische Linienpaare. 



Pol jeder Linie liegt auf der 
zugeordneten Linie j wenn die 
erstere Linie nicht Tangente an 
die Curve ist. 

Die Pole von drei involu- 
torischen Linienpaaren sind in- 
volutorische Punkt&paare. 



Wenn drei Punktepaare /3, y, tf, die auf verschiedenen 
Geraden gegeben sind, einen involutorischen Verein bilden, 
so ist nach Nr. 96: 

A^ + f*y + ^* = 0;. 
daher, mit a multiplicirt, wenn ax^ =^0 die Gleichung des 
Kegelschnittes ist: 

k . aß -\- IL . ay '\' V . a8 = . 

Nun sagte oben die Formel axyz = 0, dass x und {yz) 
harmonische Polaren von « seien. Ist also ß ein Linienpaar, 
sa sagt a^ = 0, dass diese Linien ein Paar harmonischer 
Polaren, und wenn ß ein Punktepaar ist, dass diese Punkte 
harmonische Pole des Kegelschnittes sind. Da nun aus aß =0 
und ay = vermöge der letzten Formel sich ergiebt: « tf ==» 0, 
so hat man die Sätze: 



Wenn die Gegenecken- Paare 
eines Vierecks harmonische Pole 
eines Kegelschnittes sind, so sind 
die Schnittpunkte der Gegensei- 
ten ebenfalls harmonische Pole. 



Wenn die Gegenseiten- Polare 
eines Vierseits harmonische Po- 
laren eines Kegelschnittes sind, 
so sind die Diagonalen eben- 
falls harmonische Polaren. 



Wenn die Secante, zu welcher man den Pol suchen soll, 
ein Durchmesser des Kegelschnittes (Ellipse oder Hyperbel) 
ist, so wird, da die in den Endpunkten eines Durchmessers 
gezogenen Tangenten parallel sind, der zugehörige Pol der 
unendlich entfernte Punkt dieser Tangenten sein. Und da 
die Polare des Schnittpunktes zweier Linien die Verbindungs- 
linie ihrer Pole ist, so ist die Polare des Mittelpunktes eines 
Kegelschnittes die unendlich entfernte Gerade. — Da die Ver- 
bindungslinie eines Pols mit einem beliebigen Punkte der 
Polare den Kegelschnitt in einem zu den beiden Punkten 
harmonischen Paare schneidet, so wird in der That auf jeder 
durch den Mittelpunkt gezogenen Secante der dem Mittel- 



- 227 — 

punkte zugeordnete harmonische Punkt in unendlicher Ent- 
fernung liegen müssen („Raumlehre" Nr. 169). — umgekehrt 
ist die Polare des unendlich entfehlten JPmiktes einer Geraden 
derjenige Du/rchmesser , welcher die Berührungspunkte der 
beiden mit der Geraden parallelen Tangenten verbindet. — 
Man kann daher die beiden reciproken Sätze auf 8. 267 so 
specialisiren: 



Die Pole aller parallelen Ge- 
raden liegen auf dem Durch- 
messer, welcher die Endpunkte 
der beiden, diesen Geraden par- 
allelen, Tangenten verbindet. 



Die Polaren aller Punkte 
eines Durchmessers sind der^ 
beiden im Endpunkte des Durch- 
messers gezogenen Tangenten 
parallel. 



Von den vier harmonischen Punkten, die auf jeder der 
parallelen Geraden entstehen, sind zwei die Schnittpunkte der 
Geraden mit der Curve, d.« h. die Endpunkte der auf der 
Geraden abgeschnittenen Sehne; der dritte ist der unendlich 
ferne Punkt der Geraden, der vierte also der Mittelpunkt der 
Sehne. Dieser vierte Punkt aber beschreibt, wenn die Gerade 
sich um ihren unendlich fernen Punkt dreht, die Polare dieses 
Punktes, d. h. den in beiden Sätzen erwähnten Durchmesser; 
hiermit ist also der Satz bewiesetv: 

Die Mittelpunkte aller parallelen Sehnen eines Kegelschnitts 
liegen auf dem Durchmesser^ welcher die Endpunkte der beiden 
mit diesen Sehnen paraTiden Tangenten verbindet. 

Wenn die Endpunkte zweier beliebigen Durchmesser eines 
Kegelschnittes mit einander verbunden, und in denselben 
Endpunkten Tangenten gezogen werden, so entstehen zwei 
Parallelogramme, von denen das eine dem Kegelschnitt ein-, 
das andre umschrieben ist. (Siehe die Figuren zu Nr. 22 u. 
Nr. 29.) Es ist dann jeder Eckpunkt des äusseren Parallelo- 
gramms der Pol zu derjenigen Seite des inneren, weicht die 
Endpunkte der von ihm aus gezogenen Tangenten verbindet. 
Die Pole zweier Gegenseiten der inneren Figur sind also die 
Endpunkte einer Diagonale des äusseren. Da diese Gegen- 
seiten aber parallel sind, so liegen ihre Pole auf dem Durch- 
messer, welcher die Endpunkte der beiden, diesen Gegenseiten 
psurallelen Tangenten verbindet. Dieser Durchmesser fällt 

also mit jener Diagonale zusammen, oder, da der Durchmesser 

15* 



— 228 — 

alle mit jenen beiden Gegenseiten parallelen Sehnen (und 
diese Gegenseiten selbst) halbirt, so kann man sagen: 

Jede Diagonale des äusseren Parallelogramms halbirt das 
eine Seitenpaar des inneren, und ist (in Folge dessen) dem 
anderen Seitenpaare parallel. 

Da endlich die Diagonalen des äusseren Parallelogramms, 
als Sehnen des Kegelschnittes betrachtet, conjugirte Durch- 
messer genannt wurden, so hat man schliesslich den Satz: 

Von zwei conjugirten Durchmessern eines Kegelschnittes 
halbirt jeder die dem anderen parallelen Sehnen. (S. d. Anm. 
zu Nr. 22.) 
117. Covarianten. — Die erste Co Variante der Function (für 
r = 3 und c = 2) ist 

{Ulf- 

Da w'(== nr — cp) = ist, so ist sie eine Invariante, 
und nach Nr. 76, (5) die Hesse' sehe Determinante der Function. 
Wenn sie den Werth Null hat, so kann (nach Nr. 75) x aus 
zwei, statt aus drei Einheiten abgeleitet werden. Die Function 
aoi? ist also in diesem Falle eine binäre Function, u/nd stellt 
als solche ein Punktepaar oder ein Linienpaar vor. 

Wenn noch die Ableitung der Hesse'schen Determinante 
nach einem ihrer Elemente verschwindet, so lässt sich die 
Function aus einer einzigen Einheit ableiten, und stellt ein 
Paar zusammenfallender Punlde oder paralleler Geraden vor. 

Speeielle Ableitungen dieses Resultat es. Es ist (gijS)* = («') 
=s (ae{) (ac,) («63). Nun sind (aCi), (aej), («63) die Polaren der Punkte 
«1, «2, 63 in Bezug auf die Curve a. — Die Gleichung [ae^ (acj) («63) 
sagt aus, dass diese drei Polaren durch einen Punkt gehen („Raum- 
lehre** Nr. 144). Wenn aber die Polaren dreier Punkte durch den- 
selben Punkt gehen, so liegen die Punkte selbst auf derselben Geraden. 
Dann besteht zwischen ei, 62, 63 eine Zahlbeziehung, und man kann x 
staiil^ aus drei, aus zwei Punkten ableiten. 

Ist nicht nur die Hesse'sche Determinante selbst, sondern auch ihre 
Ableitung nach einer der Einheiten (vgl. Nr. 75 am Schluss), z. B. nach 

C3 gleich Null, so ist y' ' = {ae^) (ae,) = 0; d. h.: («') = 0. Wenn 

»^3 

aber (a^), die Hesse'sche Determinante der nunmehr binären Function 
aas^ssQ^ verschwindet, so stellt diese Function ein Paar zusammen- 
fallender Punkte oder paralleler Geraden vor. 

Zwei andere Methoden, analog den in Nr. 91 für die Hesse^sche 
Determinante der binären quadratischen Form angewendeten, führen 



~ 229 — 

zu demselben Besultate. — £iu besonderes Interesse bietet nur die 
Beduction der Function auf einen Doppelpunkt mittelst der ersten jener 
Methoden; dieselbe möge daher hier noch Platz finden. Es ist 

(ac,) = ajiei + flf,2«2 + «is^s» («^j) == «««i + «22«« + «w^s; 

(ae,) = «31 Cj + flfajCj + «33^8. 

Ist nun das Froduct dieser drei Grössen Null, so besteht zwischen 
ihnen eine Zahlbeziehung: 

^i(a«i) + ^t(a««) + ^3(a«8) = 0. 
Ersetzt man {aei), (ae,), (cce^) durch ihre Werthe, so müssen die 
Coefficienten von Cfy e%, €3 einzeln Null sein^ da sonst zwischen diesen 
Grössen eine Zahlbeziehung ezistirte. Man hat also: 

^1 «18 + ^2^23 + ^8 «88 = 0. 

^»(««2) = «21(^8 «1 — ^i^) + «22(^2^2 — ^«3); 

^8(««8) = «81 (^3 «1 — h^i) + «82 (^8 «2 — ^t^») y 

oder, wenn ^361 — X1C3 = X3€i und X^e^ — XjCg = ^3^2 gesetzt wird: 

(a«l) = «11^1 + «12*2; («^2) = «21 «1 + «22*2» (««8) = «81*1 + «82*2. 

Führt man in der Formel 05 = aJiCj + a52«t + ^s^s ^i© Werthe Bi 
und €f ein, so folgt: 

XiX = iCiC^se, + Z1C3) 4- 0:2(^3 fj + ^263) + 13053^3. 

Da sich aber x ebenso wie die Grössen (aei) etc. durlsh Si und «2 allein 
ausdrücken lässt, mithin nunmehr von e^ unabhängig ist, so muss der 
Coefficient von e^ verschwinden. Es ist also: 

XiXi + liOCt + Z3a?3 = 0. 

Dies ist die Gleichung einer Geraden^ die von dem Funkte 

beschrieben wird» d. h. die Gleichung der Geraden (siSf). Da aus 

aa;' = zwei Werthe für — folgen, so zerfallt die Curve in zwei sich 

schneidende Geraden (resp. zwei Punkte). 

Wenn auch noch -^ — - == (aC|) (««2) =» ist, so verfahrt man nun 

»63 

* ebenso , wie an entsprechender Stelle bei der binären quadratischen 

Form, und findet, dass die Curve in zwei zusammenfallende Punkte 

oder parallele Geraden zerfällt. 

Anmerkung. Die Hesse^sche Determinante kann nach Nr. 72 

geschrieben werden : | -j— | ( ^— l I g— - j , d. h. als Potenzwerth eines 

Quotienten. Dieser Potenzwerth ist derselbe, welcher in Nr. 42 durch 
(A^) bezeichnet wurde. Demnach ist die Resse^sche Determinante der 
ternären quadratischen Form gleich dem Potenewerth de^enigen Quo- 



- 230 — 

tienten, durch welchen die Punkte «i, e», «3 in die Punkte S|, s,, f, 

(Nr. 42. Formel 4), d. h. 3-^, 3-^, 3-^ t;ert(?an(ieZ* werden. Setzt 
^ aa?! aa?2 dx^ 

man 5 = /i^i + A^ + /a^s» ^'i*^ bestimmt die Ableitungen von 5 nach 

Xij X2i iPa, so erkennt man aus Nr. 42. Formel (2 a), (2b), (2 c), dass 

dieselben mit 81, s^, £3 übereinstimmen. Eine weitere Anwendung der 

ternären quadratischen Form nebst ihrer Hesse'schen Determinante 

findet sich am Schluss dieses Buches. 



118. Für die binäre quadratische Form stellte es sich heraus, 

dass ihre Hesse'sche Determinante gleichzeitig ihre Discrimi- 
nante war (Nr. 110), d. h. diejenige Invariante, deren Ver- 
sch.winden das Vorhandensein eines Doppelpunktes in dem 
durch die Function dargestellten Gebilde anzeigte. Da nun 
das Verschwinden der Hesse'schen Determinante eines Kegel- 
schnittes anzeigt, dass derselbe in ein Linienpaar zerfällt, 
dessen Schnittpunkt als Doppelpunkt, oder in ein Punkte- 
paar, dessen Verbindungslinie als Doppeltangente des Gebildes 
zu betrachten ist, so folgt, dass auch hier jene Determinante 
gleich der Discriminante der Function ist. 

Es ist jedoch erforderlich, die Bestimmung der Dis- 
criminante unabhängig von dieser zufälligen Bemerkung, und 
nach einer Methode auszuführen. Welche allgemein auf eine 
Function n. Grades anwendbar ist. Wir bestimmen zu diesem 
Zwecke die Durchschnittspunkte einer Geraden mit der Curve, 
und untersuchen, unter welcher Bedingung zwei (oder meh- 
rere) Schnittpunkte zusammenfallen. 

Seien a und 6 zwei beliebige Punkte der Ebene; dann 
ist jeder Punkt x der Geraden (ab) durch 

X ==-' a -^ Ib 
ausgedrückt, worin A ein variable Zahl ist. 

Setzt man diesen Werth von x in der Gleichung der. 
Curve 

«0?^ = 

ein, so giebt dieselbe zwei Werthe für A, und diese Werthe, 
in die vorige Gleichung eingesetzt, geben die beiden Schnitt- 
punkte der Curve und der Geraden (ab). Entwickelt lautet 
die letzte Gleichung: 

a(a + Ib)^ = aa^ + 2laab + X^ab^ = 0. 



— 231 — 

Ist hierin «a^ = 0, so liegt a auf der Curve; dasselbe 
zeigt auch der Umstand, dass einer der beiden Werthe von 
A Null, also einer der Werthe von x gleich a ist. 

Ist «a6 = 0; so ist das Punktepaar, in welchem die 
Gerade die Curve a schneidet, harmonisch mit dem Paare 
(ah)] d. h. : a und 6 sind harmonische Pole der Curve. Das- 
selbe zeigt auch der Umstand, dass in diesem Falle die beiden 
Werthe von A sich nur durch das Vorzeichen unterscheiden, 
sodass die beiden Schnittpunkte der Geraden und der Curve 
durch die Ausdrücke: 

gegeben und damit als harmonische Punkte zu a und h be- 
stimmt sind. 

Ist gleichzeitig «a^ = und aah = 0, so fallt a mit 
einem der Schnittpunkte, z. B. x^ , und (nach der Eigenschaft 
der harmonischen Punkte) auch mit dem andern, X2 zusammen. 
Die Gerade ist daher Tangente an die Curve im Punkte a, 
und b hat auf dieser Tangente eine beliebige Lage. Da in 
diesem Falle beide Werthe von A Null sind, so lehrt auch die 
Gleichung x^a-j- li, dass beide Schnittpunkte der Geraden 
und der Curve mit a zusammenfallen. 

Wenn endlich die Gleichungen aa^^^O und aah = 
für jeden Werth (jede Lage) von 6 gelten, so heisst dies nichts' 
andres, als dass für jede durch a gezogene Gerade die Schnitt- 
punkte mit der Curve mit a zusammenfallen. In diesem Falle 
aber ist a ein doppelter Punkt der Curve. Die Grosse aa 
kann aber nur dann mit jedem Punkte b der Ebene das Pro- 
duct Null geben, wenn sie selbst gleich Null ist. Es ist also, 
wenn f= ax^ = wieder die Gleichung der Curve ist, 

die Bedingung für das Vorhandensein eines Doppelpunktes. 
Aus dieser Gleichung folgt weiter: 

f^ =s axe^ = 0; /2 = ^^^2 = 0; f^ = axe^ = 0. 
EHminirt man zwischen diesen drei Gleichungen x^y x^^ x^^ 
so bleibt eine zwischen den Coefficienten der Gleichung /*= 
bestehende Gleichung, welche mit der gleich Null gesetzten 
Discriminante identisch ist. Nun ist nach Nr. 68 das Re- 
sultat der Elimination der Variablen aus drei linearen Glei- 



- 232 — 

chungen eine Gleichung vom 3. Grade in den Coefficienten ; 
mithin ist die Discriminante eine Invariante von der Form 

und, da diese Invariante die Invariante niedrigster Ordnung, 

also ein eindeutiger Ausdruck ist, so ist die Discriminante 

gleich (a^), d. h. gleich der Hesse'schen Determinante. 

Anmerkung. Die in dieser Nr. angewendete Methode der Schnitt- 
punkte einer Geraden mit einer Curve, welche, wie wir gesehen haben, 
einerseits zur Theorie der Polaren und Centralen, andrerseits zu der- 
jenigen der vielfachen Punkte führt, gab Grassmann für Curven 
n. Grades (nebst Beispielen für n = 3, 4, 5) in den Göttinger „Nach- 
richten" 1872. Nr. 28. S. 567 ff. — Mit Hilfe des Satzes über den Grad 
der Resultante aus 3 Gleichungen beliebigen Grades (vgl. z. B. Fiedler, 
„Vorlesg. z. Einführung i. d. Algebra d. lin. Trans f." Nr. 34) lässt sich 
leicht zeigen, dass die Discriminante der teruären Form n. Grades eine 
Invariante von der Ordnung 3 (n — 1)* ist. 

119. Unter den Punktepaaren und Linienpaaren, in die der 

Kegelschnitt zerfallen kann, sind noch zwei wegen der be- 
sonderen Eigenschaften ihrer Pol- resp. Polarenpaare hervor-' 
zuheben. Es sind dies die in unendliche Entfernung ver- 
setzten Gebilde eines Parallelenpaares und eines Doppel- 
punktes. 

Zieht man durch ein endlich entferntes Parallelenpaar 
eine schneidende Gerade, so sind die Schnittpunkte harmo- 
nisch mit ihrem Mittelpunkte und dem unendlich fernen Punkte 
der Geraden, und letztere beiden Punkte sind harmonische 
Pole des als Kegelschnitt betrachteten Parallelenpaars. Es ist 
also jedes Paar von Punkten, von denen der eine in der Mitte 
zwischen den Parallelen, der andre in unendlicher Entfernung 
liegt, ein harmonisches Polenpaar dieses Kegelschnittes. — 
Rückt nun umgekehrt das Parallelenpaar in unendliche Ent- 
fernung, und der unendlich ferne Punkt der Geraden ins End- 
liche, so schneidet jede durch diesen Punkt gezogene Gerade 
das Parallelenpaar in zwei Punkten, deren Mitte der dem 
gegebenen Punkte zugeordnete harmonische Pol ist. 

Das Parallelenpaar ist aber vermöge seiner unendlichen 
Entfernung als eine einzige Gerade (die unendlich entfernte 
Gerade der Ebene, vgl. Nr. 3) zu betrachten; mithin fallen 
seine beiden Schnittpunkte mit der Geraden, und der Mittel- 
punkt dieser Punkte in den unendlich fernen Punkt der Ge- 






- 233 — 

raden. — Hiernach sind auf jeder Geraden in der Ebene ein 
Mliebiger Funkt und der unendlich entfernte Punkt zusammen 
harmonische Pole desjenigen Kegelschnitts, welcher durch die 
unendlich ferne Gerade der Ebene (als doppelte Gerade be- 
trachtet) repräsentirt wird. 

Verbindet man zweitens einen Doppelpunkt mit einem 
beliebigen Punkte der Ebene, so ist diese doppelte Verbin- 
dungslinie als Tangentenpaar an den Kegelschnitt zu be- 
trachten, welcher durch jenen Doppelpunkt repräsentirt wird. 
Nun bildet die Linie, welche d^n Winkel zweier Tangenten 
halbirt, nebst der auf ihr senkrechten Linie ein harmonisches 
Polarenpaar des Kegelschnittes. In unserem Falle aber fallt 
die Winkelhalbirende mit dem Tangentenpaare zusammen. 
Es ist also jedes Paar senkrecht zu einander stehendeir Li- 
nien, von denen die eine durch den gegebenen Doppelpunkt 
geht, harmonisches Polarenpaar dieses Kegelschnittes. — Rückt 
nun der Doppelpunkt auf irgend einer Geraden in unendliche 
Ferne, so kann jede Gerade der Ebene als solche betrachtet 
werden, deren unendlich entfernter Punkt mit diesem Kegel- 
schnitt zusammenfällt, und jede auf ihr senkrechte Linie bildet 
mit ihr selbst ein harmonisches Polarenpaar. Hiernach ist 
jedes Paar senkrechter Linien in der Ebene harmonisches Po- 
larenpaar desjenigen Kegelschnittes, welcher durch den u/nend- 
lich fernen Punkt der einen Linie (als doppelten Punkt be- 
trachtet) repräsentirt wird, 

Anmerkung. Der Doppelpunkt-Kegelschnitt kann als Kreis mit 
dem Radius Null betrachtet werden, und die unendlich ferne Gerade 
als Kreis mit unendlich grossem Radius, der erstere mithin als Central- 
punkt (5i), die letztere als grösster Kreis eines Systems von Kreisen, 
die von einem zweiten System rechtwinklig geschnitten werden (S, die 
Figur S. 111). Da nun die Centralpunkte die imaginären Schnitt- 
punkte aller Kreise des ersten Systems sind, mithin auch der Kreise 
mit unendlich kleinem und unendlich grossem Radius, und da ferner 
das Paar der Centralpunkte {Sy^ und S^), in unendlicher Entfernung be- 
trachtet, in einen Punkt zusammenfällt, so, kann man sagen, „der un- 
endlich ferne Doppelpunkt - Kegelschnitt sei das imaginäre zusammen- 
fallende Punktepaar, in welchem die unendlich ferne doppelte Gerade 
von einem unendlich kleinen doppelten Kreise geschnitten werde". 

Dieser Satz bezeichnet wohl den Gipfelpunkt dessen, was die syn- 
thetische Geometrie in der Anwendung paradoxer Begriffe leistet. 
Denn die Begriffe „unendlich ferner Punkt** und „imaginärer Schnitt- 



— 234 — 



puDkt" siDd und bleiben paradox, solange man sie wörtlich nimmt, 
statt in ihnen nur andere Ausdrucksformen für anschauliche geome- 
trische Begriffe zu sehen. Nur unter diesem letzteren Gesichtspunkte 
lässt sich ihre Anwendung rechtfertigen, und der vielseitige, wohl- 
berechtigte Widerstand, welcher diesen Begriffen ausserhalb des Kreises 
der Synthetiker entgegengesetzt wird, wird erst dann gegenstandlos 
erscheinen, wenn man sich bescheiden wird, den „unendlich fernen 
Punkt*' als andre Ausdrucksform für „Strecke", den „imaginären Schnitt- 
punkt" zweier Kreise als andre Ausdrucksform für „Centralpunkt" an- 
zusehen. 

Auch der oben' gegebene Satz verliert seine mystische Form, und 
lässt einen äusserst einfachen Inhalt erkennen, sobald man die eben 
erwähnte Umschreibung auf ihn anwendet. Da ist zunächst ein un- 
endlich ferner Doppelpunkt nichts weiter als ein endliches paralleles 
Streckenpaar. Wenn ferner ein Punkt und eine ausserhalb desselben 
liegende Gerade als Centralpunkt und grösster Kreis eines orthogonal 
geschnittenen Kreissystems betrachtet werden, d. h. als Gebilde, die 
sich in imaginären Punkten schneiden, so wird, wenn man beide Ge- 
bilde mit dem Prädicat „unendlich fern'* versieht, der Punkt in eine 
Strecke, und die Gerade in einen mit dieser Strecke parallelen Flächen- 
theil verwandelt. Da aber in unendlicher Entfernung schliesslich beide 
Centralpunkte zusammen in die doppelte unendlich ferne Gerade fallen, 
so heisst dies nichts andres, als: das Paar der parallelen Strecken (als 
Kegelschnitt betrachtet) fällt in die Ebene des doppelten Flächentheils. 
Und der» oben gegebene Satz hat den Inhalt: Ein Parallelenpaar kann 
man betrachten als dasjenige Gebilde, welches die durcb> dasselbe be- 
stimmte Ebene mit eben diesem Parallelenpaar gemeinsam hat. 

120. ^^^ d®^ Eigenschaften der beiden eben besprochenen 
Kegelschnitte können wir Gebrauch machen, um die beideji 
reciproken Sätze von Vierecken in Nr. 116 zu specialisiren. 
Wir zeichnen zu diesem Zweck für den ersten Satz ein so- 
genanntes überschlagen es Viereck (ÄBÄ^B^), für den zweiten 
ein Vierseit, dessen Gegenseiten auf einander senkrecht stehen 

A 





»Mg. «3. Fig. 34. 

Nach dem ersten jener Sätze wird, wenn {Ä, Ä^) und 
(J5, jB,) harmonische Polenpaare eines Kegelschnittes sind, 



- 235 - 

auch (0, Cj) ein solches sein. Dieser Fall tritt aber ein, 
wenn Ä^ und J?i in unendliche Entfernung rücken, wobei 
die unendlich entfernte Doppelgerade der zugehörige Kegel- 
schnitt ist. Beide Punkte liegen dann auf der unendlich ent- 
fernten Geraden,* und unser Satz sagt, dass auch C^, der zu 
C zugeordnete harmonische Pol, auf derselben liegt. Man 
kann daher sagen: Die unendlich fernen Punkte dreier Ge- 
raden, welche die Seiten^ eines Dreiecks bilden, liegen auf der- 
selben (unendlich entfernten) Geraden, Umschrieben lautet 
dieser Satz : Drei Strecken auf den Geraden, welche die Seiten 
eines Dreiecks {ABC) bilden, liegen in demselben Flächen- 
theil. Oder, da es hierbei auf die Grosse der Strecken und 
des Flächentheils nicht ankommt: 

Drei Geraden, von welchen sich je zwei in einem Funkte 
schneiden, liegen in derselben Ebene, 

Nach dem zweiten jener Sätze wird, wenn {a, a,) und 
(6, 6j) harmonische Polarenpaare eines Kegelschnittes sind, 
auch {Cy Ci) ein solches sein. Dieser Fall tritt aber ein, wenn 
«j auf a und b^ auf b senkrecht steht, wobei ein unendlich 
femer Doppelpunkt der zugehörige Kegelschnitt ist. Unser 
Satz sagt dann, dass auch {c, e^ ein harmonisches Polenpaar 
dieses Kegelschnitts, und als solches ein paar senkrechter 
Linien ist. Man kann daher sagen: Die aus den Ecken eines 
Dreiecks (abc) auf die Gegenseiten gefällten Senkrechten gehen 
du/rch denselben Pu/nkt, Reciprok sind also folgende beiden 
Sätze: 



Die Seiten eines Dreiecks 
liegen in derselben Ebene. 



Die Höhen eines Dreiecks 
schneiden sich in demselben 
Punkte. 

Anmerkung. Das hier gegebene Beispiel einer Umschreibung 
zeigt uns die Bedeutung der unendJich fernen Gebilde in einem neuen 
Lichte. Ebenso wie der unendlich ferne Funkt als gemeinsames Ge- 
bilde paralleler Linien uns aus dem Gebiet einer Linie in das der 
Ebene hinausführt, so auch die unendlich ferne Gerade als gemeinsames 
Gebilde paralleler Ebenen aus dem Gebiet einer Ebene in das des 
Baumes. In der That giebt es zu dem Satze von den Höhen eines 
Dreiecks im Gebiet der Ebene keinen reciproken Satz, sofern man un- 
endlich entfernte Gebilde ausschliesst. Wohl aber sind die ' beiden 
letzten Sätze recipr-ok in Bezug auf das Gebiet des Eaumes. Denn in 
diesem Gebiete entsprechen sich die Gebilde: Punkt und Ebene, Gerade 
und Gerade. Mithin sind drei Geraden, die in einer Ebene liegen. 



- 236 — 

reciprok mit drei andern Geraden, die durch einen Punkt gehen. — 
Die unendlich fernen Gebilde können also benutzt werden, um einen 
Ausdruck für eine Reciprocität in der Ebene zu gewinnen, die that- 
sächlich nur im Räume besteht. — Vgl. über diesen Gegenstand auch 
die Bemerkung bei Hesse, „Sieben Vorlesg. a. d. anal. Geom. d. Kegel- 
schnitte". S. 43 unten. 

121. Contravarianten. — Aus der oben betrachteten Invariante 

{^rj^y entsteht nach Nr. 82 eine Contravariante, indem man 
einen ihrer Buchstaben, z. B. |, als neue Variable betrachtet. 
Wenn dann der Punkt x den Kegelschnitt a beschreibt (dessen 
Gleichung ax^ ==: ist), so beschreibt die Gerade | als um- 
hüllende Linie ein zweites Gebilde, das im Allgemeinen noch 
unbestimmt ist, aber durch Aufstellung einer Beziehung 
zwischen den Variablen x und | definirt werden kann, und 

dessen Gleichung {^ . rj^y ==0 ist, eine Gleichung, die offen- 
bar vom zweiten Grade in | ist, und daher ebenfalls einen 
Kegelschnitt repräsentirt. — Die zweite Form dieser Glei- 
chung ist offenbar: 

Von jenen Beziehungen zwischen x und | mögen nun 
die einfachsten betrachtet werden. — Wenn erstens 5 «= /^^> 
ist, dann ist nach Nr. 81 (icl) =0, und S ist Tangente an 
die gegebene Curve. Die von | umhüllte Curve ist also mit 
der von x beschriebenen identisch, und ebenso wie die Glei- 
chung ttx'^ = 0, wenn man a? =« ic^ej + iTj^j + x^e^ setzt, 
auf die in Punktcoordinaten ausgedrückte Gleichung der Curve 

führt, so die Gleichung (| . lyg)^ = durch die Substitution 

5 = liki + §21^2 "h isks ^^f ^^® Gleichung der Curve in 
Liniencoordinaten. *) 



•) Ausgeführt: Aus g = Si|e,-fS2k«+S3l ^3 ; V = Vt\ßi+Vt\et+ri3\ea; 
f^Jil^i + fil^ + fsUa folgt: 

(l^ö = li(^t?3 — ^3&) + itivsti — Vi fs) + l3(^i& — ■»yjti) 

(S^f)*= «uSl* + O22I8* + «33 S3' + 2(a,2|,|2 + (h3^tis + OjlSsSl)» 

worin 

«11 = (VzSs — mi%Y = VnitS — 2 1723 f 32 + ^38?22 

«12 = (^2 ?3 — ^3 &) (^3 Sl — Vi fa) == ^23 tsi — ^33 Su — ^21 ?33 + Vsi ttS 

ist, während die anderen Coefficienten aus diesen beiden durch circuläre 
Vertauschung der Indices gefunden werden. — Da aber 17 und J sich 



^ 237 - 

Nimmt man zweitens an, | sei die Ergänzung von x in 
Bezug auf das Dreieck der Punkte ^^6263^ also | = |^; dann 
folgt aus der Gleichung x = x^ei + ^2^2 "1" ^3^3 {j^^^^ ;,Raum- 
lehre" Nr. 142) 

\X = Xi\ei + iZJj I ^2 + 5?3 1 63 5 

man hat also statt li; S27 ^3 ^^^p. zu setzen ^1; ^2; ^3* ^^i- 
sehen den durch die Gleichungen 

dargestellten Curven besteht also die Beziehung» dass ein Punkt 
der ersteren aus den Einheiten e^, e^y e^ mittelst derselben 
Zahlen abgeleitet wird, wie eine entsprechende Tangente der 
zweiten aus den Ergänzungen dieser Einheiten. Dasselbe 
gilt auch; wenn man die beiden Curven vertauscht, da, wenn 
5 die Ergänzung von x, auch x diejenige von | ist. — Ver- 
möge dieser Beziehung nennt man jede der beiden Curven 
die ReciprokaJcurve der anderen. Um den Ausdruck der 
zweiten Curve in Punktcoordinaten zu finden, hat man nur 
in der Darstellung der letzten Anmerkung statt ^iSa^s ^^^P* 
^1^2% ^^ setzen. 

Beduction auf die Stammformen. Alle Covarianten der 122. 
Function lassen sich aus x — i>+l; d. h. 6 — 3+1=4 
Stammformen ableiten. Für die eine oben betrachtete Co- 

variante {^rj^y ist diese Reduction bereits in Nr. 89 aus- 
geführt, und gefunden worden: 

ii^Vty = 9^20 9^02 — 9^11^ — 9^10^9^02- 
Da die Function keine weiteren unabhängigen Covarianten 



anf die gegebene Function ax^ beziehen, so ist 

Oll =» 2 («2, of3s — «83«) ; a„ = 2 (of,3 a^t — ofas er,,) ; 
mithin die Gleichung der Curve in Liniencoordinaten: 

+ 2 [{ccntxsi — ccssccii) gi l, + (ofsia« — of ^,^23) gg gj + («„ofj, - ofjjorgi) J3 gj = 0. 

Da diese Gleichung, wie aus ihrer oben gegebenen Form erhellt, aus 
den Grössen a und g gerade so zusammengesetzt ist, wie die Gleichung 
in Punktcoordinaten aus a und x, so kann man die erstere auch 
schreiben : a £' = ; d. h. man kann gleichzeitig a mit a und £ mit x 
vertauschen. Also ist auch 

«11 = 2(aj, . 033 — a,8«); a« =» 2(02303, — 03301,), etc. 



— 238 — 

besitzt, so bleibt nur noch übrig, die in Nr. 89 erwähnte Ver- 
einfachung der Reduction vorzunehmen, um diese letztere für 
Functionen höherer Grade ausführbar zu machen. 

Wenn |=/'<^>, i^ = ^(i), g = %(^^ -9' = aj(i) die Ab- 
leitungen von vier ternären Formen nach x sind, so ist 

mithin auch 

{xl){xri){xl){x%)==Q, 
oder: 

oder, durch x^ dividirt: 

{xl){ril%^) + {X71){XH) + {xl){Hri) + {x&){Ui) = 0. 

Dies ist für vier ternäre Functionen eine ähnliche Grund- 
formel, wie sie in Nr. 112, Beispiel 1) für drei binäre Func- 
tionen aufgestellt wurde. — Betrachtet man nun -9' als un- 
abhängige Variable, d. h. als Linie, welche nicht durch den 
Punkt X geht, so ist auch {x%') nicht gleich Null, und man 
kann aus der Gleichung nur die drei Homogenitäts-Factoren 
(ir§), {xri), (xl) weglassen. Setzt man noch, um die Natur 
der einzelnen Formen besser hervortreten zu lassen, 

wo u ein Punkt ist, so lautet die letzte Formel: 

- {x\u) {U%) = d« .rii)-\-{\u. g|).+ (|M . In). 
Bei der weiteren Rechnung wollen wir uns wieder auf das 

Beispiel (§i?£)^ beschränken, aus welchem das allgemein zu 
beobachtende Verfahren vollständig zu ersehen ist. Man hat 
also zunächst: 



{x\uf. {Ulf = 3(1« . nif + 6(1« . ni){\u . gl), 

da bei der Gleichsetzung von §, i^, g sowohl die drei Qua- 
drate, wie die drei doppelten Producte einander gleich werden. 
Nun werden in die auf der rechten Seite der Gleichung 
stehenden Klammerausdrücke die Hilfsgrossen y und x ein- 
geführt, und zwar mittelst der in Nr. 89 abgeleiteten Formel : 

(Jni) = m{riy){i^) + {lxny){ns) + {n^y^U) 

- i^'^XtyKve) - (g^)(i?y)(l«) - (nx)(^y)(t0), 



— 239 - 

wobei die an jener Stelle weggelassenen Homogenitats-Factoren 
beibehalten sind. Man braucht zu diesem Zweck in dieser 
Formel nur |, resp. iy durch \u zu ersetzen. — Zur weiteren 
Vereinfachung" nehmen wir aber vorher an, die bis jetzt un- 
bestimmt gelassene Linie # sei die Verbindungslinie der 
Punkte y und 0. Dann ist 

oder : 

Es werden demnach in der obigen Formel auf der rech- 
ten Seite alle Glieder gleich Null, welche die Grösse |, resp. 
7j enthalten, und man erhält: 

{\u . ^) = (x\u) . [(i?y)(g^) — {ty)(ri^)h 
{\u . Ü) = {x\u) . [{ty){U) - ay){t^)]. ' 

Setzt man diese Werthe in dem oben gegebenen Aus- 
druck für {irj^y ein, so hebt sich (x\uy beiderseits weg, 
und es bleibt: 



U^vt? = my)(t^) - ay)(rig)? + [(ny)ite) - (gy)(ij^)] 

.[(gy)(|^)-(gi/)(g^)]. 

Wir schreiben nun wieder, wie an entsprechender Stelle 
der früheren Methode, für |, iy, g den Ausdruck aa;'»~^, für 
S^^), i]^^\ g(*> also ax^-^y und bestimmen durch die Be- 
dingung 

ax^^^0 ==s 0. 

Wenn dann in der letzten Gleichung die Klammern gelöst 
werden, so verschwinden drei von den vier Gliedern, welche 
der zweite Summand liefert, weil sie ax!^~^0 als Factor ent- 
halten, und es bleibt: 

— [ttx^-^^yY . ccx^-^is^, 
oder, wenn wir wieder setzen: 

hi^V^y = 9^20 9>02 — 9>ii^ — 9>io^9o2; 
übereinstimmend mit dem früher gefundenen Resultate.*) 

*) Die hier durchgeführte abgekürzte Methode verdanke ich einer 
brieflichen Mittheilung von Hrn. Grassmann. 



'' 



— 240 — 

9 

ß) Zwei Functionen. 
l23. Zwei Functionen 

worin 

X = x^ e^ -\- X2 X2 ~i" x^ 63 

ist, repräsentiren iswei Kegelschnitte in einer Ebene. 

Covarianten. — Jenachdem man in dem Ausdrucke (|iy5)^ 
die drei Grössen ^, rj, ^ sämmtlich aus der ersten, oder 
sämmtlich aus der zweiten Function ableitet, erhält man die 
bereits bekannten Invarianten (a^) oder (ß^), Jenachdem man 
ferner zwei dieser Grössen aus der ersten, und die andre aus 
der zweiten Function ableitet, oder umgekehrt, erhält man 
zwei neue Invarianten (a^/3) oder (a/3^). Hebt man in dem 
Ausdruck (S^^)^ diejenigen Buchstaben, welche aus der zwei- 
ten Function genommen werden sollen, durch einen oberen 
Index hervor, so kann man die vier Invarianten in folgender 
Weise unterscheiden: 



Um die geometrische Bedeutung der beiden neuen In- 
varianten zu erkennen, gehen wir von den drei Formeln 
(Nr. 1 14) aus, welche sagten, dass in dem Dreieck der Punkte 
xy0 jede Seite die Polare des Kegelschnittes a in Bezug auf 
die Gegenecke sei: 

(y0)^ax] (zx)^ay\ {xy)^a0. 
Durch Multiplication von je zwei dieser Formeln folgt: 
(xy)0'^ ^ a^{xy)] (y0)x^ ^ «^(j/^); i^^)y'^ ^ cc^{0x)] 
daher, wenn keine zwei Punkte zusammenfallen: 

;8f2 ^ ^2. ^2 ^ ^2. y^ ^ a'^ ^ 

und durch Multiplication mit ß: 

ß0'^ = a'^ß] ßx'^ = a^ß] ßy'^ = a}ß. 

Ist nun («^/3) = 0, so ist ßx'^ = ßy^ = ßg^ = 0; d. h.: die 
drei Punkte xy0 liegen auf dem Kegelschnitt ß. 

Das Verschwinden der Invariante (cc^ß) 0eigt also an, 
dass der Kegelschnitt ß durch die Ecken eines Dreiecks geht, 



- 241 — 

dessen Seiten Polaren des Kegelschnitts a in Bezug auf die 
gegenüberliegenden Ecken sind. — Durch Vertauschung von 
a und ß erhält man aus diesem Satze die Bedeutung der 
anderen Invari|nte. 

ContravarioMten. Ausser den beiden Contravarianten der 124. 



einzeln^ Functionien, nämlich (|^ . 1^5)^ i^nd {\x . ri^Y kann 
nur noch eine Form dieser Art gebildet werden, nämlich da- 
durch , dass man den einen der beiden Buchstaben ri und t, 
aus der ersten, den andern aus der zweiten Form nimmt. 
Man hat also im Ganzen folgende drei Contravarianten, worin 
g = I a; sein soll : 



Die mittlere dieser Formen repräsentirt ebenso wie die 
beiden anderen einen Kegelschnitt. Um denselben näher 
kennen zu lernen, nehmen wir an, es sei i, = \e^. Dann 
würden bei der Ausrechnung des Productes (| . i^g') die- 
jenigen Glieder von ri und f', welche den Factor 1^3 enthalten, 
nicht zur Verwendung kommen. Es ist daher 

vorausgesetzt; dass man ri und ^ nur aus |e, und {e^ ableitet, 
und in Folge dessen x nur aus e, und e^* Unter letzterer 
Voraussetzung aber bedeuten a und ß die Punktepaare, in 
denen die Curven « und ß von der Linie | geschnitten wer- 
den. Wenn nun 

ist, so sind die Punktepaare a und ß harmonisch (Nr. 93). 
Es schneidet also die Linie 5 (= I ^3) die beiden Curven a und 
ß in harmonischen Punktepaaren; und da jede der Lagen 
von I, die der Gleichung (a/3)|2==0 genügt, als Linie {\e^ 
angenommen werden kann, so repräsentirt die Gleichung 
(a^)|2 -_= denjenigen Kegelschnitt, dessen sämmtliche Tangen- 
ten die Curven a und ß in harmonischen Punktepaaren 
schneiden. 

Bezeichnen wir die zu « und ß reciproken Kegelschnitte 
mit a resp. 6, so ist 

Schlegel, Elemente. 16 



— 242 - 

Nun erhält man den ursprünglichen Kegelschnitt wieder durch 
Vertauschung der griechischen und lateinischen Buchstaben; 
man hat also: 

(a^) x^ = a 7? ; {l[p-)x^ = ßx\^ 

Es wird femer der zu (a/3)§^ = reciproke Kegelschnitt 
ausgedrückt sein durch 

Und dieser Kegelschnitt hat die redproke Eigenschaft, dass 
die aus irgend einem seiner Punkte an die beiden gegebenen 
Curven gezogenen Tangentenpaare harmonische Linienpaare 
sind. — Seine Gleichung ist eine Covariante der beiden ge- 
gebenen Functionen^ wie man sogleich erkennt; wenn man 
darin a und b durch die gleichbedeutenden Werthe «^ resp. 
ß^ ersetzt, wodurch die Gleichung die Form erhält: 

«2 ^2 ^2 ^ 0. 

Man wird diese Covariante unmittelbar aus den gegebenen 
Functionen erhalten durch die Bildung 

wobei 5' ^nd ^' aus der einen, ri und g aus der anderen 
Function entnommen werden. 

y) Drei Functionen. 

125. Drei Functionen 

«0^2 = 0, ßx'^^0, ya;2 = 0, 
worin 

X • • " X I &| I »«/o Vn r Xo Co 

ist, repräsentiren drei KegelschniMe in einer Ebene. 

Covarianten. 1) Ausser den neun bereits bekannten In- 
varianten : 



(« ß:') = ififr ; iß y') = (rW)* ; (y «^) = (S"^)* , 

kann noch eine gemeinsame Invariante der drei Functionen 
gebildet werden, nämlich: 

(aßy) = (l^'D* = {^ViY- 
Die geometrische Bedeutung ihres Verschwindens findet 



— 243 — 

sich, wenn man bedenkt, dass die Gleichung {aßy) = nichts 
weiter sagt, als dass zwischen den drei Grössen cc, ß, y eine 
Zahlgleichung existirt, sodass man statt dieser Gleichung auch 
schreiben kann: 

Xa -{- [iß -{- vy == 0, 

oder, mit dem Quadrat eines beliebigen Punktes x mul- 
tiplicirt: 

Xax^ + ^ßx^ + vyx'^ = 0. 

Wenn nun x einer der Schnittpunkte der Curven a und ß 

ist, so ist 

ax' = 0, ßx'^ = 0', 

mithin nach der letzten Gleichung auch 

d. h.: auch die Curve y geht durch diesen Punkt. 

Denkt man sich nun aus den in entwickelter Form ge- 
schriebenen Gleichungen ax'^ = und ßx'^ = eine der 

beiden Variablen — und — ^ eliminirt, so erhält man nach 

x^ x^ 

Nr. 70 eine Gleichung vom vierten Grade in der anderen, 
mithin auch vier Werthe für diese Variable, deren jedem ein 
Werth der anderen entspricht. Zwei Kegelschnitte haben also 
im Allgemeinen vier gemeinsame Punkte, und, redprok, vier 
gemeinsame Tangenten. 

Demnach ist das Verschwinden der Invariante {aßy) die 
Bedingung dafür ^ dass die drei Kegelschnitte cc, ß, y durch 
die nämlichen vier Punkte gehen (dem nämlichen Viereck um- 
schrieben sind), und das Verschwinden der Invariante (abc) 
die Bedingung dafür, dass die drei Kegelschnitte a, b, c, vier 
gemeinsame Tangenten haben (dem nämlichen Vierseit ein- 
beschrieben sind). 

Wir haben früher die Gesammtheit der durch einen 
Punkt gehenden Geraden, von denen also je drei der Glei- 
chung (a/Jy) = genügten, einen Stralenbüschel, und die 
Gesammtheit der auf einer Geraden liegenden Punkte, von 
denen also je drei der Gleichung [abc) = genügten, eine 
Punktreihe genannt. — In entsprechender Weise können wir 
jetzt die Gesammtheit der durch dieselben vier Punkte gehen- 
den Kegelschnitte, von denen also je drei der Gleichung 

16* 



- 244 - 

(^aßy) = genügen, einen Kegelschnitthüschel nennen, und 

die Gesammtheit der dieselben vier Geraden berührenden 

Kegelschnitte, von denen also je drei der Gleichung (a6c) = 

genügen, eine Kegelschnittreihe. 

Anmerkung. Auf den Begriff des Kegelschnittbüschels führte 
uns schon früher die Darstellung des Kegelschnittes durch ein plani- 
metrisches Product. S. „Raumlehre'* Nr. 178. 179. — Die Darstellung 
von Curvenbüscheln und Curvenreihen nach beiden Methoden hat Grass- 
maun ausgeführt in Crelle^s Journal Band 42. S. 193 ff. 

Wird in den Gleichungen der drei Kegelschnitte cc, ß, y 
die Variable x nur aus den Einheiten e^ und Cj abgeleitet, 
so stellen a, j3, y die Punktepaare vor, in welchen die gleich- 
benannnten Kegelschnitte von der Geraden (e^eg) geschnitten 
"werden. Und die Gleichung (ccßy) = sagt aus, dass diese 
Punktepaare involutorisch sind. (Nr. 96.) Man hat daher die 
beiden reciproken Sätze: 



Die Punktepaare, in welchen 
ein Curvenhüschel zweiten Gra- 
des von einer beliebigen Geraden 
geschnitten wird, sind involu- 
torisch. 



Die Tangentenpaare, welche 
an eine Curvenreihe zweiter 
Klasse von einem beliebigen 
Punkte aus gelegt werden, sind 
involutorisch. 



126. Die Function y = ka-\- jiß. — In der Gleichung A a + ft/J 
■^ vy = können wir v = — 1 setzen/ und erhalten dadurch 
y als Function der beiden Curven a und ß, nämlich 

y = Xa -{- fiß. 

Man kann also einen Kegelschnitt des Büschels aus zwei 
andern (durch welche ein Büschel vollständig bestimmt ist) eben- 
so ableiten y wie einen Punkt auf einer Geraden aus zwei 
Punkten auf derselben, oder eine Gerade in einem Stralen- 
büschel aus zwei Geraden dieses Büschels. 

Die Hesse'sche Determinante von y. — Die Curve y zer- 
fällt in ein Linienpaar, wenn ihre Hesse'sche Determinante 
{y^) verschwindet. Dann ist nach der letzten Formel 

(y3) = x\a^) + 3AV(a^^) + 3 A/x2(a/32) + ^3(^3) = o. 
Diese Gleichung giebt, wenn a und ß feste Curven, also 
Constanten sind, für die Variable — drei Werthe. Es existi- 
ren also drei Linienpaare, die, als Kegelschnitte betrachtet, 



J 



- .245 — 

dem Büschd angehören. Sind Ä, B, C, D die vier Schnitt- 
punkte von a und /J, so sind diese Linienpaare: 

{AB), {CD); {AC),{SDy, {AB),{BC). 

Die Gleichung (y^) = (als Function von A und fi ge- 
schrieben), kann augenscheinlich als binäre cubisehe Function 
, betrachtet werden. Wir lernen daher für diese Function eine 
neue geometrische Deutung kennen. Sie repräsentirf nämlich 
hier drei Linienpaare (resp. Punktepaare) y welche einen in- 
volutorischen Verein iilden. (Vgl. Nr. 39.) Ist nun die Dis- 
criminante dieser Function gleich Null, so fallen von den 
drei durch sie dargestellten Gebilden zwei zusammen, z. B. 
(ÄD) mit (BD) und {ÄC) mit (5(7); d. h.: es fällt A mit 
B zusammen, und die gemeinsame Secante der beiden Curven, 
(AB) geht über in eine gemeinsame Tangente. Da aber der 
Berührungspunkt dieser Tangente für beide Kegelschnitte der- 
selbe ist, so sagt man: Die Kegelschnitte ierühren sich in 
einem Punkte. 

Fällt auch noch C mit D zusammen, so sind die vier 
Schnittpunkte der Kegelschnitte durch zwei Berührungspunkte 
(A und C) ersetzt, und von den drei oben aufgezählten Linien- 
paaren ist das erste das Paar der gemeinsamen Tangenten 
geworden, die beiden anderen fallen mit der (vierfach zu 
zählenden) Secante (AC) zusammen. 

Man erhält ferner folgende reciproke Resultate: Die 
Curve c = Xa-^ fib zerfällt in ein Punktepaar, wenn (c^) = 
ist. Es giebt drei solcher Punktepaare, nämlich die 6 Punkte, 
in denen die vier gemeinsamen Tangenten der Curven a und b 
sich schneiden. Ist die Discriminante von (c^) gleich Null, 
so fallen zwei dieser Punktepaare, mithin auch zwei der vier 
Tangenten zusammen. Man hat dann ebenso wie vorher eine 
Doppel-Tangente, woraus wieder folgt, dass die Kegelschnitte 
sich berühren. 

Die Contravariante von y. — Dieselbe ist, wie früher 
gefunden, durch (y^) ausgedrückt, oder^ wenn man für y seinen 
Werth setzt, durch: 

Giebt man in den Ausdrücken (a^), (a/J), (/5^), welches 
die schon bekannten Contravarianten von a und ß sind, der 



— 246 — 

» 

Variablen (\x) einen festen Werth, so kann man diese Aus- 
drücke als constant, und die Gleichung (y^) = (insofern sie 
durch A und /x ausgedrückt ist) als binäre €[uadratische Function 
ansehen. Dieselbe drückt alsdann irgend zwei Punkte aus, 
in denen die beiden Kegelschnitte a und ß von der Geraden 
(1^) geschnitten werden, d. h., wenn M und M^ die Schnitt- 
punkte mit a, und N und N^ diejenigen mit ß sind, nach Aus- . 
wähl eines der Punktepaare (JfJV), {MN^)y {M^N\ (M^N^). 
Ist die Discriminante dieser quadratischen Form gleich Null, 
so fällt eins dieser Punktepaare in einen einzigen Punkt zu- 
sammen; d. h.: die Gerade {\x) geht durch einen der vier 
Schnittpunkte der Kegelschnitte a und /J. Man kann daher 
diese gleich Null gesetzte Discriminante 

(«') • iß') - C(«/3)]^ = 0, 
die in Bezug auf {\x) offenbar vom vierten Grade ist, als 
die Gleichung einer Curve vom vierten Grade betrachten, die 
in vier Punkte (reciprok : vier Geraden) einer Ebene verfallen 
ist, nämlich in die vier Schnittpu/nhte der Curven a und ß. 
127. SpecieUe Fälle der Function y, — a) Es ist noch zu 
untersuchen , welche besonderen Eigenschaften ein durch 
y == Aa + f^jä dargestellter Curvenbüschel hat, wenn ß das 
in Nr# 119 erwähnte, in unendlicher Entfernung liegende 
Parallelenpaar ist. Wir bestimmen zunächst für die Punkte- 
paare (-4., JB) und (CT, XJ\ in denen a und ß von einer be- 
liebigen Geraden geschnitten werden, das gemeinsame har- 
monische Paar. Dasselbe besteht offenbar aus dem Mittel- 
punkte von A und JB, und dem unendlich fernen Punkte TJ 
selbst. Da nun diese Punkte auch mit jedem Punktepaare 
(^|5,) harmonisch sind, in welchem eine der Curven y von 

A I B 

der Geraden geschnitten wird , so ist der Punkt G = — —■ — 

auch der Mittelpunkt des Paares (Ä^B^). Der Kegelschnitt- 
büschel y hat also die Eigenschaft , dass alle Sehnen y welche 
von einer beliebigen Secante auf seinen Curven abgeschnitten 
werden, denselben MittelpunJct haben. Zieht man nun beliebige 
Secanten durch den Mittelpunkt M einer dieser Curven, so 
werden die zugehörigen Sehnen dieser, und mithin auch der 
übrigen Curven, in M halbirt; d. h.: M ist der gemeinsame 
Mittelpunkt aller Curven des Büschels. Vermöge beider Eigen- 



— 247 — 

Schäften bezeichnet man diese Curven als ähnliche und ähn- 
lich liegende concentrische Kegelschnitte. 

Anmerkung. Da der Mittelpunkt der Parabel der unendlich 
ferne Punkt ihrer Axe ist, so werden concentrische Parabeln solche 
sein, deren Axen (auch der Richtung nach) zusammenfallen. 

Da die Doppellinie ß von jeder Geraden in einem Doppel- 
punkte geschnitten wird, so sind auch die Schnittpunkte von 
cc und ß zwei Doppelpunkte auf jener Linie; man kann daher 
diese Punkte die Berührungspunkte von a und ß nennen. 
Von den 6 durch die vier Schnittpunkte gehenden gemein- 
samen Secanten fallen also 4 mit der Geraden ß zusammen; 
die beiden anderen sind die gemeinsamen Tangenten von 
a und ß, oder, da sie die Linien sind, welche a in seinen 
beiden unendlich fernen Punkten berühren, die Asymptoten 
von a. Betrachtet man nun die Asymptoten als Polaren des 
Kegelschnittes, so sind ihre Berührungspunkte, d. h. die un- 
endlich fernen Punkte, die zugehörigen Pole, und der Schnitt- 
punkt der Asymptoten ist der Pol der Verbindungslinie jener 
Punkte, d. h. der Pol der unendlich fernen Geraden. Hier- 
nach aber fällt der Schnittpunkt der Asymptoten mit dein 
Mittelpunkt der Curve zusammen. Man kann also die Asym- 
ptoten eines Kegelschnitts als die von seinem Mittelpunkt aus 
gezogenen Tangenten bezeichnen. 

Da die gemeinsamen Tangenten von a und ß auch die* 
gemeinsamen Tangenten des ganzen Büschels sind, so folgt 
noch, dass alle Curven des Büschels dieselben Asymptoten haben. 
Endlich kann man die Asymptoten selbst als dasjenige Linien- 
paar bezeichnen, in welches einer der Kegelschnitte des 
Büschels zerfällt. 

6) Es ist femer zu untersuchen, welche besonderen Eigen- 128, 
Schäften eine durch c = Aa-f-ft6 dargestellte Curvenreihe 
hat, wenn b der in Nr. 119 erwähnte, in unendlicher Ent- 
fernung liegende Doppelpunkt ist. Wir bestimmen zunächst 
für die Tangenteupaare (a, V) und (m, te)," die von einem 
beliebigen Punkte der Ebene an «und b gezogen werden, 
das gemeinsame harmonische Paar. Nun ist jedes Paar von 
senkrechten Linien in der Ebene harmonisches Polarenpaar 
des Kegelschnitts 6, daher, wenn eine dieser beiden Linien 
mit u bezeichnet wird, harmonisch zu dem Tangentenpaare 



— 248 — 

• 

(u, u). Andrerseits ist dasjenige Paar senkrechter Linien, 
welches die Winkel von d und 6' halbirt, mit diesem Linien- 
paare harmonisch; also das gesuchte Paar. Da nun diese 
Linien auch mit jedem Tangentenpaare (a,', fe/) harmonisch 
sind, welches an eine der Curven c von dem gegebenen 

Punkte aus gelegt wird, so ist die Linie c = — ~ — auch 

die Mittelrichtung des Paares (a/, 6/). Die Kegelschnittreihe c 
hat also die Eigenschaft , dass die Winkel aller Tangentenpaare, 
die von einem beliebigen Punkte der Ebene an seine Curven 
gezogen werden, durch dieselbe Linie halbirt werden. Diese 
Halbirungslinie fällt aber (nach den in Nr. 19. 26. 32 auf- 
gestellten Sätzen) mit der Halbirungslinie des Winkels der 
von dem gegebenen Punkte nach den Brennpunkten dieser 
Curven gezogenen Linien zusammen. Und da dies für jeden 
Punkt der Ebene gilt, so folgt, dass alle Kegelschnitte der 
Curvenreihe dieselben Brennpunkte haben. Vermöge letzterer 
Eigenschaft bezeichnet man diese Curven als confocale Kegel- 
schnitte. 

Anmerkung. Da der zweite Brennpunkt der Parabel der unend- 
lich ferne Punkt ihrer Axe ist, so werden confocale Parabeln solche 
sein, deren Brennpunkte und Axen (auch der Bichtung nach) zusammen- 
fallen. 

Um diejenigen Punkte einer Curvenreihe zu finden, welche 
den Asymptoten des Curvenbüschels entsprechen, erinnern 
wir uns, dass die Asymptoten mit derjenigen Curve des 
Büschels, welche in ein Linienpaar zerfiel, identisch waren. 
Demnach sind die entsprechenden Punkte einer Curvenreihe 
diejenigen y in welche eine Curve dieser Reihe zerfällt ^ d. h. das 
Paar der den Curven der Beihe gemeinsamen Brennpunkte. 

Wenn ferner die Asymptoten als die aus dem gemein- 
samen Mittelpunkt an die Curven des Büschels gelegten 
Tangenten bezeichnet wurden, so sind reciprok die Brenn- 
punkte die imaginären SchnittptmMe der unendlich fernen Ge- 
raden mit den Cu/rven der Beihe. (Vgl. Nr. 54.) 

Legt man an zwei confocale Kegelschnitte die Tangenten 
aus einem ihrer Schnittpunkte, so fällt jedes Tangentenpaar 
in eine einzige Tangente zusammen, und der Winkel der 
zusammenfallenden Tangenten ist für den einen Kegelschnitt 



— 249 — 

180®, für den andern 0®. Da beide Winkel durch dieselbe 
Gerade halbirt werden, so steht die eine Doppeltangente auf 
der anderen senkrecht, und man hat den Satz: Confocale 
Kegelschnitte schneiden sich unter rechtem Winkel. 

2) Drei Functionen zweiten Grades haben noch die ge- 129, 
meinsame Covariante: 

Die Gleichung 

{InD = 

sagt aus, dass die drei Geraden |, ly, g, d. h, die Polaren ein- 
und desselben Punjctes x in Bezug auf die drei Kegelschnitte, 
durch denselben PunJd gehen. Mithin ist die durch die Gleichung 

aßyx^ = 

ausgedrückte Curve dritten Grades der geometrische Ort für aUe 
Punkte Xy welche diese Eigenschaft besitzen. 

Wenn (S^Ö identisch Null ist, so besteht zwischen den 
drei Functionen, deren Functionaldeterminante diese Grösse 
ist, eine Zahlbeziehung (nach Nr. 73); d. h. die drei Curven 
schneiden sich in denselben vier Punkten. Man hat in Folge 
dessen die reciproken Sätze : 

Die Pole jeder Geraden der 
Ebene in Bezug auf die Curven 
einer Kegelschnittreihe liegen 
auf derselben Geraden ^ bilden 
also eine Polreihe. 



Die Polaren jedes Punktes 
der Ebene in Bezug auf die 
Curven eines Kegelschnitt- 
büschels gehen durch denselben 
Punkt, bilden also einen Po- 
larenbüschel. 



Haben die drei Kegelschnitte cc, /5, y einen gemeinsamen 
Punkt Äy so geht nach Nr. 73 auch die durch die Functional- 
determinante aßyx^==0 bestimmte Curve durch diesen Punkt; 
und da für x= Ä auch aßyx'^ = ist, so ist A ein Doppel- 
punkt der Curve. — Wenn ferner cc, ßj y zwei gemeinsame 
Punkte {Äy B) haben, so hat die Curve dritten Grades zwei 
Doppelpunkte y und zerfällt daher in die Gerade (AB) und 
einen durch die Pumkte A und B gehenden Kegelschnitt , weil 
andernfalls die Gerade {AB) die Curve in vier Punkten (den 
beiden Doppelpunkten) schneiden würde, was nicht möglich 
ist. — Wenn endlich a, /?, y drei gemeinsame Punkte {A, By C) 



- 250 - 

haben ^ 50 zerfällt die Curve dritten Grades aus demselben 
Grunde in die drei Geraden (AB), (BC), (CA). 
130. Contravarianten. Vergleichen wir die Contravarianten 
der ternären mit den Invarianten der binären quadratischen 
Functionen^ so zeigt sich, dass aus jeder der -letzteren eine 
der ersteren hervorgeht, indem man in jeder Klammer den 
Factor (\x) hinzufügt. Demgemäss können wir aus der ge- 
meinsamen Invariante von drei binären quadratischen Functio- 
nen folgende CoDtravariante von drei ternären quadratischen 
Functionen bilden: 

Clx . rit)(\x . g^) da; . ^r^) = aßy .^^ = 0. 

Sie stellt hiernach eine Curve dritter Classe dar. Um ihre 
Beziehung zu den drei gegebenen Kegelschnitten kennen zu 
lernen, nehmen wir (wie an entsprechender Stelle in Nr. 124) 
an, dass 

sei. Dann ist wieder 

(\x . rjt) = (vi)] (|a; . g^) = a^)5 (\x . »v) ^ (^v). 
Die Gleichung der Contravariante wird 

und diese Gleichung sagt aus, dass die Punktepaare «, j8, y, 
in denen die gleichbenannten Curven von der Linie (\e^) ge- 
schnitten werden, involutorisch sind. (Nr. 96.) Demnach ist 

die Gleichung 

aßy^^ = 

die Bedingung dafür, dass die drei Kegelschnitte a, ß, y von 
der Linie ^ in involutorischen Punhtepaaren geschnitten werden, 
und man hat die reciproken Sätze: 



Alle Geraden, welche von drei 
gegebenen Kegelschnitten in in- 
volutorischen PunJctepaaren ge- 
schnitten werden, umhüllen eine 
Curve dritter Klasse. 



Alle Punkte, in denen sich 
involutorische Tangentenpaare 
dreier Kegelschnitte schneiden, 
liegen auf einer Curve dritten 
Grades. 



Die Massbezi ehnngen in der Ebene« 

131. Im zweiten Abschnitte der Einleitung (Nr. 5 ff.) wurde 
gezeigt, dass die Entfernung zweier Punkte auf einer Ge-' 



— 251 — 

raden als specieller Fall des Richtungsunterschiedes zweier 
Geraden in der Ebene, und ^ie Gleichheit zweier Strecken 
als harmonische Beziehung ihrer Endpunkte auf ein Griiud- 
gebilde (den unendlich fernen Punkt) betrachtet werden kann. 
Mit Hilfe der nunmehr beendeten Theorie der Kegelschnitte 
können wir jetzt analoge Betrachtungen im Gebiete der Ebene, 
wie dort im Gebiet der Geraden anstellen. 

Es seien e^, Cj, e^ drei auf einander senkrechte Radien 
einer Kugel, und {e^e^e^ = J. 

Femer seien x und y zwei andere beliebige, vom Mittel- 
punkte der Kugel ausgehende Strecken, und 

y = li^e^ +f*2^2 + f*3^3- 

Wenn dann %• der Winkel zwischen x und y ist, so hat man 
(„Raumlehre^' Nr. 154) folgende Beziehungen: 

+ {h^\ ~^if*3)(e3^i); 
{x\y) = A,/iAi + ^2f*2 + hN\ 

Vi^l f^2 — ^2f*l)^ + ('^2^*3 — 'l3f*2)''^ + (^3^*1 — '^1^3)^ 

= A'+ V+ V • Vi^Mn^^TJ? . sin ^; 

^lf*l+^2f*2+'^3f*3 = ^V+V+V • Vl^i^+l^2^+f^3' • cos #5 

mithin in abgekürzter Bezeichnung: 



(1) sin*=-£^^^; cos^ = ^M 



j/x^ . j/y^ l/x'- . Vy^ 

wodurch -9* als arcus sinus des einen, oder als arcus cosinus 
des anderen Ausdrucks bestimmt ist. 

Betrachten wir nun die Strecke y als constant, x als 
variabel, so repräsentirt die Gleichung 

(2) j/(5^ = 

eine Radialstrecke, welche mit y zusammenfällt, da sin & = 
ist (oder auch weil aus dieser Gleichung folgt: {xy) == 0). 
Und die Gleichung 

(3) (a;|y) = 

stellt jede Radialstrecke vor, welche auf y senkrecht steht 



— 252 — 

(aus analogen Gründen), d. h. die auf y senkrechte Ebene 
des grössten Kreises. 

Betrachtet man endlich in den Gleichungen (1) y und 0- 
als constant, so repräsentirt jede dieser Gleichungen alle jene 
Streckenpaare x^ welche von y um den Winkel -ö* abweichen, 
d. h. die Fläche eines geraden Kegels von kreisförmiger Basis, 
dessen Spitze in das Kugelcentrum fällt, dessen Axe die 
Strecke y, und dessen Winkel an der Spitze für jeden Axen- 
schnitt 2%^ ist. Jeder Axenschnitt trifft hiernach die Kegel- 
fläche in zwei Seitenlinien, welche harmonisch sind mit y 
und mit der Linie, in welcher die Ebene (3) durch den Axen- 
schnitt getroffen wird. 

Für verschiedene Winkel %^ erhält man verschiedene 
Kegelflächen, die durch einen gemeinsamen Axenschnitt in 
involutorischen Linienpaaren geschnitten werden. 

Es seien ferner | und i^ zwei beliebige Flächentheile, 
deren Ebenen durch den Mittelpunkt der Kugel gehen. Wir 
können dieselben als Ergänzungen der auf ihnen senkrecht 
stehenden Badialstrecken betrachten, und aus den Ergänzungen 
der Strecken e^^e^y e^ ableiten. Demnach sei: 

r] = m^ \e^ + mjjcj + 'nfh\e^* 

Wenn dann '9'' der Neigungswinkel der Ebene ^ und der 
Strecke x ist, so erhält man die zu (1) analogen Formeln: 

(la) 8iiiy= A'">'^^ ; cos #' = -^^t^- , 

worin 

(xri) = A,«^, + ^2^2 + A3 mg-, 
{x\7i) = (Aj ^2 — A2m,)(e,e2) + (A2m3 — A3 ^2) (62^3) 

ist. 

Betrachten wir r^ als constant, so repräsentirt die Glei- 
chung j/(xi])^ = alle in i] liegenden Radialstrecken a;, d. h. 
die Ebene rj selbst; und {x\fjD = die auf rj senkrecht 
stehende Radialstrecke. Ferner drückt jede der Gleichungen 
(la) für constantes rj und d'' alle Paare x aus, welche mit iy' 
den Winkel %•' bilden, d. h. eine Kegelfläche, deren Spitze 



— 253 - 

im Kugelcentrum liegt, deren Axe die auf 1/ senkrecht stehende 
Radialstrecke 9 und deren Winkel an der Spitze für jeden 
Axenschnitt 2R — 2-9'' ist. Die weiteren Folgerungen sind 
ganz analog denen des vorigen Falles. 

Wenn endlich •9'" der Neigungswinkel der Ebenen § und iy 
ist, so hat man: 

(Ib) sin r = /l^ ^^^_ ; cos ^''= --iM^ . 

Die Werthe von (li^)- ^^^ (S|^) geh^n aus denen für 
{xy)~ resp. {x\y) hervor, wenn man darin die griechischen 
Buchstaben durch die entsprechenden lateinischen ersetzt. 

In der geometrischen Deutung treten Ebenen, dip durch 
den Kugelmittelpunkt gehen, an die Stelle der Radialstrecken, 
und umgekehrt. Für constantes vi und -9'" stellt jede der 
Gleichungen (Ib) die Gesammtheit der Ebenen dar, welche 
eine Kegelfläche umhüllen, die von gleicher Beschaffenheit 
ist, wie die vorige. 

Bisher war die Grösse der Strecken x und y, und die 132. 
der Flächentheile | und ri unbestimmt gelassen. Bestimmen 
wir dieselben zuerst durch die Gleichungen: 

V+V+V=i; f*i' + f*2' + f*3' = 1 ; 

Dann liegen die Endpunkte der Strecken x und y auf der 
Kugelfläche, und die Ränder der Flächentheile | und ri sind 
grosste Kugelkreise. Bezeichnen wir die Endpunkte ebenso 
wie die Strecken, und die Kugelkreise ebenso wie die Flächen- 
theile, so ist O* das Mass für den Abstand der Punkte x und y\ 
%'' das Mass für den Abstand des Punktes x von dem Kreise 1^; 
'9'" das Mass für den Abstand der Kreise | und iy. — Es wird 
femer die Kegelfläche, deren Winkel an der Spitze oben gleich 
20' gefunden wurde, von der Kugelfläche in einem Kreise x 
geschnitten, dessen Punkte alle von y gleichweit entfernt sind, 
während die beiden Punkte x, deren Abstand von y durch O* 
ausgedrückt ist, die Endpunkte eines Durchmessers sind. Und 
auf dem grössten Kugelkreise, welcher durch einen Axen- 
schnitt des Kegels bestimmt ist, wird der Punkt y nebst (^em 
einen der um 90® von ihm entfernten (durch {x\y) = be- 
stimmten) Punkte ein harmonisches Polenpaar des Kreises tc 



— 254 — 

bilden.' Ueberhaupt wird man zu jedem Punkte auf der 
Peripherie des Axenschnittes den zugeordneten harmonischen 
Pol in Bezug auf x bestimmen können, und ebenso zu jedem 
Punkte X auf der Eugelfiäche die Polare | in Bezug auf x. 
Wie in der Ebene auf einer durch x gelegten yariablen Ge- 
raden der zu x zugeordnete harmonische Punkt eine Gerade 
(die Polare von x) durchläuft, so kann man auch festsetzen, 
dass in der Eugelfiäche auf einem durch x gelegten variablen 
grossten Eugelkreise der zu x zugeordnete harmonische Punkt 
einen grossten Eugelkreis beschreibe. Die Polare von x ist 
hiemach derjenige grösste Eugelkreis, welcher auf dem durch 
X bestimmten Radius senkrecht steht, fällt also mit der Peri- 
pherie 3er Ergänzungsfläche von x zusammen. — Da nun die 
Polare von x vollständig bestimmt ist, so ist durch diese Fest- 
setzung auch der Ereis x bestimmt. Und zwar ist jedes Paar 
von Punkten auf der Eugelfiäche, dessen Abstand 90® beträgt, 
ein Polenpaar, und jedes Paar von senkrecht auf einander 
stehenden grossten Eugelkreisen ein Polarenpaar dieses Erei- 
ses. Wenn wir nun in den Formeln (1), (la), (Ib) die Grossen 
X und y, wie schon oben festgesetzt, als Punkte auf cler 
Eugelfiäche betrachten, und die Grössen | und ri als ihre 
resp. Polaren in Bezug auf x, so haben wir, da diese Polaren 
die Ergänzungen von x resp. y sind , in den Ausdrücken für 
I und ri nur die Grössen l und m resp. durch A und ^n zu 
ersetzen. Dann aber wird: 

{xy) = {x\ri) = {Iri)', 
(x\y)= {xri) =(lh); 



folglich : 



sin %" = cos -9*' = sin O*"; 
cos %- = sin %•' = cos -O""; 
^ = -9."; ^' = 900 — ^. 



In Worten: Der Abstand zweier Pv/nkte auf der Kugdfläche 
ist gleich dem Abstand ihrer Polaren; der Abstand zweier 
grösster Kugdhreise ist gleich dem Abstand ihrer Pole; der 
Abstand eines Punktes von einem grossten Kugetkreise ist das 
Cott^plement seines Abstandes vom Pol des Kugelkreises, oder 
das Complement des Abstandes seiner Polare von dem Kugd- 
kreise. — Das erstere dieser beiden Gomplemente ist, wie 



- 255 - 

noch zu bemerken ist, gleich dem Abstände des Punktes von 
demjenigen Punkte des grössten Kugelkreises, in welchem 
dieser letztere von einem durch den gegebenen Punkt gelegten 
Kugelkreise senkrecht geschnitten wird. 

Wir nehmen nun an, dass, während der Punkt y fest 133, 
bleibt, der Mittelpunkt der Kugel in unendliche Entfernung 
rückt, und wollen alle bei Betrachtung der Kugeloberfläche 
erhaltenen Resultate für diesen Fall specialisiren. Zunächst 
geht die Kugelfläche selbst in eine Ebene über, und ihre 
grössten Kugelkreise in gerade Linien, die sich unter den- 
selben Winkeln schneiden, wie jene. Der Kreis x, in Bezug 
auf welchen die Begriffe „Pol" und „Polare" anzuwenden 
sind, hat die Eigenschaft, dass jedes Paar von senkrecht auf 
einander stehenden Geraden ein Polarenpaar für ihn ist; 
mithin ist er der in Nr. 119 besprochene unendlich ferne 
Doppelpunkt-Kegelschnitt. Es ist ferner %'y der Abstand der 
Punkte X und y, die gerade Strecke zwischen diesen Punkten; 
^'y der Abstand des Punktes x von der Geraden tj, ist, wie 
aus der vorhin gemachten Bemerkung ersichtlich, gleich dem 
Abstand des Punktes x von demjenigen Punkte der Geraden i], 
in welchem diese letztere von einer durch x gelegten Geraden 
senkrecht geschnitten wird. (Mithin ist dieser Fall auf den 
vorigen reducirt.) Dagegen lässt sich O*", der Abstand der 
Geraden | und i^, nicht durch den Abstand zweier Punkte 
ausdrücken. Denn da die Polare jedes Punktes der Ebene 
in Bezug auf x die unendlich ferne Gerade ist*); so ist auch 
der Pol jeder Geraden eiü unbestimmter Punkt auf jener Ge- 
raden*, es liefert daher die Regel, dass der Abstand zweier 
Geraden gleich demjenigen ihrer Pole ist, kein bestimmtes 
R,esultat mehr. 

Da nun in der Ebene jeder Punkt x schon aus zwei 
Einheiten, nämlich aus zwei mit x in derselben Geraden 
liegenden Punkten e^ und e^ abgeleitet werden kann (deren 
Entfernung man als Masseinheit für die Entfernung zweier 



*) Da man die beiden unendlich fernen Funkte k auf jeder Ge- 
raden der Ebene in entgegengesetzter Richtung liegend annehmen kann, 
80 ist in der That jeder Punkt der Ebene Mittelpunkt von x, also seine 
Polare die unendlich ferne Gerade. 



-r 256 — 

Punkte betrachten kann); und da ebenso in der Ebene jede 
Gerade | schon aus zwei Einheiten (|ßj und ({^2)9 nämlich 
zwei auf einander senkrechten Strecken abgeleitet werden 
kann (deren -ßichtungsunterschied man als Masseinheit für 
den Richtungsunterschied zweier Geraden betrachten kann); 
so wird man die Formeln (1), (la), (Ib) auf diese einfacheren 
Gruppen von Einheiten beziehen, wenn man in den Ab- 
leitungsformeln für X, y, %, rj, die mit dem Index 3 versehenen 
Zahlen gleich Null setzt. Dadurch nehmen jene Formeln die 
einfachere Gestalt an: 

sin ^ = 77T¥T=fT iZ-Tj-TTi; C08^ = 



(4a) sm V = ,y = — ■-. — ; cos ir = ,,— - — tt^^^ — : 

Die Formeln (4) sind nun identisch mit den Formeln (1) in 
Nr. 5, und es greifen alle an jener Stelle aus diesen Formeln 
gezogenen Folgerungen Platz, namentlich auch die, dass die 
Masseinheit willkürlich wird. — Die Formeln (4a) können 
auf die vorigen reducirt werden, da die Gerade iy, wie oben 
gezeigt, darin durch einen Punkt ^ = ViCi4"^2^2 einsetzt 
werden kann. — Nur die Formeln (4b) können nicht weiter 
vereinfacht werden; 0*" ist der Richtungsunterschied der bei- 
den Geraden, und der rechte Winkel bleibt die Masseinheit, 
wie in Nr. 7 ausführlicher dargethan ist. 

Anmerkung. Der Uebergang von dieser Darstellung zu der ger 
wohnlichen (vgl. Anm. zu Nr. 7} erfolgt durch die Substitutionen: 

^i^ftaJi+ftÄg+jJgira; X^-^n^i+nx^+yzXj^^ h^S^x^-^-d^x^+Sj^Xs^, 

y'i^^ßiVi+ßiyt+ßsysi /«2==yiyi+y82/i+ysy3; /*8=<yiyi+^«y«+^3ys- 

Dann ist 

x^xiSi + XfSt + xjiSs* y=^yt^i + ytH + ysh' 

Setzt man ferner 

ßi^ + yi' + *i* — «11 |5iP2 + yiya + ^1*2 = «« _ 

ft' + y2' + *2' = «22 ßfßs + y2y8 + ^2*3 = «23 (fl''2^3) = K^, 
fe* + ys' + *3' = «33 ftPl + ßißft + ftfe = «31 

60 ist: 



— 257 — 

^i* + V + V = «.^^• f^i^ + i"2' + H^ = ay'; 

;.,.u, + ^2112+ A3U3=»a«.y; 

(Xi(i2 - A2.tt,)» + (^2 «3 - hl^i? + ihl^i — ^l.tt3^' = (Xy)^. 

Demnach : 

sm* -0- =- -—-- — 5- ; cos* '0' = -^-5 — ^ . 
Sei ferner: 

I ==ll!fl + l2>2 + l3U3; «7 = ^l!«! + 1?2if2+»?3'^3; 

SO ist entsprechend: 

(XTi)^ 



sin* -O"' = 



aa;* . arj^ 



ag* . arj^ ag^ . a?j* 

worin 

(XTj) = a?,??t(8, 1 «,) 4- .'r2J72(f2i f2)+^'<^3'73(f3! «3) = Kl>(a;,i?,+a;2i?2+a:3??3), 

und a in dem in der Anm. in Nr. 121 festgestellten Sinne gebraucht ist. 
Hiermit sind in kürzester Bezeichnung diejenigen Formeln hergestellt, 
deren weitere Specialisirung die Ausdrücke des Abstandes zweier Punkte, 
eines Punktes und einer Geraden, zweier Geraden liefert. Diese Spe- 
cialisirung mag hier übergangen werden, da sie keine, für die Aus- 
dehnungslehre characteristischen Momente bietet, und nach Analogie 
der Anmerkung zu Nr. 7 leicht ausgeführt werden kann. 



Berichtigungen. 

S. 12. Z. 20. V. u. sind die Worte „wenn — setzen** zu streichen. 

S. 59. Z. 8 V. 0. lies „c'* statt ,,|)". 

S. 144. Z. 10 V. 0. lies „dann" statt „denn**. 

S. 162. Z. 7 V. u. gehören die Punkte TOr |^ in den Exponenten. 



Schlegel, Klement«. 17 



Verzeichniss der erklärten Ausdrücke. 





Nr. 1 


• 


Nr. 


Absolute Invariante 


109 


Centrum der Involution 


37 


Adjungirtes System 


65 


— harmonisches 90. 99. 


105 


Aehnlichkeit 


43 


— 1. Ordnung d. Kegelschnitte 


115 


— symmetrische 


43 


Character der Covariante 


78 


Aehnlichkeitsaxe 


57 


Circuläre Multiplication 


13 


Aehnlichkeitspolare 


58 


CoUinearität 


42 


Aehnlichkeitspunkt 


56 


Complexe Multiplication 


15 


Aequianharmonische Gebilde 


47 


Concave Seite der Ellipse 


18 


Aeussere Multiplication 


15 


der Hyperbel 


25 


Affinität 


43 


der Parabel 


31 


Algebraische Mulüplication 


15 


Concentrische Kegelschnitte 


127 


Alternirende Function 


64 


Concomitante 


80 


ApoUonisches Problem 


58 


Confocale Kegelschnitte 


128 


Asymptoten der Hyperbel 


25 


Congruente Determinante 


64 


Asymptotenwinkel 


26 


Cougruenz 


43 


Axen der Ellipse 


17 


— symmetrische 


43 


— der Hyperbel 23 


►. 24 


Conjugirte Durchmesser d. Ellipse 22 


Axe der Parabel 


^30 


— — der Hyperbel 


29 






Contravariante 


82 


Berührung von Kreis u. Ellipse 


18 


Convexe Seite der Ellipse 


18 


— von Kreis und Hyperbel 


25 


der Hyperbel 


25 


— von Kegelschnitten 


126 


der Parabel 


31 


Berührungssecante 


58 


Covariante 


78 


B^zout-Cayley'sche Methode 


71 


— unabhängige 


87 


Brennpunkt der Ellipse 


17 


Curve 


113 


— der Hyperbel 


24 






— der Parabel ^ 


30 


\ Determinante 


59 


— der Involution 


37 


— congruente 


64 


Brianchon'sches Sechseck 


48 


— Hesse'sche 


74 


Brianchon'scher Punkt 


48 


— reciproke 


65 






— symmetrische 


64 


Canonische Form 


90 


Directrix der Ellipse 


20 


Centrale harmonische 


114 


— der Hjrperbel 


27 


Centralpunkt 


54 


— der Parabel 


32 





259 






Nr. 




Nr. 


Discriminante 


110 


Involution 


37 


Doppelpunkte der Involution 


37 

1 


— von 5 Punkten 


37 


— homologe 


56 ; Involutor. Geradenverein 


39 


Doppelsecante , homologe 


56 


— Punktreihe 


37 


Durchmesser der Ellipse 


17 


— Punktverein 


39 


— der Hyperbel 


24 


— Stralenbüschel 


37 


— der Parabel 


30 






f 




Kegelschnitte 


113 


Ellipse 


17 


— concentrische 


127 


Excentricität der Ellipse 


21 


— confocale 


128 


— der Hyperbel 


28 Kegelschnlttbüschel 


125 




; Kegelschnittreihe 


125 


Formensystem 


87 


V 




Functioualdeterminante 


72 


Leitcurve der Ellipse 


17 


Function, altemirende 


64 


— der Hyperbel 


23 






Leitlinie der Parabel 


30 


Gerade, Hesse'sche 


49 


Leitpunkt der Ellipse * 


17 


— Steiner'sche 


51 


— der Hyperbel 


23 


— unendlich ferne 


4 


— der Parabel 


30 


Geradenverein , involutorischer 


39 


Leitstralen der Ellipse 


17 


— projectivischer 


46 


— der Hyperbel 


24 


Gesammt-Üeberschiebung 


85 


— der Parabel 


30 


Grad der Covariante 


78 


Lineale Multiplication 


14 






Linie, Pascal'sche 


48 


Harmonie 


36 


Lücke 


8 


Harmonische Centrale 


114 






— Centrum 90. 99. 


105 


Mittelpunkt der Ellipse 


17 


— Pol des Kreises 


55 


— der Hyperbel 


24 


— Pol des Kegelschnitts 


114 


— der Parabel 


30 


— Polare des Kegelschnitts 


115 


Modulus der Transformation 


62 


— Punktreihe 


36 


Multiplication , äussere 


15 


— Stralenbüschel 


36 


— algebraische 


15 


Hauptaze der Hyperbel 


23 


— circuläre 


13 


Hauptzahl des Quotienten 41 


. 42 


— complexe 


15 


Hesse'sche Determinante 


74 


— innere 


15 


— Gerade 


49 


— lineale 


14 


— Punkt 


51 


— symmetrische 


12 


Homologe Punkte 


56 


Multiplicationstheorem d.Determ. 6 1 


— Secanten 


56 






Hyperbel 


23 


Nebenaxe der Hyperbel 


24 






Normale Substitution 


63 


Imaginäre Schnittpunkte 


54 






Inhaltsgleichheit 


43 


Ordnung der Covariante 


78 


Innere Multiplication 


15 


Originalsystem 


62 


Invariante 


79 


Orthogonale Substitution 


63 


^ — absolute 


109 


Orthogonalkreis 


54. 57 





260 






Nr. 




Nr. 


Parabel 


30 


Reciprokalcurve 


121 


Parameter der Ellipse 


20 


Reciprokaldeterminante 


65 


-— der Hyperbel 


27 


Reciproke Substitution 


80 


— der Parabel 


32 


Resultante 68 


. 95 


Pascal'sche Tiinie 


48 


■ 




— Sechaseit 


48 


Scheitel der Parabel 


31 


Perspectivität 


45 


Schnittpunkt , im aginär er 


54 


Perspectivische Punktreihen 


45 


Secante, homologe 


56 


— Stralenbüschel 


45 


Sechseck , ßrianchon'sches 


48 


Pol, harmonischer, des Kreises 


55 


Sechsseit, Pascarsches 


48 


des Kegelschnitts 


114 


Spitzwinklige Hyperbel 


26 


Polare, harmonische, des Kegel- 




Stammform 


87 


schnitts 


115 


Steiner'sche Geraden 


51 


Polarenbüschel 


129 


— Punkte 


49 


Polargleichung der Ellipse 


21 


Stralenbüschel, harmonischer 


36 


— der Hyperbel 


28 


— involutorischer 


37 


— der Parabel 


33 


— ^ perspectivischer 


45 


Polreihe 


129 


— projectivischer 


44 


Potenzlinie 


53 


Stufenzahl der Covariante 


78 


Potenzpunkt 


57 


Stumpfwinklige Hyperbel 


26 


Potenz werth des Quotienten 41 


. 42 


Substitution, orthogonale 


63 


Projectivität 


44 


— reciproke 


80 

r 


Projectivischer Geradenverein 


46 


Substitutionsdeterminante 


62 


— JPunktreihe 


44 


Sylvester's Methode 


69 


— Punkt verein 


46 


Symmetrische Determinante 


64 


— Stralenbüschel 


44 


— Multiplication 


12 


Punkt, Brianchon'scher 


48 






— Hesse'scher 


51 


Tangente der Ellipse 


18 


— homologer 


56 


— der Hyperbel 


25 


— Steiner'scher 


49 


der Parabel 


31 


— unendlich femer 


2 


— gemeinsame, zweier Kreise 


56 


Punktreihe, harmonische 


36 


Tangentialgebilde 


81 


— involutorische 


37 


Theile der Ueberschiebiing 


85 


— perspectivische 


45 


Transformirtes System 


62 


— projectivische 


44 


Tra.n8position 


59 


Punktverein , involutorischer 


39 






— projectivischer 


46 


Ueberschiebung 


84 






Unendlich ferne Geraden 


4 


Quotient 41 


. 42 


— ferne Punkte 


2 






ünterdeterminante 


65 


Radius Vector der Ellipse 


17 






der Hyperbel 


24 


Verwandtschaft 41 


. 42 


der Parabel 


30 






Rechtwinklige Hyperbel 


26 


Zwischenform 


80 



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8 



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